Hiesiges.

Wildbad, 13. Scpt. Bezugnehmend auf das schon in voriger Nummer ds. Bl. an- gezeigte Festbankett zu Ehren des berühmten nun zum zweilenmale unter uns weilenden Asrikafvrschcrs Hr. Dr. Karl PcterS lassen wir hier näheres folgen:

Der nniere Kursaal im Kgl. Badhotel vermochte kaum die große ansehnliche Ver­sammlung zu fassen, denn nicht allein die hiesigen Bürger, sondern auch die noch an­wesenden Badgäste wetteiferten mit den aus unser» Nachbarstädten hcrbeigecilten Afrika- Colvnialfreunden, Herrn Dr. Peters die wohlverdiente Ehre zu erweisen.

Herrn Stac-tschultheiß Bätzner von hier begrüßte zuerst in einer kürzeren Ansprache den hohen Badgast, ihm zugleich dankend für seine große Leistungen in Afrika. Er versicherte ihn der großen Sympatie, welcher er überall in unserer Badcstadt begegnen werde, denn die Wildbader Bürger wissen die hohe Ehre dieses Besuches zu schätzen, indem er ihm eine gesegnete Cur zur Her­stellung seiner uns teuren Cllsundheitwünschte, schloß er mit einem begeistert aufgenommenen dreifachenHoch" auf unfern hohen Bade­gast.

Nun ergriff, angenehm überrascht durch die ihm so begeistert dargebrachte Ovation, Herrn Dr. Peters selbst das Wort, indem er des näheren den Zweck seiner Expedition ausführte und dabei hauptsächlich die Hinder­nisse besprach, die bei seiner Reise zu über­winden waren. Bekanntermaßen sollte Dr. Peters im Aufträge der ostafrikanischen Ge­sellschaft die Emin-Pascha-Expedition auf­suchen um ihr Hilfe zu bringen. Gleich bei der Landung an Ostafrika, so sührte der Redner aus, hätten ihm die Engländer große Schwierigkeiten in den Weg gelegt, indem ihm falsche Absichten unterschoben wurden, so daß er habe gleichsam als Seeräuber sich Eingang verschaffen müssen. Offen bezeich- nete er den Engländer Stanley eines un­qualifizierten Benehmens der deutschen Ex­pedition gegenüber, die er um allen Preis zurückhalken oder aber vernichlen wollte. Aus dem Negerrciche Uganda hätten die dor­tigen Christen gegenüber den fortwährenden Verfolgungen von seiten der Araber ihn um dringende Hilfe gebeten, Stanley aber habe ihn um jeden Preis zurückhallen wollen, in­dem er ihm vorgespiegelt habe, daß in jene» Gegenden die Pocken herrschen, und als er dessen ungeachtet vvrmarschierte habe man beim König von Uganda seine Verhaftung beantragt. Herrn Dr. P.ters führte ferner aus, daß er diese Hindernisse glücklich über­wunden habe, indem er den König von Uganda als Freund für sich gewonnen habe und Stanley sich habe grollend zurückziehen müs­sen. Im idealen Sinne der stolzen deutschen Nation, deutsche Gesittung und Menschlich­keit über die Erde hinzutrageu sei er nun weiter vormarschicrt, genug seien es der Demütigungen Deutschlands, fall habe eres, daß die Deutschen eine elende untergeordnete Stellung einnehmen sollen, lieber wolle er und mit ihm das deutsche Volk untergchen als sich nochmals in irgend einen Winkel Euro­pas von anderen selbstsüchtigen Nationen zu­rückdrängen zu lassen. Endlich sei es an der Zeit den andern Völkern zu zeigen, daß wir auch existieren und nicht mehr bei an­dern Völkern betteln gehen wollen. Deutsch­land jetzt im Innern Europas geeinigt, sei

entschlossen die idealen nationalen Errungen­schaften über die ganze Welt dahinzntragen und wehe dem, der es wage, sich Deutsch­land hindernd in den Weg zu stellen. Noch mahnte er treu zu Kaiser und Reich zu halten und Deutschland über alles hoch zu halten ; er endete mit einem stürmischen Hoch ans Deutschland worauf die Versammlung in das Lied :Deutschland, Deutschland über alles" eiustimmte. Hierauf ergriff Herr Witt­um aus Pforzheim als der Vertreterder dor­tigen Afrita-Colonial-Gesellschaft das Wort, er hieß Herr Dr. Peters herzlich willkom­men, denn auch die Badenser wollten nicht in ihrer Verehrung solcher Verdienste hinter ihren Nachbarn zurückstchen; der Redner führte in begeisterter Weise die Verdienste Dr. Peters uns vor Augen, indem er be­sonders hervorhob, daß Dr. Peters cs eigent­lich gewesen sei, der unter anderem auch die Grundlage geschaffen habe, auf welcher sich Deutschland Helgoland erwerben konnte. Er schloß mit einem Hoch auf das Wohlergehen Dr. Peters und auf seine Zukunft im Staats­dienst. Später ergriff noch der gerade hier weilende Medicinalrat Dr. v. Rembold das Wort, indem er hervorhob, daß es ihm wohl- gethan habe, wie Dr. PeterS sich nur habe leiten lassen von idealen Gesichtspunkten, die eS ihm auch ermöglicht haben des öftern dem Tode ohne Furcht ins Antlitz zu schauen. Dieser idealen Gesinnung, dieser Aufopfer­ung fürs Vaterland gelte sein Hoch. Herr N. Vertreter der Karlsruher Zeitung ver­las ein Gedicht auf Dr. Peters, in welchem Herr Dr. PeterS als ein wahrhaft deutscher braver Mann bezeichnet wurde; in humori­stischer Weise führte dieses Gedicht aus, daß wer noch niemals einen Rausch gehabt kein braver deutscher Mann seine könne, Herrn Dr. Peters könne dies gewiß nicht abge- sprochcn werden, denn der Rausch fürs teure hcilge Vaterland habe ihn vollständig erfaßt und lasse ihn nicht mehr los, Herr Doktor Peters sei daher ein wirklich deutscher braver Mann. Noch folgte ein gemütliches Bei­sammensein, wozu hauptsächlich die hiesige Cur-Capclle beitrug. Mantrennte sich endlich mit großer Begeisterung für diese hohe nationale Sache der Asrikakolonien für welche uns Herr Dr. PeterS so sehr zu begeistern wußte.

Wie wünschen ihm gesegneten Curauf- cnthalt, möge seine teure Gesundheit uns noch lange erhalten bleiben I

Rundschau.

Stuttgart, 12. Sept. Heute rückten bei den 7 Infanterieregimenten» und bei dem Pionierbataillon des K- Armeecorps die Er­satzreservisten und Volksschullchrer zur Ab­leistung der zweiten (sechswöchigen) Uebung ein. Aus diesen Mannschaften werden be­sondere Uebungscompaguien gebildet; das Ausbildungspersonal hierzu wird dem aktiven Dienftstand entnommen. Sämtliche Ersatz-- reservisten werden in Kasernen untergebracht; eine Quartiernahme bei den Bürgern findet nicht statt.

Cannstatt, 9. Sept. Vom K. Mini­sterium wurde mitgctcilt, daß die Abhaltung des Volksfestes vom 27.29. d. M. höch­sten Orts genehmigt worden ist. Am 27. d. M. ist der Volksfestmarkt. Die Stadt­pflege schreibt die Vergebung der Plätze für Schaubuden u. s. w. auf 16. ds., der Kub­ier und Faßmarktstandplätze auf 25- ds. und

der Marktstandplötze für den Markt auf 24. und 25. ds. aus. Am 15. ds. vor­mittags von 8 Uhr ab werden die Plätze für Wirtschaften versteigert. Bekanntlich findet diesmal eine LandeS-ViehauSstkllung in Verbindung mit dem Volksfest statt, zu der schon zahlreiche, Anmeldungen von Rind­vieh stattgefundcn haben.

Von der Jagst, 10. S'pt. Die Stadt Rothenburg o. T. ist seit längerer Zeit be­müht , weitere Eisenbahnverbindungen mit Württemberg zu erlangen. In neuerer Zeit sind hiefür n-cht weniger als drei Projekte aufgetaucht, alle drei mit Einmündung in die Tauberbahn: 1) durch die sogenannte Landwehr über GammeSfeld, Miesenbach, Anschluß a» die Tauberbahn in Blaufelden und Fortsetzung nach Gerabronn und Langen- burg; 2) durch die Landwehr mit Einmün­dung in Schrozberg und Fortsetzung nach Bartenstein; 3) von Rothenburg über Ereg- lingen durch das Tauberthal über die bay­rischen Orte Nöttingen, Tauberrcttersheim und das württembergische Pfarrdorf Schäf- tersheim mit Anschluß an die Tauberbahn in Weikershcim. Wegen letzterer Linie soll in Zeitkürze eine größere öffentliche Versamm­lung abgehalten werden. Neben diesen drei Projekten für Anschluß an Württemberg wird aber schon seit Jahren auch für eine Verbindung mit Bayern agitiert; es ist dies eine Eisenbahnlinie von Rothenburg nach Schillingsfürst, Dombühl mit Einmündung an letzterem Knotenpunkt in die bayerische Staatsbahn Nürnberg-Crailsheim.

Frirdrichshafen, 6. Sept. Der am ver­gangenen Samstag vom letzten Zug hier ab­handen gekommene Postsack mit einem In­halt Von 26 500 ^ und eingeschriebenen Briefen wurde gestern nachmittag 4 Uhr bei Konstanz aus dem See gefischt. Bei Er­öffnung desselben zeigte sich, daß das Geld fehlte, während die Briefpakette, allerdings zum Teil durchnächst, noch intakt waren. Offenbar ist der Sack in der Nähe von Kon­stanz nach Beraubung in den See geworfen worden. Alles deutet darauf hin, daß eine kundige Hand sich mit der Sache befaßt hat. Möge doch die mit großem Eifer geführte Untersuchung Licht in dieses Dunkel bringen und von Erfolg begleitet sein.

Generalfeldmarschall v. Moltke feiert am 26. Oktober d. I. seinen 90. Geburts­tag. Um ihm bei diesem Anlaß eine be­sondere Ehre zu erweisen, werden gegenwär­tig Sammlungen veranstaltet, deren Erträg­nis dazu dienen soll, das Geburtshaus des unvergleichlichen Strategen zu Parchim zu verschönern, während das übrige Geld dem Grafen Moltke zur Errichtung einer Moltkc- stiftung übergeben werden soll. Je ein ReichStagsabgcordnetcr der Konservativen, nationalliberalen und freisinnigen Partei stehen an der Spitze des diesbezüglichen Komites. Es ist eine Ehrensache für das deutsche Volk, dem scharfsinnigen Schlachtcn- lenker, der 1870 die deutschen Heere von Sieg zu Sieg geführt, und so vieles zum Ruhm und zur Größe unseres Vaterlandes beigetragcn, zu seinem 90. Geburtsfeste auch seinen warmen Dank thatsächlich zu be­zeugen.

In Westerland (auf Sylt) ist in der Nacht vom 10. auf 11. ds. das Stand­hotel vollständig abgebrannt. Das Feuer brach abends 10 Uhr aus und dauerte bis zum Morgen. Es ist niemand verunglückt,