7>ef EMMlilg ver gesetzlichen Voraussetzungen monatlich für einen Beschädigten mit einer Minderung der Erwerbs- fähigkeit um 50 bis 80 v. H. 3200 -4t, mit einer Minderung um mehr als 80 v. H. 4800 -4t und, wenn der Beschädigte nur auf die Rente angewiesen und nachweislich einen Erwerb auszuüben nicht imstande ist, 6400 -4t. Witwen erhalten neben der Rente 3200 -4t und wenn sie nur auf die Rente angewiesen und nachweislich einen Erwerb auszuüben nicht imstande sind, 4800 -4t, eine vaterlose Waise erhält 2000 -4t, eine elternlose Waise 3000 -4t, ein Elternteil 2500 -4t, ein Elternpaar 4100 -4t Empfänger eines Ueber- LMlZsgeldes oder eines Hausgelds und Empfängerinnen Üner Witwenbeihilfe haben Anspruch auf 3200 -4t. Beschädigte, die für Kinder sorgen, erhalten für jedes Kind einen Sonderzuschuß von 1600 -4t. Die Nachzahlung der Ilnterschiedsbeträge für den Monat November erfolgt durch die Fürsorgestellen in der zweiten Hälfte des Monats.
Gesetz über Volksbegehren und Volksabstimmung.
Dem Landtag ist nun der Gesetzentwurf über Volksbegehren und Volksabstimmung zugcgangcn. Nach der Verfassung findet eine Volksabstimmung statt über die Fra-w der Auslösung des Landtags, wenn ein Fünftel der Landtagswahlberechtigten das Volksbegehren stellt, und Uber ein Gesetz, wenn ein Zehntel der Wahlberechtigten es begehrt. Der Antrag auf Zulassung eines Volksbegehrens mutz von 1000 Stimmberechtigten unterschrieben sein und schriftlich an das Staatsministerium gerichtet werden. Wird der Antrag einer Vereinigung gestellt, so genügt es, wenn glaubhaft gemacht wird, daß 20 000 stimmberechtigte Mitglieder ihn unterstützen. Das Staatsministerium entscheidet sodann über den Antrag auf Zulassung des Volksbegehrens nach Prüfung der gesetzlichen und insbesondere verfassungs- mätzigen Voraussetzung für die Herbeiführung eines Volksbegehrens. Die Unterstützung des Volksbegehrens geschieht durch Eintragung in Listen. Um Unredlichkeiten und Belästigung zu vermeiden, bat die Eintragung der Unterschrift in vorschriftsmätzige Listen ausschlietzlich vor >er Gemeindebehörde z» geschehen. Das Volksbegehren ist zustande gekommen. wenn ein Zehntel der bei der letzten Landtagswahl Stimmberechtigten sich in gültiger Weise in die Eintragslisten eingetragen hat. Wenn die Voraussetzungen für eine Volksabstimmung vorliegen, so bestimmt das Staats- Ministerium den Abstimmungstag und den Inhalt des Stimmzettels. Das weitere Abstimmungsverfahren richtet sich in der Hauptsache.nach den für Reichs- und Land- tagswahlcn geltenden Grundsätzen.
Ein neuer Gesetzentwurf über Stratzenreinigung.
Dem Landtag sind zwei neue Gesetzentwürfe über Aenderung des Gebäudebrandversicherungsgesetzcs und über das Reinigen der Strichen zugegangen. Der Inhalt des ersten Entwurfs ist bereits bekannt. Der zweite Gesetzentwurf wurde als Auszug aus dem Entwurf eines geplanten Weggesetzes fertiggcstellt. Auf dringenden Wunsch der Stadtverwaltung Stuttgart wurde die Stratzenreinigung gesondert als Gesetz herausgegeben. Danach liegt das Reinigen, Begießen und Bestreuen der Ortsstratzen, sowie der Etterstrecken von Staatsstraßen den Gemeinden ob, soweit nicht auf Grund gesetzmäßiger Anordnung der zuständigen Behörde ein Dritter einzutreten hat. Die Gemeinden können diese Leistungen auch den Eigentümern oder Besitzern der an die öffentlichen Wege angrenzenden Gebäude oder Grundstücke ganz oder teilweise auferlegen.
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Cchmich, 30. Nov. Eemeindepfleger Eottlieb Rentschler kann heute auf eine 25jährige Tätigkeit im Dienste der Gemeinde zurückblicken. In einer gestern abend stattgehabten Sitzung des Cemetnderats wurden dem Jubilar der Dank und die Glückwünsche der Gemeinde ausgesprochen, ihm auch eine Eeldgabe verwilligt.
(SEB.) Stuttgart, 30. Nov. Heute vormittag wurden in einem Hause der Augustenstrcche zwei Arbeiter tot aufgefunden.
Es llegi ein Anfall durch Gasvergiftung vor, dis infolge unberechtigter Hantierung bei Abänderung der Gasleitung hervorgerufen wurde.
(SED.) Schramberg, 30. Nov. Das Lastauto der Zigarren- fabrik Krämer in Haslach kam von Wolfach und wollte bei Hausach den Bahnübergang passieren. Infolge des Nebels bemerkte der Chauffeur zu spät, daß die Bahnschranke Herabgelasien und der Zug schon herangebraust kam. Dazu kam noch der Zufall, daß der Autolenker bei der Glätte des Schnees die Gewalt über seinen Wagen verlor. Das mit 15 Ballen Tabak beladene Auto rannte durch die Bahnsperre und kam direkt vor den Zug. Nachdem es durch den Anprall noch ca. 80 Meter geschleudert war. wurde es von den Rädern der Maschine erfaßt und vollständig zertrümmert. Der Chauffeur und ein Arbeiter sprangen im letzten Augenblick vom Wagen und retteten so ihr Leben.
(SEB.) Bückingen, 30. Nov. Die Tochter eines Schuhmachers, die in einem auswärtigen Geschäftshaus in Stellung war, hatte ihrem Dienstherrn ein Quantum Sohlenleder im Wert vgn etwa 200 000 entwendet und dem Vater zur Verarbeitung nach Hause gesandt. Vater und Tochter wurden dem Gericht übergeben.
(SEB.) Hohenheim, 30. Nov. An der Landwirtschaftlichen Hochschule sind im Winterhalbjahr 1922/23 1000 Studierende, darunter 16 weibliche, eingeschrieben. Außerdem nehmen 18 Gasthörer und 6 Gasthörerinnen am Unterricht teil. Unter den 1000 Studierenden befinden sich 428 Württembergs!. Von den 572 Nichtwürttembergern sind 479 Reichsangehörige, 43 dcutschstümmige Ausländer, 19 Deutsch-Oesterreicher und 31 Ausländer.
(SEB.) Friedrichshasen, 29. Nov. Im 3. Vierteljahr 1922 wurden von den württ. Fischern im Bodensee 35134 Kilo Fische aller Art im Wert von 3119 474 -4t gefangen. Blaufelchen waren es 28 639, Sand- (Weiß-Silber) Felchen 345, Schweb- oder Silberforellen 173. Heckte 234,25, Barsche 767, Karpfen 23,5, Brachsen 381,5, Weißfische 391 Kilo.
(SED.) Bon der bayrischen Grenze, 30. Nov. Ohne jeden Anlaß brachte auf dem Nachhauseweg der Gelegenheitsarbeiter Oito Palor in Achdorf (Ingolstadt) dem Baggereiarbeiter Luk. Nied- meier einen Stich in den Hals bei, der die Halsschlagader durchtrennte und den alsbaldigen Tod herbeiführte. — Auf gräßliche Weise verunglückt ist der Landwitt Decker von Eisenfeld (Asckaf- fenburg) an einem Bahnübergang der dortigen Lokalbahn. Der Abendzug mußte an dem Ucbergang plötzlich halten, da die Lokomotive zu entgleisen drohte. Als man nach dem Hindernis
5ie heute noch für clen Monat Dezember das „dalwer ^agblatt".
eine Tageszeitung lesen, die 5ie über alle wirtschaftlichen u politischen Fragen unterrichtet und
Nachschau hielt, fand man, daß die Lokomotive mitten in einem zermalmten Fuhrwerk stand. Der Fuhrmann selbst lag gräßlich verstümmelt unter den Trümmern.
Seid-, BM- und LmdivirMst.
Der Kurs der Reichsmark.
* Der Dollar stand gestern auf 7781 -<t» der Schweizer Franken auf 1453 ^c.
Bericht der Stuttgarter Börse.
(SEB.) Stuttgart, 29. Nov. Der amtliche Verkehr war am Mittwoch außerordentlich fest. Die Umstände waren sehr groß. Bankaktien lagen fest: Hypotheken!», -j-29 Prz. (349). Notenb. -j- 100 (3100), Vereinsb. -1-60 (1100). Brauereiwerte lagen behauptet: Eßlinger -st 40 (570), Hohen;, -st 40 (1200), Wulle -st 200 (1000). Textilwerte gewannen durchweg um einige hundert Punkte: Baumw. Unterhausen -j-500 (6000), Kauung. Bietigheim -st 2000 (8000), Holb und Schule -st 700 (5700), Kuchen -st 3500 (10 000), Maschinen- und Metallwerte sehr fest: Lauph. st-200 (6200), Eßlingen -st 492 (3949), Weingarten -st 500 (4200), Hesfer -st 550 (2800). Daimler -j- 140 (2140). Neckarsulmer st-900 (4100), Fcinmech. Tuttl. st-1000 (13 500), Junghans -s-400 (2600), Württ. Metallw. -1-2000 (12 000. Auch die sonstigen Werte hatten zum Teil erhebliche Kursaufbesserungen zu verzeichnen: Bad. Anilin -1-400 (8600), Cement Heidelberg -st 100 (4500), Bremrn-Besigh. Oel -st 2000 (10 000), Hohner st-700 (5500), Köln-Nottw. st-700 (5600), Kottern Z- 1600 (5000)). Stuttg. Zucker st-300 (6100), Verein. Filzfabr. -st 900 (5000). Ziegel Ludwigsb. st-200 (3500). Der Freiverkchr war bei sehr lebhaftem Geschäft fest.
Märkte.
In Nürtingen kostete ein Milch/ähweiu 7000—10 000 -<t, in W aldsee das Paar 17 000—23 000 .tt.
(SEB.) Ellwange» a. I.. 30. Nov. Beim städt. Stamm- holzverkaus aus dem außerplanmäßigen Holzhirb im Braunhardt wurde den Geboten mit 501 und 504 Prozent der neuen Landesgrundpreise vom 1. Nov. der Zuschlag «rteilt. Bei einem Ausgebot von 2 316 710 -tt beträgt der Erlös für 1l9 Fm. 11 643 900 -4t. Käufer ist die Firma Fridolin Bailer, Holzhandlung, hier.
Die örtlicken KleinkkindelSpreise dürfen felbstverftSndttch nicht an den Börsen- und Großhandelspreisen gemessen werden, da für jene noch die sog. wirtschasittchen Verkehr«« kosten in Zuschlag kommen. D. Schrifti. _
Kirchliche Nachrichten.
Evang. Gottesdienst.
1. Advent, 3. Drz. Dom Turm: 131. Samstag, 2. Dezember. Abends >48 Uhr im Vereiushaus Vorbereitungspredigt und Beichte. Sonntag 9'st Uhr: Beichte in der Sakristei, 9 st Uhr: Predigt in der geheizten Kirche, Dekan Zeller. Kirchenchor: „Wachet auf '(Mendelssohn). Eingangslied 131 „Wie soll ich Dich empfangen". Abendmahl. Opfer für den Gustav Adolf-Verein. 1 Uhr: Christenlehre, Söhne allere Abteilung. 5 Uhr: Kirchenkonzert, Oratorium Paulus.
Kath. Gottesdienst.
Sonntag, 3. Dezember. 8 Uhr Frühmesse, st 10 Uhr Predigt, Amt und Christenlehre. 2 Uhr Andacht. Opfer für den Ehari- tasverband. Montag 8 Uhr Gottesdienst in Liebenzell. Dienstag st 8 Uhr Rorateamt.
Gottesdienste der Meihodistengrmcinde.
1. Advent-Sonntag, 3. Dezember. Vorm, st 10 Uhr Predigt, Flößer. Vorm. 11 Uhr Sonntagschule. Abends 5 Uhr Predigt, Flößer. Mittwoch, 8 Uhr Bibel- und Eebetstunde.
Stammheim: Vorm. 10 Uhr Predigt, Schneck. Nachm, st 2 Uhr Predigt, Flößer. Mittwoch 8 Uhr Bibel- und Eebetstunde.
Für die Schristkitung verantwortlich: Otto Seitmann. Lal».
Druck und Verlag der A. Oeischläger schen Buchdruckeret, Arlw.
Der Welhnachtssrrnd.
Von Hermann Kurz.
Nach einer Weile kam der alte Philipp aus dem Hause und sah sich unbehaglich nach allen Seiten um; er schien den Erhard zu vermissen und sollte sich doch künftig daran gewöhnen lernen, ihn noch viel mehr zu entbehren als für die Dauer einer so kurzen Abwesenheit. Wie er um sich blickte, sah er den Aiex vom Städtchen her kommen. Dieser blieb von Zeit zu Zeit stehen, machte dann rasch ein paar Schritte und blieb abermals stehen, so daß es den Anschein gewann, als ob ihn etwas zöge und zugleich etwas zurück- hielte, das Haus zu betreten. Als er näher kam, zeigte er ein sehr blasses und verstörtes Aussehen. Aha, dachte der alte Philipp und lachte in sich hinein, der hat sich so oder so heut nacht eitlen Alp ausgeladen; bin doch begierig. Er ging auf die Cöite, um ihn vorerst ungestört ins Haus zu lasten. Den Knechten und Mägden, die im untern Hausraum zur Seite der Stiege beschäftigt waren, zum Vormittagsgottesdienste die Kleider herzurichten und das Schuhwerk instand zu setzen, siel seine Erscheinung ebenfalls nicht wenig auf,- da er aber mit seinem Eintritt in das Haus einen entschlossenen, schnellen Gang angenommen Hatte, so kam er unangerufen an ihnen vorbei und eilte, ohne sich aufzuhalten, die Treppe empor.
„Der sieht ja aus, als ob er einen Geist gesehen hätte", sagte ein Knecht. — „Ist wohl möglich," versetzte eine Magd. „Wer weiß, wo der heut nacht gewesen ist".
' „Einen Geist?" rief der Rohjunge, der bei ihnen stand, mit wichtiger Miene. „Ich Hab' heut nacht auch einen gehört".
Ein lautes Gelächter war die Antwort auf diese Nach- iltÄL Hie sus einem andern MuM rooül einen stärkeren
Eindruck hervorgebracht haben würde. Einstimmig wurde ihm erklärt, er habe geträumt, in diesem Hause sei nie ein Gespenst umgegangen, worauf er beschämt und eingeschüchtert verstummte.
Alex war unterdessen die Stiege hinaufgegangen. Oben begegnete ihm eine Magd, die über sein Aussehen nicht weniger als die andern betroffen war, aber noch mehr erstaunte, als er aus einmal zurückfahrend sich am Geländer hielt und in den Gang hinein starrte, wie wenn er eine Erscheinung Hütte. Sie sah sich erschreckt um, erblickte aber niemand als Justinen, die soeben aus ihrer Kammer den Gang her kam. Alex starrte sie mit zweifelnden Augen an; sie ging an ihm vorüber, ohne ihn anzusehen. Die Magd fragte ihn, was ihm widerfahren sei; er gab keine Antwort, sondern folgte langsam und zögernd Justinen, die in die Stube gegangen war. Dort wurde er auch vom Löwenwirt und seiner Frau alsbald nach der Ursache seines auffallenden Aussehens befragt, aber sie konnten nichts weiter aus ihm herausbringen, als daß er schlecht geschlafen habe und sich unwohl fühle. In kurzen Worten stattete er seinen Dank für die im Hause genossene Behandlung ab, wobei er von Zeit zu Zeit gleichsam verwundert um sich blickte; dann verabschiedete er sich, um in die Kammer- zu gehen und seine Sachen zusammenzupacken.
„Was ist denn dem Alex?" fragte die Magd unten und erzählte den andern, was sie gesehen.
„Der sieht am Hellen Tag Gespenster!" rief eine.
„Denk' wohl, der Schatz ist ihm in den Kopf gestiegen", sagte ein Knecht.
„Welcher Schatz?" fragte die kleine Wuselige boshaft. „Der mit dem blauen Licht oder der mit dem grünen Gesicht und dem großen Rostflecken?" .
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„Ich möcht' nur wissen, ob er etwas gefunden hat", bemerkte ein Knecht.
Siehst's ja!" erwiderte der alte Philipp. „Laß den einen Schatz heben, so lacht er aus den Stockzähnen, und wenn ihm der Teufel ein Ohr dabei weggeristen hätte. Er sieht nicht aus wie ein glücklicher Finder. Möcht' übrigens auch misten, was ihm passiert ist. Mach' dich an ihn, Baste, und such's aus ihm 'rauszubringen".
Der Roßjunge, dem diese Aufforderung galt, fühlte sich sehr geschmeichelt und versprach, sein möglichstes zu tun. Er war der einzge Vertraute des Alex, der, von den andern über die Achsel angesehen, sich zu ihm herabließ, um doch eine befreundete Seele zu haben.
Sie plauderten noch in der gleichen Weise fort, als Erhard zurückkam. Er hörte ihnen eine Weile zu, dann gin; er hinauf, um Justinen zu suchen.
Es fiel ihm einigermaßen auf, als er sie am Ende des Ganges, nicht weit von ihrer Kammer, im Gespräche mit Alex, den sie so lange gemieden hatte, erblickte. Unmutig wollte er wieder umkehren; da er jedoch bemerkte, daß sie keineswegs die Unterhaltung zu verlängern beflissen war, denn ihre Mienen und Gebärden drückten unverkennbare Abweisung aus, so entschloß er sich, näher zu treten, um durch seine Anwesenheit dem Besuche, der ihr offenbar lästig fiel, ein Ende zu machen. Sein Kommen tat auch die gewünschte Wirkung, denn Alex ging sogleich. Sein Gesicht war sehr lang geworden und zeugte von Verlegenheit und Verdruß.
„Ich Hab' hoffentlich nicht gestört", begann Erhard, als er fort war.
„Nicht im geringsten", antwortete Justine. „Ich bin froh, daß er mir aus den Augen ist".
(Fortsetzung folgt.)