eignete sich am 2. dS. am Niagarafall. .Ein junger Herr Namens William ElliS, der Sohn eines reiche» Brauers in Springfield, Illinois, kam in Clifton House an, begleitet von seiner Braut, Frl. Alice Drew, deren Mutter und Bruder, einem Advokaten in Chicago. Die Gesellschaft besuchte die Sehens­würdigkeiten des Ortes, und nach dem ameri­kanischen Ufer hinnberfahrend, stand sie einige Augenblicke im Anblick des Horse Shoe Fall versunken da. Zurzeit befanden sich viele andere Besucher an dem Orte. Der junge Ellis veranlaßt Frl. Drew, sich mit ihm dem Rande zu nähern, als er plötzlich seinen Arm um ihre Huste legte und vor den Au­gen der entsetzten Mutter laut aufschreiend mit seiner Braut in den Wasserfall hinein­sprang. Die Leichen des Paares wurden wcggeschwcmmt und sind noch nicht geborgen worden.

ImOberschl. Anzeiger" wird fest- gestellt, daß in den letzten acht Tagen über Wyssoly Brzig bei Myslowitz 5000 Men­schen mit Mehl aus Oesterreich über die Grenze gekommen sind. Hat nur jeder 3 Kilo cingebracht, so sind 15 000 Kilo Mehl eingeführt worden.

Die an 90 Arbeiter beschäftigte Filz­hutfabrik von Bovroux in Hodimont (Belgien) ist vor wenigen Tagen bis auf die Umfas­sungsmauern niedergebrannt. Der durch Versicherung gedeckte Schaden wird aus 110,000 Fr. geschätzt.

Kairo, 6 . Aug. In Mekka sind gestern 135 Personen an der Cholera gestorben.

In Paquis bei Genf starben 6 Per­sonen am Typhus, welche Milch aus einem Bauernhöfe in Vernier getrunken hatten. Die Untersuchung ergab, daß die Bäurin die Wäsche eines am Typhus erkrankten Knechts in demselben Brunnentrog gespühlt hatte, in welchem die Milchgefässe gereinigt wur^ den. Gegen dieselbe ist Strafklage einge­leitet.

Der Londoner Fastenkünstler. Ale­xander Jaques hat am 2. August nachmit- mittags sein 42lägiges Fasten im Aquarium beendet. Ehe er sich zu seinem ersten Mahle seit 42 Tagen niedersctzte, trug er einen 13 Stein 11 Pfd. wiegenden Mann auf seinem Rücken um dasPodium, auf welchem sich die Fastenproduktion vollzogen hatte. Ja­ques gibt bekanntlich vor, sein Fasten mit einem Elixir möglich zu machen; er soll von

demselben nur 1*/4 Unzen zu sich genom­men haben.

Aus Amerika wird unterm 4. Aug. gemeldet: Die Vereinigten Staaten sind ge­genwärtig von unerträglicher Hitze und ver­heerenden Stürmen heimgesucht. Dem Son­nenstich erlagen gestern in New-Iork 6 Leute, in Ncwark 2, in Washington 3 und in Chicago nicht weniger als 30. In Chicago war gestern der heißeste Tag,, der jemals dort dagewesen ist.

Myslowitz, 1. August' Eine Frau mit einem Vollbart, die mit den Auswanderern aus Südrußland auf dem hiesigen Bahnhof gestern ankam, erregte großes Auafschen. Sie wurde als verdächtig verhaftet u. dem Arzt zugeführt welcher konstatirte, daß er in der That eine Frau vor sich hatte. Nachdem sich dieselbe selbst rasirt, sah man erst das Frauen­gesicht. Ungehindert konnte sie mit dem näch­sten Zuge Weiterreisen.

.-. (Praktisch.) Herr: Wohin gehen Sie ? Schneidermeister : Rechnungen ein- kassiercn. Herr: Was haben Sie denn da in der Hand ? Schneidermeister: einen Fallschirm, damit ich ohne Gefahr die Trep­pen hinunterkomme.

Der Kklmpsum eine Million.

Criminalnovclle von W. Roberts.

Nachdruck verboten.

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Die Gedanken weihevoller Ergebung in sein hartes Loos wurden bei Richard aber auch jetzt von ganz anderen, lichte», hoff­nungsvollen verdrängt. Es ivar, als ob ihm eine innere Stimme Trost zuricf und ihn fragte: Muß denn Dein ganzes künftiges Lebest nur dem herben Mißgeschicke geweiht sein? Ist dieses Mißgeschick für den, der seine Prüf­ung besteht, nicht vielmehr die Ucbergangs- stgtion zu einem reineren, lauteren Leben? Konnte er nicht über kurz oder lang ehren­voll nach England zurückkchren, seinen Ver­leumder entlarven und dem alten Onkel, der offenbar durch fremde, unlautere Einmischung zu einer ganz falschen Bcurtheilung ver­wahren Sachlage gedrängt worden war, sein ungeheures Mißgeschick aufklären? Aber würde der hochbetagte Allan Burns dann noch leben, wenn Richard endlich nach England zurück­kehren durste? Und würde nicht inzwischen ein ganz Aderer und zwar sein verschlagener Totfeind Ralph Lockwell, als welchen Nich- den gleißenden Vetter allmählich ansehcn zu müssen glaubte, das ganze Vertrauen des Onkels Burns und damit die sichere An­wartschaft auf dessen unermessliches Vermö­gen erworben haben ? Doch den Vermögens­verlust wollte Richard gern erlagen, wenn er sich nur vor den Onkel rechtfertige» und als Ehrenmann vor seinem Wohlthäter und vor Elisabeth Lund stehen konnte. Ein be­scheidenes Heim und darin seine schöne und tugendreiche Cousine als Frau zu besitzen, dünkte Richard zur Zeit als der höchste aller Erdenwünsche denn irdische Schätze und das Wohlwollen des ReichtumeS hatte er in den letzte» Monaten entbehren und in ihrer trügerischen Seile verachten gelernt. Weit, weit, flogen des jungen Mannes Gedanken sowohl in die Vergangenheit zurück wie auch in die ferne Zukunft dahin, wo er noch ein reines Glück zu finden hoffte.

Da rissen dem jungen Soldaten, der

mit verschränkten Armen auf einem mäch­tigen vor dem Lager liegenden Felsblocke stand, plötzlich gellende Allarmsignale aus seinen schönen Gedanken und Träumen und versetzte» ihn blitzschnell in die harte Wirk­lichkeit zurück. Richard eilte auf seinen Po­sten, das ganze Lager wurde alarmiert, der Feind zeigte sich auf allen Seiten und eine blutige Schlacht stand unmittelbar bevor.

Ade, Du falsche, trügerische Welt I Ade, Elisabeth! dachte jetzt Richard, als er mit den Kameraden vorgeschickt wurde, um einen Angriff des Feindes zurückzuschlagen.

Die Aufständischen wichen vor den Flin- tcnkugeln und Bajonnetangriffen der Eng­länder bald zurück, denn sie hatten offenbar die Zahl ihrer Gegner bedeutend unterschätzt. Wahrscheinlich hatten die Rebellen das vor einer Stunde abgerückte starke Strcifcorps für die Hauptmacht der Engländer gehalten und deshalb die im Lager zurückgebliebenen Truppenteile irrtümlicher Weise für die Nachhut angesehen, die sie mit Vorteil an­zugreisen gedachten. Auf ihrem fluchtartigen Rückzuge stießen die Aufständischen aber auf das Streifkorps des Obersten Muray und fielen, da sie diesem an Zahl bedeutend über­legen waren, mit Ucbermacht über dasselbe her. Zum Unglück befand sich Oberst Mu­ray mit seinen Truppen gerade in einem engen Thale, in welchem er seine Streit­kräfte nicht entwickeln konnte, als ihn die Aufständischen überfielen, und so kam bald das Streifkorps in eine äußerst gefährliche Lage. Die Rebellen waren auch klug genug, den Eingang des engen Thalcs stark zu be­setzen , so daß ihnen das sie verfolgende Hauptcorps der Engländer zunächst gar keinen Schaden zufüge» konnte, weil hohe Berg­wände und tiefe Schluchten wie eine Festung den englischen Kanonen und Gewehren ent- gcgenstanden. Oberst Muray, welcher nur über ungefähr tausend Mann verfügte, während die Aufständischen mindestens das fünfache an Truppen besaßen, schien so gut wie verloren zu sein, denn die Rebellen halten in dem engen Thale nicht nur die Uebermacht, sonst als ortskundige kühne Bergsteiger kletterten

ganze Abteilungen von Ihnen den Berg­wänden entlang und suchten den bedrängten StreifcorpS in die Flanckcn und in den Rücken zu fallen, während die Engländer sich in Folge des ungünstigen Terrains fast gar nicht verteidigen konnten. Der auf eine vor dem engen Thale liegende Anhöhe ge­eilte englische Oberbefehlshaber erkannte von dort die höchst gefährliche Lage des Streif­corpS, und es wurde ihm zur schrecklichen Gewißheit, daß Oberst Maray mit tausend Mann auserlesenen Truppen verloren sein würde, wenn man ihm nicht binnen kurzer Zeit Hilfe brachte.

Prüfend flogen die Augen des Generals über daS umliegende Hochgebirge, um einen Punkt zu entdecken, von wo au« er Schrecken in den Reihen dcSFeindes verbreiten könnte. Da bl'eben plötzlich, die Augen des Generals auf einem kleinen Bergkegel haften, der nach der Seite des engen Thales sehr steil absiel, also von dort her von den Aufständischen nicht besetzt worden war, während er nach der Seite des Hochplateaus durch eine toll­kühne Truppe vielleicht noch rechtzeitig be­setzt und dann sofort von dort ein sehr wirksames Feuer auf die im Thale vor­dringenden Feinde eröffnet werden konnte.

Im sausenden Galopp sprengte der Ge­neral mit seinem Gefolge vor die Front seiner Truppen und rief mit lauter Stimme:

Freiwillige vor I Ein Hand voll kühner Leute können tausend cingeschlossene Kamera­den retten!"

Aus allen Regimenten eilte kleine Hänf- lein Freiwilliger und in der Eile von den Offizieren ausgewählter mutiger Soldaten vor die Front. Rasch wurden sie formiert und traten geführt von einem Lieutenant vor den General.

Seht Ihr dort den kleinen Bergkegel, Kameraden," redete der General leutselig die mutige Truppe an,den müßt Ihr in größter Eile ersteigen und dann sofort den Rebellen» die unsere Kameraden inr Thale bedrängen, Schnellfeuer auf die Köpfe sen­den.

(Fortsetzung folgt.)

Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hofm » nn.) Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildhad.