Der Kampsum eineMillwn.

Criminalnovelle von W. Roberts.

Nachdruck verboten.

8 .

Wo bin ich?" rief dann der junge Mann plötzlich mit drohender Stimme.Ich werde hier gegen meinen Willen eingespern und fortgeschleppt. Das ist eine Nieder­trächtigkeit, gegen welche ich die Hülfe der Gesetze in Anspruch nehmen werde."

Sergeant Miller blickte erst verwundert ans das ihm ganz theatralisch dünkende Ge­bühren des Rekruten und brach dann in ein schallendes Gelächter aus.

O, welch ein Spaßvogel Sie sind, William Hulting," bemerkte der Sergeant dann mit beißendem Spotte,Sie sind wohl direkt vom Theater im Covenlgarden weg­gelaufen , weil Sie dort mit Ihrer Nolle durchstelen und habe» sich bei unserem Regi­ment anwerben lassen, um Ihre Rolle als komischer Held Weiler zu spielen. Na, wenn Sie bei uns nur nicht auch wieder aus der Rolle fallen, Sie Possenreißer, Sie Hans­wurst, und aus dem komischen Helden ein Ritter von der traurigen Gestalt werden."

»Ich glaube ich bin in ein Irrenhaus geraten," erwiderte darauf der William Hul­ting angeredete jjunge Mann,und Sie, Herr Sergeant sind der Obernarr."

Der Sergeant Miller, dem dieser selt­same Rekrut Spaß machte, lachte anss Neue aus vollem Halse und bemerkte dann spöttisch :

Ich glaube, lieber Hanswurst William Hutling, Sie haben letzte Nacht Ihr bis­chen Verstand vertrunken und finden nun sich und alle Welt im Narrenhaus."

Ach, Sie sind ein Narr, Sergeant. Worum nennen Sie mich denn fortwährend William Hutling? Ich heiße gar nicht Wil­liam Hutting, sondern so weit ich zurück­denken kann, nannte man michMichard John­son."

Der Sergeant stand einen Moment ver­blüfft vor dem jungen Manne. Sollte er, der alte Kriegsmann, sich in dem Namen des Rekruten geirrt haben und dieserhalb von demselben gefoppt worden sein? Nun, dann hätte dieser Komödiant ja seine Rolle vortrefflich gespielt. Bald aber griff Ser­geant Miller hastig nach dem Verzeichnis seinr Corporalschaft und suchte den Namen Richard Johnson, er fand diesen Namen aber nicht, trotzdem er zweimal das Ver­zeichnis genau durchlas.

Triumphierend wandte sich der Sergeant Miller nun wieder an den Rekruten und sagte:

Lassen Sie jetzt ihre schlechten Witze aus dem Spiele, Hutting, denn Sie heißen, wie ich Sie eben nannte."

Nein, und abermals nein, ich heiße nicht William Hutting, sondern Richard Johnson, bin Student der Rechte aus Lon­don und weiß nicht, wie ich auf dieses Sch. gekommen bin," beteuerte aufs Neue energisch der junge Mann.

Aber da sagen Sie mir wohl, wie Sie zu dem Werbeschcine, der auf den Namen William Hutting lautet, gekommen sind, den man in ihrer Tasche fand?" fuhr jetzt der Sergeant den jungen Mann streng an.

Das weiß ich nicht, ein unglücklicher Zufall, ein Versehen, ein Schwindel scheint eine Verwechselung meiner Person mit diesem

Äeriuttwörtlicher Redakteur: Bern'

William Hutting veranlaßt zu haben," ant­wortete Richard Johnson, denn kein anderer als dieser war der junge Mann.

Nun, wie sind sie dann aber in das Werbelokal und in den Saal, wo sich die angeworbenen Soldaten bis zu Ihrer Ein­schiffung anfhielten, gekommen 2" examinierte der Sergeant weiter.Unsere Rekruten wer­den doch nicht auf der Straße aufgegrifsen und gewaltsam fortgeschleppt, sondern nach den gesetzlichen Regeln angeworben u. dann militärischer Begleitung übergeben. Wie ge­langten Sie unter die angeworbenen Sol­daten ?"

Richard zögerte einen Moment mit der Antwort und sagte dann:

Ich wollte mir mit einem Freunde einen Spaß machen, und wir traten deshalb spät Abend in das Werbelokal, unter dem Vorwände, uns auch anwerben zu lassen, in Wirklichkeit aber nur deshalb, um in dem Werbcsaal die seltsamen Gestalten aus aller Herren Länder einmal näher in Augenschein zu nehmen und im Jugendübermute mit den angeworbenen Soldaten einen Abschieds- pnnsch zu trinken. Dann ist mir eben die wunderbare Geschichte passiert, als deren Held Sie mich hier sehen."

O, an solche Märchen mag glauben wer Lust hat," sagte Sergeant Miller jetzt unwillig.Sie sind eben William Hutting, angeworbener Soldat des 13. Regiments und nicht Richard Johnson, den wir hier gar nicht kennen. Damit basta! Wollen Sie aber durchaus Ihre seltsame Geschichte an die große Glocke gehängt haben, so soll sie dem Oberst behufs Entscheidung gemeldet werden."

Natürlich verlange ich, daß meine Sache dem Oberst gemeldet wird," erwiderte Richard Johnson.

Am anderen Mittage beim Apell stand Richard Johnson vor dem Oberst des Regi­ments und erzählte seine Geschichte. Der Oberst war aber ein sehr strenger Herr und erklärte dem Bittsteller kurz Folgendes:

Ihre Erzählung kann wahr sei, es ist aber auch sehr leicht möglich, daß Sie ver­suchen, uns ein Märchen aufzubinden, um von dem Soldatendienste befreit zu werden: Da ich nun jetzt nicht in der Lage bin, den seltsamen Vorfall zu untersuchen, und wir ohne Säumen unsere Fahrt nach Indien fortsetzen müssen, auch der königliche Dienst allen privaten Interessen vorgeht, so lehne ich zur Zeit jede Untersuchung der Sache ab. Sie sind uns nicht als Richard John­son, sondern als William Hutting, angewor­bener Soldat, des 13. Regiments übergeben und müssen auch als solcher angesehen wer­den. Thuen Sie also als Soldat Ihre Pflicht, sonst zwingen Sie mich, schwere Strafen über Sie zu verhängen. Von In­dien aus werde ich dann zunächst aus priva­tem Wege Licht in die mysteriöse Angelegen­heit zu bringen suchen, und stellt cs sich her­aus, daß Sie wieder Ihren Willen und un­ter falsche» Namen unter die angeworbenen Soldaten gesteckt worden sind, so wird Ihnen Ihr Recht werden, ist aber die Sache ein Schwindel, so haben Sie eine schwere Strafe zu gewärtigen."

Ich darf aber doch wohl noch während der Fahrt nach Indien einen Brief an meinen Onkel schreiben und den Brief in Port- Saie zur Post besö rdern lassen Herr Oberst?"

-ard Hvsmann.) Druck und Verlag von B e

frng Richard mit flehender Geberde. Mein Onkel, der Millionär Allan Burns in Lon­don, könnte doch dann auch Schritte thun, um die Wahrheit meiner Angaben zu be­stätigen und meine Befreiung vom Militär­dienste zu erwirken."

Schreiben Sie an Ihren angeblichen Millionenonkel soviel Briefe als Sie Lust haben," lachte der Oberst, dem jetzt die Ge­schichte auch komisch vorkam,aber thun Sie im klebrige» Ihren Dienst, sonst erhalten Sie Arrest."

Richard war einen Tag lang noch sehr niedergeschlagen über das fatale Mißgeschick, welches ihn dazu verdammte, unter einen ihm ganz unbekannten Namen die Rolle eines Soldaten zu spielen und ganz wieder seinen Wille» eine Reise »ach Indien zu machen, aber bereits am andern Morgen hatte der junge Mann seine alte Ruhe und seine» heiteren Gleichmut wiedergewonnen.

Es ist ein ganz seltsames Abenteuer, welches ich gezwungen bin, zu bestehen," dachte Richard,aber es ist ja Aussicht vor­handen, daß es nicht so lange dauern wird, denn mein Brief an Onkel Bnrns wird ja wohl die Affaire aufklären helfen. Gleich­zeitig werde ich auch an meinen Vetter Ralph Lockwcll schreiben, der wahrscheinlich daö Rätsel, wie ich unter die Soldaten und auf das Schiff gekommen bin, lösen helfen kann. Wir waren freilich beide an jenem verhäng­nisvollen Abende schwer bezecht »nd keiner von uns beiden weiß schließlich, wo der an­dere geblieben ist. Aber eine Erinnerung an unser letztes Zusammensein wird Ralph Lockwell doch noch haben und diese wird ja gcnigen, um so Manches in dem rätselhaf­ten Vorfälle klarzulegen. In längstens zehn Wochen bin ich sicher wieder frei und ich habe dann gleich einen interessanten Ausflug nach Indien unternommen."

Mit diesen und ähnlichen Worten tröstete sich Richard Johnson, fügte sich willig in die strenge militärische Disciplin und nahm täglich eifrig au den militärischen Hebungen, die auf dem Verdeck des Schiffes stattfanden, teil, denn sie halsen ihm die Langeweile und die schlechte Laune, die ihn wegen seines Mißgeschickes doch manchmal packte, vertrei­ben.

In Port-Saie ließ Richard Johnson durch einen Matrosen drei Briefe aus die Post befördern. Von diesen drei Briefen war der eine an seinen Onkel Allan Bnrns in London, der zweite an seinen Vetter R. Lockwell ebendaselbst und der dritte an seine Cousine Elisabeth Lund, die auch in London bei ihrer Mutter lebte, gerichtet.

Den Brief an seine schöne Cousine Eli­sabeth Lund hatte Richard mit ganz beson­derer Sorgfalt geschrieben, denn nicht nur Freundschaft, sondern aufblühende Liebe fühlte er für das reizende junge Mädchen. Er glaubte auch Beweise dafür zu haben, daß Elisabeth seine Neigung erwiderte, deshalb sollte sie, die Auserkorene seines Herzens, eine der ersten Personen sein, die ausführ­lichen Bericht über sein tragikomisches Ge­schick erhielten.

(Fortsetzung folgt.)

(Galgenhumor.)Du, Adolf, wo­her hast Du denn die dicke Backe?" Tie? Das ist weibliche Handarbeit."

rnhard Ho smann in Wildbad,