Hiesiges.
Wildbad, 14. Okt. Bei dem gestern stattgehabten ersten Aufstreich des „HoielFrey" hier wurden für das Hotel, nebst Einrichtung, Remise c!c., von Herr A. Roth hier 150,000 ^ geboten. Die übrige Liegenschaft wurde teils von Herrn E. Wetzel z. K- Bathotel teils von anderen Bürgern um ungefähr die Hälfte deS Anschlags ersteigert. Voraussichtlich dürften jedoch höhere Angebote »och erfolgen, so daß gesetzmäßig ei» zweiter Verkauf folgen wird.
R nn d s ch a n.
Feucrbach, 11. Okt. Auf dem Kar- tofselfeide wurde gestern durch Feldarbeiten ein Hansen von Kartosfelstengeln angezündet. Dabei geriet das 6jährige Kind eines Arbeiters aus Berg den Flammen zu nahe und alsbald standen feine Kleider in Flammen. DaS Kind soll inzwischen den dabei erlittenen Brandwunden erlegen sein.
Thailstngen, OA. Balingen, 12. Okt. Gestern nachmittag brach hier ein Brand ans, dem 4 eng zusammengebaute Wohngebäude zum Opfer fielen. Erheblich beschädigt wurde auch die Trikotagenfabrik des Balthas Bitzer. Die Wafsirträgeriunen hatten bei der Löscharbeit das jWasser von der ziemlich weit entfernten Schmiecha bis zur späteren Abendstunde herbeizuschasfen. Der Brand soll durch Kinder verursacht worden sein.
Winnenden, 10. Okt. Einen frühen Tod erlit der N.-Ztg. zufolge eiu hier in Arbeit gestandener Gerbergeselle. Derselbe wurde während der Arbeit von einem Insekt ins Gesicht gestochen, welches in kurzer Zeit stark anschwoll und brennende Schmerzen verursachte. Der zu Hilfe gerufene Arzt konstatierte Blutvergiftung, deren Folge» denn auch der kräftige Mann nach zweitägigem schwerem Leiden erlag.
Blaubeuren, 9. Okt. In Schelklingen ist dem Blaumann zufolge gestern nachmittag Zimmermeister Tamr Braun durch einen Sturz von einem Hanse so schwer verunglückt, daß er kurz darauf eine Leiche war. Der Verunglückte war an einem Gebäude mit Ausrichten eines Mansardenstockes beschäftigt, als er ausglitt und auf die Straße hinabstürzte,
— Wie zufällig entdeckt wurde, verbrachte der Hausknecht eines Manufaktur- Warengeschäftes in UllN Pakete ans dem Geschäfte in seine Wohnung. Bei einer vor- gcnomm.nen Diuchjnchung eines Handkoffers, welchen die Fron d.S Hausknechts zu ihren in Torndorf, OA. Lanpheim, wohnenden Eltern bringen wollte, fand sich eine größere Anzahl Waren vor, welche aus dem Geschäft stammten. In der Wohnung des Verdächtigen wurden noch weitere Waren im Wcrlbelrag von über 300 -//kl vorgefunden. Der Dieb ist festgenommen.
München, 10. Okt. Im hiesigen Hofbräuhanse wurden am Sonntag 160 Hektoliter Bier verzapft, was noch kaum dagewesen sein dürfte.
Berlin, 11. Oktbr. An dem gestrigen Essen bei dem Kaiserpaar im neue» Palais in Potsdam nahmen Prinz Wilhelm ton Württemberg und der württ. Gesandte von Moser teil; im Ganzen waren es 26 Gedecke. Prinz Wilhelm begleitet die Majestäten heute nach Hubertusstock zu den Jagden.
Potsdam, 11. Okt. Prinz Wilhelm v.
Württemberg fuhr gestern lOchlhr 16 Min. nach Magdeburg ob; ans dem Bahnhöfe war das Offizierlvtps deS Lnbgardkhusaren- regiments, an der Spitze der Oberst des Regiments, anwesend.
Berlin, 11. Okt. Das Abschiedsgesuch des kommandierende» Generals v. AlvenS- lebcn ist jetzt bewilligt worden. Der Nachfolger wird Generalieutenant v. Wölkern.
— Ans Charlottenburg wurde kürzlich von einem Doppclselbstmord berichtet, welchen der Feldwebel Brückner und sein Freund Sigmanowsky begangen haben sollten. Es haben sich inzwischen mehrere Anhaltspunkte dafür ergeben, daß Brückner keinen Selbstmord begangen hat, sondern von S., einem verkommenen, arbeitsscheuen Gesellen, der sich an jenen gemacht hatte, um möglichst viel ans ihm hcrausznpresftn, ermordet worden ist. Wahrscheinlich hatte B. den ihm mehr und mehr lästig fallenden S. abzuschütteln versucht, und aus Rachsucht hat ihn dieser, der ein exaltierter und nicht ganz in geistigem Gleichmaß befindlicher Bursche war, erschossen und dann, da er keinen Ausweg für sich sah, sich selbst das Leben genommen. Hie- für spricht auch der Umstand, daß B- zwei Wunden in der Schläfe hatte, von denen jede schon derart war, daß er wahrscheinlich nach dem ersten Schuß das Bewußtsein verloren haben muß, also einen zweiten Schuß gar nicht mehr hätte obfeuern können.
— Dnrchgegangener Börsianer. Ein Berliner Lokal-Korrespondent meldet das plötzliche Verschwinden des in weiteren Kreisen bekannten Kaufmanns und Börsenbe- snchers C. aus der Krausnickstraße. Derselbe war früher Buchhalter in einer Bank, hatte vor etwa einem halben Jahr die Tochter eines reichen Rentiers als Gattin heim- geführt und hierbei eine Mitgift von 40,000 Mark erhalte». Der junge Ehemann scheint aber die bedeutende Summe zur jDeckung von Schulden benutzt zu Haben, denn am vorigen Ultimo hat er bereits 90,000 Mark in Differenzen zu zahlen, für die keine Deckung vorhanden war. Seit Anfang dieses Monats ist C. spurlos verschwunden, doch ist nicht anzunehmen, daß er sich das Leben genommen habe, weil eine Dame, die bislang in Friedrichshagen lebte, und zu welcher C. „Beziehungen" gehabt haben soll, gleichfalls seit dem Verschwinden des Börsianers spurlos „verduftet" ist. Die bedauernswerte junge Frau ist zu ihrer !Fa« milie zurückgckehrt.
— Ein schauerliches Ehebruch-Drama hat sich in Bornheim bei Bonn zugetragen. Ein dort wohnhafter Ehemann, Vater von 5 Kinder, war zu einer jungen Witwe in nähere Beziehungen getreten. Da dieses Verhältnis nicht ohne Folgen geblieben war, kam der bisher unbescholtene Mann auf den fürchterlichen Gedanken, die Witwe zu ermorden. Zn diesem Zwecke lockte er sie abends ins Freie- und siel mit einem Messer über sie her. Es entstand ein entsetzliches Ringen; obgleich der 23jährigen kräftigen Frau mehrere Sehnen sowie die Kehle halb durchschnitten wurden, wehrte sie sich gewaltig, woraus der Verbrecher das Messer fahren ließ, einen Revolver zog und seinem Opfer noch drei Kugel» in den Leib jagte. Der Mörder wurde alsbald verhaftet.
— Von einem wütenden Stier gespießt. Ein schrecklicher Unglücksfall wird aus Dänemark gemeldet. Der Hofbesitzer JenS Mik-
kelsen in Thistedfeld wollte Abends im Stalle eine» Stier, der sich loSgerissen hatte, wieder festbinde», wobei ihm seine Frau behülf- lich war. Dabei griff das wüthende Tier beide mit wildem Gebrüll an. Als der Mikkelsensche Sohn dies vernahm, eilte er nach dem Stalle, durfte sich aber nicht hin- einwagen und mußteein Gewehr holen, um das rasende Tier zu erschießen. Allein als ihm dies geglückt war, befanden sich seine alten Eltern bereits in einem so schrecklichen Zustande, daß sie noch in derselben Nacht verstürben.
— Der Grenzwächtcr Zühlke in Mctcral bei Münster i. Elf., der früher einmal wahnsinnig war, hat in vergangener Nacht seine Frau und seine zwei Kinder durch Beil- Hiebe gelötet. Im Kopfe des jüngsten Kindes stak noch daö Beil. Wie es heißt, batte er die That ans Vcrzwcistung über seine Dienstentlassung vollbracht. Zühlke hat sich selbst dem Colmarcr Landgericht gestellt.
— Der geprellte Kistenreisende. Der Damenschneider Hermann Zeitung, dessen sonderbare Reise nach Paris als Frachtgut in Wien und der französischen Hauptstadt erkleckliches Aufsehen erregte ist nun trotz seiner erfinderische» Begabung das Opfer eines englischen Gauners geworden. Ein Telegramm eines Londoner Korrespondenten meidet dem „Jll. W. Extrabl." über Zeitung'S allerneustes Mißgeschick Folgendes: „Hermann Zeitung schloß kürzlich mit einem Engländer eine Wette auf 500 ^ ab, er werde von Berlin in einer Kiste nach London ab- reisen. Die Reise fand wohl statt, aber als Zeitung nach der Ankunft des Dampfers in London der Kiste entstieg, machte er die unliebsame Entdeckung, daß sein Begleiter, der ihn in die Kiste verpackt hatte, samt seinen Sachen spurlos verschwunden war. Da Zeitung obendrein die gewonnenen 500 Mark nicht, erhielt, fand er sich in London nahezu mittellos und will sich hier mit seiner Kiste gleichfalls sehen lassen." Hoffentlich wird ihm die Neugierde des Londoner Publikums für ,'den erlittenen Verlust reichlichst entschädigen.
-- In Bremen hat am 10. ds. laut M. Allg. Ztg. eine Fenerbrnnst 13 Häuser zerstört. Ebensoviele arme Familien wurden obdachlos.
— Der berühmteste Räuber und Mörder Amerikas, für dessen Gefangennahme verschiedene Eisenbahngesellschaften eine Belohnung von zusammen 7500 Dollars ausgesetzt halten, BurrowS, ist kürzlich in einem Farmcrhaus zu Alabama von Negern gefangen worden. Von Polizisten wurde er darauf gefesselt und in das Gefängnis nach Linden gebracht, wo er von zwei Männern bewacht wurde. Durch eine List gelang es Burrows am andem Morgen, in den.Besitz seiner zwei Revolver zu kommen, die er sofort auf seine Wächter richtete, welche er so zwang, ihn der Fesseln zu entledigen. Er wandte sich nunmehr gegen den im anstoßenden Zimmern befindlichen Depuly Sheriff Carter, dem Burrows Geld übergeben worden war. Carter ergriff seine Pistolen und begann auf den Verbrecher-zu feuern, der seinerseits ebenfalls mehrere Schüsse abgab. Später fand man Burrows tot, Carter mit einem wahrscheinlich tötlichen Schuß in der Lunge und den einen der Wächter mit einer Wunde in der Schulter. Bur- rowS war der Führer bei den bcdeutesten