karte aufnahm, rief ich ihm unvermutet zu: Hesch cn emol kriegt, de Malefixkerli". Langsam wände sich der Spieler mir zu nud sagte kein anderes Wort als: Wo isch mi Axt?"

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Ein köstliches Geschichtchen wird aus einem Berliner Vorort berichtet. Einem Berliner Geschäftsmann, der daselbst seine Privatwchnung hat, passierte das kleine Mal- heur, daß er den Geldschrankzuschnappen" ließ, während die betreffenden Schlüssel in demselben lagen. Nun war Holland in Not, da am Platze scbst ein Sachverständiger nicht anfzntrciben war. Man telegraphierte nach Berlin, zwei sofort erschienene Leute kehrten ohne Erfolg heim. Da erinnerte man sich eines Schloßkünstlers, der besuchsweise bei einem Verwandle» am Orte weilte. Mit Leichtigkeit öffnete dieser den Schrank.Was schulde ich Ihnen?" fragte der Besitzer. Dreißig Mark!" lautete die Antwort.Das ist ja unerhört für diese kleine Mühe solche Summe" Bums! flog der Schrank wieder zu, und unser Schloßküustlcr machte Miene, sich zu entfernen.Aber bleiben Sie doch I" nötigte der Kaufmann,

wir. werden unS ja einigen " Zum zweiten Male ging der Künstler an die Aabeit und mit Erfolg.Nun bitte den äußersten Preiß . . ."Jetzt kostet der Spaß Fünf­zig Mark!" Mit süßsaurer Miene zahlte nunmehr der als sehr ökonomisch bekannte Kaufmann den gesteigerten Preis.

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(Ein Kleid ans) Bildern.) Das eigenartigste Kleid, das wohl je eine Braut getragen, ist soeben in Rußland hergestellt worden. Es Verdankt seinen Ursprung der Liebenswürdigkeit namhafter Petersburger Maler. Die glückliche Besitzerin dieses Ge­wandes ist Naja, die wunderschöne Tochter des persönlich sehr beliebten Malers Moro- sow. Ihr Brautkleid ist eine gemeinsame Spende der Freunde und Kollegen ihres Vaters und wird am Hochzeitstage eine Art von wandelnder Kunstausstellung bilden. Jeder Künstler hat nämlich einen Teil des Kleides mit einem allegorischen Bilde ver­sehen. Die geschmackvoll aneinander gereih­ten, auf Seide gemalten Bilder sind alle von hohem künstlerischem Werte.

(Nur galant!) Junge Frau (auf

dem Ball):Du tanzst ja jetzt viel besser, lieber Mann! Erinnerst du dich noch, wie du mir früher immer daS Kleid 'runter- tratst?" Er:Ja, damals Hab' ich es

auch noch nicht zahlen müssen."

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Verunglücktes Kompliment. Braut: Was hat denn nur die Köchin mit dein Kaffee aufgestellt ? DaS ist ja ein miserables Zeug und du findest ihn vorzüglich!" Bräuti­gam:Liebes Kind, ich glaubte, du habest ihn gebraut I"

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(Kindermund). Lehrerin (nach der Erzählung vomDornröschen"): Womit er­weckte der Prinz also die schöne Prinzessin ? Nun, Hänschen? Was gibt Dir denn Deine Mama, wenn Du des Morgens er­wachst? Hänschen (sich schüttelnd): Leberthran!

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Aus London : 43,000 englische Koh- lengrubenarbeiter haben für Anfang März die Arbeit gekündigt. Dortige Blätter melden, England und Frankreich würden ihren Delegierten zu der Berliner Arbeiter­schutzkonferenz gemeinsame Instruktionen er­teilen.

SoLdcltentiebe.

Erzählung aus dem KriegSjahre 1870j71 3 vo» Carl Cassau.

Nachdruck verboten.

Arthur saß noch ein wenig in der Biblio­thek, dann ging auch er mit einer frische» Cigarre in den Garten. Leise summte er vor sich hin:

Willst Du Dein Herz mir schenken,

So sei's für mich auch ganz allein;

Ich will mich d'rein versenken

Und bin für Ewigkeiten Dein!

Am andern Tage kam auch Arthurs Mutter, die voll Wehmut den einzigen Soh» in die Arme schloß.

Der Freiherr vom Busch steuerte seinen Neffen splendide aus, Mutter und Oheim gaben ihm dann noch das Geleite nach der Hauptstadt.

Acht Tage später stand Arthur beim Heere am Rhein.

2. Kapitel.

Und Blick ging auf in Blick und Herz ging auf in Herz,

O Trennung bitt'res Los,

wie herb ist doch Dein Schmerz I Die Schlacht bei Wörth war geschlagen, rin Trümmerzug des französischen Heeres auf der Flucht und hinter ihm her als Ver­teidiger deutscher Ehre Ulanen und Husaren.

Der blutjunge Lieutenant dort mit dem Trupp roter Husaren an der Spitze ist Ar­thur vom Busch. Glücklich ist er aus der mörderischen Schlacht hervorgegangen und hat würdig die Feuertaufe empfangen. For­tan fühlt er sich gefeit gegen alle Kugeln deS Feindcö; unaushallsam folgt er demsel­ben, ohne ihm Ruhe zu gönnen. Jetzt ist er mit seinen Husaren in Rebpflanzen ein- gedrungcn; rechts und links stehen weit und breit hübsche Weinstöcke, endlich schimmert durch das dunkle Grün das Weiß eines Landhauses, nachdem die Reiter die Höhe und die Landstraße erreicht hatten.

Da liegt das erste französische Schloß I" ruft Lieutenant vom Busch übermütig und

Conrad Berger, der alte treue Bursche nebst Rößler, einem Korporal der EScadron, sind dicht hinter ihm. Sie haben die Paikseite des Schlosses erreicht, und sehen hinter einem hohen Eiscngitter, oben mit vergoldeten Spitzen versehen, eben die Hellen Kleider von einigen jungen Damen blitzschnell verschwinden. Da­bei hören die Reiter noch den Schrei:

b,S8 6llll6w'l3, Ik8 prU83rSN8!"

Nur eine einzige junge Dame im Hellen Kleid hält am. Gitter Stand. Arthur vom Busch parirt sein Pferd dicht vor ihr, daß es hoch aufbäumt, dann läßt er es courbet- tiren und lenkt es mit sicherer Hand. Er ist von der Erscheinung hinter dem Gitter ganz befangen. Wo hatte er doch schon ein­mal dieses seine, liebliche Gesicht mit brau­nen Augen und dunklem Haar gesehen?

Wie heißt dieses Schloß da, Fräulein 2" fragte er französisch, indem er Honneur, machte und mit der Degenspitzc auf das schimmernde Weiß des Schlosses zeigte.

Jenes Schloß? ülaioou lonZu« heißt es, mein Herr! Aber sagen Sie mir, ob Sie als Freunde oder als Feinde kom­men?" antwortete sic im reinsten Französisch.

Ich kenne als Feinde nur die franzö­sischen Soldaten; giebt eS hier solche?" fragte der Lieutenant streng.

Nein, mein Herr, nicht einen einzigen; unsere Armee ist am Rhein."

Er lächelte leicht, fuhr aber ernsthaft im eleganten Französisch fort:

Und dieses Schloß, wem gehört eS?"

Meinem Vater, Herrn Vilneuve."

Er verbeugte sich leicht und erwiderte:

Aber, daß ich Ihnen die Wahrheit sage: Ihre Armee ist auf der Flucht, und wir, entschuldigen Sie, Mademoiselle, und wir sind die Sieger I"

Das ist unmöglich!"

»Ich begreife wohl, aber sehen Sie selbst I"

Und er zeigte auf die nachrückenden deutschen Truppen, die als eine lange dunkele Reihe auf der Landstraße erschienen. Sie aber seufzte:

Mein Gott, mein Gott! Was sollen wir thun, was lassen?"

Er sah sie einen Augenblick an, dann fuhr er fort:

Mein Fräulein, vielleicht sehe ich Sie niemals wieder, Vielleicht müssen wir uns aber auch heute oder morgen in dieses Schloß cinquartiercn. Es wäre dann angenehm, wenn Sie in uns keine Barbaren erblickten. Wollen Sie nicht die Güte haben, mir als ein Zeichen des Friedens zwischen uns eine der Rosen zu geben, deren ja eine große Menge im Garten wachsen?"

Sie hatte beide Hände wie in Verzweif­lung vor die Stirn gelegt; nun sah sie den fremden Offizier wie geistesabwesend an:

Eine Rose?" murmelte sie dann.Nun ja, da ist eine!"

Sie brach die erste beste ab; zufällig war es eine weiße.

Da fiel eS wie Schuppen von Arthurs Augen; jetzt wußte er, wem das schöne Fräulein ähnlich sah: dem Bilde der Dame auf Schloß Langenhauscn.

Er grüßte militärisch und sagte beim Abschiede:

Fräulein, nicht wahr, Sie sind nickt meine Feindin?"

Ick?"

Sie machte ein ganz erstauntes Gesicht und fuhr fort:

Was mich anbelangt, ich sehe in Ihnen nur den gebildeten Mann und keinen Feind! Aber ist cs wahr, alles wahr, mein Herr, was Sie mir soeben von unserer Armee gesagt?"

Alles wahr, Mademoiselle! Ihre Sol­daten sind zweimal geschlagen, das erste Mal bei Weißenburg, das zweite Mal bei Wörth!"

Und unser braver Held von Magenta, der Marschall von Frankreich, Mac Ma- hon?"

Geschlagen, geschlagen!''

(Fortsetzung folgt.)

Verantwortlicher Redakteur: Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wildbad.