Rundschau.

EineTappgesellschaft" j» Stuttgart hat den ersten Preis der Heilbr. Kirchen- bau-Lotterie mit 20 000ertappt". Bei der Erhebung des Gemiunstes hat sie in nob­ler Weise 500 Mk. zurückfließen lasse».

Württcmberger in Berlin. Unter den glücklichen Schützen, welche sich bei dem gegenwärtig in Berlin stalifindenden X. deut­schen Bnndesschießen einen Preislicher her- auSgeschvssen haben, besinden sich nach Ber­liner Blättern aus Württemberg die Herren: Mauser-Oberndorf und Ganzloser- Deggingen OA. Geislingen.

In der Nacht vom Samstag ans Sonntag hat sich nach dem Filderboten in der Gemeinde Echterdingeil ein Unglücksfall ereignet, der leider einer Person das Leben kosten sollte. Eine ältere ledige Frau, welche mit ihrem ebenfalls noch ledigen Bruder zu­sammen wohnt, hatte sich abends, während dieser einen Ausgang machte, zu Bett bege­ben. Als dieser znrückkehrte und sich eben­falls zur Ruhe legen wollte, entdeckte er, daß ein Stück der Zimmerdecke ans seine Schwester herabgestürzt war. Als man den Schutt von dieser entfernte, war sie bereits tot.

Ein bedauerlicher Unglücksfall ereig­nete sich am Dienstag nachmittag im Lcnz'- schen Bierkeller in Tübingen. In demseben war ein 15jähr,ger Brauerlehrling am Bier- aufzng beschäftigt und wurde von dem Hebel desselben so schwer getroffen, daß der ganze Hinterkopf eingeschlagen wurde und der Ver­letzte noch in der folgenden Nacht verschied.

Tettnang, 8. Juli. Die Eisenbahn- fragc brachte in die Gestern staltgefundene Bürgeransschußwahl ein bewegtes Leben, da verschiedene Parteien ihre Kandidaten auf das Rathaus zu bringen suchten. Die Ge­wählten gehören meist der gemäßigten Par­tei an. Die Vorarbeiten zu dem Bahnbau sind nahezu vollendet. Die Hauptfrage dreht sich zurzeit hauptsächlich um den Geldpunkt, beziehungsweise um die Zeichnung der Aktien. Ist d'ese Frage einmal gelöst, so wird auch der Angriff des Bahnbaues alsbald erfolgen.

Balingen, 7. Juli. Gestern obend wur­den in Dürrwangen 2 Kinder, das 6jährige Töchterchen des Schäfers Kurtz und das 5jährige Söhnchen des Balthas Kohleisen, vermißt. Die von seiten der Dürrwanger und Laufcner Feuerwehr noch während der Nacht getroffenen Nachforschungen waren vergeblich. E:st heule früh fand mau beide in der Eyach ertrunken.

Tuttlingen, 7. Juli. Der Leichnam des seit letzten Montag abend vermißten Kauf­manns Dihlmann wurde am Samstag nach­mittag unterhalb der Stadt in der Donau aufgefunden. Allgemein wird ein bedauer­licher Unglücksfall angenommen, welcher um so leichter Vorkommen konnte, da an dem hohen Ufer der gegenwärtig wasserreichen Donau ein Fußweg vvrbeisührt und der Verunglückte am Tage seines Verschwindens in der Nähe gesehen wurde.

Ulm, 6. Juli. Der Handelsmann St. in Neu-Ulm besah sich mit seiner ganzen Familie das Münsterfest; ein Dieb benutzte die Gelegenheit und stahl aus der leeren Behausung 2000 ^ in Papier, Gold und Silber, ferner eine goldene Damenuhr mit Kette, welche die Frau, damit sie ihr im Gedränge nicht gestohlen werde, vorsorglich zu Hause gelassen hatte.

Ulm, 8. Juli. Die große goldene Mün- sterfestmedaille wurde folgenden fürstlichen Personen übersandt " II. MM. dem König und der Königin. II. KK. HH. dem Prin­zen und der Prinzessin Wilhelm von Würt­temberg, II. MM. deni Kaiser und der Kaiserin, der Kaiserin-Witwe Friedrich, dem Prüizregente» und dem Prinzen Arnulf von Bayern, und dem Fürsten von Hohenzollern.

Mettenbcrg bei Schwenhausen, 7. Juli. Heute vormittag ist hier die ganze Gemeinde- pflcgekasse gestohlen worden. Der Dieb dürfte ein HandwerkSbucsche sein, der sich unbemerkt in das obere Stockwerk der Orts- gemcindepflegcrswohnnng schlich, und als er nach Ausführung des Diebstahls von der Hausfrau dort entdeckt wurde, als ein ehr­licher Viehhändler sich vorstkllte, der nur aus Versehen eine Stiege zu hoch gestiegen sei, um nach feilem Vieh zu fragen. Auch hatte er laut O. A. noch die Frechheit, der Frau anzusinnen, sie möchte nur nach dem Gelbe sehen, dann werde sich gleich Heraus­stellen, daß er ein ehrlicher Mann sei. Dies geschah leider erst, als der Dieb mit seiner Beute davongegangen war. Glücklicherweise soll in der Kaffe kein allzugroßer Vorrat gelegen haben.

Zwei Württemberger, junge Hand­werker, saßen letzter Tage in einer Wirt­schaft in Zürch beieinander, um den Ab­schiedstrunk zu halten, da der eine nach München verreisen wollte. Am Tische sitzend zeigte er dem Kameraden seinen, für die Reise bestimmten geladenen Revolver und spielte mit dem Finger am Abzug, wäh­rend jener den Kopf übergebengt hielt. Plötzlich siel ein Schuß und der andere sank mit einer Wunde im Kopf vom Stuhle. Der unglückliche Schütze brachte den Freund selbst in das Spital und wurde dann ver­haftet. Der Verletzte ist nach 24 Stunden im Spital seinen Leiden erlegen.

Frankfurt a. M-, 8. Juli, lieber die Besetzung der erledigten Stelle des hiesigen ersten Bürgermeisters verbreiten auswärtige Blätter allerlei Mutmaßungen, welche jedes thatsächlichen Hintergrundes entbehren. Eine bestimmte Persönlichkeit ist bisher nirgends in Frage gekommen. Die Stadtvcrordneten- Versammlnng, welche sich heute mit der An­gelegenheit zu befassen hatte, beschloß, in der nächsten Sitzung einen Ausschuß von 9 Mit­gliedern zu wählen, welcher die erforderlichen Schritte zu Ihun hat. Im Anschluß hieran brachte der Vorsitzende ein Schreiben des Herrn Finanzministers Miguel zur Verles­ung, worin dieser für die Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Frankfurt seinen wärmsten Dank und seine Freude darüber ausspricht, daß seine fernere Zugehörigkeit zu Frankfurt auch äußerlich einen so schönen und herrlichen Ausdruck gefunden habe.

Bei dem großen Festmahl, an dem 5500 Personen teilgenommen haben, sind ganz gewaltige Massen von Speisen kon­sumiert worden. Zur Stillung des Hungers der Festgäste wurden gebraucht 40 Centner Rinderbraten, 16 Centner Lacks, 2000 Hüh­ner, 40 Schöffel Gemüse, 35 Scheffel Kar­toffeln und 1500 Köpfe Salat. Zur Zu­bereitung der Erdbeerspcise wurden 300 Pfd. Erdbeeren und 200 Liter Sahne verwendet.

Berlin. Ein orkanartiger Sturm, der am Donnerstag abend >n der siebenten St. ein in Berlin und Umgegend niedergehendes Gewitter begleitete, in der Stadt aber wenig

wahrnehmbar gewesen ist, hat speziell auf dem Festplatz des X. Deutschen Bundes- schießens ganz kolossale Verwüstungen ange­richtet. Beim Heraufziehen des Gewitters Hallen sich auf dem Festplatz die Besucher, soweit sie sich nicht bereits in den zahlreichen Schaubuden befanden, in die größeren Eta­blissements, namentlich abe'r in die Salons von Reiseck und diejenigen der Königstädti- scheu Brauerei, sowie in das große Chantant- Zelt zumDeutschen Herold" geflüchtet. Sie waren dadurch aber nur aus dem Regen in vie Traufe geraten, denn kaum hatten sich die Besucher häuslich niedergelassen, da brauste mit dem ersten Regenschauer ein Sturmwind einher, der die ganzen AuSstell- ungsbanten in ihren Grundfesten erbeben machte. Ein zweiter gewaltiger Windstoß kamen, das Zeltdach desDeutschen Horold" flatterte gleich einem zerissenen Segel im Winde, dicke Mastbäume, die es gestützt, knickten wie Binsen ab, die Bühne wurde vollständig blos gelegt, ebenso die Gardero­benräume der hier auftretenden Sängcrinnen- schaar, die in ihren leichten Kostümen ratlos flüchteten. Dem Ausschank der Königstädti­schen Brauerei erging es noch schlimmer; sein Inhaber Kcilholz entging nur mit Mühe der Gefahr, von herabfallenden Brettern und Sparren erschlagen zu werden. Gleich böse wurden die Zelte von Wernccke und Wcbcke mitgenommen; die kleineren Schaubuden wurden teilweise vollständig wcggewcht. Und um die Panik, die nun Platz griff, noch zu vergrößern, fiel der Regen unter Donner und Blitz in Strömen herab, setzte das ganze Terrain unter Wasser und verwandelte die Hauptverkehrsstraßen des Festplatzes zu einem See, in welchem Leinwand- und Fah- nenfetze», Pfefferkuchen, Konditorwarcn aller Art, Holztrümmer und tausenderlei andere Gegenstände nmherschwommen. ImHerold" herrschte ein vollständiges Chaos; Frauen fielen in Ohnmacht, halbentkleidete Chanso­nettensängerinnen jagten ihrem vom Winde entführten Flitterstaat nach, über die zahl­reich vertretenen Bierheben hatte der Inspek­tor jegliche Kontrole verloren, sie verfolgten ihre unter dem Schutze des Orkans durch­gebrannten Kunden. Die große Festhalle wurde teilweise ihrer Verdachung beraubt. Die großen Brauerei-Ausschank-Pavillons sind dagegen unversehrt geblieben. Trotz all' dieses Unglückes ging der Humor nicht ganz verloren. Als sich das Gerücht verbreitete, daß der Rrptilienbude während des Wirr­warrs ein Krokodil entschlüpft sei, sangen sofort einige lustige Besucher:Da draußen auf dem Festplatz schwimmt ein Krokodil", nach bekannter Melodie. Nachdem der Or­kan ausgetobt, wurde sofort mit den Auf- räumungs- und WiderherstellungS-Arbkiten begonnen, die, da man bei elektrischem Lichte weiter arbeitete, so gefördert wurden, daß bereits gestern auf dem Festplatz Alles wie­der in Stand gesetzt war.

Vor kurzem ist in Berlin der frühere Herausgeber des Deutschen Armee-Journals, Karl Joost, verhaftet worden. Ucker das Blatt hatte der Kriegsminister schon im Frühjahre auf den Kontrollversammlungen eine strenge Quarantäne verhängt. Joost wurde bald darauf wegen Betruges ange­klagt und entging nur mit einem Haar der Bestrafung. Auch jetzt handelt cs sich um die Geschäftspraxis des Verhafteten. Seit Jahr upd Tag pflegte sich,Joost alsGras