London gckomnikli lind hatte bald darauf seine Geliebte Nachfolgen lassen; seine Eltern aber scheinen hiemit nicht einverstanden ge­wesen zu sein und ihm den Getdzvschuß ent­zogen zu haben. Das Mädchen, dem die Kugel die rechte Schläfe durchbohrt u. das Auge weggerissen hatte, lebte am 12. ds. noch, doch war wenig Hoffnung vorhanden, ihr das Leben zu erhalten. Gucron selbst, der sich den Schädel zerschmettert, war als­bald eine Leiche.

— Zu Anstin (Texas) hat sich dieser Tage eine Mordgschichte zugeiragen, die sich wie ein Kapitel aus Gerstäckers Regnlatoren- grschichten anhört. An einem Sonnabend erhielt der Shcrif von Austin den Befehl, einen gewissen Jack Calvert, der sich einiger scheußlichen Verbrechen schuldig gemacht hatte, zu verhaften. Der Gerichtsbcamte Hörle, daß Calvert in einem Trinksalon war und begab sich dorthin in Begleitung eines jungen Mannes. Sobald der Verbrecher des Be­amten ansichtig wurde, zog er seine» Re­volver, feuerte und traf den Beamten in den Hals. Die Kugel zerriß die Schlagader, ging durch den Hals des Beamten und traf den hinter ihm stehenden Begleiter in den

Aus Ruhmeshöhen.

Novelle von F. Stöckert.

Nachdruck verboten.

4.

Einen jüngern Herrn zum Tischnachbar habe ich übrigens nicht für sie, ich muß sie neben Deinen Papa setzen," schloß die er­regte Dame ihren Bericht.

Elvira hatte sprachlos und mit dem größ­ten Interesse zugehört, und bei Hoff steigerte sich die Spannung, Hannah Detio kennen zu lernen, aufs Höchste. Da, als die Ge­sellschaft sich schon teilweise erhoben, und der Hausherr den Herren flüsternd miltcitte, welche Dame sie zu Tische führen möchten, trat Hannah ein, und Hoff'S Blicke hingen wie gebannt an ihrem Antlitz, das alle an­dern neben sich zu verdunkeln schien.

Hannah Dclio war im einfachen schwar­zen Kaschmierklcide, um den Hals hatte sie ein gelbliches Spitzentuch geschlungen, und eine Rose darin befestigt. Das war ihr gan­zer Schmuck! Aber wer achtete auf diese beinahe ärmliche Toilette Hannahs bei ihrem schönen, interessanten Antlitz mit den leuch­tenden Farben und den großen strahlenden Augen, und bei der graziösen ungezwungenen Haltung des jungen Mädchens. Und wie Hannah sprach und lachte, das war Alles so fesselnd, so anziehend, so ganz anders wie bei den übrigen anwesenden Damen, die Hoff noch nie so unbedeutend erschienen waren wie an diesem Abend, selbst seine Braut nicht ausgenommen, die trotz ihrer reichen Toilette neben Hannah Delio sich auönahm wie ein aufgeputztes Kammermädchen.

Wie diese Schönheit ist meine Tischnach­barin!" rief der Commerzienrat Berg an­genehm überrascht, als ihn die Frau Amts­richter bat, ihre Freundin, Fräulein Delio, zu Tische zu führen. „Ich werde die ge­rechte Eifersucht aller »»vermählten Herrn erregen!" scherzte der Commerzienrat.

„Zu diesen zählen Sie ja selbst, Herr Commerzienrat," neckte ihn die junge Frau.

„Allerdings, meine Gnädige," erwiderte t>er joviale Herr, „und wer sich in Gefahr ^ Verantwortlicher Redakteur: Vern

Kopf. Beide Männer stürzten tot zur Erde. Jack Calvert feuerte darauf rechts und links auf die Umstehenden und suchte, als alle Läufe leer waren, das Weite. Der Gast­wirt und zwei Gäste wurden getroffen. Der Elftere starb auf der Stelle, l ie beiden Gäste liegen im Sterben. Fünf Einwohner von Austin suchten Tags darauf den Mörder auf. Er hatte sich in eine etwa zehn M.i- len von Austin gelegene Scheuer geslüchi t. Die mit Büchsen und Revolvern bewaffnet n Verfolger fanden ihn und umstellten das Haus. Ihre Aufforderung, sich zu ergeben, erwiderte er mit einem trotzigen Ausruf und feuerte sein Gewehr auf die Verfolger ab. Diese erwiderten das Feuer und als der Rauch sich verzogen hatte, lag Calvert von mehreren Kugeln durchbort auf der Erde. Von den Verfolgern erhielt nur einer eine schwere Verwundung, die andern blieben un­versehrt. Calvert war einer der frechsten Straßenräuber des Staates und machte seit Langem die Nachbarschaft von Austin un­sicher.

— Eine Konkurrenz schöner und ge­sunder Kinder soll in St. Petersburg statt­finden. Die Ju,y bilden Aerzte u. Künst-

begiebt, der kommt darin um. Ich ziehe Sie zur Verantwortung, gnädige Frau, wenn ich umkomme im Banne dieser Reize."

Schmunzelnd näherte sich der Commer­zienrat Fräulein Delio um sie zu Tische zu führen, wo man sich schon größtenteils grup­piert Halle. Die Stimmung bei Tafel war eine sehr muntere, und als dieselben aufge­hoben wurde, wollten die jungen Herren und Damen ihrer Heiterkeit noch mehr Ausdruck geben. „Tanzen ! Wir wollen tanzen !" hieß es von allen Seiten.

Einige ältere Fränlein protestierten zwar lebhaft dagegen. Sie halten wohl im Stillen gehofft, sich mit einigen Solovorträgen im Gesang und dem Klavierspiel Hervorthun zu können, da sie als Tänzerinnen nicht mehr sehr gesucht waren. Von musikalischen Vor­trägen war aber nun keine Rede mehr, dem Instrument wurden nur noch Tanzweisen entlockt, und trotzdem eS allerdings ziemlich heiß und eng in Berkos Salon war, so schien man sich doch herrlich zu amüsieren und die junge Welt tanzte unermüdlich. Hannah Delio, deren hübsches Gesicht voll Lebenslust strahlte, flog aus einem Arm in den andern, denn ein jeder der Herren wollte die Bekanntschaft der interessanten fremd n jungen Dame machen, und sie wurde fort­während zum Tanze engagiert. Als die Tanzlust schon etwas nachgelassen, und ein­zelne besorgte Mütter und Väter schon an Aufbruch dachten, nahte sich Hannah Delio auch der Rechtsanwalt Hoff, um sie um einen Tanz zu bitten. Es flog wie eine innere Erregung über sei» Gcsicht, als ihre großen grauen Augen zum ersten Mal auf ihm ruh­ten. Spürte er den Flügelschlag des Schick­sals, der über sie beide leise dahin rauschte? Ein paarmal flogen sie dann im leichten Polkatact durch den Salon, daun führte er sie zu einem der in die Ecken geschobenen Fauteuils.

„Sie müssen ja totmüde sein, gnädiges Fräulein, da sic kaum einen Moment ge­ruht haben," sagte er dann, indem er sich neben ihr niederließ.

„Müde! Von den paar Tänzen?" Sie

hard Hofmann.) Druck und Verlag von B e

ler. Eltern, deren Kinder von den Exper­ten als gesund und genügend entwickelt an­erkannt werden, erhalten Geldprämien von 500—1000 Rubel.

— Fürst Karl zu Trautmannsdorf, kai wlicher Kämmerer und erbliches Mit- gli-.o des Herrenhauses, wurde wie aus Wien gemeldet wird, wegen Verschwendung unter Kuratel gestellt. Die Maßregel wurde ver­anlaßt durch die Thatsache, daß. der Fürst an der Fonds- und Fruchtbörse einen Ver­lust von zwei Millionen Gulden erlitten hat. D- r Fürst legte alle seine Ehrenämter nieder und zog sich auf sein böhmisches Gut zurück.

— Aus Paris schreibt man vom 11. April: Ein reicher Privatier Parent de Ra­sa», der im Februar 92 Jahre alt starb, hat die Stadt Paris zur Univcrsalerbin seines sich auf 1,700,000 Fr. belaufenden Ver­mögens cingesetzl und bestimmt, daß die Zin­sen dieses Kapitals zu wohlthätigen Stift­ungen verwendet werden sollen.

» »

.'. (In Wut.) „Sie, Frau Nachbarin, wie viel von die Knödel, die Sie da machen, itzt Ihr Mann auf?" — „Nu, so zehne, aber wenn er wütend wirb, auch zwanzig."

lachte, und das Lachen klang so herzerfrisch­end, wie Hoff noch nie meinte, eine Dame lachen gehört zu haben. „Ich gehöre nicht zu den zarten verweichlichten Naturen," fuhr Hannah heiter fort. „Nerven wie von Stahl, und eine Elasticltät in den jungen Gliedern >me die Rehe, pflegst unser alter Hausarzt stets von uns Geschwistern zu sagen.

„Und das Examen hat Sie, wie es scheint, auch nicht angegriffen?"

„Nein, durchaus nicht, es war nicht allzu schwierig. Ich bin noch an demselben abend, als das Examen vorüber war, zum Staunen meiner Collcginnen, die Alle halbtot vor Aufregung waren, nach dem Obernhause ge­gangen, da es mich lange nach einem Kunst­genuß verlangte, nachdem mein Geist sich ein ganzes Jahr lang mit trockener Wissenschaft herumgeplagt hatte."

„Sie sind natürlich auch sehr musikalisch?" forschte Hoff.

„Nein, das bin ich durchaus nicht, ich verstehe nur so viel von Musik, um meinen künftigen Zöglingen einigen Unterricht im Gesang und Clavierspiel zu geben; zu den GeEllschaflsplagegeistern die mit fraglicher Kunstfertigkeit in der Musik die Ohren ihrer Mumenschen quälen, zähle ich glücklicher- wenc nicht."

„Wahren Sie ihre Zunge, gnädiges Fräulein," sagte Hoff scherzend, „von der­artigen Plagen ist auch unsere Gesellschaft hier in dieser guten Stadt sehr heimgesucht."

Hannah Delio sah lächelnd zu ihm auf. „Allerdings möge» diese Plagen in kleinen Städten fast noch schlimmer grassieren wie in größeren, wo man doch immer Gelegen­heit, wirkliche Künstler zu hören, denen ge­genüber man dann zum Bewußtsein seiner eigenen Stümperei kommt und dann seine musikalischen Neigungen etwas mäßigt."

(Fortsetzung folgt.)

(Saisonsrage ) „Und welches Bad gedenken gnädige Frau dieses Jahr aufzu­suchen ?" — „Ich weiß nicht, mein Haus­arzt hat mir noch keine bestimmte Krankheit verordnet."

rnhard Hofmann in Wildbad.