Hiesiges.

Wildbad, 18. Febr. Gestern fuhr der Knecht des Gasthofes z. gold. Roß in Wald um Holz zu holen, beim Heimfahrcn abends geriet der Wage» oben in der Biächerstnge auf eine Eisplatte kam ins Rutschen und fiel samt den Pferden den Bergabhang hin­unter, der Knecht fiel glücklicherweise auf die Seite u. kam mit dem Schrecken davon, währenddem Pferd einen Fuß brach und sich stark im Kreuz beschädigte so daß es infolge dessen abgcthan werden mußte, das andere kam nur mit einigen Schürfungen davon, der Wagen ging in Trümmer.

Rundschau.

Stuttgart, 15. Febr. Als Nachfolger des verstorbenen Kommerzienr. Fetzer ist Herr Ferdinand Huber, früher Direktor der Würt- tembergischen Exportgesellschaft und kauf­männisches Mitglied der Generaldirektion der württembergischen VcrkehrSanstalten, zum Direktor der Allgemeinen Rentenanstalt er­nannt worden.

Stuttgart, 16. Febr. Ein Pferde­wärter eines hiesigen Pferdehändlers stach mit der Dunggabel ein p-ertvollcs Pferd feines Herrn (l200derart i» die Brust, daß dasselbe getötet werden mußte. Bei der ärztlichen Untersuchung wurde festgestellt, daß der rohe Mensch dem Pferd mit dem Sliel der Dunggabel, der hiebei abbrach, das rechte Schulterblatt abgeschlagen hatte. Auf Grund eines Strafantrags des Besitzers ist der Thäter wegen Sachbeschädigung fest­genommen worden.

In letzter Zeit wurden hier zur Nachtzeit in verschiedenen Kaufläden Kasfen- dicbstähle verübt, wobei der Dieb oder die Diebe die Thürcn ohne jegliche Spur von Gewalt mittels falscher Schlüssel öffne- neten und zum Teil auch wieder verschlos­sen. Dies dürste den hiesigen Geschäftsin­habern zur Warnung dienen.

In Stuttgart übergab ein Hand- luugsreisender in einem Gasthause dem Hausknecht für 900 Wechsel in einem verschlossenen Couvert mit dem Auftrag, diese Sendung dem Adressaten, einem dor­tigen Geschäftsmann zu überbringen. Der Hausknecht überbrachte das leere Couvert eröffnet dem Adressaten und sieht nun we­gen Verletzung des Briefgeheimnisses und Verdachts des Diebstahls in Untersuchung.

Egesheim, 12. Febr. Gestern vormit­tag passierte einem hiesigen Bürgersfohn beim Tunnelbau in Fridingen ein bedauerns­wertes Unglück. Derselbe war mit Sprengen beschäftigt und hatte mit Hilfe anderer meh­rere Schüsse geladen. Die letzteren knall­ten und die Arbeiter glaubten, daß alle loS- gegangen seien, so daß er Nachsehen wollte. Im nämlicben Augenblicke krachte es wieder­um und alsbald wurde der so Kontrol­lierende mehierc Meter in die Höhe und eine hohe Böschung hinuntergeschlcudert. Der schwer Verunglückte steht allem An­scheine nach in großer Lebensgefahr.

Riedlingen, 12 . Febr. Durch unvor­sichtiges Schießen ereignete sich gestern in Ertingen ein schweres Unglück. Ein Knecht Fridolin Dangel von Altheim, holte da­selbst einen Brautwagen ab, Burschen feier­te» Pistolenschüsse zur Begrüßung ab, wo­durch die Pferde scheu wurden, den Knecht abwarfen und derselbe unter die Räder kam, die ihm den Kops zerdrückten.

Munderkingen , 12. Febr. Die Er­bauung der Sängerhalle zu Wien für das 4. deutsche Sängerfest ist laut O. A. einem Munderkinger, dem seit mehreren Jahren in Wie» ansässigen Werkmeister Karl Wicker, übertragen worden. Für die Erstellung der Halle, die Platz für 8000 Sänger und 20,000 Zuhörer darbieten soll, sind 75,000 fl. ausgesctzt.

Vom Bodensee, 14. Febr. Man mel­det aus Rorschach: Gestern nacht wurde von ruchloser Hm>d an drei verschiedenen Orten Feuer gelegt. Zuerst bemerkte ma» einen Brand auf dem Zimmerplatze des Hr. Eberle in einem Schopfe; als man mit Löschen desselben fertig war, entdeckte der Knecht des Herrn Müller-Stiefel, daß Feuer im Schafstalle im Wiesenthal gelegt wor­den, und gegen 1l Uhr stieg eine Feucr- säule aus dem Stalle beim Rosengarten. Derselbe brannte bis auf den Grund nieder. Sämtliche Viehhabe konnte gerettet werden. Die Stallung ist Eigentum der Firma Löb und Schönfcld, das Objekt jedoch an Herrn Bischofberger verpachtet.

Frankfurt, 17. Febr. Den Kriminal­studenten, welche in dichten Schaaren die Räume der Strafkammer und des Schöffen­gerichts füllen, ist eine fette Beute entgangen. Ein Anwalt verlor nämlich vor dem Ein­gang zur Strafkammer 1000 ^ in Bank- schcincn. Ein ehrlicher Mann fand sie und händigte sie dem Anwalt aus, welcher in der größten Aufregung die Gänge durchlief und nach den verlorenen Noten suchte. Ein Geschenk nahm er nicht entgegen, sondern nur den Dank deS Anwalts, der für 1000 ^ viele Verteidigungsreden zu halten hat.

Ter Mörder Wtzlff, der in der Nacht vom 10. auf den 11. Februar seine Tante, die Ehefrau des SchrcinermeisterS Wolfs in Straßburg, nach Einbruch in ihrer Wohn­ung erschossen hat, ist in Lahr verhaftet worden.

Metz, 15. Febr. Die gestrige Meldung von einem Verbot der Drucklegung des FastenhirtenbricfcS deS hiesigen Bischofs wird dahin berichtigt, daß nicht die Drucklegung, sondern die Verausgabung des bereits ge­druckten Hirtenbriefes inhibiert worden ist, und zwar lediglich wegen Unterlassung der gesetzlich vorgeschriebenen Vorlage des Schrift­stückes an die Regierung. Nach Erfüllung dieser Pflicht wurde die Ausgabe sofort gestattet.

Spandau, 15. Febr. Der Kriegsmini- ster mit sämtlichen DepartementschefS kon­ferierte im Saale der Munitonsfabrik mit ven Arbeiterdeputationcn (von 5 Fabriken je 4 Mann) über die Wohnungsfrage: man plant eine Anlage von Arbeiterwohnungen.

Die Times vom 1l. Febr. bringt neue Beiträge zur Mißhandlung sibirischer Verbannten. Im vor. November würbe Frau Nadyda Sihrda, die im Gefängnis zu Kara untergebracht war, von dem Gefäng­nisdirektor derart gereizt, daß sie ihm ins Gesicht schlug. Die Frau, welche früher Lehrerin an einer höheren Schule war und zu Zwangsarbeit verurteilt wurde, weil einige Nummern einer revolutionären Zeit­ung in ihrem Hanse gefunden worden, hatte offenbar Ursache zu ihrem Vorgehen. Der Gefängnisdirektor ließ sie darauf entkleiden und durchpcitschen, eine Barbarei, die nicht einmal in den Zeiten des Kaiser Nikolaus an Frauen verübt worden ist. Auch

demütigte die Strafe die Frau dermaßen, daß sie sich vergiftete; und dasselbe that, um ähnlicher Behandlung zuvorzukommen, ihre Freundin Maria Kowalewskaja, die Frau eines Professors und angeblich noch einige andere weibliche Insassen des Ge­fängnisses. In London soll eine Zeitschrift zur regelmäßigen Beleuchtung russischer Zu­stände, besonders mit Rücksicht auf Sibirien, gegründet werden, Den Anstoß dazu giebt der Amerikaner Georg Kennan, der das be­kannte Buch über die sibirischen Zustände geschrieben hat.

Saarburg, 14. Febr. Vorgestern Nacht ist hier in der Infanterie-Kaserne beim 1. Bataillon in der Kantine ein EinbruchSdieb- stahl verübt worden. Die Kasse sammt Mk. 440,50 Inhalt wurde geraubt. Der Küchenuntcrofsizicr mit zwei Kantinenordon­nanzen wurden in Untersuchungshaft ge­bracht.

Ein grauenhaftes Verbrechen wird aus London, 15. Febr., gemeldet: Ganz London befindet sich in Hochgradiger , nicht zu schildernder Aufregung. Man hat ein grauenhaftes Verbrechen entdeckt. Man er­zählt, daß der blutige Jack der Aufschlitzer einen furchtbaren Nachfolger erhalten hat. Alles spricht von dem schrecklichen Lcichen- funde in Wcstham, einer der östlichen Vor­städte Londons. Aus einem leerstehenden Hause daselbst drang intensiver Verwesungs­geruch. Man forschte nach und fand den Leichnam eines seit Ende Januar vermißten fünfzehnjährigen Mädchens Amelie Jeffs, Tochter eines sehr achtbaren Handwerkers. Die Untersuchung des Leichnams ergab, daß das Mädchen entehrt und sovann in bestiali­scher Weise erdrosselt worden ist. Die Po­lizei steht vor einem Rätsel und hat nicht die geringsten Anhaltspunkte zur Eruirung des ThätcrS.

In dem neuen Stadtviertel Arenaceia in Neapel stürzte heute nachmittag ein im Bau begriffenes Haus ein, wobei 31 Arbei­ter verschüttet wurden. Bisher sind 2 Tote und 4 Verwundete auS den Trümmern her­vorgezogen worden.

Aus PontiVY wird gemeldet, daß ein Wagen mit zehn Personen, die von einer Hochzeit zurückkehrlen, in den Blavet gestürzt ist. Von den Insassen, unter denen sich auch die Neuvermählten befanden, wurde kein einziger gerettet; der Kutscher allein entkam.

Der Zar als Grundbesitzer. Der Beherrscher des Russcnrciches ist der größte Grundbesitzer der Welt. Der Umfang seiner Besitzung-» beträgt über 50 Millionen Hekt­aren, eine Ausdehnung ungefähr von der Größe Frankreichs.

Portugal. Der frühere Minister An- drade Corvo ist heute in Lissabon gestorben.

Amerika. Der in Washington versam­melte Kongreß der Ver. Staaten von Nord­amerika hat den Amendements des Senates zu der Vorlage betreffend die Erhebung eines Eingangszolles von 50 pCt. auf seidene Bänder seine Zustimmung erteilt.

Verschiedenes.

Gumbinnen, 14. Febr. Ein Hahn unter Polizeiaufsicht, das ist gewiß etwas Seltenes, schreibt diePr. L. Z ", und doch ist dieser Fall in unserer Stadt vorgekommcn. Eine Familie besaß einen Hahn, der besonders die den Hof betretenden Frauen belästigte, ja sie angrisf. Es wurde Beschwerde bei