Rundschau.

Bei der neulich vorgenommenen nie­deren Justizdienstprüfung sind u. n. nach­stehende Kandidaten für befähigt erklärt wor- worden:

H. I. Chr. Schaiblc von Wild­bad und E. Schaible von Höfen.

In Söflingen fuhr der Blitz in die Stallung deö Ockonomen Josef Knoll und lötete in demselben 4 wertvolle Kühe. Die Pferde waren glücklicherweise zurzeit deS Blitzschlages außerhalb des Stalles. Das in dem Stalle durch den Blitz entstandene Fetter konnte Md von den Nachbarn ge­löscht werden.

Der Stiflungsrat in Eßlingen hat den unständigen VolkSschullehrcrn der Stadt und der Filialorte in Anbetracht der erhöh­ten Preise für den Lebensunterhalt eine Ge­haltszulage verwilligt und zwar dem An­trag der OrtSschulbchörde gemäß den Unter­lehrern je 120 den Lehrgehilsen je 100

für das Jahr.

Leonberg , 28. Mai. In Ditzingen wurde letzte Nacht zwischen 1 und 2 Uhr in das Bahnhofgebäude eingebrochcn. Der Dieb wurde jedoch durch die.Hausbewohner, welche an dem Geräusch erwachten, vertrie­ben, noch ehe er Zeit fand, die Kasse zu er­brechen oder sich sonst etwas anzucignen. Derselbe soll durch das Kamin cingcstiegen sein. Heute früh wurde sofort nach einem Verdächtigen, der sich in den letzten Tagen in Ditzingen und Umgegend Herumgetrieben hat, gefahndet, vorerst aber noch ohne Er­folg.

Kirchheim y. T-, 28. Mai. Die leidige Gewohnheit, ans Brückengeländern zu gehen, mußte hier am Sonntag ein lOjähriger K. schwer büßen. Derselbe lief auf dem Ge­länder der sogenannten steinernen Brücke auf und ab, als er unversehens das Gleich­gewicht verlor, in die Tiefe stürzte und auf dem Pfeiler beimBrünnele" aufschlug. Bewußtlos und mit blutüberströmtem Kopfe wurde laut K. Ztg. der Knabe seinen El­tern ins Haus getragen.

Ncuenstein bei Oehringen, 27. Mai. Noch selten hat hier ein Ereignis eine so große Aufregung hcrvorgerufen wie das, daß Gemeinderat K-, ein Mann von 74 Jah­ren, durch Erhängen heute seinem Leben ein Ende gemacht hat. Der Verstorbene war früher Besitzer des Gasthofs z. Krone, ge­noß ein großes Ansehen, war Armenpflcger und hatte mehrere bedeutende Pflegschaften zu verwalten. Heute sollte auch die Rech- nungsabhör stallfinden.

Langenburg, 25. Mai. Ein Ojähriger Knabe wollte gestern hier den Hinteren Teil eines Wagens mit Hilfe des Rades besteigen. Der Fuhrmann gewahrte dies nicht und der Kleine wurde zwischen dem Rad und dem daneben befestigten Klüpfel so eingeklemmt, daß er nur durch Absagen einer Radspeiche aus seiner gefährlichen Lage herauszezwängt werden konnte.

Heideltheim, 25. Mai. Schon längst lag cs im Wunsche der hiesigen Volksschul­lehrer, welche keine Dienstwohnung haben, ihre Mietesentschädigung erhöht zu sehen. Aus Pfingsten wurde ihnen dieselbe nun auch von 200 auf 250 -/A erhöht.

Ehingen, 27. Mai. Sieben erwachsene Mädchen aus Emerkinge» wollten am ge­strigen Pfingstmontag mittags 1 Uhr zur Fahnenweihe deö Mililärvereinö nachMun-

derkingen. Auf dem Wege überraschte sie ein Gewitter und sie wollten unter einem Obstbaume am Wege Schutz suchen. Kaum hatten sie den Stamm erreicht, als ein Blitz­strahl hcrnicderfuhr und sämtliche Mädchen zu Boden schlug. Zwei derselben, im Al­ter von 15 und 26 Jahren, wurden sogleich gelötet, ein drittes mit 18 Jahren starb bald nachher, die übrigen konnten wieder ins Le­ben zurückgebracht werden.

Weil im Schönbuch, 25. Mai. Eine schreckliche Thal brachte am heutigen Pfisig- fest, wie die Tüb. Chr. mitteilt, die hienge Einwohnerschaft in Aufregung. Nach dem Baden im See waren zwei Knaben mitein­ander in Streit geraten. Der ältere holte einen Prügel und schlug den andern so un­glücklich an die Schläfe, daß er zusammen­stürzte. Der Getroffene konnte noch einige Schritte ins Hans seiner Großmutter gehen und starb dort, zu Belt gebracht, nach einer Viertelstunde an Gehirnlähmung. Der Ge­lötete war der Helfer und Führer seiner blinden Mutter, deren Mann meist im Walde arbeitete, und so ist das Unglück für die schwer betroffene Familie doppelt groß. Da der Thäter das 12. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, so kann er strafrechtlich nicht verfolgt werden.

Lorch, 23. Mai. Ein Knecht des Kunst- müllcrS Krämer in Schorndorf hatte gestern eine vierspännige Wagenladung Mehl nach Kaisersbach zu führen. Auf dem Wege nach Welzheim wurde er von einem Pferde ge­treten, und an seine Stelle fuhr deshalb der Knecht des Rößleswirts in Welzheim nach KaiserSbach. Auf dem Heimweg wollte letzterer Knecht auf den Wagen steigen, ge­riet aber hiebei unter denselben und wurde derart verletzt, daß er, nach Welzheim ver­bracht, der R -Ztg. zufolge gestern abend im Krankenhause starb.

Saulgau, 26. Mai. Bei Abfahrt des Abendzuges um 7 Uhr 46 Minuten in der Richtung Altshausen ereignete sich heute ein großes Unglück. Ein Man» wollte einstei­gen, als der Zug schon in Bewegung war; er fiel unter die Räder und wurde, nach­dem der Zug die Haltstelle verlassen, auf dem Rücken liegend tot aufgefunden. Die Hirnschale war vollständig durchschnitten und das Gehirn lag auf dem Bahnkörper. Wer der Verunglückte ist, blieb bis jetzt uncr- mittelt.

Vou der hohenzolleriischen Grenze, 26. Mai. In Schlatt bei Hechingen wurde am Montag abend zwischen 7 und 8 Uhr im Streite der verheiratete Metzger Pflnmm von einem ledigen Burschen aus Stetten bei Hechingen erstochen. Der Getötete ist Vater von 2 Kindern und lebt seit 2 Jahren in glücklicher Ehe. Der Thäter ist der ledige Maurer Bausinger von Stetten.

Karlsruhe, 25. Mai. Das fünfte ba­dische Sängerbundesfest war von 6000 Sängern besucht. Die Stadt war aufs fest­lichste geschmückt. Der Oberbürgermeister Lauter begrüßte die Festversammlung Na­mens der Stadt, worauf der BundeSpräst- dent Sauerbcck die Erfolge des Gesanges nach der patriotischen Seite feierte und be­tonte, daß der Gesang ein wesentlicher Fak­tor des deutschen Volkslebens sei. Die ein­zelnen Wettgesänge, des. diejenigen der Män- nergesangvereinc von Straßburg und Pforz­heim unter Hilpcrt's und Mohrs Leitung fanden begeisterte Aufnahme.

Wiesbaden, 24. Mai. Der König von Dänemark ist heute nachmittag mit einem Hofmarschall und zwei Kavalieren zu einer dreiwöchigen Kur hier eingetroffen und im Parkhotel abgestiegen.

Wiesbaden, 27. Mai. Der König von Dänemark stattete alsbald nach seiner An­kunft der Kaiserin Eugenie einen längeren Besuch ab. Gestern mittag reiste der König nach Homburg, um die Kaiserin Friedrich zu besuchen, und kehrte abends 9 Uhr von dort zurück.

Darmstadt, 28. Mai. Gestern früh schwebte nach der Allg. Ztg. der Grotzhcx- zog bei der Fahrt von Friedberg nach Nau­heim in Gefahr. Die Schere des Wagens brach, wodurch das Pferd scheu wurde. Ser Grvßherzog sprang schnell aus dem Wagt» und bändigte Mit Hilfe eines herbeige'eilten Gendarmen das Pferd.

Der Komponist Neßler ist in Straß­burg i. E. gestorben. (Viktor Ernst Neß- ler war geboren am 28. Januar 1841 zu Baldcnheim bei Schlettstadl, studierte zuerst Theologie, wandte sich aber dann ganz der Musik zu. Er wurde 1871 Musikdirektor am Leipziger Stadtthealer, 1879 am Carola- Theater, 1880 Direktor des Leipziger Sänger­bundes und siedelte 1884 nach Straßburg über. Seine bekanntesten und rasch beliebt gewordenen Opern sindDer Rattenfänger von Hammeln" undDer Trompeter von Säkkingen".) s,

Potsdam, 26 Mai. Als der Kaiser sich mit dem Erbprinzen von Meiningen ^ am Sonntag nachmittag in einem Einspänner von dem neuen Palais nach der Dampfer­station begab, scheute daS Pferd, dessen Zü­gel der Kaiser selbst führte, bei einer Stra­ßenkreuzung und als der Wagen gegen einen Prellstein stieß sprang der Kaiser heraus und fiel auf den rechten Arm. Wenige Schritte weiter schlug der Wagen um, wo­bei auch der Erbprinz von Meiningen her­ausfiel. Der Kaiser und der Erbprinz tra­ten darauf in eine nahe gelegene Villa, wo­hin sich auch die Kaiserin, welche in einem zweiten Wagen mit dem Prinzen gefolgt war, begab, und wartete daselbst die An­kunft eines neuen Wagens ab. Mit diesem setzte das Kaiserpaar und der Erbprinz von Meiningen die Fahrt nach der Dampfersta­tin fort, von wo mit derAlexandra" eine Spazierfahrt nach der Pfaueninsel unternom­men wurde. Der Kaiser hat sich glücklicher­weise nur unerheblich beschädigt; er hat nur eine Verstauchung des rechten Fußes davon­getragen, der auf einer 8 bis 9 Zentimeter breiten Fläche blutunterlaufen ist. Anfäng­lich hat der Kaiser diese Verletzung gar nicht beachtet. Der kaiserliche Leibarzt, General­arzt Dr. Lcuthold hat jetzt indessen strenge Schonung des Fußes angcorduet, und der Kaiser wird demzufolge etwa acht bis vier-, zehn Tage lang den größten Teil des Tages liegend zubringcn müssen. Im übrigen aber ist das körperliche Befinden deö Monarchen sehr gut. Er hat im Laufe des heutigen Tages eine Anzahl Vorträge, unter andeietir auch die deS Reichskanzlers, cntgegengenom^ men.

Berlin, 28. Mai. DerReichsanzciger". meldet: Die Besserung des Verstauchten Fußes des Kaisers nimmt einen durchaus normalen günstigen Verlauf. n

In nicht geringen Schrecken wurdet^ am Sonnabend nachmittag die Insassen eines