marsch der Expedition der britischen südaf. Gesellschaft unter Brackeubuiy ins Mascho- naland zu verhindern.
Verschiedenes.
— In der Mädchenschule von Mendon hat ein Lehrer dieses Jahr als Preisaufgabe gestellt: „Wie macht man ein Rostbeef? Und wie eine Hammelsragout?" Das „Petit Journal" begrüßt diesen vereinzelten Versuch, die Mädchennziehuug mehr our das Praktische zu lenken, mit Freuden und tritt dafür ein, dem Wirtschafts- und Handfertig- keitSunterricht in der Schule eine größere Bedeutung einzuräumen. Das Blatt' verdammt dann die jetzt herrschende „Brcve- tomanie", die Jagd nach dem L hrerinuen- zeugnis, infolge deren Frankreich 50,000 stellenlos: Lehrerinnen besitzt. Die Kenntnisse, die nötig seien, um Unterricht zu erteilen, seien zum großen Teil für eine Hausfrau überflüssig; viel wichtiger sei für sie eiuige Kenntnis der weiblichen Handarbeiten, der Küche und des Hauswesens.
— lDer barmherzige Samariter.) Lehrer in einer Dorfschule: „So, liebe Kinder, lautet also die Geschichte von dem edelmütigen
Mann, der zu den verachteten Samaritern gehörte. Was würdet Ihr z. B. thun, wenn Ihr eine» armen Gnnißhandelten halbtot am Wege fändet?" -- Beängstigende Stille, herrscht in dem Schulzimmer. Endlich hebt sich ein dünnes Ärmchen, zum Zeichen, daß sein glücklicher Besitzer, der sechsjährige Gottlieb, eine Antwort gefunden hat. Lehrer (aufmunternd): „Nun, Kleiner, was würdest Du thun?" — Göttlich (heroisch): „Ihn vollenS (vollends) tot mache I"
.-. (Die Haare der Frauen.) In der Stadt K., die an einem See liegt, findet sich folgende Bekanntmachung angeschlagen: „Wenn mau eine Frau aus dem Wasser ziehen will, soll man sie an ihren Kleidern, nicht an den Haaren erfassen; cs hat sich gezeigt, daß die letzterin dem Rettenden meist in den Händen bleiben."
.-. (Immer Praktisch.) „Minn, damit SieS gleich wissen: ich habe das vorige Mädchen entlassen müssen, weil sie einen Ulanen zum ^Schatz hatte." Minna: „Madame, wie wärs denn mit eine Atolleristen?"
(Vorsichtig.) „Mama, darf ich hinüber zur Lili?" „Ja mein Kind." „Ich danke, Mama, ich war schon drüben."
(Gut gegeben.) In einer Eesill- schaft wurde über Seelenwonderung gesprochen. Ein junger Geck, der sich darüber lustig machen wollte, äußerte, er erinnere sich, das goldene Kalb gewesen zu sein. „Ei," versetzte eine junge Dame, „da haben Sie sich bis auf die Vergoldung sehr gut conserviert."
.-. (Bosheit des Zufalls.) (Zeitungsnotiz.) Wegen Unpäßlichkeit des ersten Tenoristen, ist heute, statt des „Tronbadours", der „eingebildete Kranke" angesetzt worden.
.'. (Beruhigung.) „Nun, mein junger Freund, so betrübt, und kaum ein Jahr verheiratet ! ?"
„Ach, ich hätte nimmer geglaubt, daß eine Frau ein so kostspieliges Ding wäre >" „Na, tröste Dich . . . Siehst Du, eine Frau ist zwar kostspielig — aber . . . man hat sie auch dafür lange I"
.-. (Guter Trost.) Vater (von der Reise zurückgekehrt): „Weshalb heulst Du 2" Söhuchen : „Mama hat mich geschlagen I" Vater: „Na, sei ruhig, von morgen an haue ich Dich wieder!"
SchicksclLswege.
Novelle von Th. Hempel.
Nachdruck verboten.
4.
Ich bin mir meiner Stellung wohl bewußt, ich schätze und achte die Vorrechte der hohen Geburt, aber ich weiß auch, daß sic mir doppelt die Verpflichtung auserlcgt, mich der Armen und Elenden anzunehmen. Ich bereue nicht, daß ich die letzten Stunden eines Unglücklichen zu erleichtern juchte, ebensowenig, daß ich mich seines verlassenen KindcS annahm. Am wenigsten aber ist cs mir leid, daß ich einem Kreise fernblieb, in welchen man Herzlosigkeit und Undankbarkeit als das richtige bezeichnet, und meint mit einer Hand voll Geld alle Thränen hu trocknen."
Erregt ging der Graf im Zimmer auf und nieder, während die Gräfin sich an schickte, cs zu verlassen. Aber schon bereute er, daß er sich der alten Dame gegenüber Vom Zorn hatte Hinreißen lassen.
„Verzeihe, Großmama," bat er, ihre Hand küssend, „es ist dies ein Thema, in welchem wir nie übereinstimmeu, laß es uuS nicht mehr berühren. NjH, wahr, Du zürnst mir nicht mehr?"
Die Gräfin ließ sich zu längerem Bleiben bewegen, leicht bereit, emzuleiike», da sie eigentlich stolz auf ihren Enkel war.
„Was hast Du für einen Plan mit dem L inde ?" frug sie, „ich kann Dir nur raten laß es nicht über seine Verhältnisse erziehen ich fände eS am besten, wenn Du cs in eine recht einfache Familie Ihätest, in welcher man cs nicht verwöhnte."
„Verzeihe, Großmama, daß ich Dir abennals widersprechen muß, ich habe bereits bestimmt, daß dos Kind vorl.siusig hier bleibt, stimme aber mit Dir vollständig darin überein, daß es so erzogen wird, um einst in der Welt sein Fortkommen selbstständig zu finden. Zunächst ist ein Versuch nötig, wieweit es bildungsfähig ist, dann erst läßt sich bestimmen, ob cs für eine höhere Lebensstellung oder sür niedere Dienste erzogen
wird Bei aller Verwilderung zeigte daS arme Mädchen eine so leidenschaftliche Liebe für den Vater, welcher ihm nichts als Elend zu bieten vermochte, daß man doch hoffen darf, in ihm schlummere ein guter Kern."
„Nun wohl, so behalte das Mädchen hier, setze ihm Thorheiten in den Kopf, ich gratuliere Dir zu dieser Aquisilion, dann laß es Gesellschafterin bei Dein-r Gemahlin werden."
„Meiner Gemahlin? Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt und denke noch nicht daran, mich zu vermählen."
„Aber Du kennst doch schon längst die Bestimmung, daß Deine Cousine, Reichsgräfin Dorothea von Salten, Deine Gemahlin werden soll."
„Ich müßte ein sehr trauriges Gedächtnis haben, wen» ich das vergessen könnte, was mir nur zu ost in Erinnerung gebracht wird. Mein verstorbener Vater hat mir allerdings schriftlich diesen Wunsch ausgesprochen, aber zum Glück mit dem Zusatz, wenn ich Neigung für die Dame fühlte. Noch kenne ich sie kaum, diese Cousine, ich sah sie nur einmal als Kind, habe auch nicht die Absicht, in nächster Zeit ihre Bekanntschaft zu erneuern."
„Bedenke Arwed, daß es eine vollkommen standesgemäße Partie ist, daß es in deiner Hand liegt, den alten Familienzwist zu schlichten, und endlich den Prozeß um die große Besitzung zu beenden, welcher schon durch eine Reihe von Jahren sich hinzieht. Hat es denn gar keinen Reiz für Dich, den reichen Besitz, welcher so recht eigentlich inmitten Deiner Ländereien drin liegt, wieder zu Deinem Eigeuthum zuzählen, Du wirst dadurch Herr eines fürstlichen Grundbesitzers."
„Die Aecker grenzen nachbarlich zusammen, die Herz-n stimmen überein," sagt unser großer Dichter," erwiderte der junge Graf, das Erstere findet hier seine Anwendung, der letzte Punkt allerdings nicht, die mir bestimmte Braut ist vielleicht ebenso wenig geneigt als ich, mir ihre Freiheit zum Opfer zu bringen. Als wir uns einmal als Kinder sahen, habe ich keine» sehr freund-.
lichen Eindruck von meiner Cousine mit hin- wcggenommen, sie stampte mit dem Fuße, weil ihre Erzieherin ihr einen Wunsch versagte. Ihre Mutter machte dieser Vorwürfe und gab ihren Bitten nach; ich wußte nicht, wen ich mehr bedauern sollte, die Lehrerin oder die Schülerin,', welche dafür vielleicht das Leben in eine ernste Schule nimmt."
„Diese Personen verstehen so selten, Kinder von hohem Stande mit richtigem Takt zu behandeln."
„Und finden so selten Unterstützung in ihrem schweren Beruf, werden wielleicht gar ihren Zöglingen als Untergebene gegenüber- gestellt. Aber genug davon! Mir bleiben noch einer Anzahl Jahre der goldenen Freiheit, ich will mich nicht mit Sorgen um die Zukunft quälen."
„Ist aber die Zeit da, Arwed, dann hast Du Deine Ansichten geändert!"
„Niemals, wenn es das Glück meines Lebens gilt."
Die Gräfin gab die Hoffnung nicht auf, daß der Plan, welcher hauptsächlich ihrem Kopfe entsprungen, sicher in Erfüll- gehen werde. Sic beendete nun ihren Besuch, von ihrem Enkel bis an ihren Schlitten begleitet und nahm die Versicherung von ihm hinweg, daß er sie nächstens besuchen werde.
Der Graf kehrte nach feinem Zimmer zurück; mit leiser Stimme sprach er zu sich selbst: „Ich werde so ost beneidet, weil ich jung und reich bin, daß ich einsam dastehe im Leben / daß des verstorbenen Vaters Wunsch eine Fessel um mich geschlagen, welche schwer, vielleicht unmöglich wieder zu lösen ist, daran denkt Niemand. Ob ich die Gattin, welche man mir bestimmt hat, liebgewinnen könne und an Ihrer Seite das Glück finden, welches mir in süßen Träumen vorschwebte, das gilt gleich. O, daß ich doch ein Bürgerlicher wäre und nach meines Herzens Neigung wählen dürfte, ein Mädchen in mein Heim führen könnte, welchem ich aus voller Ueberzcugung mit meine Hand auch mein Herz schenkte.
(Fortsetzung folgt.)
-Verantwortlicher Redakteur -Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag vonBernhardHofmannin Wildbad.