Hiesiges.
Wildbad, 12. Sept. Dr. Karl Peters ist letzten Mittwoch hier angekommen und im Hotel Klumrp abgcstiegen ; wie wir erfahren, wird derselbe Wildbad morgen wieder verlassen.
Wildbad, 13. Septbr. Gestern abend fand zu Ehren des z. Z. hier weilenden Dr. Karl Peters im Kgl. Badhotel ein Fest- Bankett statt welches äußerst zahlreich besucht war. (Näheres hierüber folgt in nächster Nummer.)
Wildbad. Durch Entschließung des K. Ministeriums des Innern vom 3. d. M. ist dem Flaschnermeistcr Albert Fnchslocher, dem Notgerber Georg Rath, dem Kaufmann Fritz Treiber und dem Buchdruckereibksitzer Christian Wildbrett , Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr in Wildbad das Ehrenzeichen für langjährige, treu geleistete Dienste in der Feuerwehr verliehen worden.
Rundschau.
— Anläßlich des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin wurde von Sr. Mas. dem König n. a. die silb. Zivilverdienst' Medaille verliehen: dem Straßenwärtcr Bott in Wildbad und dem Forstwäch- tcr Frech in Eyach mühle.
-- Laut Schw. M. hat Finanzrat Lang, dessen Gesuch um Wiederaufnahme der Gerichtsverhandlung über das Vaihinger Eisenbahnunglück vom Stuttg. Landgericht durch Beschluß vom 21. Aug. abschlägig beschie- den wurde, sich beschwerdeführend nunmehr an das Oberlandgericht gewendet.
— Entwertete Zwanstgmarckstücke zirkulieren gegenwärtig in verschiedenen Städten und Ortschaften Württembergs. Die Goldstücke wurden teils mit Säuren, teils auf mechanischem Wege geringwertiger gemacht.
Nagold, 10. Sept. In BeHingen, wo seit 1781 kein Brandfall mehr vorkam, wurde vorgestern durch einen 9jährigen Kostknaben das Haus des Schneiders Haycr in Brand gesetzt. Gerettet wurde nichts; Haycr ist nicht versichert.
Geislingen, 8. Sept. Aus einem der Nachmitlagszüge entstiegen heute zwei elegant gekleidete Herren, welche sich sofort in die Stadt begaben. Schon dem Fahrpersonal siel einer der Reisenden auf, und da gerade ein Polizeisoldat auf dem Bahnhof anwesend war, wurde derselbe aufmerksam gemacht und folgte de» Fremden in geringer Entfernung, wobei er auch bald gewahr wurde, daß einer der beiden Reisenden nach Wuchs, Gang und Haltung, obwohl einen strammen Schnurrbart tragend, ein Frauenzimmer sein müsse. Nach ihren Papieren befragt, gaben beide keine genügende Auskunft und wurden deshalb in Haft genommen; dem Stadtschultheißenamt vorgefühit, entpuppten sich dieselben als ein verheirateter I. und als eine Witwe K. aus Stuttgart, welche Namen auf telegraphische Anfrage auch von der Frau des I. bestätigt wurden. So wurden beide wieder entlassen und setzten mit dem Nachtschnellzug ihre Reise wieder fort.
Geislingen, 10. Sept. Von dem Erweiterungsbau der hiesigen Maschinenfabrik stürzte heute nachmittag ein 15 Jahre alter Maurerlehrling von Hcldenfingen von einer 2 Stock hohen Mauer herab und erlitt dabei starke Kopfwunden und schwere innerliche Verletzungen. Er wurde in das Be
zirkskrankenhaus verbracht; an seinem Aufkommen wird gezweifelt.
Göppingen, 8. Sept. Am Samstag setzte in Heiningen ein Fuhrknecht einen 6jähr. Knaben auf das Pferd; der Knabe fiel an einem Abhang herab und war sofort tot. Dem Knecht, der das Kind retten wollte, wurde der Fuß abgedrückt.
Crailsheim, 8. Sept. In den letzten Wochen haben der N.-Z. zufolge die Geistlichen zweier evangelischen Gemeinden des hiesigen Bezirks ihre Stellen niedergelegt und sind aus der evangelischen Landeskirche ausgetreten. Beide Herren sollen durch das evangelische Kirchengemcindegesetz, mit dessen Inhalt sie nicht einverstanden sind, zu diesem Schritte veranlaßt worden sein.
Ulm, 7. Sept. Gestern nachmittag war die Frau des Oekonomen G. I. Mayer hier beim Fürsteneggerhvf mit Ausladen eines Garbenwagens beschäftigt. Beim Anziehen des sog. Wiesbaums brach derselbe ab und ein Stück traf die Unglückliche an den Kopf, so daß der Tod sofort eintrat.
Diberach, 29. Aug. Vor einigen Tagen wurden in Langcnschcmmern über 204 ^ gestohlen. Als verdächtig wurde ein lediger Mann Sch. von Aufhofen festgenommen. Heute beim Verhör bekam der hartnäckig Leugnende plötzlich Brechreiz und gab hiebei acht Zehnmarkstücke von sich. Einen Hundertmarkschein soll derselbe auch hinabgewirkt haben.
— Am Dienstag mittag kurz nach zwei Uhr sind, wie man der Fr. Ztg. aus Wiesbaden meldet, bei dem Eiscnbahneinschnitt an der Station MoSbach zwei Maschinen aufeinander gestoßen. Ein Heizer wurde schwer verletzt, ein Maschinenführer und 2 Bremser haben leichte Verletzungen erlitten.
— Bei den Manövern auf der GcrS- heide bei Haltern, Reg.-Dez. Münster, sprengte das scheuzewordene Pferd eines Soldaten des westfälischen KürassierregimentS von Driescn im Galopp in eine Schwadron der Paderbvrner Husaren hinein. Drei Husaren wurden durch den Anprall aus den Sätteln geschleudert, einem vierten drang die Lanze, die der Kürassier trotz der Warnungsrufe der Kameraden vorgestreckt hielt, tief in den Leib. Die Aerzte haben den Schwergetroffcnen aufgcgeben.
— Aus Berlin wird über einen Fall berichtet, der wieder einmal zeigt, wie dringend die endliche Lösung der Frage der Enschädig- ung unschuldig Verurteilter ist. Ein Kaufmann Gustav Lebram wurde vor einem Jahr auf die Aussage dreier Mädchen hin verurteilt, die ein ihnen für die Entdeckung des Schuldigen von einem Beamten in Aussicht gestelltes Geschenk von 1'/- ^ vcranlaßte, sich dahin zu vereinigen, den ihnen ganz unbekannten Mann für den Wüstling zu erklären, der sich an ihnen Vergangen hatte. Ein Revisionsgesuch wurde verworfen, schon lag der Befehl zum Antritt der Strafe vor, als cö endlich den Bemühungen des Unglücklichen gelang, eine erneute Untersuchung und insbesondere neue Zeugenvernehmungen zu veranlassen, deren Ergebnis so vernichtend für die Glaubwürdigkeit der Mädchen war, daß diese sich schließlich zum Geständnis ihrer bodenlosen Niedertracht Herl eiließen. Der Staatsanwalt selbst beantragte in seinem Plaidoyer daraufhin die Freisprechung Keb- ramS, der nun allerdings seine bürgerliche Ehre wieder erhalten hat, aber durch dies
Jahr qualvoller Seelenleiden körperlich ein gebrochener Mann ist; auch finanziell ist derselbe ruiniert, über sein vormals blühendes Geschäft ist im Laufe dieses Jahres der Konkurs eröffnet worden.
— Vom Standesamt ins Irrenhaus. Am Sonnabend Nachmittag war ein Berliner Studen-Maler S. mit seiner Braut nach dem Standesamt gegangen, um daselbst das Aufgebot zu bewerkstelligen. Auf dem Heimwege kehrten Beide in einem Restaurant ein, um daselbst ein Glas Bier zu trinken. Während der Unterhaltung bemerkte der Bräutigam, daß seine Braut allerlei konfuse Reden führte, dies beunruhigte ihn jedoch anfänglich nicht weiter, er schrieb dies vielmehr ihrer freudigen Erregung zu. Aber ihre Redensarten wurden immer konfuser, wobei sie mit starren Blicken ihre Umgebung musterte und dann in grelles Lachen ausbrach. Nun wurde dem Bräutigam doch bange, und da alle seine Vorstellungen bei seiner Braut nichts fruchteten, wollte er mit derselben, nachdem er eine Droschke hatte bestellen lassen, bas Lokal verlassen. Aber ehe er das zu bewerkstelligen vermochte, war das Mädchen, den Bräutigam bei Sette stoßend, mit einem Satz zum Lokal hinaus und eilte nun schnurstracks die Straße hinunter nach der Wohnung ihrer Mutter. Beim Eintritt in dieselbe siel sie der Mutter weinend um den Hals, warf sich ihr dann zu Füßen und bat sie inständigst, sie möge sie vor den sie verfolgenden „Spukgeistern" in Schutz nehmen, die ihr ein Leid anthun wollten. Die Mutter worüber diesen Auftritt ganz verstört u. wußte nicht, was sie von demselben halten solle, bis endlich der Bräutigam erschien und sie von den Vorgängen in Kenntnis setzte. Da man nun einsah, daß das junge Mädchen irrsinnig geworden sei, so requirierte man einen Arzt, der die Ueberführung der Unglücklichen nach der Irrenanstalt vcranlaßte.
— Ein grauenvoller Unfall hat sich am 8. d. M. nachmittags in LiltZ ereignet. Ein dortiger Hausbesitzer, Güntner, fuhr morgens mit einem Wagen des Postmeisters Winkler in Begleitung eines von ihm mitgenommenen Fräuleins einer anderen Familie nach Bad Mühlacken, oberhalb OiteuS- heim gelegen, woselbst dermalen noch große Strecken überschwemmt sind, um seine Frau von dort abzuholen. Die Familie fuhr nun nachmittags von Mühlacken weg, und abends traf von Ottcnsheim vie Unglücksnachricht ein, daß die betreffende Equipage in die Donau gestürzt und die beiden Damen, sowie der Kutscher Benedikt ertrunken sind. Herr Güntner allein wurde von herbeige- kommencn Leuten aus dem Wasser gezogen und gerettet.
Rodenhausen, (Hessen-Kassel) 9. Sept. Das Spielen mit einer Dynamitpatrone hatte hier ein schweres Unglück im Gefolge. Der 18 Jahre alte Sohn eines Zimmer- manncs hatte sich eine Dynamitpatrone zu verschaffen gewußt und versuchte sie nun in Gemeinschaft mit einem gleichaltrigen Burschen zu entladen. AtS alle Versuche vergeblich woren, verfiel der unverständige Bursche auf den unglaublichen Einfall, ein brennendes Zündholz an die Patrone zu halten. Dieselbe explodirte und brachte dem Burschen lebensgefährliche Verletzungen an Brust, Kopf und Arme bei.
— Für die Karl Peters-Stiftung sind