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Stuttgart, 14. April. D-m Verneh­men nach sind Unterhandlungen im Gange hehufs Uebergangs der Aktiengesellschaft Neues Tagblatt an die Aktiengesellschaft Deutsche VerlagSaustalt (vorm. Ed. Hall­berger hier.) Der Uebernahmspreis soll sich auf 2 Mill. -/L belaufen, in welchem die Gebäulichkeiten inbegriffen sein sollen.

Stuttgart, II. April. Einer hiesige» WeingärtnerSfamilie, welche mehr mit Kin­dern als irdischen Gütern gesegnet ist, wurde gestern früh eine unerwartete Freude zuteil, Es wollte sich nämlich gerade gestern früh ein kleiner ehelicher Zwist, wie er wohl in allen Familie» einmal verkommt, abspielen, da kommt ein amtliches Schreiben mit der Meldung, daß die Familie von einem ver­storbenen Verwandten in Brasilien, an wel­chen man gar nicht mehr gedacht hatte, 20 000 geerbt habe. Vergessen war der Zwist, mir Freudenthränen lag sich das glückliche Ehepaar in den Armen. Nun, die Erbschaft ist den braven arbeitsamen Leuten wohl zu gönnen.

Für die Beförderung von Pferden nach und von Stuttgart wird über die Dauer des heurigen Stuttgarter Pferdemarkts die Frachtvcrgütung eingeräumt, daß für die Sendungen nach Stuttgart in der Zeit vom 2l. bis 30. April d. I., je einschließlich, die bei Benü 'a der gewöhnlichen Per­sonerz'ge vor- ^ !h,50-

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die -Forderung von Pserdn. nach Stuttgart ausnahmsweise am Sonntag den 20. April d. I. gestattet.

Plochingen, 13. April. Seit 14 Tagen wird hier der K. Ztg. zufolge ein 14 Jahre alter Knabe (Waise), der heute hätte konfir­miert werden sollen, vermißt. Der Bursche, den die Gemeinde zu unterhalten hat, zieht bettelnd im Lande herum und wurde, wie man erfahren, schon zweimal von den Polizei­behörden heimgewiescn; er kam aber bis heute noch nicht an.

Von der Jagst, 16. April. In dem Hause der Witwe Ziegler zu ElberShofcn liegen heute drei an der Diphteritis verstor­bene Kinder beisammen in einer Kammer. Immer noch scheint man, namentlich auf dem Lande, die Warnung nicht gehörig zu beuchten, die gesunden Kinder aus der Nähe eines a» dieser gefährlichen Krankheit leiden- dendcn schleunigst zu entfernen. Erst vor wenigen Jahren starben im nämlichen Ort einem Manne infolge dieser Unvorsichtigkeit seine sämtlichen vier Kinder innerhalb einiger Tage.

Calw, 14. April. Eine Einrichtung, die auch anderswo Nachahmung verdient, hat sich hier, wie der Schw. B. vernimmt, sehr gut bewährt. Arme und bedürftige Schul­kinder erhalten jed«n Morgen und Nachmit' tag ein Stück Brot. Der tägliche Bedarf beläuft fick gegenwärtig bei 30 Kindern auf etwa 16 Pfund. Im letzten Etatsjahr wur­den zu dieseni Zweck 600 ^ für Brod aus­gegeben; reisende Handwerksburschen werden ebenfalls mit Brot, teilweise auch mit Geld unterstützt. Die Mittel zur Bestreitung der Koste» werden nur durch freiwillige monat­liche Beiträge aufgebracht. Das überaus belästigende und verwerfliche Betteln derKinder in den Häusern hat aber vollständig aufge­hört und ist man daher allgemein mit dieser Einrichtung zufrieden.

Rietherm, OA. Tuttlingen, 14. April. Ein seltener Krankheitsfall wird dem H. B. von hier gemeldet: Ein öjähriger Knabe von hier fühlte einige Tage große Ermattung und Appetitlosigkeit und verfiel am letzte» Samstag nachmittag in einen Schlaf, der sich vom gewöhnlichen in nichts unterschied, insbesondere war die Atmung eine durchaus normale. Heute früh 3 Uhr verschied der­selbe, ohne wieder aufgewacht zu sein. Dem sei noch angesügt, daß ärztliches Gutachten über den Fall nicht vorliegt, da ein Arzt überhaupt nicht gerufen wurde.

Ulm, 16. April. Nach nunmehr ein- gelaufencr Nachricht wird S. M der deutsche Kaiser nicht zum Münsterfest hieherkommen, da seine bereits getroffenen R-isediSpositionen sein Erscheinen nicht zulasten. Der 'Kaiser hat aber zugefagt, daß er sich bei dem Feste vertreten lasten werde.

Riedlingcn, 16. April. Vor dem Wirts­haus zum Paradies geriet gestern abend ein Hansierwagen in Brand. Wahrscheinlich ist derselbe von den unbeaufsichtigten Kinder durch Spielen mit Zündhölzchen angefacht worden, mährend die alten im Wirtshaus bei einem Tanzvergnügen sich befanden. Ein tn der Nähe wohnender Hasner entdeckte das Feuer zuerst und cs gelang ihm, eines der Kinder unversehrt zu retten; das andere aber, welches sein Vater retten wollte, erlitt so schreckliche Brandwunden, daß es trotz aller angewendeten ärztlichen Mühe sein Le- e - i ' ' U'"- '' - - j ^ -

Vater erhielt selb;: auch wunden im Gesicht, so daß er ins Spital verbracht werden mußte.

Kuh-Jagd. Auf der Markung Göf- stngen bei Riedlingen spielte sich dieser Tage eine Jagd eigener Art ab. Eine Kuh, nach Heudorf gehörig, wurde wild, entsprang ihrem Besitzer und kam, Hecken und Zäune überspringend, an die GöfstngerRiedlinger Straße, woselbst sie laut Riedl. Zlg. ein des Weges daherkommendcs zweispänniges Fuhrwerk stellte, das eine Pferd in den Graben stieß und ebenso den Fuhrmann, der sie vertreiben wollte, niederwarf und mit den Hörner» traktierte. Andern Moigcns zeigte sie sich in nächster Nähe von Göf- fingen in der Hohlgasse, stellte wiederum kampfesmutig das Gefährt eines Bauern, der sich gerade auf den Acker begeben wollte, rannte Pferd und Fuhrmann nieder, stieß letzteren ebenfalls auf dem Boden hin und her und entfernte sich schließlich in der Richt­ung nach Heudorf. Einem glücklichen Zu­fall ist es zu danken, daß beide Männer (Familienväter) der großen Gefahr unverletzt entronnen sind. Nun zogen 12 beherzte Männer von Göffingen aus, um dem Un­tier den GarauS zu machen. Mit Prügeln, Heu-"und Mistgabeln gingen sic ihm zu Leibe und es gelang ihnen, dasselbe zu be­wältigen und in gefesseltem Zustande nach Heudorf zu liefern woselbst die Missethätcrin unter dem Beil des Metzgers fiel.

Am Sonntag vormittag explodierte auf dem Zentralgüterbahnhof in Mannheim eine mit Explosionsstoffen gefüllte Kiste, die jedoch falsch deklariert war. Die Kiste wurde von einer Mannheimer Spe­ditionsfirma aufgel'efert, die nun zweifel­los zur Rechenschaft gezogen wird. Durch die Explosion wurden auch drei Arbeiter verletzt.

Der Briefwechsel, welcher zwischen

dem Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Franz Josef von Oesterreich stattgcfunden hat, kann als ein erneuter Ausdruck der herzlichen Be­ziehungen betrachtet werden, welche die beiden benachbarten Staaten zu einander Pflegen. Es bedarf nicht erst der offiziellen Bestätig­ung, daß das Handschreiben des österreichischen Kaisers, welches dem Kaiser Wilhelm über­reicht wurde, als Antwort auf das Schreiben des letzteren, die vollste Uebereinstimmung mit den Zielen der deutschen Politik und das unerschütterliche Festhalten an dem Frie­densbunde bekundet.

Bismarck in Friedrichsrnh. In Friedrichsruh ist man gegenwärtig damit be­schäftigt, die am 1. April eingelaufenen Briefe und Telegramme, welch letztere allein 4000 betragen, zu ordnen, lieber die Le­bensweise des Fürsten Bismarck erfährt man folgendes: Gegen 10 Uhr morgens steht er auf. Er besorgt dann seinen Briefwechsel und macht gegen 12 Uhr, begleit-t von dem mit 2 Schutzleuten nach Friedrichsruh kom­mandierten Wachtmeister der politischen Po­lizei, einen Spaziergang. Um 1 Uhr wird gefrühstückt, um 3 Uhr folgt die übrige Nachmittagsausfahrt und um 6 Uhr findet die Familientafel statt. Um 10 Uhr geht der Fürst zu Bett, wie Dr. Schweninger cs angeordnct hat. Früher befanden sich in Friedrichsruh zum Dienst beim Fürsten 5 Schutzleute. 3 derselben sind nach Berlin zurückgekehrt. Sie erhielten beim Abschied

In Berlin geriet am Sonntag nach- , mittag die 38jährige, etwas jähzornige Är- beitersfrau Jezak mit ihrer Schwiegermutter,"-- wie schon deö öfteren, in Streit, wobei der Ehemann die Partei seiner Frau ergriff und seiner Mutter die Thüre wies. Diese ver­ließ die Wohnung, stieß-aber »och auf dev Treppe Schimpfworte gegen ihre Schwieger^' * tochter aus. Letztere eilte ihr daraufhin nach; erfaßte sic an den Haaren und stieß sie die Treppe hinab. Die alte Frau schlug unten mit dem Kopf auf dem Pflaster auf und verschied bald darauf. Die Frau Jezak ist verhaftet.

Eine seltsame Geschichte weiß der Oberschles. Anz." aus Troppan zu melden. Darnach hätte man entdeckt, daß eine im Leobschützer Kreise wohnhafte GutsbesitzerS- Gattin, die nach ärztlichem Ausspruche noch nie geboren hat, drei Geburtsfälle fingiert habe, so daß jetzt zwei Knaben im Alter von sechs und drei Jahren und ein neugeborenes Kind sich bei ihr befinden. Das letztere sei ihr von einer Dienstmagd abgetreten worden, welche in Breslau unter dem Verdachte des Kindcsmordes verhaftet wurde und welche die Affaire aufdeckte.

Eine Falschmünzer-Werkstätte wurde in Bologna entdeckt. Wie sich herausstellt,, winden daselbst 25 Millionen französische und spannischc Rente fabriziert, wovon 500 000 in Umlauf gesetzt sind. In Bologna und Forli wurden zahlreiche Graveure, die zur Falschmünzerbande gehören, verhaftet. Der Chef der Bande erschoß sich.

Großes Aufsehen erregt in London die Ermordungeiner jungen Belgierin durch ihren Geliebten und Landsmann de Gueron und dessen unmittelbar darauf gefolgter Selbstmord im Hotel de Paris et l'Europe am Leicestersquaire. Gueron war vor 4 Monaten, reich mit Geld ausgestattet, nach