der Polizei geführt und die ordnete von Zeit zu Zeit Bericht darüber an, ob die Bösartigkeit deS Hahnes verschwunden sei. Auf eine Anzeige, daß sich der Hahn gebessert habe,
wurde dann daS Verfahren eingestellt.
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— Humoristisches. In den organischen Bestimmungen für die österreichische Armee im Felde 1878 findet sich folgende Stelle: „Die Verpflegung der Armee besorgt eine aus Naturalien und Schlachtvieh zusammengesetzte Verpflegungskommission." — Die Bernst. Ztg. bringt folgende Anzeige: „Freiwillige Feuerwehr. Abmarsch '/--5 Uhr. Anzug Mütze." — Der Weichselbote enthält folgende Anzeige: „Meine Verlobung mit Fräulein Paula, Tochter des Herrn Abdecker Karl Krafft, Fischerei Neuenbnrg, Wcstpr. ist aufgehoben. Da die Verlobung im Derschen von mir geschehen ist. Weil Fräulein Paula Krafft Neigung zu einem Schneider-Lehrling zeigte und ich vieserhalb Abstand nehme. WciSke, Haltestellen-Vor- steheraspirant." — In einem Berichte der Post über die Jagd veS Kaisers in Schwerin lautete ein Satz: „Die Jagdbüchsen im Schoß und den Hut in der Rechten schwenkend,
fuhr der Wagen vor." — Im Tagebl. f. Prov. Hessen sucht ein HauSmetzger „noch
einige Kunden zum Schlachten."
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— Eine hübsche* Sitte. In Brugg besteht, wie die „Botsch." meldet, folgende hübsche Einrichtung: Jeder von der Wanderschaft heimkchrende Bürger von Brugg, der ein Handwerk erlernt hat und sich über drei bi« vier Wanderjahre ausweisen kann, erhält zur Einrichtung einer eigenen Werkstätte einen unverzinslichen aber zu verbürgenden Vorschuß von 700 Fr. ans der dortige» „Fröhlichstiftung." Nach Verfluß von sieben Jahren hat die Rückzahlung zu beginnen und wenn sie regelmäßig erfolgt, und im Ablauf Vau fernen sieben Jahren vollendet ist, so wird auch für diese Zeit kein Zins gefordert.
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— Aus der Schule. Der Schulrat kommt in eine Klasse, in welcher Unterricht in der deutschen Sprache gegeben wird. Der Lehrer läßt gerade Sätze mit Verhältniswörtern bilden. Schulrat: „Bildet mir einmal einen Satz, in welchem das Wort „Schule vorkommt. Ein Knabe: „Ich gehe
gern in die Schule." Schulrat: „Aber mein Sohn, das ist ja ganz verkehrt; der Knabe dort, der den Finger hebt, der wird uns schon den Satz richtig sagen. Wie heißt cs also?" Zweiter Knabe: „Ich gehe nicht gerne in die Schulet"
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.'. (Wahllistenknriosum.) Zur Anfertigung der Listen der Wahlberechtigten für die Reichstagswahl ließ der Gemeindevorsteher in dem braunschweigischen Dorfe H. durch den Gemeindedicner wörtlich folgenden Ausruf verkündigen: „Alle wer 25 Jahr alt ist, soll sich von nun bis heute Mittag beim Vorsteher melden, sonst wird er im Reichstag nicht angenommen!"
Neueste Nachrichten.
Finme, 18. Februar. Graf Julius Andrassy ist um 3 Uhr nachts in Vo- losca gestorben.
Merks!
Liebe ist blind — ein alter Satz,
Der in der Regel wahr spricht,j Liebe ist blind — mein süßer Schatz,
Bis ihr nicht Hymen den Staar sticht.
Die weiße Darne.
Eine komische Oper in drei Aufzügen von B o i e l d i e u.
Nachdruck verboten.
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Auf der Rückkehr nach Schottland ließ G. anderen Unternehmungen beschäftigt, Miß Anna in einer kleinen Ortschaft unter sicherer Hut zurück. In diese.Gegend zog sich plötzlich der Krieg; hier fand eine Schlacht statt, und hier war eS, wo Anna den Verwundeten Offizier Georg Brown, ahnungslos wer eS im Grundesei, pflegen durfte. Dann wurde sie von Gaveston geholt und zurück nach Schottland geführt. Dort angelangt, beschloß Anna im Sinne der verstorbenen Gräfin zu handeln und alles aufzubietcn, das Schloß und die Güter des Grafen von Avenel mit Hilfe der verborgenen Schätze bei der Versteigerung zu kaufen und so dem verschollenen Erben und wirklichen Eigentümer zu retten. Doch Miß Anna selbst durste nicht als Käuferin auftreten, und so mußte sie denn eine passende, ihr ergebene Persönlichkeit für ihr Vorhaben suchen und zu gewinnen trachten. Der Zufall war ihr wiederum günstig. Eines Tages fand sie einen Pächter der Gegend, Namens Dickson, der jammernd um das Schloß streifte und in Verzweiflung seine arme Seele dem Teufel — oder der weißen Dame verschreiben wollte, wenn der eine oder die andere ihm dafür 2000 schottische Thaler geben würde, um ihm damit aus bitterster Not zu. helfen. Ungesehen hörte Miß Anna die Klagen des armen Teufels und beschloß sofort die Stelle der spukhaften weißen Dame einzunehmen, Dickson das Geld zu geben und ihn dafür zu verpflichten, ihr jederzeit zu Diensten zu sein. Ihre Stimme kündete dies dem abergläubischen, am ganzen Leibe zittternden Schotten, der sich zu allem bereit erklärte. Er empfing von der vermeintlichen weißen Dame auf geheimnisvollem Wege die 2000 schottischen Thaler, und Miß Anna, mit dem Erfolg ihrer unschuldigen List zufrieden, »ahm sich vor, auch für die Folge,
^ ' Verantwortlicher Redakteur: Bern
wenn nötig, die Rolle deS Schutzgeistes des Hauses Avenel weiter zu spielen.
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Der Tag der öffentlichen Versteigerung deS Schlosses Avenel und der gräflichen Güter durch den Friedensrichter des Clans, Max Jrton, war gekommen, noch eine Nacht und die wahrhaft fürstliche Herrschaft sollte einen neuen Gebieter erhalten, für ihren wirklichen Eigentümer, den jungen Grafen Julius für immer verloren gehen. Außerdem ungelreuen Verwalter Gaveston, der ganz zuversichtlich hoffte dieser neue Herr des Schlosses zu werden- und Miß Anna, die den festen Willen hatte auf ihre Weise die dem rechtmäßigen Eigentümer wiederzuge- winnen, hatten sie auch die Pächter der Umgegend zusammengethan, um in .treuer Gesinnung für ihre angestammten Herren, auf das Schloß zu bieten, sogar bis zur Höhe von 100 000 schottischen Thalern. Diese Summe hatten die wackeren Hochländer zu- samengcbracht und just Dickson, der durch das geheimnisvolle Darlehen der weißer, Dame ein begüterter Pächter und glücklicher Ehegatte der hübschen Jenny geworden war, beauftragt in ihrem Namen zu bieten. An jenem Tage nun hatten sich die Pächter bei Dickson versammelt, um nicht allein ihr morgendes Vorhaben nochmals zu besprechen, sondern auch, das angenehme mit dem nützlichen verbindend, die Taufe des Erstgeborenen des jungen Ehepaares, Jenny u. Dickson, bei wohlbesetzter Tafel und gefüllten Krügen zu feiern. Doch Mißgeschick I der Pale des Teuflings war krank geworden, und die Taufe mußte verschoben werden — was die wackeren Schotten jedoch nicht hinderte, den kräftigen Speisen und Getränken nach Herzenslust zuzusprechen. Da erscheint unerwartet in der Mitte der Tafelrunde ein junger englischer Offizier: es ist unser Georg Brown, der nach abgeschlossenem Frieden seine Wanderung durch Schottland angetre- tcn hat um seine schöne Unbekannte und Pflegerin zu suchen. Er verlangt Herberge, Speise und Trank, seine müden Glieder zu stärken und sich zu laben, was er alles reich-
hard Hofmann.) Druck und Verlag von Be
lich bezahlen will. Doch Dickson als echter Schotte, entgegnete ihm:
„Schottlands Bergbewohner nehmen hier Jeden Fremden freundlich auf.
Aber Gastfreundschaft geben wir Nie für schnödes Geld zum Kauf!"
Der junge lebensfrohe Offizier ist eS zufrieden; dankt den wackren Leuten, nennt seinen Namen: Georg Brown, n. schildert dann seinen Stand in frischer, fröhlicher Weise, indem er die — meinen jungen Lesern gewiß nicht ganz unbck. Arie anstimmt: „Ah, welche Lust Soldat zu sein I"
Die herzgewinnende Liebenswürdigkeit deS schmucken Kriegers ermutigt Jenny, ihm ihre Verlegenheit zu schildern und ihn zu bitten, die Patenstelle bei ihrem Erstgeborenen zu übernehmen. Mit Freuden willigt Georg Brown ein und nimmt dann fröhlich teil an dem nun einmal aufgetragenen Taufschmause. Das stolze Schloß in der Ferne erregt mächtig seine Aufmerksamkeit, und er verlangt dessen Namen, sowie näheres über daS alte Bauwerk zu wissen da singt ihm Tenny die in der Gegend weit und breit bekannte Ballade von dem Schlosse Avenel und der gespenstischen weißen Dame, die als Schutzgeist der gräflichen Famlie dort Hausen soll, deren verschiedene Strophen mit dem geheimnisvolle» Refrain schließen:
Gebt wohl Acht! —
Die weiße Dame kann Euch hören,
Die weiße Dame sieht Euch an I" — Wie alles sein Ende findet, so auch das gesellige Beisammensein; die herannahende Nacht machte dem fröhlichen Taufschmaus den Garaus, und in bester Laune geleitete Dickson seine Nachbarn und Freunde ein Stück Wegs, mit ihnen nochmals ihr Vorhaben für den nächstfolgenden wichtigen Tag der Versteigerung besprechend. Doch ein wahres Bild dcö Entsetzens kehrt er zu seinem Weibchen und dem jungen Offizier zurück. Wieder auf dem Heimwege, an einsamer Stelle bei dem Schlosse angelangt, stieg plötzlich eine gespenstische Gestalt vor ihm aus dem Boden empor — wie der wohl Allzufurchtsame glaubte. (Fortsetzung folgt.)
rnhard Hofmann in Wildbad.