dieses Insekt in den Gemeinden Bingen, Büdesheim und Ockenheim ein Schaden von 80,000 bis 100,000 angcrichtet wor­den ist.

Berlin, 11. Okt. Wie verlautet, wird, die Vermählung des Prinzen von Schaum­burg-Lippe und der Prinzessin Viktoria am 20. November staltfinden. Die Hochzeitsreise wird das Paar nach Indien unternehmen und im März kommenden Jahres in Bonn zu dauerndem Aufenthalt cintreffen.

Berlin, 14. Okt. DerNordd. 'Allg. Ztg." zufolge hat der Oberbürgermeister Frockcnbeck die Bürgermeister aller deutschen Städte von über 50,000 Einwohnern zu einer Versammlung nach Berlin eingeladen, um über die Beteiligung dieser Städte an den Ovationen für Moltke zu beschlichen.

In Berlin hat sich die 37jährige Näherin Marie Wendler, Gitschincrstraße 61 wohnhaft, in etnem Wassereimer ertränkt, indem sic vor demselben niederkniete und den Kopf hineinstcckte. Sie war schon lange lungenleidend, und in letzter Zeit hatte sich das Leiden wesentlich verschlimmert.

München, 15. Okt. Der Prinzregent bestätigt das Todesurteil für den Raubmör­der Eichncr. Seine Hinrichtung wäre die dritte binnen 4 Monaten.

Mainz, 14. Okt. Gestern nachmittag hat sich in der Prinz Karl Kaserne ein be­dauerlicher Unglücksfall zugetiagen; der Sohn eine- hiesigen Wirtes Namens M. wurde vor einigen Tagen zur Reserve eingezogen, derselbe war früher Bierbrauer und besuchte gestern seine früheren Kollegen in einer Brauerei, dabei trank er etwas über den Durst und fiel, als er in der Kaserne an­gekommen war, zum dritten Stockwerk des Fensters hinaus auf die Straße. Der Un­glückliche war auf der Stelle tot.

Fürst Bismarck hat sein Wort der Hamburger Schützengesellschaft gegenüber ein- gelöst. Er sandte als Erinnerung an die Tage deS Schützenfestes im September der Gesellschaft ein prächtiges Trinkhorn mit seinem Wappen und Widmung. Das vom 2- Oktober datierte Begleitschreiben besagt: In Erinnerung an meine freundliche Auf­nahme bei dem Publikum und der Gilde in Dornholzhausen Urlaube ich mir die Bitte, den beifolgenden Becher sür die altbewährte Hamburger Schützengildc anzunehmen und den Geräten derselben einzuverleibcn.

gez. v. Bismarck."

Hildbnrghausen, 10. Oktbr. Die hier erscheinendeDorfzeitung" erinnert sich bei dem jetz gen Fleischmangel und der damit verbundenen Fleischtheuerung eines amüsan­ten Vorkommnisses aus einer früheren Zeit, in der ebenfalls das Schlachtvieh selten ge­worden war. Ein populärer Fürst, so er­zählt sie, begegnete damals auf seinem Spa­ziergang seinem Hofmetzger, unterhielt sich mit ihm und bedauerte dabei, daß das Och­senfleisch jetzt immer seltener zu werden scheine. Der biedere Hofmetzger entgegncte darauf:Durchlaucht, so lange wir beide leben, giebt cs Ochsen genug!" Es war dies derselbe wackere Bürgersmann, der bei seiner goldenen Hochzeit, den Besuch seines glückwünschenden Landesherrn empfing. Als der Fürst sich bald wieder entfernen wollte, meinte der Jubelbräutigam in seliger Ge­mütlichkeit:Ach bleiben Sie doch noch ein

Bischen, Durchlaucht haben ja weiter nichts zu versäumen!"

Bonn, 11. Okt. Ein recht beklagens­werter Unfall hat sich vorgestern hiersclbst zugetragcn. Morgens traf ein Küster aus Köln hier ein, um seinen am 1. d. M. bei den hiesig-u Husaren eingetretenen Sohn zu besuchen. Zuerst erwirkte er für denselben einen Urlaub sür einige Stunden und begab sich daun in die Reitbahn, um den Sohn zu begrüßen bezw. denselben abzuholen. Eben hatte er die Bahn betreten, als der Sohn vom Pferde stürzte und zwar so un­glücklich, daß er das Genick brach und ver­schied, ohne seinen Vater erkannt zu haben. Der Jammer deS unglücklichen alten Man­nes war herzzerreißend.

Olhemhan, 11. Okt. Bei Gelegenheit des Kirchweihfestes in Brandau ist in der Nacht auf dem Friedhofe zu Böhmisch-Grüu- thal ein empörender Unfug getrieben wor­den. Gefühllose Menschen haben die gut verschlossenen Thüren der dortigen Kapelle mit größter Gewalt aufgesprengt, die auf dem Altar stehenden zinnernen Leuchter zerstört, die Wachskerzen gestohlen, wie die in der Kapelle aufbewahrten wertvollen Kränze und Palmenzweige herumgeworfen und mit Füßen zertreten. Dann haben sie ihre Zerstörungs­wut au dem schönen Grießelschen Grab- monument ausgeübt, der an demseben ange­brachten Mutter Gottes und dem Christus­kinde die Köpfe abgeschlagen, die Statue her­abgestürzt und Denkmalsverzierungen (Vasen) abgebrochen.

Zu Dunmow (England, City Che­ster) fand vor einigen Tagen eine außerge­wöhnliche Hochzeit statt. Zwei Brüder hei­rateten am Vormittag zwei Schwestern, und am Nachmittag heiratete der Vater der Schwe­stern die Mutter der Brüder.

Mehrere Pariser Zeitungen melden, der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch sei während der Manöver in Volhynien plötz­lich von einer Geisteskrankheit befallen und von Mitgliedern der kaiserlichen Familie nach dem Gute des Generals Martinow ge- schaft worden. Die Aerzte hätten die Hoff­nung auf Wiedcrgenesung aufgegeben.

SchicksccLswege.

Novelle von Th. Hemsiel.

Nachdruck verboten.

18.

Als der Frühling dem rauhen Winter die Herrschaft abgerungen, Eis und Schnee geschmolzen waren und frisches Grün die Erde ausis Neue schmückte, da lehnte Frau Walther eines Tages an einem der hohen Fenster des Schlosses und schaute un­verwandt hinunter in das Thal. Ihr Haar war schneeweiß geworden und ihr gutes, altes Gesicht noch schmäler als sonst. Sie hatte viel Sorge gehabt in der letzten Zeit um ihren Pflegesohn, er hatte sich vollständig verwandelt, mar immer so müde und traurig und als er dann wieder abreiste, da nahm er von ihr Abschied, als sei es auf immer. Daun kamen seltene und kurze Briefe, und endlich blieben sie ganz aus. Das Weih­nachtsfest nahte heran, sie wußte nicht, ob er heimkehren werde, endlich erhielt sie von ihm eine Nachricht, welche sie furchtbar er­regte.

Ich bin glückselig, liebes Mütterchen,"

schrieb er, wie durch ein Wunder habe ich sie wiedcrgefunden, nun ist sie mein und soll mir nie wieder entfliehen. Sie war schwer erkrankt, meine süße Rose, nun aber blüht sie in voller Gesundheit wieder auf. Dann werden wir ein glückliches Paar und gehen nach dem Süden, dort soll sich mein Lieb­ling vollständig erholen, das WeihnachtsfesC gedenken wir in Rom zu feiern, im Früh­ling aber kehren wir heim, dann müssen Sie sich mit uns unseres Glückes freuen."

Wie gern wollte Frau Walther dies thun, aber brachte er wirklich das Glück heim aus der Ferne, konnte seine Rosa wirklich Rosa Mathias sein ? War cs möglich, daß Rosa's Haß nnd ihre Furcht vor ihm sich so schnell in Liebe verwandelt? So that sie tausend Fragen und fand doch auf keine die Ant­wort, sondern mußte in Geduld ausharrcn bis die Rückkehr deS Schloßheirn vielleicht das Rätsel löste.

Alles war zum Empfange des jungen Paares auf das Festlichste vorbereitet. Heule wurden sie erwartet; längst schon war der Wagen zur Bahn gefahren und wahrhaftig, da kam er wieder im Thale herauf. Sv schnell, als die altenjFüße eS erlaubten, stieg Frau Walther die hohen Stufen hinab. Aber war diese schöne, blühende Frau, welche der Graf mit Stolz aus dem Wagen hob, und welche so glückstrahlend zu ihm auffchaute, wirklich Rosa Mathias? Ja, sie war es. Mit Freudenlhränen schlang sie die Arme fest um Frau Walther, der Graf aber rief in freudigem Uebermut:

Nun Mütterchen, da kommen Ihre Pflegekinder endlich heim. Wollen Sie uns unter Ihre gütige Obhut nehmen?Und wollen Sie mir verzeihen ?" fügte Roso hin­zu,daß ich Sie früher oft gekränkt und beleidigt durch meine Schroffheit und Bitter­keit, und können sie sich entschließen, mich ein wenig lieb zu haben, ich habe ja noch nie die Zärtlichkeit einer Mutter empfunden."

Ach, wie gern verzieh Frau Walther alles und nahm die junge Frau warm an ihr Herz, als sie sah, wie glücklich sich der Graf in ihrem Besitz fühlte.

W>e demütig Rosa jetzt inmitten sihres reichen Glückes ihr stolzes Haupt senkte I Der Abend dämmerte hernieder. An ihres Gatten Schulter gelehnt, stand Rosa auf dem Balkon. Sie beobachteten das Scheiden der Sonne..

Welch schöne Heimat habe ich bei Dir gefunden, Du edler Mann," flüsterte sie ihm zu,wie lieb ist mir das Schloß geworden, welches ich einst fürchtete. Du hattest nur zu recht, als Du mir provezeitest, mein stolzes Selbstvertrauen würde noch Schiffbruch lei­den und ich würde mich nach Schutz sehnen. Du bist mein Retter geworden, an Deinem Arm will ich mich fest Hallen, an Deinem Herzen stets meine Zuflucht suchen."

Und in diesem Herzen will ich Dich tragen, mein Weib, und mit diesen Armen Dich schützen als den höchsten Schatz, den Gott mir anvertraut.

Ende.

Sebaldus-Lotterie, Nürnberg.

Die Ziehung ist wegen nicht vollständigem Losabsatz auf den 20. Januar 1891 verlegt worden.

Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wldbad.

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V«j«ntwortlicher Redakteur: Bernhard Hosmann.)