Rundschau.

Die Familie des Schultheißen Weller von Herrlingen wurde in große Trauer ver­setzt. Das 5jährige Söhnchc» deS Schult­heißen wollte, wie das U. Tgbl. meldet, seinen Vater, der mit dem Zug von Ulm nach Hause zurückkehre» sollte, am Bahnhof abholen, fiel aber unterwegs in die Lauter und wurde oberhalb der Mühle tot aus dem Wasser gezogen.

Bei dem Fischerstechen in Ulm wurde nur eine Einnahme vou 5000 ^ erzielt, während man auf mindestens 20 000 ^ gehofft halte.

Der 9jährige Sohn des Oberförsters K. in Hirsau setzte vor kurzer Zeit auf ein ungeladenes Gewehr ei» Zündhütchen und drückte sodann den Hahnen ab. Hierbei brachte er daS Auge zu nahe an das Ge­wehr, so daß ihm ein Funke Hineinslog. Das Auge entzündete sich so stark, daß es nach einigen Tagen herausgenommen werden wußte, um die Sehkraft des andern zu retten.

Oberndorf, 9. Juli. Eines jähen Todes ist laut Sch. B. in Bessendorf ein erst 17 Jahre altes Mädchen verstorben, das schon länger an Epilepsie litt und in einem Kost­hause untergebracht war; vorgestern morgen fand sein Kostgeber es tot im Belt, wo es zweifellos einem Anfälle seiner schrecklichen Krankheit erlegen ist.

Friedrichshafen, 10. Juli. Bei der heu­tigen Kursfahrt ab Lindau 12 Uhr 40 Min. nach Friedrichshafen brach nach Verlassen der Station Wasserburg an der Maschine des neuen bayerischen Dampfboots Prinz- rcgent ein Zapfen an der Kolbenstange. Da die Maschine im Lauf war, wurde durch die gelöste Stange das Oberlicht der Maschine gänzlich zertrümmert. Der Maschinist be­fand sich an der Maschinensteuerung und eS gelang demselben, durch rasches Abstellen deS Dampfers weiteres Unglück zu verhüten. Die etwa 20 am starke Kolbenstange wurde krumm gebogen. Nachdem das Schiff zum Stehen gebracht war, wurde Anker geworfen und die Notflagge aufgchißt. Das badische Boot Kaiser Wilhelm eilte bald darauf zur Hilfeleistung herbei und übernahm die Pas­sagiere zur Rückbeförderung nach Lindau. Verletzt wurde niemand. Das Schiff bedarf einer größeren Reparatur und wird in diesem SommerkurS kaum mehr.dienstfähig werden.

Am 15. Juli d. I findet die Be­triebseröffnung der Eisenbahn von Wangen nach Hergatz statt.

Ein eigentümlicher Vorfall hat sich heute Nacht in Pforzheim abgespielt. Als die 14jährige Tochter eines Fabrikanten heute früh aufwachte, bemerkte sie zu ihrem nicht geringen Schrecken, daß der Zopf abgeschnit- ten war. Derselbe lag auf dem Kissen des Bettes. Der Verdacht der Thäterschaft lenkt sich auf eine im Hause bedienstete Person.

Den Berliner Politischen Nachrichten zufolge soll die Uebergabe Helgolands in der dritten Juliwoche erfolgen; bis zur Einver­leibung in Preußen soll zunächst ein Pro­visorium eintretcn, währenddessen Helgoland dem Reichsamte deS Innern unterstellt und von diesem durch einen Kommissar verwaltet wird. Staats minister v. Bötticher geht Ende Juli nach Helgoland, um die Uebergabe an den Rcichsbcamten zu leiten.

Das nächste deutsche Bundesschießen, welches im Jahre 1893 stattstndet, wird in Mainz abgchalten.

! Elbing, 8. Juli. Ein heiteres Stück­chen ereignete sich derEZtg." zufolge am Donnerstag auf der Bahnstrecke vor dem hiesigen Bahnhof. Ein Bahnbeamtcr hatte sich einige Flaschen Bier gekauft. Im Be­griff, dieselben nach seinem Wärterhaus zu tragen, siel ihm plötzlich ein abseits liegender Gegenstand ins Auge. Um denselben näher besichtigen zu können, stellte er die vollen Flaschen auf die Strecke hin und trat in den seitwärts befindlichen Graben. Da brauste in voller Fahrgeschwindigkeit der Schnellzug von Marienburg heran; der Loko­motivführer, der in der Sonne blinkenden Flaschen sah, ließ, Unheil vermutend, das Notsignal ertönen, um, nachdem er glücklich der vermeintlichen Gefahr entronnen und auf dem hiesigen Bahnhöfe angelangt war, unverzüglich Meldung von demAttentat« zu machen. Die Folge war, daß auf der Stelle die ganze Strecke nachDynamit­flaschen abgesucht wurde, bis dieselben in einer der Welterbudcn, schon zum großen Teil deS gefährlichenSprengstoffes« ent- ledigt, zur Beruhigung der Bahnverwaltung vorgefunden wurde». In dem Schnellzuge soll sich eine russische Großfürstin befunden haben, so daß die ängstliche Sorgfalt des Lokomotivführer sich leicht erklären läßt.

Meißen, 7. Juli. Eine gemütlich und billige Hochzeitofcicr wurde hier gestern veranstaltet: Ein soeben getrautes Ehepaar kam aus der Kirche, wo die jungen Gatten während der Rede hungrig geworden ffein mochten; denn die Neuvermählte ging schleunigst in einen Fleischerladen, kaufte eine Schnur warmer Würstchen und ließ sich mit dem Gatten zu Füßen derSaxonia" auf dem Th»aterplatze nieder. Die Frau legte den duftenden, radgroßen Hochzeitsstrauß einst­weilen bei Seite, der Mann holte beim näch­sten Bäcker Semmeln, und nun begann auf den nassen Steinstufcn der Hochzeitsschmaus!

Ein schreckliches Ballonunglück ereig­nete sich in BearSdown (Illinois), wobei Samuel Black, ein bekannter Fallschirmkünst­ler ans dem Westen, getötet wurde. Er stieg in seinem Ballon auf, bis er die Höhe von 400 Fuß erreichte, als der Fallschirm durch Funken aus einem großen Schornstein in der Nachbarschaft in Brand geriet. Der Fallschirm wurde sofort vom Ballon ge­trennt und fiel brennend zu Boden, während Black pfeilschnell niederstürzte und 2 Mei­len von dem Orte, wo er aufgesticgen war, als bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leiche vorgefunden wurde.

Das Opfer einer bestialischen Gewalt- that ist die 19jährige Tochter des Bauern­gutsbesitzers Krouzel (Böhmen), ein auffallend hübsches Mädchen, in der Nähe des Heimat­ortes geworden. Der Thäter hat dem jungen Mädchen mit einem Messer fast den Hals vom Rumpfe getrennt. Die Wertsachen seines Opfers ließ er unberührt. Als verdäch­tig wurde der 18jährige Dienstknecht Schrott aus Saugwitz verhaftet.

Ungeheures Elcmentarunglück in In­dien. Aus Bombay wird unterm 9. Juli nach London berichtet, daß die Stadt MuS- cat von einem Wirbelsturm heimgesucht wurde, welcher große Ueberfchwemmungen veranlaßte. Siebenhundert Personen ertranken, viele Häuser sind eingestürzt.

In Jndustry, Pennsylvanien, er­eignete sich anläßlich der Feier des 4. Juli ein schreckliches Unglück. Während der Ab­

brennung eines Feuerwerks verursachten einige Funken die Explosion eines Pulverfasses in einem Warenmagazin. Das Gebäude wurde zertrümmert und 7 Kinder trüge» Verletz­ungen davon, 4 derselben lebensgefährliche.

Seit Menschengedenkeu war die Nord­see nicht von einem derartigen Orkan heim­gesucht, wie er dom Morgen des 5. bis zum Abend des 7. Juli an der ganzen Küste von Belgien, Holland, England und Frankreich wütete. Die größten Dampfer mußten auf offenem Meere stoppen, weil an ein Her an­kommen au die Häfen nicht zu denken war. Bisher hat man von einer größeren Schiffs­katastrophe glüglicherweise nichts gehört. Um so ärger wurden die kleineren Seefahrzenge, besonders Fischerboote und Segelschiffe, heim­gesucht. Im Ostende herrschte am 6. Juli die größte Angst, da etwa ein Dutzend Fischer­boote, die schon am 5. d. M. heimgekehrt sein sollten, ausständig waren. Am 6. d. M. gegen 10 Uhr nachts gelaugten die fehl­enden Fischerboote im Ostender Hafen an. Doch waren zwei Fischer ertrunken. Der Dreimaster Bsrard sank auf der Fahrt von Dünkirchen nach Antwerpen unter; die Mann­schaft, bestehend aus dem Kapitän und 12 Matrosen, wurde gerettet. In Nieuvorl, Saint-Malo, Grancamp, Boulogne-sur-Mer und anderen Hafenstädten der Nordseeküste sind unzählige kleinere Schiffe, oft mit Mann und Maus, untergegangen. Man berechnet den Verlust an Menschenleben, den der jüngste Orkan in der Nordsee allein ver­ursachte, auf mehr als zwanzig und die Zahl der Untergegangemn Fahrzeug auf mehr als dreißig.

San Nicolo Comelico, ein italieni. sches Dorf von 500 Seelen in der Provinz Belluno, ist vollständig abgebrannt.

Verschiedenes.

(OkanKsr Iss äamos.) Eine er­götzliche und wahre Hnrats-Affaire ereignete sich eben in Charlottenburg und rief dort in den beteiligten Kreisen allgemeine Heiter­keit hervor. Zwei Zwillingsbrüder waren mit den Töchtern eines wohlhabenden Bürgers verlobt. Während des Brautstandes, kurz vor der Trauung, waren die Bräutigams aber anderer Meinung geworden, denn Jeder glaubte mit der Braut des Andern glücklicher zu werden. Nach gegenseitigem Meinungsaustausch erklärten sich auch die Anfangs zwar sehr überraschten Bräute mit dem vorgeschlagenen Tausche einverstanden, und so konnte denn nach Aenderung der be­reits auSgefertigten Heiratspapiere die Trau­ung unter allgemeinem Einverständnis voll­zogen werden.

.-. (Auch eine Verwandtchaft.) Ein schwäbischer Bauer blieb zumsgrößtcn Aerger seiner Frau lange im Wirtshaus sitzen. Die Frau beschloß einst, ihn durch Schrecken auf bessere Wege zu bringen. Sie trat, als der Bauer einmal wieder spät heimging, phantastisch aufgeputzt hinter einem Baume hervor.Wer isch denn dös?« frdgte der Mann etwas stutzig.Ich bin der Teufel!« brummte die Bäuerin.Komm' her und gieb mir die Hand«, sagte der B. laut,i Han Dei Schweschter zur Frau l"

.-. (Unglückliche Liebe.)Herr Kanz­list, lieben Sie auch Gänsebraten?" Ach ja, aber meine Liebe bleibt leider unerwidert.«