Der Kmnpfum eineMMon.
Criminaluovelle von W. Roberts.
Nachdruck verboten.
25 .
Auch scheint mein rätselhaftes Verschwinden, an welchem ich ganz unschuldig war, sehr zu meinen Ungunste» von meinem Gegner bei meinem Onkel auSgebeutet worden zu sein, dies zeigt schon der angebliche Br. von Allan Burns, der mir vor einigen Monate» geschrieben wurde und den ich für eine Fälschung Halle."
„Besitzen Sie diesen Brif noch, Li ute- nanl Hntting?" bcmerkle Oberst Mrrray.
„Er befindet sich wohl verwahrt bei meinen Papieren, denn ich gedenke unter Umständen mit dem Machwerke meinen Gegner noch zu entlarven."
„Das hosse ich auch," erwiderte der Oberst „und ich W'U, soviel in meinen Kräften steht, Ihnen dabei bchülflich sein. Amtliche Untersuchungen scheinen mir allerdings in der heiklen Sache nicht am Platze zu sein, denn erstens würden dieselben, von Indien aus betrieben, einen sehr langsamen Verlauf nehmen, zweitens haben Sie cs offenbar aber auch mck einem sehr geschickten Gegner zu lhu», der vor keinem Mittel zurück- jchrecken wird, Ihre Beschwerden unschädlich zu machen, es ist dies ja auch nicht sehr schwer, wenn Ihr Gegner bereits vollständig der Vertraute Ihres Onkels ist, und alle Entschließungen des Greises beeinflußt. Wir müssen also versuchen, auf privatem Wege zum Ziele zu gelangen. Haben Sie keinen erprobten Freund i» angesehener Stellung in London, den mau mit einer vertraulichen Mission zu Ihrem Onkel schicken könnte oder giebt es unter Ihren sonstige» Anverwandte» keine Person, der Sie sich ai.ver- trauen tonnen und von der man hoffen kan», daß sie Ihre Sache bei Allan Burns verficht?"
„O, eine solche Verwandte hätte ich schon, habe auch bereits an Sie geschrieben, aber leider »och keine Antwort -rhallen," eiikgegttete Richard traurig.
„Nun wer ist diese Verwandte von Ihnen, Lieutenant Hutting?" srug der Oberst vertraulich. „Sie können ja noch ein Mal an dieselbe tchreiben und ich werde diesem Briefe eine Zuschrift von mir beilegen, welche beglaubigen soll, daß sie ein braver Soldat sind und daß ihre Angaben die dringlichste Berücksichtigung verdienen."
„Herr Oberst, Sie sind zu gütig, ich werde von ihrem freundlichen Anerbieten mit großem Danke Gebrauch machen," sagte N. sreudig. „Meine Anverwandte, an welche ich mich in meiner heiklen Sache nachmals wenden könnte, ist die verwltiwete Frau Mary Lund in London."
„Wie? Frau Mary Lund?" srug der Oberst überrascht und reß die Augen weit auf. „Diese Dame ist ja nebst ihren drei Töchtern mit meiner Frau befreundet und sah ich sic noch kurz vor meiner Ueberfahrt nach Indien in den Salons meiner Frau in Greenich, wo meine Frau ein Landhaus besitzt und dort sich säst mehr aufhält als in London. Das trifft sich ja herrlich zusammen, lieber Hutting, oder vielmehr lieber Johnson," fuhr der Oberst eifrig fort. „Jetzt schreibe ich in der Angelegenheit an meine Frau und Sie legen diesem Briese ein
Hkrantw»rrUHkr Redakteur: Bern
Schreiben an Frau Mary Lund bei, welches sicherlich nicht unterschlagen, sondern au seine richtige Adresse gelangen wird, denn im Hause meiner Frau wird Ihr ränk-voller Gegner doch nicht auch bereits Verräter und Auspasser unterhalten. Genießt nun Frau Lund, woran wohl kaum zu zweifeln ist, die Hochachtung Ihres Onkels Allan Burns, so dürste Ihnen die Gunst des alten Herrn bald wieder gewonnen sein."
„Ich bin Ihnen für diesen Rat zu großem Danke verpflichtet, Heer Oberst, und werde ihn bestens befolgen," meinte Richard vergnügt- „Hoffentlich werden wir auf riese Weise auch den Schurken noch rechtzeitig entlarven, welcher mich nach Indien geschickt und bei Allan Burns verleumdet hat."
„Haben Sie keinen Verdacht, wer der Schurke sein kann, derJhnen diesen Streich gespielt hat?" srug der Oberst weiter.
„O ich glaube den Schelm zu kennen, aber ich mochte ihn nicht eher nennen, als bis er entlarvt ist."
„Aber warum wolle» Sic den Verräter so schonend behandeln 2" meinte der Oberst erstaunt. „Ein Mensch, der auf Ihr Unglück sein Glück aufbauen wollte, verdient doch wahrhaftig keine Schonung."
„O, vielleicht doch," meinte Richard bescheiden, „wir sollen ja Böics mit Gutem vergelten, wenn wir echte Christen sei» wollen. Auch ist Derjenige, d-'n ich für meinen Gegner halte, mein Vetter und nannte sich mein Freund."
„Was reden Sie da für sentimentale Dinge, mein junger Freund !" braust Oberst Muray auf. „Sie wollen Böses mit Gulem vergelten. Nun so hätten Sie gestern, statt die Aufständischen von dem Wrgkegel herab mit Büchsenschüssen in die Flucht zu jagen, denselben lieber Kußhände zuwerfen sollen. Böjes, welches uns ein Feind anthur oder auzuthun gedenkt, kann inan unmöglich mit Gutem, vergelten, das wäre unvernünftig."
„Mit V rlaub, Herr Oberst, in Staatsangelegenheiten und im Kampfe für Freiheit und Ordnung im Vaterlande stimme ich Ihrer Ansicht bei, denn sonst würden äußere Feinde und Rebellen nach Herzenslust morden, rauben und plündern, aber im Privatleben, im Verkehr zwischen den Nächsten.ist es gerade nicht nötig, daß man BöjeS mit Bösem vergilt. Das Unrecht rächt sich in solchen Fällen auch meistens selbst, in dem bösem Bewußtsein, welches den Thäter, so lange er seine Schuld nicht gesühnt hat, nie verläßt, und durch die Schande, welche ein Ehrloser vor seinen Mitbürgern hat."
„Schöne Gedanken und Schwärmereien sind daS, was Sie da sagen, junger Mann," erwiderte der Oberst lebhaft, wenn Sic das Leben erst besser kennen lernen würden, so würden Sie eiusehe», daß mau mit ewiger Geduld und Nachsicht verstockten Sündern gegenüber nichts als Hohn und Spott erreicht ; auch unser Herrgott ist nicht ewig nachsichtig, sondern straft schließlich die verhärtete» Sünder, also brauchen Sie in Ihrem Falle, wo Sie in erbärmlichster Weise gekränkt und schnöde behandelt wurden, auch leine übertriebene Milde zu üben. Nennen Sic mir also jetzt ohne Umschweife den Namen desjenigen Ihrer Anveiwandten, den Sie im Verdachte haben, dmß er schändliche Ränke gegen Sie ausgeübt hat, um sich allein in den Besitz der Millionenerbschafl
haro Hosmann.) Druck und Verlag von B e
Ihres Onkels zu setzen! Diese Angabe Ihrerseits ist ja auch schließlich notwendig, um Ihre Rechte in der Heimat energisch zu verteidigen."
„Ich halte meinen Vetter Ralph Lock- well, der mich nach dem Werbeplatze gebracht , sich dort in tiefer Nacht von mir nach Indien einen verdächtigen Brief geschrieben hat, für den Urheber aller gegen mich geschmiedeten Ränke," erwidwtc jetzt Richard frei und sicher, „doch aus Rücksicht auf seine noch lebende Mutter möchte ihn den bösen Vetter geschont wissen."
„Sie reden schon wieder von, Schonung in dieser Angelegenheit, wo Sie Strafe und Sühne beanspruchen sollten," bemerkte der Oberst unwillig. „Also der famose Vetter Ralph Lockwell ist nach Ihrer Meinung der Verräter, der falsche Freund. Ein netter Vetter, den wir auf's Korn nehmen wollen. Ich werde meiner Frau den Verdacht Mitteilen nnd Sie können versichert sein, daß der Verräter bald entdeckt sein wird, denn Frauen sehen in solchen Dingen fast so scharf wie ein Untersuchungsrichter."
„Mir liegt aber gar nichts an einer Bloßstellung oder gar B-strafung meincs Vetters Lockwell," meinte Richard gutmütig, „mir genügt cs, wenn ich mciuem Onkel gegenüber von einem schändlichen Verdachte gereinigt bin und mich wieder seiner herzlichen Freundschaft erfreue."
„Und die Milliowrbschaft ist Ihnen gleichgiltig geworden," frug der Oberst und richtete seine großen graue» Augen scharf auf den jungen Offizier.
„Gleichgiltig gerade nicht," erwiderte dieser, „denn ein großcs Vermögen bedeutet in der Hand eines weisen Mannes viel Segen für sich und seine Mitmenschen und schließlich wäre bei mir die Millionenerb- schast auch in besseren Händen als bei Ralph Lockwell. Aber seidem ich klar und deutlich erfahren habe, daß man durch eigene Tüchtigkeit und selbst in sehr traurigen Verhältnissen doch auch sein Glück machen kann und noch dazu viel ehrenvoller und fester gegründet, als wenn man es durch zufällige Erbschaften macht, so denke ich von solchen, auch wenn sie eine Million betragen, nicht mehr so hoch als frühcr. Ich bin jetzt Offizier der englischen Armee und will es zu meinem Glücke und des Vaterlandes Wohle sei» und bleiben bis an mein Lebensende."
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
.-. (Ein spekulativer Wirt.) I» Schlauheit» hat sich ein neuer Gastwirt etabliert, dessen Hotel „Zum Rebus" beschildert ist. Täglich wird an seiner Dubol ä'iioto ein Rebus auf eine große schwarze Tafel gemalt und de» .Gästen zum Raten ausgge- ben. Der ernte Gast der, den Rebus löst, erhält eine Flasche Champagner. Dieser Spaß versammelt täglich eine große Anzahl Gäste, wodurch der schlaue Wirt seinen Re- bus-Charnpagner sich zwanzigfach bezahlt mackt.
.-. (Bauernstolz) Bauer: Wo dient denn Dei Tochter in der Stad! ?" — Bürgermeister : „Mei Tochter dient nicht, — die konditioniert beim Major Müller, der bei der Infanterie dient."
rnhard Hofmann in Wildbad.