Hiesiges.
Wildbad, 15. Sept. Letzten Samstag abend fand zu Ehren Dr. Peters ein Fackelzug statt, an welchem sich der Krieger- und Militärderein, sowie der Liederkranz beteiligten und welchem die Fenerwehrmustk voranging. Dr. Peters stand auf dem Balkon des Hotels Klumpp und nahm Von dort ans die Huldigung enlgegcn. Dr. Hauß- mann hielt eine Ansprache und feierte in derselben den kühnen, mutigen Afrikarcistirden. In das von ihm ansgebrachte Hoch stimmten alle Anwesenden kräftig ein. Tr. Peters dankte und versprach, auch ferner mit neuem Mut sich dem Dienste der Kolonial- arbcitcn z»'widmen, und brachte ein Hoch ans das „Deutschtum" aus. Der Lieder- kranz trug einige Lieder u. a. „DaS treue deutsche Herz", vor. Die Ovation mit Fackeln und farbigen Lampions machte einen herrlichen Eindruck. Nachher fand wiederum Bankett im unteren Saale des Badhotels unter Mitwirkung der vollzähligen Kurkapelle statt, wobei Dr. Peters wiederholt vom Vorstand des Knegerwreins, (Rud. Schweizer) in dessen Mitte sich derselbe niedergelassen hatte, gefeiert wurde. Der mutige Reisende war sichtlich erfreut und dankte den Vereinen. Gestern mittag erfolgte seine Abreise. Voraussichtlich bleibt er den Winter über in Berlin.
Rundschau.
Waldenbuch, 13. Sept. Heute verunglückte ein 18jähriger Knecht Namens Horrer beim Entführen von Oehmd. An einer abschüssigen Stelle des Weges hielten die Pferde den hockgeladenen Wagen nicht mehr an. Der Knecht, der die Pferde aufhalten wollte, geriet dabei so unglücklich unter den Wagen, daß sei» Zustand ein besorgniserregender ist.
Eglosheim bei Ludwigsburg, 14. Sept. Der frühere Pfarrer G. von hier, der seit seiner Pensionierung in Ludwigsburg lebt, entfernte sich gestern nachmittag aus seiner Wohnung ohne über Nacht wieder nach Hause zu kommen. Heute nachmittag wurde der Unglückliche, an dem in letzter Zeit vielfach Spuren von Geistesstörung bemerkt wurden, erschossen im Galonwald ausgefunden.
— Der beim Brandfalle in der L. Ne- binger'schen Lederfabrik in Backnang durch die Gebäuoebrandversicherungsanstalt zu vergütende Schaden beläuft sich auf 120 625 Mark; der Mobiliarverlust ist auf 136 160 Mark abgesckätzt worden.
Giengen a. B , 11. Sept. Heute konnte endlich die Ausscheidung des Kirchenvermögeus definitiv vollzogen werden. Die Kirche erhält außer de» Gebäulichkeiten 140,000-/E bar Geld. Den Verhandlungen wohnten auch Oberkonsistorialrat Krasft von Stuttgart, Oberamtmanu Filser und Dekan Landen- berger von Heidenheim an. Die Ausscheidung hatte deshalb so große Schwierigkeiten, weil sämtliche Urkunden, die zu Grund gelegt hätten werden können, 1634 im großen Brande der Stadt vernichtet wurden.
Kappel, OA. Ravensburg, 12. Sept. Gestern vormittag zwischen 9 und 10 Uhr sah man die ledige 54 Jahre alte, etwas geistesschwache Agathe Bosch in Rußmaier, hiesiger Gemeinde, mit brennenden Kleidern aus dem Hause ihres Bruders springen; dieselbe wälzte sich vor Schmerzen ans der Straße. Elisabetha Keller von da sprang hinzu und schüttete mehrere Kübel
voll Wasser auf dieselbe; aber die Unglückliche halte schon so starke Brandwunden erhalten, daß sie innerhalb 5 Stunden denselben erlag. Wie sich herausstelltc, wollte die Bosch auf dem Herde ein Frühstück auf- wärmen und kam dabei dem Feuer zu nahe, wodurch ihre Kleider Feuer fingen.
Ulm, 14. Sept. Das 13jährige Söhn- chen des Kaufmanns Hermann Barchet hier hat gestern auf bedauerliche Weise sein Leben eingebüßt. Der Knabe war in dem Garten seines Vaters auf ein kleineres Bäumchen geklettert, um Obst zu brechen, siel aber von demselben herunter und so unglücklich in einen Pfahl hinein, daß er an den erlittenen Verletzungen gestorben ist.
Saulgau, 13. Seplbr. In Günzkofen wurde ein 80 Jahre alter Mann unter seinem Kammerfenster aus der Straße tot aufgefunden. Wie es scheint, machte er sich am Fenster etwas zu schaffen und ist hiebei auS demselben gestürzt.
Vom schwarzen Grat, 14. September. Im Weiler Schtjeßlang brannten heute nach der Vormittagskirche die umfangreichen Ökonomie- und Wohngebäude des Bauern I. Uebelhör Vollständig nieder. Als Ursache des Feuers wird Fahrlässigkeit bezeichnet, da die zwölfjährige Tochter des Hauses Erdöl in das Herdfeucr gegossen haben soll.
Köln, 12. Sept. Major v. Wißmann trifft am 27. d. M. in Köln ein; Dr. Karl Peters wird ebenfalls hier erwartet.
— Für eine neue hohe Besteuerung deS Bieres begeistert sich das „Deutsche Tgbl.". im Anschluß an einen Artikel der „Greuz- boten". Es ließen sich aus einer höheren Besteuerung des Bieres 100 Millionen Mark gewinnen. Die Gerechtigkeit gegen den Branntwein erheische es, jetzt auch das Bier höher zu besteuern, zumal auch wieder bei dem Schützenfest in Berlin und bei dem Sängerfcst in Wien sehr viel Bier genossen sei. Dazu komme die Verschwendung an Zeit an den ständigen Biertischen.
— Graf Kalnoky soll kürzlich folgende Meinung über den Dreibund in Europa ausgedrückt haben: „Der deutsche Kaiser denkt nicht im mindesten daran, an Stelle des gegenwärligen Bündnisses eine jneue Verbindung tr>ten zu lassen. Die Bundesge- nossenfchaft zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien ist durch den Druck der Umstände notwendig gemacht, nicht durch irgend eine Gemeinschaft von Ideen und Gesinnungen. Die Bundesgenossenschaft ist von der Idee des gegenseitigen Schutzes eingc- flößt und von den drei beteiligten Mächten hat Deutschland das meiste Interesse daran, dieselbe aufrecht zu erhalten. Es wird nichts vernachlässigen, um einen Bruch zu vermeiden, da cs wohl weiß, daß wenn .es sich mit Oesterreich entzweite, dieses Land der Bundesgenosse Rußlands werden würde. Was Italien betrifft, so ist Deutschland nicht ohne Besorgnisse betreffs der Jrredentisten, deren Haltung Oesterreich gegenüber als gefährlich betrachtet wird. Es wird ans Signor Crispi gerechnet, aber er ist ein Mann, der heute gegen etwas kämpft, was er gestern bewunderte, und er ist auch unpopulär." ,
— Aus Westfalen : Auf dem Sommcr- berg bei Westhoven Hut der Bergmann Emil Mohr den 20jährigen Arbeiter Anton Beth- mann nach hartnäckiger Verfolgung durch einen Messerstich in die Kehle gelötet. Der
Tod trat sofort ein. — An der kle-'nen Brücke bei Aitena wurde der daselbst ange- stellte Bahnwärter, als er im Begriff war, die Barrieren zu schließen, vom hcranbrausen- den Zuge erfaßt und in Stücke zerrissen. Der Tod trat sofort ein.
Schneeberg i. S-, 1?. Sept. Wie oft AuSweispapiere gefälscht werden, zeigte sich hier gestern. Bei einem fcstgenommenen Bettler, der sich Giescler aus Dessau nannte, fanden sich nicht weniger als 7 unbeschriebene Ausweiß-Formulare mit behördlichen Stempeln, sowie eine Schachtel mit Buchdruckerschwärze und einer Anzahl Lettern vor. Aus den letzteren hatte sich der Bursche den Firmenstempel „G. F.M. Rodusch, Chamottefabrik, Taubenheim" zusammenge- stellt. Jedenfalls hat man es hier mit einem ganz geriebenen Vagabunden zu thun.
Haillstadt, 14. Sept. Nach einer hierher gelangten amtlichen Nachricht verunglückte am verflossenen Sonntag der weithin bekannte Violinspieler Grämlich von Hainstadt, indem er auf seiner „Kunstreise" gelegentlich einer Kahnfahrt zwischen Zwingenberg am Neckar und Neckargerach in den Neckar stürzte und ertrank. Trotz eifrigen Suchens vermochte die Leiche bis jetzt noch nicht geborgen zu werden.
Petersburg, 13. Sept. Auf eine Glück- wunschdepesche der Stadt Moskau anläßlich des NamenSfestcs des Kaisers erfolgte eine Antwortdepeschc, in der cs heißt, der Kaiser höre in den Gefühlen, welche Moskau beseelen, das Echo ganz Rußlands.
Dentsch-Lissa, 13. Sept. Das Kaiserpaar ist mit den übrigen Fürstlichkeiten um 9 st, Uhr hiereingetroffen, nachdem kurz zuvor die Suite mit besonderem Zuge angelangt war. Der Kaiser trug blaue Kürassieruniform, stieg sofort zu Pferde und ritt mir seinem Gefolge ins Manöverterrain ab; die Kaiserin folgte in einem sechsspännigen Wagen. Das Publikum jubelte den hohen Herrschaften überall begeistert zu.
Verschiedenes.
— <Um eine Million!) Dem „Neuen Pester Journal" wird aus Bjelina in Bosnien geschrieben, daß sich daselbst bei der Bezirksbehörde seit einigen Wochen wiederholt Bohniaken gemeldet Haber, , welche sich für Baron Rothschild in Wien köpfen lassen wollen. In der Landbevölkerung kursiert nämlich allen Ernstes das Gerücht, daß B. Rothschild zum Tode verurteilt worden 'sei und einen Ersatzmann suche, der sich gegen eine Entlohnung von einer Million Gulden für ihn köpfen lassen wollen. Es haben sich unter den Bosniaken förmliche Konsortien gebildet, welche die Million gewinnen wollen, derart, daß sie das Los entscheiden lassen wollen, wer sich als Ersatzmann für Rothschild stellen flolle. Die klebrigen wollen dann die Million unter sich teilen. Vergebens versicherten die Beamten die Baneru, daß sie einem Spaßvogel anfgesessen seien. Die Bauern glauben noch immer an die Sache, und es melden sich noch immer Ersatzmänner.
— Ein heiterer Vorfall hat sich bei der letzten Musterung der Militärpflichtigen, welche in dem Schulhaus eines Städtchens vorgenommen wurde, ereignet. In einem Saale saß die Kommission, um über eine Angelegenheit zu beraten, wurde aber hiebei durch den Lärm der auf dem Flur befind?