das Mädchen begibt sich zum Baume und teilt mit, was Maria ihr gesagt hat. Bei dem Baume wurde ein kerzengcschmückter Triumphbogen errichtet. (O Aberglauben!)

— Der Hamb. Börscnhallc zufolge fand in der Nacht zum Freitag um 2 Uhr ein Zusammenstoß zweier hintereinander fahren­den Güterzüge bei Boitzenburg statt. Elf Wagen mit Frachtgütern sind total zertrüm­mert. Menschen wurden nicht verletzt. Das Geleise soll für den Personenverkehr bereits wieder frei sein.

— (Die Bewegung der Erde.) Wie der Pariser Figaro berichtet, sollen in Paris in der nächsten Zeit die bekannten Pendel- Experimente, die Foucault einst im Pantheon anstellte und welche auch in der Rotunde in Wien zu sehen waren, in vergrößertem Maßstabc am Eissel-Turm wiederholt werden. Seit einigen Tagen ist von der Mitte der zweiten Plattform ab ein 115 Meter langes Pendel ansgehängt, das bis zu 2 Metern vom Erdboden reicht und eine 96 Kilogramm schwere Stahlscheibe trägt. Prof. Mascart will mit diesem Riesenpcndel die Bewegung der Erde sichtbar darthun.

— Fünfzehn Selbstmordversuche- Eine

Aus gefährlicher Kahn.

Novelle von H. v. Ziegler.

Nachdruck verbaten.

4.

Da fiel des Bauern Hand dröhnend auf den Tisch und er sprach mit lauter, zornbe­bender Stimme: „Du aber, Mathow, hüte Dich vor allen Dingen, nur noch ein solch unehrerbietigeS Wort von unscrm gnädig­sten Herrn Grafen auszusprechen I Ihr möch­tet sonst rascher aus meinem Hause hinauS- fliegen al» Ihr hereingekommen seid."

„Nuu, nun, 's war nicht schlimm ge­meint," stotterte der Knecht, der von dem Zornausbruch des Alten erschreckt war.

„Schweigt still I Ihr wißt nun was ich will; die Sorte von Hetzern und Aufwieg­lern, welche unser Volk verdirbt, soll bei mir keinen Freitisch finden, und wer sich gegen die von Gott verordnet? Obrigkeit anf- lchnt, den soll man in Gottes Namen über den Hausen schießen — und sei's mein eigen Fleisch und Blut "

Eine dumpfe Stille herrschte in dem Zimmer, denn ein Jedes wußte, wem die letzten harten Worte des Bauern galten, Kuno selbst wußte es am besten; aber was er allein sich eingestand, daß sein Vater die Wahrheit so vollständig getrosten, wie er selbst wohl nicht ahnte, das regte Kuno innerlich heftig auf. Hannah beobachtete beklommncn Herzens heimlich ihren Verlob­ten, denn Kuno sah aus, als müsse er im nächsten Augenblick zornig emporjpringen; aber er blieb ruhig sitzen, nur die finstre Falte zwischen seinen Augenbraunen vertiefte sich zusehends.

Da klopfte es laut an die Thür, und gleich darauf trat der Briefträger ins Zimmer.

„Grüß Gotl miteinander!", sagte er gutmütig, „Hab auch heute einen großen Brief für den Kuno. Hier ist er — wird gewiß was gutes darin stehen."

„Wollt Ihr ein Teller Suppe mittessen, Nachbar?" frug der Bauer auf einen Schemel deutend, den Briefträger „werde: auch müde sein von dem weiten Gange."

"' Verantwortlicher stedatteur: Bern

Näherin Namens Helene Wiener hat in Budapest vor wenig Tagen zum fünfzehn- tenmal den Versuch unternommen, sich ihres Lebens gewaltsam zu entledigen. Auch dies­mal hat die Unglückliche ihr Ziel nicht er­reicht. Sie wurde dem Spital übergeben, das sic bald wieder wird verlassen.

— (Ein geschwänzter Mensch.) An einem etwa elfjährigen Knaben, der in das Hospital von Natal, der Hauptstadt von Rio Grande do Norte in Brasilien, wegen eines Geschwürs an der Hacke und auf dem Spann des linken Fußes gebracht wurde hat der behandelnte Arzt T>r. Celso Caldas, wie die „Gazeta do Natal" berichtet, ein seltsames Naturspiel entdeckt. Das Rückgrat dieses Knaben setzt sich nämlich schwanzartig fort. Dieser Fortsatz ringelt sich wie ein richtiger Affenschwanz, und hat schon die Länge von 8 Zoll erreicht; er scheint mit dem sortschreitenden Wachstum des Knaben selber zu wachsen. Der Knabe stammt von gesunden, kräftigen Eltern und ist sonst regel­mäßig gebildet, aufgeweckt und geistig normal entwickelt.

— „Neu-Jerusalem I" — postamtlich anerkannt. Eine in Konstanz unterm 27.

„Danke, danke, Kornmann, ein ander Mal! Muß noch ein ganzes Stück weiter- gehen, bis zum Neuhofbauern droben am Berge. Lebt wohl!"

Der Briefträger ging, und nachdenklich erbrach Kuno das amtliche Schreiben, von dem er nur zu wohl wußte was es enthielt; als er die wenigen Zeilen überflogen, reichte er eS dem Vater hinüber und sagte grollend; „Die hohe Obrigkeit befiehlt, und wir armen Schlucker müssen gehorchen, haha! Ich muß im Herbst zum Militär!"

„Die erste Bemerkung konntest Du sparen," rief der Bauer zornig, „wenn es der König befiehlt, so müssen wir gehorchen, dafür sind wir seine Unterthanen nnd werden von ihm nach Recht und Gesetz regiert."

„Und müssen auch tüchtig Steuern be­zahlen," lachte der Mathow hämisch. „Es ist doch was Herrliches um solch' einen guten Unteithanen wie Ihr seid, Bauer, dem können sie alle Lasten auferlegen, und er sagt doch immer ehrerbietig „Ja" dazu."

„Laß ab von diesen unnützen Reden! Die Obrigkeit ist von Gott eingesetzt, Ma­thow," antwortete feierlich der Alte „und wer sich ihr widersetzt der widerstrebt seinem Gebote; aber ich habe mich mein Lebtag be­müht, ein guter Christ zu sein und will als solcher auch ein gehorsamer Unterthan bleiben bis an mein Lebensende!"

Kuno blickte sinnend auf den Vater, welcher das Sammctkäppchen abgenommen hatte und mit ernstem Vorwurf in Blick und Ton zu dem boshaften Knechte hin­schaute. Der Vater kam Kuno in diesem Augenblicke so ehrwürdig vor und eine innere Stimme sagte ihm, daß der Vater Recht habe, doch der giftige Same, den Mathow schon so lange in KunoS Herzen gesäet, erstickte nicht bei diesem ersten Anlauf und grollend rief er aus: „Nun gut, ich werde unter die Soldaten gehen, vielleicht machen sie es glimpflich mit mir um deinetwillen Vater und lasten mich nach einem Jahre wieder frei."

„Thue Deine Pflicht, Kuno, als Unter­than und als Soldat I Bleib dem Fahnen-

hardHofrnann.) Druck und Verlag van B e

vor. Mts. an einen Herrn in „Neu-Jeru- salem am Main" adressierte Korrespondenz­karte kam, mit dem vom Postbeamten mit Blaustift verseh/neu Vermerk: wohl Frank­furt am Mai» — richtig an ihre Adresse.

.'. (Moderne Kindermädchen.) Mäd­chen : Sie suchen ein Kindermädchen, Ma­dame, und ich wäre vielleicht bereit, die Stelle zu übernehmen, aber bitte, zeigen Sie mir erst ihr Kind. — Frau: Mein Kind? Warum das? — Mädchen: Je nun, ich möchte doch erst wisse» , ob man sich auch damit auf der Straße sehen lassen kann.

.-. (Eine Vernunftheirat) war es, die neulich in einem schlesischen Orte die ver- wittwete Häuslcrsfrau P. und den Arbeiter N. zum Lebensbunde vereinte. Die „Braut" ist 70, der Bräutigam nur 29 Jahre alt. Als einige Nachbarsfrauen die P. fragten, weöhalb sic noch einmal den bedeutsamen Schritt thue, gab sie zur Antwort: „Das Dach von meinem Hause ist schadhaft, und zum Ausbessern brauch ich 'n Mann!"

.'. (Höchster Grad von Bescheidenheit.) Mutter: „Ich sage Ihnen, Herr Assessor, meine Tochter Marie ist so bescheiden, daß sie sich sogar nur mit Veilchen-Seife wäscht!"

cid treu, den Du schwören mußt, und höre nicht auf erbärmliche Verleumder, wenn sic Dir auch noch so lockend Vorsingen."

Als man von Tische aufstand, schlich Mathow dicht bei Knno vorüber, und Nie­mand außer Kuno vernahm seine geflüsterten Worte: „Morgen früh bei Sonnenaufgang an der Rottanne I Dorr wechselt ein Rehbock."

„Kuno," sagte Hannah freundlich zu ihrem Verlobten, „komm doch noch mit mir zum Friedhofe, ich will das Grab Deiner Mutter gießen."

„So spät noch?" frug er unmutig, „kannst es nicht bis morgen lassen?"

„Es ist Mondschein und wir sind in einer halben Stunde wieder hier," beharrte das Mädchen und schritt voran, die Gieß­kanne in der Hand. Schweigend legten sie den Weg zurück, endlich standen sie vor dem von Epheu umsponnenen Grabhügel mit dem schönen Marmorkreuz und jetzt sah Hannah dem jungen Manne voll ins Gesicht.

„Kuno," begann sie traurig, „ich habe mit Dir ein ernstes Wort zu reden und hier wirds besser gehen als unten im Hause."

„Nun, was willst Du von mir?" frug der Angeredcte grollend, „also schon ehe wir am Altäre gestanden, willst Du mir eine Gardinenpredigt halten. Meinst Du ich ließe mich maßregeln? Ni», Da irrst Du gewaltig."

„Daß Du mich nickt stiebst. Kuno, wie ein andrer Bräutigam seine Braut, weiß ich," fuhr sie gelassen fort, aber solche Zu­rücksetzung wie in den letzten Wochen habe ich nicht um Dich verdient und weiß auch woher sie stammt.

„Was soll das heißen ?" fuhr er zornig auf, „Du machst cs wohl wie der Vater und lad'st alles auf einen Sündenbock."

(Fortsctzung folgt.)

Merk's.

Der du dich vor den Menschen scheust, Weil fast den Armen gleich du bist,

Sage mir, wie oft du dich freust,

Und ich sag' dir, wie reich du bist.

rnhard Hosmann in Wildbad,