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vo» Schwerin" vorzustkllen und prankte mit dem Titel eines Reserveoffiziers und mit dem eisernen Kreuze 1. Klasse, das er zu Gravelotte bei derRettung Kaiser Fried­richs" enthalten haben wollte. Dabei hat Joost nie des Königs Rock getragen. Er soll sogar die Kühnheit gehabt haben, in einem Immediatgesuche seinj Blatt dem Kai­ser zu empfehlen.

Aus Cettinje kommt die Nachricht: Der Kommandant der Leibgarde, ein Vetter des Fürsten, ist ermordet worden. Der Mörder wurde sofort gelyncht.

Die Königin von England hat der Braut Stanl ys, Frl. Dorothy Tennant, ein artiges Geschenk gemacht, bestehend in einem in Brillanten gefaßten Miniatur bild- nis der Monarchin, mit einer Locke ihres Haares.

Aus Anlaß ihres 25jährigcn Ge­schäftsjubiläums überwiesen die beiden In­haber der Zuckcrrasfineric von Fr. Meyer Söhne i» Tangermünde bei Stendal dem Magistrat 100 000 aus deren Zinsen hilfsbedürftige Fabrikarbeiter unterstützt wer­den sollen.

Tanbstummenstatistik. Es wird sta­

tistisch nachgewiesen, daß eS in der Welt 546 000 Taubstumme giebt (I auf 1566 Menschen). Als Hauptursache dieses Nebels werden Ehen unter nahen Verwandten be­zeichnet; in China, wo solche Ehen unbe­dingt verboten sind, kommt Taubstummenheit fast gar nicht vor.

Verschiedenes.

(Eintritt bei Strafe verbotene Ein lustiger Studentenstreich wird wie folgt er­zählt: Acht lustige akademische Bürger einer vielbesuchten deutschen Universitätsstadt be­fanden sich zu vorgerückter Stunde von der Kneipe auf dem Heimweg. Singend zogen sie die von ehrsamen Bürgern längst ver­lassene Straße hernieder, bis ihnen plötzlich in Gestalt einer auf der Straße befindlichen Umzäunung ein energisches Halt geboten wurde. Daselbst wurden irgend welche Bau­lichkeiten auSgeführt, zu deren ungestörter Ausführung das Terrain umzäunt worden war. Zum Ueberfluß befand sich am Ein­gang des Bretterzaunes eine an einem Pflal befestigte Tafel mit dem warnenden Ruf: Eintritt bei Strafe verboten!" Die Musen- söhnc betrachteten das Zeichen stadtpolizei­

licher Autorität mit liebenden Augen und be­schlossen, dasselbe als Erinnerung an den schönen Abend dem Mntterboden zu ent­fremden. Bald war das Pfählchen heraus­gerissen, der Längste nahm es auf die breite Schulter und weiter ging es wie im Sieges­marsch, als sie schließlich vor der Universi­tät Halt machten. Endlich war eine würdige Stelle für die Warnungstafel gefunden! Durch gemeinsame Anstrengung wurde der Längste emporgehoben und befestigte die Tafel gerade über dem Hauptcingange der Univer­sität. Am nächsten Morgen sollen viele Hörer der Alma mater zugeströmt sein; doch als sie am Haupteingange lasen:Eintritt bei Strafe verboten", sind sie eiligst umge­kehrt. Ob sie den Inhalt glaubten occr nicht, jedenfalls war das Gewissen beruhigt und eine Entschuldigung für den Frühschop­pen gefunden.

.-. (Vom Ulmer Münsterfest.) Ein Oberländer, der auch das Ulmer Münster- fest besucht hatte, wurde bei seiner Heimkehr gefragt, waS er denn eigentlich gesehen habe, worauf er die treffende Antwort gab:No nia so viel Reagadächla."

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Der Kampf um eineMillion.

Criminalnovelle von W. Roberts.

Nachdruck verboten.

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Es hat, wie ich Dir schon tausend Mal erklärte, gar keinen Zweck, Dich in das Geheimnis vollständig cinzuwcihen," entgegncle Ralph im ablehnende» Tone,Du sorgst Dich dann nur noch mehr, und wenn zwei Personen um ein Geheimnis wissen, so ist dasselbe schon halb verraten."

Aber Ralph, bedenke doch, daß ich Deine Mutter bin, die nur Dein Wohl will. Wie kann ich das Geheimnis, von dem Dein ganzes LebenSglück abhängt, verraten wollen? Ich werde darüber schweigen wie ein Grab, aber Kenntnis muß ich um Deinetwillen davon haben," ich bitte Dich also nochmals, mir die Art des rätselhaften Verschwindens Richards anzuvertrauen."

Es kann dies aber weder Dir noch mir etwas nützen," erklärte Ralph und schüttelte sehr unwillig das Haupt.

Du irrst, mein Sohn," entgegnctc Ma­dame Lockwell und legte schmeichelnd ihre Hand um Ralphs Nacken.Siehe Du könntest doch eines Tages krank werden, oder eS könnte Dir auf einem Ausflüge ein Un­fall zustoßen, wodurch Du verhindert würdest, Deine wachsamen Augen zu gebrauchen. Wäre es dann nicht gut, wenn ich für die Wahrung des Geheimnisses bei dem Onkel Burns und bei Lunds für Dich eintreten könnte. Was möchte wohl Alles geschehen,, wenn Du einmal in Folge einer Krankheit oder wegen eines Unfalles acht Tage lang nicht in das Haus des OnketS und nicht bei Lunds gehen könntest I"

Ralph wechselte bei den letzten Worten der Mutter mehrere Male die^Gesichtösarbe, er wurde rasch hintereinander todendlaß und dann wieder dunkelrot.

Du hast Recht, Mutter," entgegnete er dann mit bebenden Lippen,eine Krank­heit oder ein Unfall, der mir zustöße, könnte meine ganzen Berechnungen zu Schanden machen, wenn nicht eine unbedingte Vertrau-

cnsperson für mich handeln würde und diese Vcrtrauensperson kannst nur Du sein weil Du den eigenen Sohn nicht verraten wirst. Du sollst also Mitwisserin des geheimnis­vollen Verschwinden Richards sein. Derselbe befindet sich als angeworbener Soldat bei der englisch-indischen Armee. Im toll n lieber»,ute hatte sich Richard unter die neu angeworbenen Soldaten vor ihrer Abfahrt nach Indien gemischt und mit ihnen sich be­trunken. Da geschah eS, daß in Folge einer von mir herbcigeführten Vertauschung eines WerbtscheinS der total betrunkene Richard Johnson selbst für einen angeworbenen Rekru- len gehalten und als solcher in dunkler Nacht auf das Transportschiff gebracht wurde. Als Richard aus seinem Rausche erwachte, befand er sich bereits auf der Fahrt nach Indien, und daß ihn sein Regiment sobald nicht wie­der entläßt, weil man ihn für einen recht­mäßig angeworbenen Rekruten halten muß, daS kannst Du Dir denken."

Aber wird Richard nicht alle Hebel in Bewegung setzen, um den mit ihm vorgekom- menen Irrtum aufzuklären," srug Madame Lockwcll mit angstvoller Geberde,und was soll dann aus Deinem Plane, den Onkel als Universalerbe zu beerben, werden."

O darauf, daß Richard sich von Indien aus dem Onkel und den übrigen Anverwand­ten zu entdecken sucht, beruht ja gerade ein wichtiger Teil des Erfolges meines Planes," entgegnete Ralph mit halsstarriger Bosheit. Ich habe Dir dies ja auch schon angedeu­tet, Mutter, nur verlange nicht, daß ich Dir Alles Voraussagen kann, was ich in. Ein­zelnen für die Durchführung meines Planes noch lhun muß. ES folgt immer eins aus dem Anderen, das Böse kann nur mit bösen Mitteln durchgeführt werden, das sagen ja schon alle Propheten und Dichter. Warum soll man sich also darüber so sehr ängstigen?"

Du meinst also wirklich, daß keine Ge­fahr für Dich in der Sache vorhanden ist, Ralph?" frug dessen Mutter erstaunt über die Ruhe und Kühnheit, mit welcher ihr S. Ränke schiedet?.

Ich halte mich für vollkommen sicher,"

bemerkte Ralph mit spöttischer Miene,denn Niema d auf der ganzen Welt kann »ach- weisen , daß ich Schuld an dem curiosen Abenteuer bin, welches Richard Johnson jetzt nach Indien im Dienste Ihrer Majestät der Königin von England unfreiwillig unter­nimmt. Meine Aufpass r werden auch ihre Pflicht im Hause des Onkels wie bei Lunds thun, denn sonst erhalten sie ihren reichlichen Lohn nicht weiter. Uebrigens geht mein Plan ja auch gar nicht dahin, Richard John­son zu verderben, ich will nur nicht dulden, daß er der bevorzugte Universalerbe des Onkel Burns bleibt, und statt einer Mil­lion Pfund, die ich mir zu reservieren ge- genke, soll er zehntausend Mund erhalten, dasselbe Legat, welches mir der Onkel gütigst zuzuwenden gedachte. Freilich große Zwecke erfordern große Mittel, und engherzig darf man dabei auch nicht sein, und wenn Richard Johnson auf der Seereise oder in Indien etwas Schlimmes passiert, so ist dies doch nicht meine Schuld."

Ich werde aber doch nicht eher froh, als bis die ganze Angelegenheit ihr Ende gefunden hat," bemerkte Madame Lockwell.

Da mußt Du wenigstens bis nach des Onkels Tode warten und bis das zu meinen Gunsten geänderte Testament desselben voll- stnckt ist," erwiderte Ralph mit einem bos­haften Lächeln.J'tzt, wo ich Dir Alles anvertraut habe, will ich von den ewigen Be­sorgnissen auch nichts mehr von Dir hören. Auf der Hut müssen wir jeden Tag sein, aber sich ängstigen und immer nur ängstigen wollen, das wäre eine große Thorheit. Da hätten wir nur die Qual und besäßen schließ­lich nicht Kaltblütigkeit genug, um drohenden Gefahren zu entgehen. Du wirst von heute ab, wi? es Dein Wunsch gewesen ist, für mich mit Wache halten müssen, liebe Mut­ter. Ich werde Deine Thätigkeit bei der Dienerschaft im Hause des Onkels VurnS und bei Lunds noch heute vorbereiten. Ich fahre jetzt nach Westend zum Onkel. Adieu Mutter, heute abend 8 Uhr bin ich wieder zurück."

(Fortsetzung folgt.)

Berantwortlicher Redakteur: Bernhard H o f m a n n.) Druck und Brrlag von Bernhard Hsfmann in Wildbad,

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