eine Anzahl Kinder ihr Wesen nm dieselbe. Eines davon, daö Söhnchen eines Gold- schtäqerS, steckte den Kopf neugierig durch die Zellwand, im selben Augenblick schon versetzte ein innen beschäftigter Wärter der Menagerie dem Kinde mit einem Hammer (nach einer andere» Lesart mit einem schweren Holzpantoffel) einen solchen Schlag aut den Kopf, daß es mit zertrümmerter Hirnschale bewußtlos zusammcnbrach. Das Kind liegt nahezu hoffnungslos darnieder; der Thäler ist verhaftet.

Köln, I I. April. Ein Gütcrzng, welcher Von Neuß kam, entgleiste heute Morgen nm 7 Uhr kurz vor Morringen, wobei fünf mit Kohlen beladene Wagen zertrümmert wureen.

Aus Bozen, 11. April, meldet man den M. N. öd. : In Modeost.in am Ritten ertränkte sich die Gattin eines Offiziers mit ihren zwei Kindern im dortigen Teiche. Die Leichen wurden gestern gefunden.

Markus Stearns, einer der reichsten Männer Chicagos, hat sich in einem An­fälle von Schwermut erschossen. Er hinlcr- läßt ein Vermögen von 5 Millionen Dollars.

In Cham (Bayern) haben am Oster­sonntag zwei erwachsene Söhne ihren Slief-

Aus Nuhmeshöhen.

Novelle von F. Stöckelt.

Nachdruck verboten.

3.

Er begann sich schon im Geiste nach irgend einer alternden Tante nmzusckauen, die sich mit der Gewissenhaftigkeit alter Jungfern seiner vernachlässigten Hänslichkeit einst annehmen könne. Dan» mochte Elvira ihre schönen Künste treiben, so viel sie wollte, dachte er.

Und während Hofs so in Gedanken seine künftige Hänslichkeit ordnete, trat Plötzlich wieder das Bild Hannah Delios vor sein geistiges Auge. Welcher Art d r modernen Frauenwelt mochte sie wohl angehör'n? War sie ein Schöngeist wie Elvira, oder ober­flächlich, einseitig und putzsüchtig wie Lucie Berko? So fragte er sich, und ans der Tiefe seines Herzens ertönte die seltsame Antwort: Sie gehört wahrscheinlich zu den Fraucn- erscheinungen, die ausrichtig geliebt und ver­ehrt werden!

In den Gesellschaflsräumen des Amts­richters Berko war heule am Sonntag Abend so ziemlich die ganze vornehme Welt der Stadt versammelt. Lebhaft schwirrte die Unterhaltung hin und her. Berko verstand es, den liebenswürdigen Wirt zu machen, und seine Gäste vortrefflich zu unterhalten, während seine Gattin für die materiellen Genüsse derselben anfs gewissenhafteste Sorge trug und auch nicht versäumte, in ihrer Weise an der Unterhaltung lebhaft teilzu- nehmcn.

Die letzten Gäste, die soeben bei BerkoS erschienen, waren Elvira mit ihrem Vater und Bräutigam. Voller Interesse ruhten Aller Blicke auf dem Brautpaar, das sich heute znm ersten Male in größerer Gesell­schaft zeigte.

Fräulein Berg sieht doch recht unbe­deutend aus neben der nobeln Erscheinung des Rechtsanwalts Hoff," sagte die älteste Tochter des Präsidenten zu ihrer Nachbarin, Verantwortlicher Redakteur: Bern

Vater, den Häusler Bock, durch zahlreiche Messerstiche getötet.

Aus Posen, 9. April, wird ge­schrieben : Durch den Genuß von Pilzen hat sich die Familie des Arbeiters Ludwic- zak am Freitag abend vergiftet. Am Sams­tag vormittag starb ein Sohn im Alter von 3 Jahren und im Laufe des Nachmittags starben zwei Töchter von 7 und 10 Jahren. Die Frau wurde mit ihrem letzten Klnde nach dem Krankenhaus geschafft; sie schwe­ben beide noch in Lebensgefahr. Ludwiczak, welcher nur wenig von den Pilzen gegessen hatte, war nur leicht erkrankt und befindet sich jetzt außer aller Gefahr.

Als der Karlistenführer Marquis Caralbo auf dem Bahnhofe in Valencia cin- traf, machte eine nach Tausenden zähl-mde Menschenmenge eine feindselige Kundgebung, zerschlug die Fenster und versuchte Gebäude i» Brand zu steck.», was von der Bürger­garde vereitelt wurde. Schließlich wurde Kavallerie nqnirirt, welche die Volksmenge angrnff; mehrere Personen wurden ver­wundet. F.indselige Kundgebungen erfolg­ten vor dem Karlistenklub, wo sich 2000 Personen angesammelt hatten. Die- Menge

einer Frau Gerichtsrat und Mutter zweier heiratslustigen Töchter.

Du lieber Gott, was fragen die Män­ner jetzt nach dem Aenßere», wenn ein Mäd­chen Geld hat," meinte diesr, das Braut­paar sckarf fixi-rend. Dasselbe stand noch in der Mitte des Salons, von den Gast­gebern begrüßt.

Und Hannah ist nicht gekommen?" kragte Elvira jetzt die Frau Amtsrichter.

Sie wird in einer halben Stunde hier sein, heute früh erhielt ich einen Brief von ihr, der mir ihre Ankunft meldete.

Beide Damen bemerkten nicht, daß Hofs die Farbe wechselte. Ein ihn selbst über­raschendes Gefühl spannender Erwartung übcrkam ihn plötzlich.

Sie werden nun das Wunderwerk der Schöpfung im Original zu sehen bekommen," neckte ihn die Frau Amtsrichter, während Elvira herablassend noch einige Gratulationen entgegennahm.

Ich bin anfs Höchste gespannt, gnädige Frau," sagte Hoff lächelnd, und trat dann wieder zu seiner Braut heran. Zerstreut hörte er auf das Stimmengewirr um sich herum, machte mechanisch seine Verbeugungen, drückte und schüttelte die Hände der vielen Damen und Herren die ihn zu seiner Ver­lobung beglückwünschten. Alles war ihm wie im wachen Traum, mit dem dumpfen Bewußtsein, daß er vor einer Schicksalswende seines Lebens stehe, und daß auch ihm ein Erwachen aus stinem leeren inhaltlosein Da­sein bcscheerl sei! Aber welch ein Erwachen !?

Eine junge Dame trat sttzt in Begleit­ung eines Herrn an den Flügel, um einige Lieder vorznlragen. Ihre Siimme klang hart und ungeschnlt, aber >ür Hoff war es dock eine Wohlthat, sich bei dieser Gelegenheit in eine Fensternische flüchten zn können, die Hand vor die Augen zu legen und seinen Gedanken träumend nachznhängcn.

Als der Gesang verklungen war, schwebte Elvira an den Flügel, um ihre Fingerfer­tigkeit bewundern zu lassen. Während sie spielte vernahm Hoff das Rollen eines Wa- gens, der jetzt vor dem Hause still zu hal-

hard Hojman n.) Druck und Berlag von B e

drang in das Gebäude ein, steckte die Möbel i» Brand und suchte das Löschen durch die Feuerwehr zu verhindern. Eine andere Gruppe zertrümmerte und verbrannte die im Klubhofe sichenden Wagen. Versuche, auch die Kirche in Brand zu sst cken, wurden von den Truppen gehindert. Der Pöbel errichtete Barrikaden, das militärische Kommando hat den Oberbefehl in der Stadt übernommen. Die ganze Garnison steht unter den Waffen.

Der Mörder Jack ist nicht, wie tele­graphisch gemeldet worden, entdeckt. Ueber- banpt weiß man in England nichts von der Verhaftnng der 30 Chinesen oder de» sonst­igen begleitenden Umständen.

Montenegrinische Umtriebe in Serbien. Bei d>m Sohne des Piarcrs Milan Gyu- rilsch in Belgrad fand eine Hanssnchnng statt, wobei mehrere Hundert Aufrufe des Prätendenten Karageorgewitsch gefunden wur­den. Da derselbe der Schwiegersohn des Fürsten Nikolaus von Montenegro ist, so finden die neulichen FreundschaftSbcteuerungen, die zwischen Serbien und Montenegro auS- g tauscht wurden, durch dieses Vorkommnis >ine eigentümliche Beleuchtung.

ten schien. Er spähte hinaus und sah die Umrisse einer schlanken Dame, die aus dem Wagen stieg und in das Haus eilte.

Wie hat Dir mein Spiel gefallen Hans?" iönte da plötzlich die Stimme seiner Braut an .sein Ohr. Die zierliche Gestalt Elviras in dem rubinfarbenen Seidenklcide, mit dem kunstvoll frisierten Köpfchen, stand vor ihm, und schaute mit schmachtenden Blicken zu ihm auf.

Sehr schön, ausgezeichnet," erwiderte gedankenlos,grade diese Musik von Liszt liebe ich so sehr."

O, Du Barbar, cs war ja eine Com- positivn von Chopin, dieselbe, welche ich Dir erst gestern Abend vorgespielt habe I" rief Elvira, ihm lachend einen Schlag mit dem Fächer versetzend.

Ach ja, richtig, cs war Chopin, ich ver­wechsle manchmal die Componisten!" ent- gegnetc Hoff verlegen.

Hannah ist hier I" Mit diesen Worten trat Frau Berko zu den Beiden heran.

Ich ward bei ihr, sic zu begrüßen, und mich zu entschuldige», daß sie es heute Abend mit der Gesellschaft grade so treffen mußte, ich bot ihr auch an, ihr auszuhelfcn, wenn sie mit der Toilette nicht für Gesellschaften eingerichtet sei. Aber da kam ich gut an."

»Ihr wäre es ganz egal," sagte sieob sie in einem seidenen oder wollenen jKleide in Gesellschaft erschiene, das wäre für sie jetzt Nebensache. Es käme nicht darauf an, was für ein Kleid inan trüge, sondern wer es trüge. In Seide konnte sich heutzutage ja auch die reich g-wordene Handelsfrau kleiden, aber als Dame sich darin bewegen, das könnte nicht jede. Ja demütiger ist Hannah nicht geworden, Elvira, eher »och hochfahrender. Das Examen als Lehrerin sei eine Bagatelle gewesen, und ihr wäre es ganz Recht, daß sie jetzt auf ihre eigenen Kräfte angewiesen sei, da allein könnten sich die geistigen Anlage» des Menschen erst ent­wickeln.

(Fortsetzung folgt.)

rnhard Hofmann in WildbaL,