N ii » d s ch a u.
— In C a n n st a l t kam ein Dienst- Mädchen in der Karlsstraße beim Wasche» dem Feuer in der Waschküche zu nahe, so daß plötzlich ihre Klciccr Feuer fingen. Die Unglückliche sprang i» diesem Zustande in den Hof, wo Herdcieilcnde durch Ueberwcr- fcn eines Sackes ünd abrcißen der Kleider das Feuer löschten. Das Mädckeu erlitt bedeutende Brandwunden an den Füßen und dem Rücken und wurde in bewußtlosem Zustande in das Bez.-Krankenhaus überführt.
Eßlingen, 18. Juni. Heute abend ist ein Stromer aus Ludwigsburg zur polizeilichen Haft gebracht worden, der sich auf der Straße in beleidigenden Worten über S. M. den König ergangen hatte; vor dem Polizeikommissär wiederholte er seine Worte.
— Zn Wnrmberg OA. Maulbronn kam cs innerhalb 8 Tagen in einer neueröffneten Wirtschaft schon zweimal zu blutigen Schlägereien, wobei das erstemal einige dortige Burschen durch Messerstiche zum teil schwer, Verwundet, das anderemal ein friedlicher Pforzheinur Bürger, dem ei» Arm fehlt und der in jener Wirtschaft eingekehrt war, angefallen, mit Stöcken niedergeschlagen, seine Hand mit einem Messerstich durchbohrt und ihm das eine Ohr beinahe abgebissen wurde. Die Thätcr waren bcibemole 18—20jährige Burschen von dort. Selbst ihre Verhaftung gelang erst unter Zuhilfenahme von 5 handfesten Männern, da einer derselben den äußersten Widerstand entgegensetzte und mit Schlagen und Beißen seine Festnahme zu vereiteln suchte.
— Zn Giengen a. B. wurde am Rechen der Mayser'schen Kunstmühle in Hermaringen der Leichnam der Ehefrau eines dortigen Schneiders aus der Brenz gezogen. Dieselbe, schon seit 10 Wochen krank dar- niedcrliegend, hat sich in einem unbewachten Augenblick infolge Schwermut von Hause entfernt und in die Brenz gestürzt.
Schramberg, 17. Juni. Gestern nachmittag machte laut Schw. B. ein 7jähriges Mädchen in der Küche ein Feuer, um wahrscheinlich sein Haar zu locken (auch schon). Dabei gerieten seine Kleider in Brand und lichterloh brennend sprang es auf die Straße. Bis endlich Hilfe kam, war das bedauernswerte Kind über und über mit schrecklichen Brandwunde» bedeckt, und nach 24stündigcu furchtbaren Schmerzen gab cs heute nachmittag seine» Geist auf.
Neuenbürg. 18. Juni. Die wegen des traurigen Vorfalls in Salmbach verhafteten Mitglieder der Familie Schrott) (Vater, Sohn und Tochter) sind wieder, aus der Haft entlassen worden. Gegen dieselben hatte sich bekanntlich der Verdacht erhoben, den Tod der Gattin, beziehungsweise Mutter herbeigeführt zu haben.
Gerabronn, 18. Juni. Auf unerklärliche Weise brach gestern am Hellen Tage Feuer ans, wodurch das Wohngebäude samt dem Oberbau der daneben stehenden Scheuer in kurzer Zeit in Asche gelegt wurde. In dem Schweinestall verbrannte ein Mutterschwein mit 9 Jungen.
— Prozeß um einen Farren. Man schreibt ans Heidenheim, 17. ds.: Es kommt öfters vor, daß auf Viehmärkten von den Verkäufern nur das Ungerade von den Hunderten (diese selbst nicht) als Verkaufspreis benannt wird. So machte es nach dem Markte zu Giengen auch ein Mann aus
Böchingen bei seinem etwas über 1 Jahr alten Farren, als er auf dem Heimweg bei einem Wirte zu Sachsenhansen einkehrte. Er nannte als Verkaufspreis bloß 50 statt 150 r/E Der Wirt schloß mit ihm den Handel ab zu 46 Der Verkäufer entfernte sich mit den 46 wollte aber nach 10 Tagen den Hunderter holen. Nun ist ein Piozeß anhängig gemacht worden und sollen sich die Kosten schon auf 400 ^ belaufen. Auf den Ausgang dieses Prozesses ist mau sehr begierig.
Tübingen, 13. Juni. Man schreibt dem S. B.: Viel Teilnahme erregt das Geschick einer englischen Familie. Die Frau hatte sich vor 7 Monaten mit 7 »«erwachsenen Kindern hier eingemietet. Der Mann, Major Stoncy, welcher in einem englischen Regimente in Indien diente, kam vor 10 Togen fieberkrank hier an, um seinen Urlaub im Schoße seiner Familie zuzubringen. Einige Tage nach seiner Ankunft wurde er von einer heftigen Lungenentzündung ergriffen und starb heute vormittag.
Tübingen, 17. Juni. Durch Beschluß des hiesigen Gemeinderats ist Bausührer Gailsdorfer aus Stuttgart zum städtischen Baumeister ernannt worden.
Schnra, OA. Tuttlingen, 16. Juni. Die Frau des Polizeidieners Gula (vergl. den Bericht in letzter Nummer) ist am Samstag abend ihren schweren Verletzungen erlegen.
Buchau, 17. Juni. Ein hiesiger Brauknecht, der früher mit der 21jährigen Elisabeth Baumeister hier, einem sehr braven und fleißigen Mädchen, ein Verhältnis gepflogen hatte, stach dieses Mädchen gestern abend, weil es dieses Verhältnis nicht fortsetzen wollte, so in den Hals, daß es in einigen Minuten verschied. Auch sich selbst brachte derselbe einige ungefährliche Verletzungen bei.
Vom Nies, 18. Juni. Heute morgen siel in Dirgenhcim Alois Dauser vom oberen Stock der Scheuer herab und blieb ans der Stelle tot.
Ebingen, 14. Juni. Nachdem schon vorgestern die erste Sendung von Petitionen um Herabsetzung der Präsenzzcit auf 2 Jahre mit zusammen über 10,650 Unterschriften anö 98 Orten an den Reichstag abgegangen ist, hat die Petition aus 53 weiteren Orten 6195 Unterschriften erhalten.
Vom Bodensee, 13. Juni. Einen seltenen Dauerlauf hat kürzlich dem Ob. Anz. zufolge ein Soldat der auf dem Hohenzolleru garnisonierenden Compagnie ausgeführt. Derselbe wollte mit der Post von Ueberlingcn nach Stockach fahren, der Wagen war überfüllt und so entschloß sich der Mann, zu laufen. Er kam genau mit dem Postwagen in Stockach an. Die Fahrzeit der Post von Ueberlingcn nach Stockach beträgt zwei Stunden. — Premierlieutenant a. D. Harry de Longueville hat letzter Zeit eine Tour mit dem Zweirad beendigt, die von außerordentlich großer Ausdauer zeugt. Er ist von London über Dieppe nach Paris, nach zweitägiger Rast daselbst über Epernay-Straß- burg-Osienbnrg-Rottweil nach Ueberlingcn gefahren und die ganze 950 Kilometer betragende Strecke ständig im Sattel gewesen.
— Ein Metzgerbnrsche in Heidelberg, der bisher in verschiedenen Stellen sich die Zufriedenheit seiner Meister erworben hatte, unterhielt ein Liebesverhältnis mit einem hübschen braven Mädchen, dem er die Ver->
hältnisse seiner Eltern als sehr günstige geschildert. Mit seiner Braut trat er vor einigen Tagen die Reise nach seiner Heimat an, stürzte sie aber unterwegs in den Rhein. Er hatte ihr seine Verhältnisse unrichtig geschildert ; statt der reichen Eltern, wie er angegeben, hatte er nur eine arme, längst verwitwete Mutter zu Hause und so befürchtete er, seine Braut werde ihm, wenn sie die Wahrheit erführe, den Abschied geben und vielleicht einen andern heiraten, und das letzlere wollte er nicht haben. Nachdem der Bursche die grausige Thal vollbracht, irrte er noch einige Tage umher, stellte sich aber schließlich selbst den Behörden und wird nun wegen Mords in Anklagestand versetzt werden.
Wiesbaden, 17. Juni. Der König von Dänemark hat heute früh die Rückreise nach Kopenhagen angetreten.
Nauheim, 17. Juni. Der ehemalige luxemburgische Staatsminister Servais ist heute hier gestorben.
Berlin, 17. Juni. Der Reichsanzeiger meldet in einer Extra-Ausgabe: England und Deutschland haben einen Vertrag abgeschlossen, nach welchem England die Schutzherrschaft über Witu- und Somaliland in Ostafrika erhält, sowie über das Sultanat Sansibar, ausgenommen die deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft verpachteten Küstenstriche. England tritt vorbehaltlich der Ermächtigung des Parlaments die Insel Helgoland an Deutschland ab. Für Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und der deutschen Zollgesetzgebung auf Helgoland wird eine Frist vereinbart. Den dcrmaligcn Bewohnern der Insel ist während einer bestimmten Zeit das Optionsrecht für die englische Nationalität gewährt.
Berlin, 18. Juni. Der Kaiser verlieh dem Reichskanzler v. Caprivi den Schwarzen Adlerordeu.
— Für das Bismarck-Denkmal sind bisher etwas über 312 000 Mark gezeichnet worden.
— (Ermordung eines 80jähr!gen Greises.) Das Dörfchen Motzen bei Groß-Besten, ein Ort in nächster Nähe Berlins, ist am Sonntag Abend der Schauplatz einer fürchterlichen Szene gewesen. Zn dem 80 Jahre alten Töpfermeister Kalkmann in Motzen kam gegen Abend ein anständig gekleideter Mann, welcher angab, einen Ofen kaufen zu wollen, aber, zur Werkstatt geführt, daselbst den alten Mann überfiel und mit einem Hammer erschlug. Die Ehefrau des K. wunderte sich, als sie den Fremden nach kurzer Zeit wieder die Werkstatt verlassen sah, daß derselbe nichts gekauft habe. Sie rief ihn daher an und lud ihn in ihr Zimmer ein, damit er sich ihren eigenen Ofen ansehe, falls ihm die Kacheln vom Lager etwa nicht gefallen hätten. Der Fremde trat auch in die Stube ein, besah den Ofen, sagte: „Einen solchen Ofen will ich haben!" und damit schlug er auch schon auf die nichts ahnende Frau mit einem Hammer ein. Diese aber setzte sich zur Wehr und begann fürchterlich zu schreien. Ein Mieter aus dem Hause eilte herbei und jagte dem Mörder nach, der die Flucht ergriff. Von schlimmen Ahnungen gefoltert, begab sich die Frau nun in die Werkstatt; dort bot sich ihr ein schrecklicher Anblick. Ihr 80jähriger Ehegatte lag von den Hammerschlägen des Unbekannten niedergestreckt in seinem Blute. Der