Rundschau.

Wie man aus Heilbronn erfährt, wurden die Führer der Abordnung der Deutschen Partei, welche vorletzte» SamStag in Kisstngeu empfangen wurden von dem Fürsten Bismarck durch Uebcrseudung feiner Photographie mit eigenhändiger Unterschrift beehrt.

Möhringen a. F, 1. Sept. Die Ge- meindetoUegicn haben heute den noch am Leben befindlichen Kriegern, welche den Feld­zug in Frankreich mitgemacht haben, zu Er­innerung an den 20. Jahrestag der Schlacht von Sedan ein Geschenk von 100 ^ aus der Gcmeindekasse verwilligt.

Der Peters-Festabend in München. Der von der Abteilung des Kolonialvereius in München zu Ehren von Dr. Carl Pe­ters veranstaltete Festabend am Mittwoch war äußerst zahlreich besucht und verlief in sehr gehobener Stimmung. Nachdem der Vcr- einstassterer v. Pfister ein Hoch auf den Prinzregenlen und auf den Kaiser ausge­bracht hatte, feierte der Vize-Präsident des Vereins Goetz Dr. Peters als denjenigen Afrikaforschcr, welcher mit kleinsten Mitteln das Größte erkämpft habe. Dr. Peters dankte, schilderte in kurze» Umrissen seinen Zug und was er erreicht?, und schloß mit einem Hoch auf den Münchener Zweigver- cin. Mit dem Abstngnr patriotischer Lieder endete die Feier.

Arnswalde, 2. Sept. Ein eigentüm­liches Vergnügen hatte sich ein Knabe in der Maucrstraße gemacht, welches leicht üble Fol­gen haben konnte. Während der Abwesen­heit der Eltern hatte er sich einen eisernen Topf aus der Küche genommen, auf den Kopf gesetzt, um sich bei seinen Gespielen mit seinem eigenartigen Cylindcr zu zeigen. Das Auftreiben des Cylinders war bald be­schlossene Sache, und der Kapf wurde schnell in den bauchigen Raum des Topfes einge­kerkert. Nun war aber guter Rat teuer; keiner der Helden konnte den Topf über den Kopf zurückziehen, es schien, als wenn der Kopf stärker geworden war, die Oesfnung war zu klein und dennoch war der Kopf durchgegangen. Ein hinzukommender Herr, dem cs ebenfalls nicht gelang, den heulenden Knaben zu befreien, schaffte Rat, indem er, den Knaben mit dem eisernen Topf auf die ThürschweUe legend, den Topf mit einem Beile zerschlug, ohne daß der Kopf Schaden litt.

Ein resolutes Frauenzimmer wurde in Nieder-Olm bei Mainz verhaftet. Zwei Burschen im Alter von etwa 17 Jahren be­gaben sich am abend vorher vor das Zim­mer eines gleichalterigen Mädchens u, sahen zum Fenster hinein. Der Aufforderung, sich zu entfernen, leisteten die Burschen nicht Folge, das Mädchen ergriff einen an der Wand hängenden Revolver und schoß auf die Burschen, wobei dem einen derselben der Arm zerschmettert wurde.

Augsburg, 4. Sept. Bei Donauwörth ist der Schutzdamm auf dem rechten Donau- ufer gebrochen. Die Bewohner der Orte Rettingen und Münster sind in größter Ge­fahr.

Kissingen, 3. Sept. Die Saale-Ztg. enthält folgende Veröffentlichung:Indem ich lebhaft bedaure, daß es mir nicht ,uög- lich ist, die mir zu den Jahrestage» der Schlacht von Sedan übersandten schriftlichen und telegraphischen Begrüßungen, meinem

Bedürfnis entsprechend, einzeln zu beantwor­ten, erlaube ick mir, den Herren, die mich mit ihren Grüßen beehrt haben, auf diesem Wege von Herzen zu danken, v. Bismarck."

Homburg, 4. Sept. Der Prinz von Wales machte heute nachmittag dem Fürsten Bismarck im Hotel Riehelmann einen drei- vienelstündigen Besuch. Der Fürst und die Fürstin fuhren um halb 5 Uhr zur Saal- bnrg, vom Publikum lebhaft begrüßt. Mor­gen abend soll ein großartiger Fackelzug statt­finden.

Dresden, 5. Sept. Der Wasserstand der Elbe ist 4st, Meter über Null. Meh­rere Straßen sind überschwemmt. Aus der Elbe treiben Möbel, Holz, Geräte.

Athen, 5. Septbr. Ein sehr heftiger Brand ist aus Salonichi hieher gemeldet. Das europäische Viertel soll abgebrannt und zahlreiche Menschenleben den Flammen zum Opfer gefallen sein.

Der Expreßzug von Calais ist heute nacht unweit AmienS entgleist. Ein Eisen­bahnbediensteter wurde getötet, einer schwer und einer leicht verwundet.

Eine Räuberschar hat etwa 75 Mei­len von Mobile den Expreßwagen eines nach Norden gehende» Znges auf der Louibvillc- und Nashville-Eisenbahn seines ganzen In­halts beraubt. Der Betrag des geraubten Eigentums ist noch nickt ermittelt.

Wien, 4. Sept. Die Donau und die böhmischen Flüsse sind gewaltig angeschwol­len und richten Verheerungen an. In Linz werde» zahlreiche Delogierungen vorgenom­men. In Ottcnsheim ertrank einer der Pioniere, welche die Vorräte der Tabakfabrik bergen sollten. In Kornenburg u. Stockerau sind die Felder überflutet und die Weingär­ten zerstört. Von der oberen Moldau wur­den Brücken fortgcrissen und Flöße wegge­trieben. In Budweis sind die Straßen überschwemmt. In Prag mußte gestern die Vorstellung im böhmischen Theater abge­brochen werde», da Wasser in den Maschinen­raum drang und dis elektrische Beleuchtung gefährdete. Die Bohemia konnte heule nicht erscheinen, da Wasser in dcn Maschincnraum gedrungen ist. Die Franz-Josephsbahn ver­kehrt nur bis Gmünd, also weder nachEger noch nach Prag. Die Kurgäste aus den böhmischen Bädern gelangen nur mit großer Not nach Wien. In Prag hat im Ver­laufe der Nacht die Ueberschwcmmung furcht­bare Verheerungen angerichtet; der mittlere Bogen der alten steinernen Karlsbrücke (von Kaiser Karl IV erbaut) ist eingestürzt. Die Flöße hatten die Bogenöffnungen verstopft und sich in den Flußboden cingeraumt. Da das Master die ganze Nacht stieg, so erfolgte die Katastrophe, welche auch Menschenleben kostete.

In Nrw-Aork ist Anfang September das Gesetz in Kraft getreten, welches allen jungen Leuten, die das Alter von 16 Jahren noch nicht erreicht haben, das Rauchen in den Straßen und auf öffentlichen Plätzen bei einer Geldbuße von 10 bis 20 Doll, verbietet. Wenn die rauchenden Knaben diese Geldstrafe von den Ersparnissen ihres Taschengeldes bezahlen sollten, wäre das allerdings eine harte Bestimmung. Eine sanfte Friktion der äußeren Hörorgaue oder ein kräftiges Streichen in der Gegend, wo der Rücken anfäugt unaussprechlich zu wer­den, wäre da doch wohl vorzuzicben.

(Sechs Guillotinen.) Der Pariser

Scharfrichter Deibler hat eben die Herstel­lung von sechs Guillotinen beendigt, welche ihm von der Verwaltung der Kolonien be­stellt worden waren. Jede derselben kostet 3000 Franken. Die Guillotinen sind für Tonkin, Cochinchina, die französischen Be­sitzungen in Australien, die Strafkolonien von Cayenne und Maroni bestimmt.

Ein dankbarer Räuber. Aus dem Lande der Romantik wird über ein seltsames Abenteuer des Kardinals Theodoli, welcher mit den Haushaltungsgeschäften des Papstes betraut ist, berichtet. Kardinal Theodoli hält sich zur Erholung von seiner sehr auf­reibenden Thätigkeit in der Abtei von Tri- julri auf, in deren unmittelbarer Nähe er vor einem Jahre durch eine Gesellschaft von Banditen gefangen und erst nach Zahlung eines Löfegeldes von mehreren tausend Lire auf freien Fuß gesetzt wurde, nicht ohne daß der Chef der Bande den Kardinal um Ver­zeihung gebeten und seinen Segen erfleht hatte. Weniger bekannt als diese Thatsache ist das Nachspiel, welches derselben folgte. Nach Rom zurückgekehrt, machte der Kardi­nal eines Abends einen Spaziergang in den Säulengängen, welche den Platz von St. Peter umsäumcn, als er plötzlich ein ver­dächtig aussehendes Individuum hinter einer Säule hcrvortreten sah. Erschreckt hielt der Geistliche, in Erinnerung an sein Abenteuer von Trisulti, inue. In diesem Augenblick ließ die fragwürdige Gestalt ein kleines Packet in die Hände Sr. Eminenz gleiten und ver­schwand dann ebenso plötzlich, als sie aufge­taucht war. Der Kardinal war, nachdem er sich von seinem Schreck erholt hatte, zwei­felhaft, ob er das Packet öffnen solle. Als er, zu Hause angelangt, sein Bedenken über­wunden hatte, fand er zu seinem Erstaunen mehrere Rollen Gold, im Ganzen 9000 Lire, vor, nebst einem Schreiben des Dankes für die seinerzeit empfangene Summe, welche, vom Segen des Kardinals getragen, reiche Ernte gebracht habe. Kardinal Theodoli überwies die Summe wohlthätigen Anstal­ten und hofft, diesmal in Trisulti unange­fochten seine Ferien genießen zu können.

Ein halsstarriger Perpendickel. Zu einem Uhrmachen in Mainz kam jüngst eine Frau vom Lande und frug an, ob er ihre Uhr wieder in Gang bringen könne. Die Antwort war natürlich eine bejahende.Hier­auf zog die Frau den Perpendickel besagter Uhr unter der Schürze hervor und übergab ihn dem Uhrmacher. Letzterer verlangte nun auch die Uhr, worauf aber die Frau ganz ernsthaft bemerkte, der Uhr selbst fehle gar nichts, nur sei der Perpendikel so halsstar­rig, daß er trotz aller angestcllten Versuche nicht mehr weiter gehen wolle,

(Ein unziemlicher Spaß. Das Kgl. Landgericht Nürnberg hat den Gendarmen Wilh. Eberlein von Altdorf, welcher in der Kapelle auf dem Moritzverg bei Lauf auf der Kanzel eine Predigt nachgeahmt hatte, wegen Vergehens wider die Religion zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt.

.-. Frau beim Weggehen zu ihrem Dienst­burschen :Hans, ich bitst Dich, behandel die Sau guat, was Du der Sau thuast, thuast Du mir."

.'. (Vor der Badereise.) Kommerziell- räti» :Mann, wirst Du Dich meiner auch recht oft erinnern?" Kommerzienrat: Gewiß, so oft ich in den Geldschrank sehe."