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Novelle von F. Stöckert.
Nachdruck verboten.
21 .
Der dienstlhuenke Oberkellner, der jetzt herbeigeeilt war, wies den Damen, auf Frau Schmidt's Frage nach einige» Zimmern, sogleich ein sehr elegantes Logis a», mit einem zierlichen Balcon, der eine entzückende Aussicht in die Berge bot. —
Als die Tante schon längst zur Nutze gegangen, stand Dora noch lange auf dem Ballon n: d blickte träumerisch hiuunnr auf die moiidbefchiencn- La>iöjcha,t.
Unter ihr in Unem hell erleuchteten Zimmer wurde musiciert. Eine Helle Frauenstimme sang „die Frühlingsnacht von Schumann" und jubelnd klang es zu ihr herauf:
„Und der Mond, die Sterne sageu's,
Und im Traum rauscht's der Hain,
Und die Nachtigallen schlagen's:
Sie ist Deine — sie ist Dein!" —
Dora war cs, als sie dieser jubelnden Stimme lauschte, als ginge durch das Weltall ei» harmonischer Klang von Liebe und ttncndlichcn Glücks. Sie hörte ihn durch das Murmeln des Bach-s und durch das Rauschen der Wälder. Auch die Blumen überall schienen leise davon zu flüstern, und der linde Abendwind trug es zu ihr heraus.
Der Assessor Born wohnte nickt in dem Hotel, das halte Dora sehr bald auSgekund- schaftet. Jedenfalls hatte er cS vorgezogen, eine Privat»ohnung zu nehmen. Eine Begegnung mit ihm war ja aber trotzdem täglich möglich,tröstete sich Dora, wenn Born überhaupt hier verweilte und st ine Reiseroute nicht geändert halte. Eine tiefe tiost- losigkeil bemächtigte sich des jungen Mädchens bei dem G danken, daß Born vi lleicht doch nicht hier verweile, m d all ihr Hoffen ein vergebliches gewesen fest
Als mehrere Tage vergangen waren, nnd Dora trotz allem UmherstrcisenS keine Spur von ihm entdeckt hatte, g wau di ser Gedanke sehr an Wahrscheinlichkeit, und die gehobene Stimmung, in welcher sie die ersten Tage hier in dem reizenden Badeorte verlebt, mußte bald einer sehr trübseligen, resignierten w ichen.
Frau Schmidt hingegen sühlie sich von Tag zu Tag behaglicher, sie hatte sich einigen älteren Damen angescklosscn, mit denen sie ihre Stunden auf die g-mmlichsten Weise verplauderte, jcgar den Slrickstrnmpf, den sic ans der ganzen N-ise noch nicht g.wagl hatte, hervor zu hole», konnte sie hier in diesem Kreise nach HerzenStust handhaben, was ungemein zu ihrem Wohlbefinden beitrug.
AlS Dora sch»., r
sprach, wurde du Taute fast zornig und erklärte : Die ersten vicrz-chn Tage brächte sie keine Macht der Well hier fort, Dora sei jetzt wirktick wie der ewige Jude und habe nirgends Ruhe und Rast.
Mit einem schweren Seufzer fügte sich die junge Dame in das Unvermeidliche. Der guten Tante den Grund ihrer Unruhe ein- zugestehen, vermochte Dora nicht, da jene jedenfalls ein derartiges Suchen nach einem jungen Manne für höchst unpassend erklärt haben würbe.
So sah Lora denn schweren Herzens einen Tag nach dem andern ungenützt verstreichen, während sie vielleicht wenige Meilen nur von Born getrennt war.
„O, wenn die Tante sich nur zur Weiterreise entschlösse," dachte Dora, „dann wäre ein Zusammentreffen immerhin nicht unmöglich."
Aber die Tante blieb diesmal unerschütterlich in ihrem Entschluß. Aergerlich blickte Dora auf die alten heitern Damen, die sich soeben wieder znm Nachmittagskaffee mii ihren Strickstrümpjen in einer der Lau den des Gartens niedergelassen hatten und
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die Taute freund ,, . .wa mit H'-ist und Sonnenschirm au der Laube vorüber eilte.
„Nein ich danke, ich will spazieren gehen," antwortete Dora kurz und abweisend und waudte der heileren Kaffeegesellschaft den Nücke».
„Nur weil sich diese Kassccschwesst rn gerade hier znfammengesundcn haben, ist mau gezwungen hier zu bleiben. Warum bleiben solche Leute nicht zu Hause? Um Kaffee zu trinken, zu stricken und zu plaudern, brauch! man, dächte ich, nicht erst große Reisen zu unternehmen!" —
Mit diesen nnehrcrbieligen Worten machte Dora ihrem erbitterten Herzen Lust, während sie rüstig die nächste Höhe erklomm.
Sie hatte hier einen einsam gelegenen schönen Aussichtspunkt ausfindig gemacht, wo sie ungestört ihren trüber sehnsüchtigen Gedanken nachhängen konnte. Nur sehr selten war sie hier auf dem dunklen Waldweg Menschen begegnet, je höher man hinauf stieg, je einsamer und stiller wurde es. Eine kleine Rasenbank oben im Ausgang d>S Waldes war das gewöhnliche Ziel von D. Wanderung. Wie betroffen war sie aber, als sie sich der Bank näherte, und dieselbe von zwei Herreu besetzt fand.
„Heute' scheint sich Alles gegen mich verschworen zu haben," murmelte Tora und setzte fick unmutig ans das weiche Moos des Waldbodens in der Nähe der Bank, um den Augenblick zu erwarten, wo die beiden H rrcn das Ruheplätzchen, das sie fast als ihr Eigenthum betrachtet, verlassen würden. Diese schienen aber vorläufig noch nicht daran zu denken, jedenfalls waren sie auch erst vor Kurzem hier oben angelangt.
„Hoffentlich hast Du Dir nickt zuviel zugemulet mit diesem ersten AnSgang," hörte Dora jetzt den einen der Herren sich besorgt an seinen Nachbar wenden.
„Durchaus nicht," erwiderte dieser, „ich fühle mich im Gegenteil gestärkt und ^kräftigt durch den Ausflug. Man fühlt erst,
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dieser Stimm., ... - ^
die einzige, die fle ,-r Hunter! andern Stimm.» würde heranSgckannt haben! Sv nahe war der geliebte Mann ihr nun auf einmal!
Lauschend bog das junge Mädchen den Kopf weiter hervor. Sie konnte die baden Herrn nur ei» wenig von der Seite scheu. Wie traumverloren blickte sie auf den locki- gen Kopf, ans das blasse edle Profil des
Assessor Born, denn er war es wirklich, der Ersehnte, in dessen Nähe sic das Schicksal nun endlich geführt. Wäre nicht der fremde Herr bei ihm gewesen, da hätte sic auch wohl keinen Augenblick gezögert, sich ihm zu erkeniM zu geben. Unter den jetzigen Umständen jedoch verharrte sie noch aus ihrem verborgenen Sitze und lauschte weiter auf seine Stimme.
„Es ist eigenthumlich," fuhr Born jetzt fort, „wie in den paar Tagen meines Unwohlseins, alle neuen schönen Eindrücke der Reise schwanden und die kleine altcrthüm- liche Stadt I., die Menschen do>t, und vor
r.r Seele trat."
„Denn wo daö Herz ist,
Sind die Gedanken!"
ries Salden, der Reisegefährte Born's, heiter, „und nun erzähle nur endlich einmal den Roma» aus jener kleinen Stadl. Daß Du eine junge Dame mit Gefahr Deines Lebens vom Fenertode gerettet, und daß dieselbe eine reiche Erbin ist, so viel weiß ich ja schon! Aber warum nur Haft Du das Glück nicht beim Schopfe gefaßt und besagte Dame geheiratet? Aus allen Deinen schüchternen Andeutungen und jener todesvcracktendcn Thal habe ich längst ersehen, daß Du sie geliebt haben mußt."
„Eben weil ich sie lieble ging ich ihr aus dem Wege," sagte Born, „ich war entstellt, verstümmelt, ich konnte nicht mehr auf Gegenliebe hoffen, las auch nichts davon in ihren A> gen, als ich sie nach meiner Krankyeit w..versah, nur Schrecken nnd Entsetzen zeigte sie bei meinem Anblick. Vielleicht war es übertrieben von mir, daß ich sofort die Stadt verließ, ihr meinen Anblick, der ihr jene schreckenSvolle Stunde so bitter ins Gedächtnis znrückrief, für immer entzog."
„I densalls war es ei» übertriebenes Zartgefühl," sagte Salden, „mau darf die Ritterlichkeit nicht zu weil treiben, man bleibt sonst leicht unverstanden damit jetzt in nnsen r materiellen Zeit!"
„Also darum, darum," dachte Dora, „und ich suchte mir meine Ritterideale in alten Büchern aus mittelalterlichen Zeiten."
„Einesteils war cs auch wohl Bitterkeit und Zorn, was mich dazu trieb, die Stadt zu verlassen," begann Born jetzt wieder, ats wolle er sein edelmütiges Handeln nicht gar zu hoch angeschlagen wissen. „Hätte Dora mich geliebt, dann hätte sie sich wohl in dem Moment des Wiedersehns von diesen! einen mächtigen Empfinden hinreißm lassen, hätte sich in meine Arme geworfen, in den eine» gesunden wenigstens, einen künstlichen hatte ich damals noch nicht. So aber stand sie vor mir wie ein verschüchtertes Kind, die Augen ratlos und entseßl auf mich geheftet, so. daß ich schließlich nach -i Wm --m d-'S Trostes für sie suchen
als zu a-hen? Ich konnte doch nicht um ihre Lleve mehr werben; es hätte ja unter diesen Umstanden wie ein Recht anSgcsehen, was ich beanspruchen wollte."
(Fortsetzung folgt.)
.'. (Zu arg!) Gläubiger (wüihend): „Herr, wann wollen Sie eigcizLbch einmal zahlen?" (Schuldner schweigt > — Gläubiger (in höchster Wut: „So, die Antwort bleiben Sie mir auch noch schuldig?!"
Berantwarnuyer Redakteur: Bernhard Hosman u-h Hruck und Perlag von Bernhard Hosmann in AKtdbad.
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