dkn Hausbedarf holten, vergiftet sein soll, doch ist letzterer Umstand noch nicht erwiesen.

In einem Hause der Bornheimer VereinSstraße in Frankfurt a. M. machte sich am Montag nachmittag ein Junge das zweifelhafte Vergnüge», seinen Geschwistern im Spiel die Kunst des Erhängens an sich selbst zu zeigen. Als das Kind in der Schlinge stak und anfing zu röcheln, be­kamen die Spiklgenosfen Angst und ver­ließen das Zimmer, um die im Keller be­findliche Mutter herbeizurfuen. Bis die Frau an der Unglücksstätteserschien, war das Kind bereits tot.

Duisburg, 3. März. Hiesige klenkale Wähler Hatten einen Fackelzug zu Ehren ihres Candidaten Dr. Lieber vorbereitet. Nach dem Bekanntwerden des Wahlsieges Dr. Hammacher's vereinigte sich eine An­zahl Bürger zu einem Fackelzug zu Ehren des Gewählten. Der Zug wurde überall von Gegnerischen Kundgebungen empfangen, die in einen Straßenkraval ausarleten. Die Polizei war genötigt die blanke Waffe zu gebrauchen und mehrere Verhaftungen vor­zunehmen.

Ein Lastwagen mit 50 000 Wahl­

briefen. Am 19. v. M. waren die Beam­ten des Duisburger Hauptpostamts nicht wenig erstaunt, als ein Lastwagen von Ruhr­ort vorfuhr, dessen Inhalt in 50 000 Brie­fen bestand. Dieselben waren, laut der Rh. Wests. Ztg." für Wähler des Duis­burger Wahlkreises bestimmt, gingen von der deutsch-freisinnigen Partei aus und ent­hielten je ein Flugblatt und einen Stimm­zettel für Reinhardt Schmidt aus Elberfeld. Der Frankaturbetrag zu 3 Pfg. betrug für diese Sendung allein 4500 Mark. Die Schreiber einer großen Nuhrorter Firma hatten tagelang an der Herstellung der Adres­sen gearbeitet.

In Wcißenfels (Provinz Sachsen) ist am Dienstag durch eine Feuersbrunst eine Familie von sechs Mitgliedern umge­kommen.

Aus Hamburg, 4. März, wird ge­schrieben: Schon wieder ist unsere Stadt durch ein schweres Verbrechen in Aufreg­ung versetzt. Die Fra» eines hiesigen Klein- kanfmanns befand sich mit ihrem Kinde allein zu Hause und hörte in der Küche ein Geräusch. Sie eilte hinaus, wurde aber alsbald zu Boden geworfen und durch Mes-'

serstiche aufs schwerste verletzt. Die Nach­barn sahen plötzlich Flammen aus dem Hause dringen; als sie eindrangen, fanden sie cs au verschiedenen Stellen in Brand gesteckt und die unglückliche Frau in ihrem Blute liegend. Das Kind war unverletzt. Die Polizei fahndet eifrig aus de» Thäter. Der Verdacht lenkt sich auf einen Hand­werksburschen, der in dem Hause gebettelt hatte und, als er abgewiesen wurde, unter Drohungen fortgegangen war.

Der Zar hat die in Paris lelnnde Fürstin Dolgorucka, die morganatische Ge­mahlin weiland Kaiser Alexanders II., be­nachrichtigt, daß, da weder sic noch ihre Familie nach Rußland zurückkehre» dürfen, sie auch keinen Landbesitz dort haben dürfe. Die Fürstin war daher gezwungen, ihre Län­dereien an den russischen Staat gegen 15 Mill. Rubel zu verkaufen Die Söhne der Fürstin werden in Frankreich naturalisiert.

Leipzig, 3. März. Drei in der eltcrn- lichcn Wohnung sich allein überlassene Kin­der von zwei bis zu fünf Jahre sind heute früh 9 Uhr bei einem Brande elendiglich umgekommen.

SoLöcrtenLiebe.

Erzählung aus dem Kriegsjahre 1870j71 von Carl Cassau.

Nachdruck verboten.

4.

Entsetzt und zitternd stand sie noch einige Augenblicke vor ihm, dann verschwand sie mit einemLUivu, rnonsisur" im Garten, wo ein junger Mann heftig auf sie einsprach und vor ihr kopfschüttelnd stehen blüb. Dann hörte man einen lauten Schrei von vielen Stimmen; vielleicht teilte sie eben ihren Freundinnen die Katastrophe der französischen Rheinarmec mit. Dann ward alles still; der Reitertrupp aber jagte weiter.

Arthur blieb an der Spitze der den Feind verfolgenden Truppen; leise murmelte er vor sich hin:

Willst Du Dein Herz mir schenken,

So sei's für mich auch ganz allein;

Ich will mich d'rein versenken,

Und bin für Ewigkeiten Dein!"

Die weiße Rose aber legte er, nachdem er sie mit einem Kusse berührt hatte in sein Taschenbuch.

Die Verfolgung der bei Wörth geschla­genen französischen Heere war zu Ende, der Feind konnte bis Chalons und Nancy kaum au ein Sammeln denken. Die deutschen Truppen waren ermüdet und wurden des­halb ringsum cinquartiert. Arthur mit seinen Husaren kehrte ebenfalls um! man war kreuz und quer geritten und hatte jeden Weg zuletz verloren. Da schimmerte ein weißes Haus aus grünem Buschwerk heraus. Arthurs Herz schlug freudig beim Anblick des Hauses, er hatte eine schöne Hoffnung, und richtig : es war Schloß Mai- son-Longue.

In dem Schlosse mußte Arthur vom Busch mit seinen Husaren Quartier nehmen.

Arthur stellte sich dem Schloßherrn vor und ward von Herrn Vilneuve, einem kleinen, raschen Manne mit wohhwollendem Gesicht, artig ausgenommen. Während den Husa­ren ein Unterkommen in den Nebenräumeu bereitet ward, lud der Schloßherr den frem-

" Perantworckicher Redakteur: Bern

den Offizier zur Abendtafel, auf welcher schon die Theemaschine summte. Die jungen Damen waren wie aus dem Schlosse ver­schwunden, dagegen ließ sich der junge Mann, den Arthur vorher schon im Garten gesehen halte und der viel Ähnlichkeit mit Herrn Bilncude verriet, mit finsterem Gesichte sehen.

Endlich trat auch die schöne junge Dame ein, bei deren Anblick Arthur stark errölete. Sie war ganz erstaunt, den Offizier von heute Nachmittag vor sich zu sehen.

Ich halte keinen Gedanken daran, Sie wiederzuschen, sagte sie mit ihrer melodischen Stimme,und jetzt will es das Schicksal, daß ich Sie in so kurzer Zeit zum zweiten Male begrüßen darf!"

Kennst Du denn den Herrn?" fragte Herr von Vilneuve auf Französisch seine Tochter ganz erstaunt, worauf diese mitteilte, daß ihr Gast der freundliche Offizi r von heute Nachmittag sei, der ihnen endlich ge­naue Nachrichten über den klägliche» Ver­lauf des Rheinscldzuges gegeben. Man sei ihm zu Dank verpflichtet.

Hierauf bat Arthur, der sich in einer peinlichen Lage befand und gar zu gern den Namen der jungen Dame gewußt hätte, um Vorstellung, worauf der Schloßherr sagte:

Meine Tochter Cäcilie, mein Sohn Robert!"

Der junge Mensch verbeugte sich steif und ging dann mit finsterem Gesichte da­von.

Das Abendessen war zu Ende, nicht aber die Unterhaltung. Die Herren griffen jetzt zur Havanna, Cäcilie zu einer feinen Handarbeit. Dann nickte der alte Herr ein, und der junge Offizier schlug noch eine Pro­menade durch den Park vor, welche» Vor­schlag Cäcilie annahm. Hier wandelten die beiden in den hübschen Kieswegen hi» und her und der Mond leuchtete dazu so milde, als ob es auf Erden keine Thränen und kein Elend gäbe.

Das Gespräch der jungen Leute war ein sehr animiertes und drehte sich um diejenigen heiligen Dinge, die einen denkenden Kopf

vard Hosman n.) Druck und Verlag von B e

oft bewegen, um Gott und Ewigkeil. Cä­cilie erzählte auch, daß ihre Mutter längst unter dem kühlen Grabhügel ruhe, daß ihr Vater mit großer Zärtlichkeit an seinen bei­den Kindern hinge, daß Robert aber ein verschlossener Charakter sei, der wenig mit ihr sympathisiere. Oft, wenn der junge Offizier sprach, stand sie verwundert stille und sah zu ihm hinaus, denn sic reichte mit ihrer zarten, elfeuarligen Gestalt kaum bis an seine Schultern, und ihre Augen ver­rieten dann ein wirkliches Entzücken. So durchwanderten sie den Garten mit seinen Statuen, Springbrunnen und Teichen. Wie ein Traum aber zog alles an Arthur vor­über. War es denn möglich, daß es auf der Erde eine Fülle von so viel Schönheit und Liebenswürdigkeit i» einer Person wie in diesem jungen Mädchen vereinigt gab?

Plötzlich stand in der Nähe des Hauses Robert Vilneuve vor ihnen und rief:

Cäcilie, komm, es ist Zeit!"

Er sagte es hämisch, fast beleidigend.

Arthur that, als hörte er cs nicht, son­dern entgegnete:

Mein Herr, Ihre Schwester war in guter Gesellschaft!"

Ohne Zweifel!" erwiderte jener bos­haft.Aber dennoch, sage ich, ist cs Zeit zum Schlafengehen ! Entschuldigen sie meine Aufregung! Ich bin betrübt über mein Va­terland, wie alle meine Nachbarn, sehr be­trübt über das allgemeine Unglück I"

Er halte schon Cäciliens Arm ergriffen; diese aber nahm mit einem freundlichen Gute Nacht, mein Herr", Abschied.

In der Eingangsthür aber stand ein grauköpfiger Diener, den vielarmigen Silber- leuchter mit brennenden Wachskerzen in der Hand haltend, und sagte deutsch, zu Arthur:

Wcnu'S gefällig ist, Herr Lieutenant, so zeige ich Ihnen Ihr Zimmer!"

Ei! Sie sprechen deutsch? frug der junge Offizier.

Ich bin ein geborener Elsässer aus Mühlhausen und spreche gern deutsch, Mon­sieur I" erwiderte der Diener.

(Fortsetzung folgt.)

rnhard Hof mann ln Wildbad. "