Rundschau.

Das Befind-'» Sr. Majest. des Königs ist so befriedigend, daß er anch im kommen­den Winter ans den in früheren Jahren not­wendigen Aufenthalt anderRwera verzichten nnd die kalte Jahreszeit in der Stuttgarter R-sidenz verbringen kann. Mitte Oktober soll daö königliche Hoflagcr nach Stuttgart ver­legt werden.

In der Stallung der Zuckerfabrik Böblingen trat letzten SamStag an einer Kuh eine eigenartige Erschein ung zu Tage. Die Kuh hatte nämlich seil einigen Tagen am Unterleib hinter den Vorderbein-n eine kleine Geschwulst, welche zu k-inerlciBedenken An­stoß erregte, bis sich die Geschwulst von In­nen selbst öffnete und sich eine scharfe Meff.r- spitze bemerkbar machte. Sofort wurde zur Operation geschritten und ein 16 ein langes offenes Taschenmesser ans feinem dunklen Versteck herauSgezogrn. Nach Aussage des dortigen Verwalters R. soll die Kuh das Messer mindestens schon voriges Cpätjahr bei Grünfütterung zu sich bekommen haben ; denn die Kuh wurde zu.Anfang ds. Js. in mage­rem Zustande angekauft und legte anch an­fangs an Körpergewicht wenig zu, bis sich dann im Monat Mai eine stärkere Geschwulst hinter den Vorderbeinen entwickelte, welche sich bald wieder verzog. Seither war a» der Kuh das beste Wohlbefinden zu bemerken, bis sich am letzten Freitag wiederum diese kleine Ge­schwulst zeigte, welcher das Messer entnom­men wurde. DaS Messer scbst ist von Säure stark angegriffen.

Bietigheim, 2. Sept. In der städtischen Sandgrube am Enzviadukt wurden dieser Tage der Backenzahn eines Mammuts auf- gefunden. Derselbe ist 18 cm lang und 10 cm breit, hat starke Zacken und eine vielfach gefurchte Krone. Stach dem Gut­achten Sachverständiger läßt sich bei dem be­treffenden Tiere auf eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren schließen.

Frcndenstadt, 3. Sept. Im Schlaf­zimmer eines hiesigen Geschäftsmannes ex­plodierte gestern abend die als Nachtlicht chc- nützlc Benziiilampe, als bcr-irS die ganze Familie in tiefem Schlummer lag. 'Ein Nachtwächter bemerkte das Feuer und weckte sofort die Hausbewohn-r. Die ganze Fami­lie war bereits dem Tode des Erstickens nahe. Zum Glücke konnte das Feuer bald wieder gelöscht werden. Beim Löschen desselben trug der Ehemanne bedeutend Verletzungen davon.

Ulm, 2. Sept. Der hiesige Festungs- kommanbant Generalmajor Graf v. Zäch ist seines Postens enthoben und d"r Königl. bayerische Oberst Cella zum Festungskom- mandanten ernannt worden. Derselbe über­nimmt diese Stelle am 1. Oktober. Die Donau ist noch immer im Steigen und er­reicht schon die Stadtmauer. Von Erbach an auswärts bildet die Donau einen riesigen See.

Vom Bodensee 31. Aug. In Kreuzungen bet Konstanz wurde letze» Freitag eine männ­liche nnd eine weiblich: L-iche,in der Garten­wirtschaft zum Seehvf aufgefunden. Neben denselben lag aus dem Boden ein Revolver nebst einer Ktaschc Malagawein und etliche Schnapsflaschcn, welche jedoch leer waren. I» den Taschen der Toten wurde ein Brief auf­gefunden, auf welchem geschrieben stand : I. O. R, aus Württemberg. Katharina M.

aus Biberach (Württemberg). Beide sind gut gekleitct und ungefähr 20 bis 25 Jahre alt.

Vom schwarzen Grat, 3. Sept. Auf dem fogenannten Quadtweg zwischen Jsuy nnd Neutrauchburg wurde gestern in der Frühe die Leiche eines Mannes aufgcsnnden, welcher ein Opfrr der Finten von Regen- Wasser geworden ist, welche an jener Stelle Weg und Felder bedecken. Bei Selt- manus im Argenthal hat der unaufhörliche Regen einen kleinen Bergsturz verursacht, wodurch mehrere Waldbesitzer bedeutend ge­schädigt worden sind.

In Baden-Baden weilt gegenwärtig der Sultan von Johore, der reichste Fürst Indiens. D rstlbe hat im HotelStepha- nienbad" Wohnung genommen. Sein Ver­mögen wird auf 20 Millionen Pfund Ster­ling (400 Millionen Mark) geschätzt. Er gehört zu den Fürsten, deren Besitztum von England in Besitz genommen und die dann entschädigt wurden.

München, 3. Sept. Nach mehrmonat- lichenr Leiden ist gestern Nachmittag der frühere Staatsminister Freiherr von Lutz in Pöcking bei München auf dem Gute seines Schwiegersohnes gestorben. Er war am 4. Dezember 1826 in Männerstadt in Unter- franken als Sohn katholischer LehrnSlcuke geboren, hat also ein Alter von fast 64 Jahren erreicht.

München, 4. Sept. Die Beerdigung von Lutz auf Freitag nachmittag 4 Uhr an­gesetzt. Die Leiche wird heute still hin-her­gebracht nnd zwar wegen der Bahnstörung auf der Landstraße.- Die Zeitungen bringen sympatische Nachrufe, auch die Cenlrums- bläncr schreiben wohlwollend, da er sich mit Gott, der Kirche und der Welt ausgesvhnt habe. Bei Grafenau kam gestern in Folge von Dammrutschung eine Entgleisung vor. Zwei Rufende und drei Bedienstete wurden leicht verletzt.

Wie aus Schönraill (Niederbayern) berichtet wird, würde dort vor einigen Tagen der AuStragbaner Georg Koller mit zer­trümmertem Schädel tot anfgefunden. Nun­mehr hat es sich herausgestellt, daß derselbe von seinem eigenen Sohne, dem Anwescns- bcsitzer Martin Koller, nnd dessen Schwager, dein 23 Jahre alten Wirlssohn Grafwall- ncr, ermordet worden ist. Die beiten Män­ner sind geständig und wurden unter gro­ßem Zusammcnlaus in die Fronfcste nach Landshut abgeliefert.

Mannheim, 3. Sept. Der Rhein und der 'Neckar sind aus ihren Ufer» getreten und steigen rapid.

Berlin, 2. Sept. Dr. Peters, der ge­stern von dem Kaiser in Audienz empfangen wurde, ist nach der Allg. Ztg. sei! gestern im Reichsdienst augestellt.

Kissingen, 3 Sept. Fürst Bismarck und Gras Herbert Bismark reisten heute vor­mittag nach Homburg ab, wo sie mit der Fürstin Zusammentreffen. Später erfolgt die Abreise nach Varzin. Der Abschied auf dem Bahnhöfe gestaltete sich zu einer großartigen Ovation seitens der Einwohner und Kur­gäste. Eine überaus große Anzahl Blumen- jp-nden wurden dem Fürsten Bismarck über­reicht, welcher, als er den Fürsten-Wartc- salon verließ, von ungeheurem Jubel emp­fangen wurde. Der Fürst war sichtlich be­wegt und grüßte, erfreut von den dargebrach- teu Kundgebungen, leutselig nach alle» Scj-

Drück und Verlag von B t

ten hi» ; alsdann bestieg er den Salonw ageti. Bis zur Abfahrt blieb er am Fenster stehen nnd dankte wiederholt für die erneuten stür­mischen Hochs. Die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden waren zur Verab­schiedung anwesend.

Aus Bern, 31. Aug, wird gemel­det: Der Rhein hat auch bei Koblach den Damm durchbrochen, wie im Jahre 1888; dabei ist der Umfang der Uebcrschwemmung größer als damals. Die Dörfer Koblach, Mäderru, Altach und Lustenau in Vorarl­berg stehen völlig unter Wasser; ^besonders ernst ist die Lage in'Höchst. Ans der Schwei­zer Seite des Rheins ist von Bauriz bis Mentlingen nnd Rueti alles ein See von gestautem Wasser. Die Eisenbahn zwischen St. Margarethen und Bregenz ist unterbrochen. Die Not ist groß. Fer­ner aus Bern, 1. Sept.: Die Nheinbrückett bei Diessenhofen, Sleiu und Konstanz sind wegen des Hochwassers für Dampfschiffe nicht Mehr passierbar, die Dampfschiffahrten zwi­schen Diessenhofen und Koustanz sind daher eingestellt.

Ragaz, 3. Sept. Gestern abend fand dem Bund zufolge zwischen Ragaz undPfäfsers- Bad wieder ein bedeutender Felssturz statt. Die Verbindung zwischen beiden Orb'» ist abgcschnitten. Die Gäste vom Bad PfäsfcrS sind eingeschlossen. Die Badwasfcrlcitung nach Ragaz ist zerstört. Die Kurgäste kön­nen nicht bade», daher zahlreiche Abreisende. Das Schneien in den Bergen hat aufgehört. DaS Wetter ist aufgehellt.

Tölz, 2. September. Dr. Peters ist, begleitet von den Vorsitzenden der Ostafri­kanischen Gesellschaft von der H>hdl, hier ci»get>offen, um den Direktor der Kolonial- abteilunL.Geh.R- Kayser zu besuchen und mit ihm koloniale Fragen zu beraten.

Zentral News erhielten eine Meld­ung ans Petersburg, wonach in den Gou­vernements Orcl, Kursk und Kostroma aus- g-dehnle Brände stattfanden. Die Stadt Kinisrima ist zerstört. Der Schaden be­trägt 200 000 Rubel; 250 Wohnhäuser wurden ein Raub der Flammen, mehrere Personen verloren das Leben.

Beim Stapellauf eines Schiffes in Osaka in China sind 50 Personen ertrunken, indem das Fahrzeug, als es ins Wasser ge­langte, umschlug.

Die Lebensversichcrnngs- und Er­sparnis-Bank in Stuttgart hat infolge ihrer äußerst liberalen Versicherungs-Bedingungen und der absolute» Sicherheit, welche sie ihre» Mitgliedern bietet, sich fortgesetzt eines wach­senden Zugangs zu erfreuen. Während der Einlauf an Anträgen im Dezennium von 1855.64 -FL 31,902.831. betrug, hat sich solcher von 1880.89 auf -FL 282,691,942. gesteigert.

Im ganzen waren bei der Bank bis jetzt -FL 432,512.800. versichert. Für fällig gewordene Versicherungen wurden Mark 50,480,000. ausgezahlt u. ^/L. 26,400,000 konnten als Dividende an die Versicherten znrückvergütct werden, während weitere Ueber- schüsfe von 120, Millionen Mark noch in Reserve liegen, um in den nächsten Jahren verteilt zu werden.

Der Bankfonds beträgt derzeit ca. 820--- Millionen Mark und erhöht sich alljährlich um weitere ca. 7 Millionen.

rnhard Hosmd'nn in Wldbad.

iiNrantwortliqer oirsakteur: Bernhard Hofmsnn.)