Hiesiges.

Cailllstalt, 4. August. Eine Schutz- man »Patrouille, welche heule früh zwischen 12 und 1 Uhr in der Neckarstraße gegen Ruhestörer einschreiten wollte, wurde von diesen thällick angegrisfcu und mißhandelt, so daß einer der Schutzleute in Bei! verbracht werden mußte; einem anderen wurde der Säbel entzweigeschlageu. Die Ucbelthäter sechs an der Zahl sind in Münster wohnhaft.

Neckarthalfingen, OA. Nürtingen, 2. Aug. Gestern abend um 10 Uhr brannte es in der Papierfabrik von Wißmanns Er­ben hier. Das Feuer scheint im Lumpe,,- magazin ansgekomm-n zu sein und ergriff ein größeres Quantum Harz, wodurch ein intensives Feuer verursacht wurde. Bis heute früh um 10 Uhr brannte das Feuer fort, so daß die Feuerwehr unausgesetzt in Thätigkeit sein mußte, um der Zerstörung der anderen sehr bedrohten Fabrikgebäude Einhalt zu tbun. SämtlicheLumpenvorräte, Harz, Modelle liebst Papier- und Werkholz, auch ein Teil der Maschinen sind milver- brannt, und der Schaden sowohl an Gebäu- dcn als auch an Mobilien und Waren ist ein ziemlich bedeutender. Als höchstwahr- schcinliche Enlstehungsursache wird Selbst­entzündung der Lumpen vermutet.

Nürtingen, 3. August. Heute nachmit­tag um 5 Uhr ging ein furchtbares Gewit­ter mit Hagclschlag über unsere Stadt und unsere vielversprechenden Fluren nieder. Der angerichtete Schaden ist groß. Auf hiesiger Markung ist der Ertrag der Sommerfrüchte (Gerste) fast vollständig. Auf Jahre hin­aus ist ein großer Teil unserer so diel Ver­sprechenden Obstgärtenjgeschädigt; dieBäume stehen entlaubt da und viele derselben sind entwurzelt. Auch das Brachfeld hat bedeu­tend gelitten; nur das Kornfeld blieb fast vollständig verschont. Außer der hiesige» Markung wurden auch die Nachbarorte Alt- dvrf, Großbettlinger, Kohlberg, Tischardt, Raidwangen, Frickenhausen und namentlich Reudern von Hagelschaden betroffen-

Kirchheim n. T., 3. August. Gestern abend 5 Uhr entlud sich über unserer Mark­ung ein heftiges Gewitter. Ein dem Ge­witter vorangegangener Sturm warf hochbe- ladene Garbcnwagen zu Bode», riß eine Masse Obst, sa sogar ganze Oeste von den Bäumen und richtete auf den angrenzende Markungen Jesing-n, Nabern, Dettingen rc. ein starker Hagrlregeu bedeutenden Schaden an. Die Schnittreifen Früchte sind wie hin- gewalzt ; von den Bäumen, die einen reichen Obstertrag erwarten ließen, wurden viele Aeste abgerissen; zahlreiche Bäume liegen zerfetzt und entwurzelt am Boden.

Von der Jagst, 3. August. Unweit des Weilers Diemboth, OA. Gcrabronn, ist heute früh beim Pferdeschwemmen der Oberknechl des dortigen DomänenpächterS in der Jagst ertrunken. Der Verunglückte war aus Ober­steinach gebürtig. Seine Leiche wurde bald gefunden.

Aalen, 3. Ang. Graf Heinrich Adcl- mann in Hohenstadt wurde zum Präsiden­ten der Verwaltung des fürstlichen Kammer­guts in Sigmaringen ernannt.

Kirchheim i. R., OA. Neresheim, 1. August. Die gefürchtete Nonne ist seit eini­gen Tagen auch in dem fürstlichen Walde

Jagsthcimer Holzes" ausgetreten.

Schussenried, 2. Aug. Vorgestern früh

benützte ein Geisteskranker aus Ulm, der in der hiesigen Heil- und Pstegeanstalt unter- gebracht war, den kurzen Zeitraum, während welchem ihm der Wärter den Morgenkaffee herbciholte, dazu, sich das Taschenmesser mit solcher Gewalt ins Herz zu bohren, daß der Tod rasch eingetrelen ist. Als der Wärter zurückkehrte, fand er nur den Leichnam. Der Geisteskranke soll harmloser Natur ge­wesen sein und sich nicht gerade mit Selbst­mordgedanken getragen haben.

Tuttlingen, 3. Aug. Der Landtagsab- geordvete für den hiesigen Bezirk, Posthal­ter Ehninger, wurde heute aus einem Ge­fährt geschlendert, dessen Pferde scheuten und durchgingen, und war auf der Stelle tot. (Pvsthakter Th. Ehninger ist geboren 26. September 1834 zu Kirchheim u. T., ver­zog sich nach Tuttlingen und übernahm hier den Gasthof zur Post. Er vertrat den Oberamtsbeziek Tuttlingen seit 1882 und zählte in der württembergischeu Kammer zur Fraktion der Linken, während sein Bruder, der Abgeordnete von Kirchheim, der deut­schen Partei angehört. Bei der letzten Wahl 1889 hatte Ehninger einen schweren Stand gegen den deutschparteilichen Kandidaten Kauf­mann Georg Teufel und siegte auch mit nur geringer Stimmenmehrheit. Von ständigen Kommissionen gehörte der Verstorbene der Geschäftsordnungs-Kommission an.)

Dobel 3. Aug. Am 8. u. 9. August findet i» unserer Gegend ein sogenanntes Gebirgsmanöver statt. Dasselbe beginntim Eyachthal und zieht sich a» unserer westlich­en Landcsgrenzc zu, über Herrenal b, Dern­bach, Loffenau. Daher erhalten diese Orte starke Einquartirung, Dobel z. B. erhält 500 Mann Infanterie, Dragoner, u. Artil­lerie aus Rastatt. In der Nähe von Dobel soll auch ein Bivouak stattfinden. Dies wird voraussichtlich viel Leben und Unterhaltung in unsere Gegend bringen und auch manchen Zuschauer von auswärts herbeilvcken, da ein GebirgSmanöver jedenfalls viel Interessantes bieten wird.

Ulm, 30. Juli. Die von derGeneral- direkt'vn des Münsterfestcs zum Festzug und Festspiel angeschasften Kostüme sind in der Tnchhalle zum Verkauf ausgelegt. Bunt­farbigen Kleidern- und Schuhlagern sowie Theaterdireklionen und Maskei,Verleihern dürste dies eine sehr günstige Gelegenheit zu billigen Einkäufen bieten.

Ulm, 2. August. Der neuernannte Brigadekommandeur, Generalmajor Freiherr Scutter von Lötzen, ist aus Heilbronn hier eingetroffen.

Friedrichshofen, 2. Aug. Domkapitular Graf Wolfegg in Rottenbnrg hat unserer Stadt durch Stadtpfarrer Rief zum Bau des Karl-Olga-Spitalö die Summe von 5000 c/k! znkommen lassen. Die Mittel zum Bau, welcher einen Kostenaufwand von ca. 50,000 -/kl verursacht, sind nun größ­tenteils zusammengebracht. Kommendes Früh­jahr wird der Bau in Angriff genommen werden.

Vorsicht! Ein mit der Ernte beschäf­tigter, 45 Jahre alter, verheirateter Tag­löhner in Hambach trank in erhitztem Zu­stande rasch ein Glas Bier und nach zehn Minuten war er eine Leiche.

Ein Arbeiter in Bielefeld kam schwer- betrunken nach Hause und legte sich zu Bett, neben dem ein Eimer stand. Wahrscheinlich um zu trinken, beugte er sich nachts aus dem

Bett, verlor das Uebergewicht, siel mit dem Kopf in den Eimer und ertrank.

Bei den zur Zeit in Kelsterbach stattstndenden Schwimmübungen des in Darm­stadt garnisonierenden Leibdragoner-Regiments Nr. 24 ist der Einjährige Gut aus Wetzlar ertrunken.

Die arbeiterfreundlichen Bestrebungen des Kaisers machen sich bereits bei vielen staatliche» Fabriken in günstiger Art geltend. So hat vor kurzem sie Leitung der königlichen Gewehrfabrik in Danzig diejenigen Kinder ihrer Arbeiter, deren Gesundheitszustand zu wünschen ließ, zu längerem Aufenthalt in das Leehospiz bei Zoppot gesand.

Ein Wagen mit 10 Insassen ins Wasser gestürzt. In der Nähe von Schild- Horn bei Berlin fuhr am Samstag nachmit­tag ci» mit 16 Personen gefüllter zwei- spännigerKremser" die Wasscrchaussee im Gruncwald an den Havelseen entlang, als plötzlich die Pferde in Folge des Signals eines Dampfers scheu wurden und durch­gingen. Der Kutscher verlor die Herrschaft über die Pferde, welche von der Chaussee herab und in wilder Karriere dem Wasser zujagtcu. Im nächsten Augenblicke schon siegen die Pferde die steile Böschung in das Wasser hinab, den Wagen mit den Insassen nach sich ziehend. Einige Augenblicke der entsetzlichsten Panik folgten, mit lauten Hilfe­rufen versuchten die Verunglückten, unter denen sich auch Frauen und Kinder befan­den, den Kremser, der bis zur Höhe der Sitzbänke hinauf im Wasser stand, zu ver­lassen, was auch mit Hilfe zahlreicher hin­zugeeilter Passagiere gelang. Trotzdem sind fünf Personen verletzt worden. So trug ein Ciselcur, welcher noch ans der Chaussee vom Wagen gesprungen war, dabei einen Bruch des rechten Oberschenkels davon, zwei junge Bildhauer haben starke Kontusionen an Brust und Kopf erlitten. Der Kutscher ist durch einen Hufschlag am Kopfe verletzt und hat einen Bruch des rechten Unterarmes erlitten, schließlich hat ein Fräulein innere Verletz­ungen davongctragen..

- DerTcmps" in Paris erblickt in der Denkschrift Caprivi's das sehr praktisch^ System, ohne Schwäche, aber auch ohne Illusion Verträge abzuschließen. Junge Kolicnalmächte könnten leicht in Versuchung geraten, die Quadratmeilcn zu zählen; hier seien jedoch ganz andere Prinzipien maß­gebend g-wescn: das Bestreben, zukünftigen Konflikten vorzubeugen, die Vermeidung un­nützer Ausbreitung und namentlich die Sorge, wegen eines problematische» Zuknnftvorteils den direkten bestimmte» Vorteil aufrichtiger Verständigung zu gefährden.

Regeuslmrg, 1. August. Die Firma Pustet hier hat eine» in München aufgege­benen Drohbrief mit der Forderung erhalten, innerhalb acht Tagen 50 006 unter der AdresseJohann Mayer" in einer Kiste als Metallwarcn nach Prüfening zu schicken, widrigenfalls die ganze Familie ermordet werde. Als vorgestern ein junger Mann auf der Bahnstation Prüfening nach der Kiste frug, wurde er als mutmaßlicher Brif- schreiber verhaftet. Es ist ein 21jährigrr Privatstudierender Namens Banmler, Bahn­wärterssohn von Reinhausen. Er gab auch den Thatbestand sofort unumwunden zu und will nur aus Not so gehandelt haben, da er zu den Missionären nach Afrika sich be-