das Feld räumen. Der angerichtete Scha­den bcläust sich auf 500,000 Dollars.

Verschiedenes.

(Ein Glückskind.) Ein Arzt aus Darmstadt kam in der vorigen Woche zu dem hiesigen Wagenbauer Kunkel, um bei demselben einen Wogen zu kaufen, der ihm ganz besonders gefiel. Der Wagenbauer bedeutete dem Herrn jedock, daß der Wagen bereits von der PferdeLvtteric-Kommisston angekauft worden sei. Mit der Hoffnung, daß er ja auch im Besitze einiger Lose sei, entfernte sich der Doktor. Wer aber be­schreibt sein Erstaunen, als man ihm nach der Ziehung mitieilte, daß er nichi allein den betreffenden Wagen, sondern auch das dazu gehörige Gespann, Geschirr, Peitsche u. s. w. gewonnen hatte. Seclenvcrgnügt nahm er seinen Gewinn in Empfang und fuhr heute morgen nach Darmstadt ab.

(Auch ein Marlin Luther ) Daß ein Gastwirt sein RestanrantZur Wart­burg" nennt, ist nichts Außergewöhnliches. Daß aber derselbe Gastwirt genau den Namen des Reformators Martin Luther trägt, ist auffallend. Und nicht wenig stolz

Schickseltswege.

Novelle von Th. Hempel

Nachdruck verboten.

12 .

Drei Damen traten ein, von denen sie nur die alte Gräfin Salten kannte. Diese hatte mit ihrer Schwiegertochter und Gräfin Dorothea, welche als Gäste bei ihr weilten, eine Spazierfahrt nach Graf Arweds Be­sitzung unternommen. D-u Damen hatte sich eine alte Person angeschlossen, welche das Gnadenbrot im Hanse erhielt. Eigent­lich im Garten beschäftigt, fand sie es weit angenehmer, in den inneren Räumen um- hcrzuschleichen, zu horchen, zn spionieren und Klätschercicn anznzetteln. Die Dienerschaft trieb ihren Spott mit ihr, hatte aber auch durch ihre gehässigen Klatschereien oft Ver­druß.

»2°, ja, meine Damen," redete sie die drei Fremden mit mißtönender Stimme au, der Herr ist seit lange auf Reisen. Aber ich denke, er kehrt bald zurück," setzte sie geheimnisvoll hinzu und fuhr höhnisch lochend fort:Die Rose ist nach langer Zeit ja auch heimgekehrt, sie wird schon wissen warum. Man nennt sie des Herrn Grafe» Mündel, er hat ja auch lange für sie gesorgt, nun ist sie groß und hübsch geworden, und furcht­bar, klug soll sie auch sein, sie wird den Herrn schon zu umgarnen wissen, ich glanbe nicht, daß er sie zur Frau Gräfin macht, nein bewahre, zu seiner Freundin, wie es die vornehmen Leute wohl heißen."

Die alte Gräfin vergaß ihre Würde so­weit, daß sie das böse Geschöpf noch frug: Ist das des verstorbenen Kohlenbrenners Dirne, welche sich noch immer hier herum- treibt?"

»Ich ja, gnädige Frau, das löse Kind, welches nun eine Dame geworden und es herrlich versteht, von oben herabzusehen. Aber sie bleibt doch des bösen Matthias Tochter, deö Schlechtesten im ganzen Um­kreis. Mag sie auch den Herrn Grafen jetzt mit ihren glatten Wangen bestechen, 's wird nicht lange dauer n."

Äkrsnlwsrtiichkr Redakteur: Hern

ist der Mann auf sein Wirtshausschild, das ü> er dem Eingang des Lokals Brüderstraße 26 zu Berlin prangt und in großen Lettern verkündet:Zur Wartburg von Martin Luther".

(Individuelle Empfindung.) Lieute­nant:Bukett besorgt?" Bursche:Zu Befehl, Herr Lieutenant . . . Das Fräulein hat auch gelächelt!" Lieutenant:Wie geläckelt? . . . Was war'S für eine Art von Lächeln?" Bursche:Ungefähr so, Herr Lieutenant, wie man bei fünf Mark Trinkgeld lächelt."

Ein poetisches Dienstzeugnis wurde in Heldrnngen in Thüringen von einem dor­tigen Bauerngutsbcsttzer einem abgehenden Knechte in folgender Form ausgestellt. Inhaber dessen war ehrlich und treu, Und nickt zu vergessen auch ruhig dabei, Moralisch, gebildet, tugendhaft,

Ein Feind vor Branntwein, musterhaft; Fort ist er gegangen ans eigenem Willen, Mehr Lohn zu empfangen, den Beutel zu füllen."

(Ein Protz.) Der Großbauer Michel ist zu Beginn des Erntedankfestes in seinem Kirchenstuhl sanft eingenickt. Neben ihm sitzt

Hohnlächelnd entfernte sich jetzt die Alte, nachdem sie sich noch überzeugt hatte, daß Rosa von den Damen unbemerkt ihre Ver­leumdung hatte anhören müssen.

Diese stand nun plötzlich vor der Grä­fin, bleich vor Zorn und Entsetzen. Mit bebender Stimme begann sie:

Frau Gräfin, daß sie auf baö Ge­schwätz einer Irrsinnigen hörten, ist mir nur verächtlich, aber sie haben mich eine Dirne, ein elendes Geschöpf geheißen, das ist eine Infamie. Sie wissen nichts Schlechtes von mir. Sic bleiben hier," fuhr sie erregt fort, als die Dame Miene machte, sich rasch zu entfernen,erst muß ich Ihren noch sagen, daß ich ein ehrliches Mädchen bin, welches sich redlich sein Brot erwirbt. Durch die Güte des Herrn Grafen erhielt ich eine Bild­ung, welche mir selbstständig durch das Le­ben zu gehen erlaubt, der Herr Graf ge­stattete mir, in seiner Abwesenheit zu kur­zem Besuch hieher zu kommen, wie meine treue Pflegerin es wünschte. Niemand kann mir einen Vorwurf daraus machen, es wird lrotzd.m nie wieder geschehen. Meine Ehie ist mir zu heilig, nicht der kleinste Schatten darf darauf ruhen, ich bin arm und einsam, nichts ist mein in der Welt als mein guter Ruf, ich will ihn wahren. Möge Gott Ihnen vergeben, daß Sie meinen armen Vater schmähten, er war unglücklich aber nicht schlecht, dies kann Ihnen Graf Sal­ten bestätigen, welcher ihm die müden Augen zudrückte. Wenn auch an ihrem Horizont dereinst sich Wolke» aufthürmen, Frau Grä­fin," fuhr sie in immer heftigerem Tone fori, während die alte Dame den Blick zu Boren senkte,wenn auch Ihnen das Schick­sal noch Prüfungen auferlegt hat, wenn der­einst in ihrer Sterbestunde Ihr Hochmut zu- sammensinkl in bangem Zagen, dann denken Sie daran, was Sie einer armen Waise zugefügt haben, dann möge der himmlische Vater sich Ihrer erbarmen. Nun habe ich Ihnen nichts mehr zu sagen und gebe Ihnen den Weg frei," fügte Rosa zurückwetend hinzu.

Die alte Gräfin entfernte sich schleunigst,

haroHofman n.) Druck und Verlag von B k

der Kleinbauer Girgel, der bei Anstimmung des Kanzclvcrsts aus voller Kraft seiner Lungen andächtig mitsingt. Der Großbauer erwacht, stößt verdrießlich seinen Nachbar an und sagt ärgerlich:Tu, wegen Deinem halben Acker Gerste brauchst nicht so e' Ge- plär zu machen.

.'. (Der kluge Jakob.) Lehrer:Jakob, wie wirst Du es machen, um mit Deiner Schwester gleich zu teilen, wenn Du unter einem Baum drei Aepfel liegen stehst, und Du dieselben nehmen darfst? Jakob: No b'halt i zwoi for mi, und gieb meiner Kathre'n oin." Lehrer:Nein, das ist nicht richtig, Du mußt so teilen, daß jedes von euch beiden gleich viel bekommt. Ja­kob :Dann werfi i no »' runter.

.-. l Moderne Dienstmädchen.) Wilhelm: Na, Guste, warum ziehst De denn schon wieder? War denn Deine Herrschaft nicht jui?"Jut war se schon, aber nich dumm jenng."

.'. (Ein Pantoffelheld.) Arzt:Soll ich Ihnen lieber Pillen oder Tropfen ver­schreiben ?" Patient (zu seiner Gattin): Liebe Amalie, was ist dir am angenehm­sten ?"

gefolgt von ihren Verwandten, welche stumme Zeugen dieser aufregenden Scene gewesen.

Rosa fühlte sich plötzlich mit warmem Druck an der Hand genommen, Gräfin Do­rothea war noch einmal zurückgekehrt und sagte:Sie thun mir innig leid, ich glaube Ihren Worten und bin fest überzeugt, daß Sie ein braves Mädchen sind, Gott sei mit Ihnen I" Und schnell mar sie verschwunden.

Nachdem Rosa einige Minuten noch wie im Traume gestanden, raffte sie sich auf, eilte nach ihrem Zimmer, packte schnell ihre wenigen Habseligkeiten zusammen, schrieb noch einige Zeilen an Frau Walther und schritt flüchtigen Fußes über die Schwelle. Noch einmal blieb sie am Wege stehen und und blickte zurück und flüsterte leise:Leb wohl auf ewig, Du meine Heimat, nie werde ich wieder zurückkehren um meinet- und auch um stinetwillen. Rasch schritt sie vorwärts, mehrere Wanderburschen zogen desselben Weges, sie sangen ein altes Volkslied:Wenn Leute auseinandergchen, so sagen sie: Auf Wiedersehn!" klang's ihr in'S Ohr. Für Rosen gab es kein Wiedersehen.

Graf Salten, der sich auf Reise» be­fand, hatte in dem elegavten Salon eines großen Hotels Platz genommen und las Zeitungen, als der Diner ihm mehrere Brise überbrachte. Der eine von Dr. Brand schien in der größten Bestürzung geschrieben. Er teilte dem Grafen mit, daß Rosa von einem Aufenthalt bei Frau Walther früher, als cs erst ihre Absicht gewesen, zurückgekehrt sei, sich in seinem Hause nur wenige Stun­den aufgehaltc» habe, um ihre Sachen zu ordnen, während er mit den Seinen einen Ferienancflng unternommen, und unter Zu­rücklassung eines kurzen Briests, welchen er beifüge, spurlos verschwunden sei. Alle Nachforschungen hätten nicht zu einem Re­sultat geführt, allerdings habe Rosa bis zu seiner Rückkehr mehrere Tage Zeit gehabt zu ihrer Entfernung.

(Fortsetzung folgt.)

rnhard Hofmann r, Wildbad.