Rundschau.

Der erste Gewinn der Heilbronner Lotterie ist cinf Nr. 31,635 gefallen und wurde das Los bei Friseur Kanzler in der Canzleistraßc in Stuttgart verkauft. Der glückliche Gewinner soll sich jedoch bis heute entweder hier noch in Heilbronu zur Ab­holung seiner 20,000 eingesunken haben.

Cannstatt , 5. Juli. Gestern abend wurde der bei der K. Betriebsinspeklion Stutt­gart beschäftigte ledige Hilssbremscr Schöll­horn von Fellbach von dem um 9 Uhr 45 Min. nach Schorndorf abfahrenden Perso- iiknzug unweit des Bahnhofs beim Ueber- schrciten der Geleise überfahren und war so­fort tot.

Kornwestheim, 2. Juli. Vor einigen Tagen wurde bei dem Bau eines Bahn­wärterhauses an der Kornwestheimer-Lud- wigsburger Bahnlinie ein in nächster Nähe des hiesigen Stationsgebäudes ein gemauer­tes Grab aufgedeckt, in welchem sich ein außergewöhnlich großes Skelett eines Man­nes, sowie Teile eiius Speeres vorfanden. Welcher Zeit der Fund angchört, ist noch nicht ermittelt.

Bietigheim, 2. Juli. Der Thätigkeit unserer Landjäger ist es gelungen, eines höchst gefährlichen Einbrechers von Untermberg habhaft zu werden. Derselbe entsprang vor einigen Jahren dem Gefängnis, trieb sich seither unter falschem Namen in Württem­berg und Bayern umher und beging mit Genossen großartige Diebstähle; namentlich hatte er es auf Klöster, Kirchen u d Wirts­häuser abgesehen. Durch die Absendung einer Kiste mit Gold- und Silberwaren an An­gehörige kam die Sache an den Tag, und es wird der N.-Ztg. zufolge der Erfund der Hausuntersuchung in Verbindung gebracht mit dem vor einigen Jahren auf der 'Prag vorgclommeuen Diebstahl.

Herrcnberg, 3. Juli. Heute nachmit­tag kam das 6 Jahre alte Söhnchen des hiesigen Fuhrmanns Bock auf bedauerliche Weise um sein junges Leben. Während Nr Vater auf dem Acker arbeitete, machte sich der Knabe an einem leeren Wagen zu schaf­fen; der Wagen, welcher an einer etwas ab­schüssigen Sülle sich befand, kam in Lauf und ging dem Kinde über den Kopf, der beinahe Platlgedrückt wurde, so daß der Tod augenblicklich erfolgt ist.

Oberndorf, 4. Juli. In den letzten Tagen stellte sich in unserer Stadl die In­fluenza wieder ein. Eine große Anzahl von Leuten wurde von ihr befallen, von einem einzigen Werke der Waffcnfabrik Mauser allein bis jetzt 6070 Personen. Der Ver­lauf der Krankheit ist glücklicherweise durch­aus ein schnellerer und gutartigerer als beim ersten Auftreten derselben.

Bibcrach, 3. Juli. Gestern wurden auf dem hiesigen Markte zwei Burschen verhaf­tet, die tags zuvor in Obersulmetingcn in einem Bauernhause cingebrochen und gestoh­len hatten. Bei ihrer Verhaftung fanden sich eine wertvolle Uhr, Formulare zu Ar­beitsbüchern, Hcimatjchcincn, sowie Apparate zur Herstellung von Stempeln u. s. vor. Beide Gutedel sind dem Gericht überliefert.

Bei der am 3. d. M. nachmittags auf der Oder bei Stettin abgehaltencn Pio­nierübung löste» sich zwei verbundene Pon- tos, die Mannschaften stürzten in die Oder, und wie verlautet, sind 2 Mann ertrunken. DerRh. K." schreibt; Als mit-

tafis der Gastwirt Jakob aus Weinolsheim bei Oppenhe-m vom Felde nach Hause kam, ergriff er eine Holzaxt und streckte mit vier wuchtigen Schlägen seine ahnungslose Frau nieder. Einige Männer, welche' zufällig in der Gaststube anwesend waren, waren vor Schrecken nicht im stände, den Unmenschen vor der Ausführung der schrecklichen Thal znrückzuhalten. Jakob entfloh in der Richt­ung nach Dalheim und benutzte den Zug nach Mainz. Bis jetzt ist es nicht gelungen, des Mörders habhaft zu werben. In einem unglücklichen Familienleben sind die Beweg­gründe zu dem Verbrechen zu suchen.

Frankfurt, 4. Juli.

(Tod im Bade.) Der Dreieichstraße wohnende Kaufmann Christoph Kremer, Pro­kurist des Engrosgeschästs von Dietrich, Gar­küchenplatz 6, kam gestern Morgen in die Badeanstalt von Klein am Nizza, uni ein Kastenbad zu nehmen. Kremer betrat die Zelle und man hörte auch einige Zeit in derselben Geräusch. Es verging aber längere Zeit, ohne daß er wieder herauskam, auch war es im Innern plötzlich ganz still ge­worden. Da wurde man besorgt um den Mann, man öffnete die Thüre und fand Kremer im Kastenbad liegend als Leiche vor. Der ärztliche Befund hat ergeben, daß ein Herzschlag die Todesursache war. Wahr­scheinlich hat die plötzliche Abkühlung den Schlaganfall herbeigesührt.

Der demsche Kaiser ist zum Ehren­admiral der norwegischen Marine ernannt worden. Prinz Eugen erhielt den Schwar­zen Adlerorden.

König Oskar über seine Stellung zu Deutschland. Aus Christiania erhält die Köln. Zig." einen Bericht, dem wir folgen­des entnehmen: Im Laufe einer längeren Unterredung sprach König Oskar dem Kor­respondenten derKöln. Ztg." gegenüber seine besondere Freude über den Besuch des Kaisers aus. Auf die Frage, ob betont wer­den solle, daß keinerlei Traktate noch Ab­machungen wegen einer anderen Macht ver­einbart worden, sagte der König, er sei glück­lich, seinen kaiserlichen Freund in der nor­wegischen Hauptstadt bewirten zu dürfen. Deutschland habe keinen besseren Freund als ihn, aber er bleibe jederzeit sein eigener Herr. Sollte Deutschland von einem Feinde be­droht werden, so bleibe er neutral, niemals aber würde er die Waffen gegen Deutsch­land kehren.

(Ein schlechter Witz von verhäng­nisvollen Folgen) hat zwei Berliner Kla- viaturarbcitern die Haft «egen fahrlässiger Tödtung eingebracht. Die Beiden waren am Abend des 30. Juni mit dem ihnen befreundeten Arbeiter August S. in einem Bierlokal in der Mühlenstraße zusammcn- gctrvffen und halten dort dem Becher etwas stark zugcsprochen. Im Laufe der Unter­haltung soll nun Einer zu S. die scherz­hafte Aeußerung gethan haben:Warte nur, wenn wir über die Obcrbaumbrücke gehen, schmeißen wir Dich ins Wasser!" Gegen 1 Uhr verließen die drei Zecher in animirter Stimmung, aber im besten Einvernehmen, das genannte Lokal und traten gemeinschaft­lich den Heimweg an. Auf der Oberbaum­brücke angelangt, erinnerte man sich jener scherzhaften Drohung, die nun zur fürchter­lichen Wahrheit werden sollte.Na, August," soll hier einer der beiden Klaviaturarbeiter zu S. gesagt haben,sollen wir Dich 'mal

'n bisken übersäuseln?" Die Probe wurde gemacht: unter dem Gelächter der drei hing S. bald in der Schwebe, direkt über den: Geländer der Brücke. Ob die Schwankungen der Angeheiterten oder das Sträuben des Emporgehobenen an der nun folgenden Kata­strophe schuld waren, läßt sich noch nicht sagen: kurz S. stürzte plötzlich in die Spree hinab, rief noch einige Male um Hilfe und verschwand dann unter dem Wasserspiegel, um nicht wieder zum Vorschein zu kommen. Seine Leiche ist auch heute noch nicht auf- gefundcn worden. Die beide» Arbeiter sind verhaftet.

(In Folge Genusses giftiger Pilze) verstärken, wie aus Dublin gemeldet wird, am 1. d. Mts. die Frau und die drei im Alter von 14, 9 und 7 Jahren stehenden Töchter des Redakteurs der dort erscheinen­den ZeitungUnited Jreland", JamesO'Con- nor. Die Pilze hatten die Töchter hinter dem Hause gepflückt; die Folgen des Giftes stell­ten sich sofort nach vcm Genüsse derselben ein. Als der Vater Abends nach Hause kam, wandte er sofort ein Brechmittel an und ließ, zwei Aerzte rufen. Trotzdem star­ben sowohl die Mnltcr swie die Kinder be­reits nach Verlauf einer halben Stunde.

Wien, 4. Juli. Gegen 300 Schützen, darunter 50 Ungarn, sind abends mit einer Schützenkapclle nach Berlin abgereist. An der Fahrt nehmen der Wiener und der Pe- ster Oberschützenmeister, sowie die Deligier- ten der Stadt Wien teil. Ein zahlreiches Zivilpublikum hatte sich zur Verabschiedung der Schützen auf dem Bahnhof eingefunden.

Ein harter Schädel. Aus Lonvon wird berichtet: In das Hospital von East- bourne wurde letzter Tage ein Mann aus­genommen, welcher sich vier Nägel mit einem Hammer 3 Zoll tief in oen Schädel getrie­ben hatte. Der Mann pflegte an starken Kopfschmerzen zu leiden. Die Aerzte des Hospitals erklären, daß ihnen ein so selt­samer Fall noch nicht vorgekommen sei. Es gelang ihnen, die Nägel mühsam herauszu­ziehen.

Verschiedenes.

.-. (Der ehrliche Finder.) Auf der Polizeiwache klingelt es nach Mitternacht furchtbar. Die Beamten beeilen sich zu öff­nen, vor der Thür steht ein stark bezechter Student mit einem großen Packet. Ich habe etwas auf der Straße gefunden und möchte cs hier abgeben," erklärte er. Der Wacht­meister öffnet das Packet, dasselbe enthielt ein großes Stück Asphalt.Das ;ha- ben Sie also auf der Straße gefunden?" fragte er streng.Gewiß, Herr Kommis- sarius."So. Und Sie haben wohl gar nicht gemerkt, jdaß die Straße asphaltiert wird?"Schon möglich, Herr Lieutenant." Na es lagen doch gewiß noch viele Stücke dort?"Aber, ich bitte Sie, Herr Inspek­tor: ich kann doch nicht alle auf einmal bringen?"

(Das Aeußerste.) Aus dem Bade schreibt die Gattin:Ich sehne mich nach einigen Zeilen von Deiner Hand." (Keine Antwort.) 2. Brief.Ich bin in rechter Sorge um Dich, schreib' doch ein paar Worte!" (Wiener keine Antwort.) 3. Brief.Erhalte ich bis morgen keine Nach­richt von Dir, reise ich nach Hause." Darauf ein dringendes Telegramm :Bleibe ruhig. Bin gesund und wohl. Felix."