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Sonntcrg, 9. Iseb^uccr: 1890

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muflkalisch-hmnoristisch-theatralische

Köend-Mnterßaltung

derWildbader Feiierwehr-Kapelle.

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Enirec 50 Pfg. Höhere Beiträge werden dankbar angenommen.

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W e k e H r L.

Novelle von F. Stöckert.

Nachdruck verboten.

20 .

ES war im Hochsommer, als Born nnd Salden an einem drückend heißen Tage die Residenz verließen, um die geplante Reise anszuführen. Born hatte seit jenem oben geschilderten Abend keine Anspielung wieder auf die Vergangenheit gemacht und Calden glaubte ihn so ziemlich geheilt von seinen Schrullen. Eine andere Bezeichnung für der­artige, in seine» Augen unendlich thörichte Gemütsstimmungen, kannte Salden nämlich nicht.

Die beiden Freunde fuhren in der hei­tersten Stimmung den Rhein entlang, mach­ten in verschiedenen schönen Orten kurzes Quartier- und begaben sich schließlich auf die Fußwanderung, da sie das Menschen­gewühl aus den Dampfschiffen und Bahn- zügcn satt halten. Nach einigen Tag n ge­mächlichen Manderns hatten sie ihr Ziel im Schwarzwald erreicht, wo sie einige Wo­chen zu bleiben gedachten.

In derselben Zeit waren wunderbarer Weise auch bei Dora Schmidt plötzlich Rcijkgelüste erwacht. Die sonst so geliebte Heimat hatte schon bei der Gemütsstimm­ung, in welcher sich Dora jetzt befand, längst allen R>iz für sie verloren. Sie fand die Haide, deren Schönheit sie einst so gepriesen, öde und trostlos, den kleinen, anmutigen Fluß nannte sic ein trübseliges Gewässer, und das Stückchen Wald erschien ihr als eine reine Ironie gegenüber den herrlichen Gebirgswätdern, deren unvergleichliche Schön­heit Tora so oft hatte rühmen hören.

Dora's Tante halte zwar seit jener Fahrt nach Berlin einen wahren Schreck vor einer neuen Reise mit Dora, gab aber schließlich doch ihren Bitten nach, nur behielt sich die Tante vor, das Reiseziel selbst zu bestim­men. Dora erhob keinen Wiederspruch da­gegen, ihr war es gleich, wohin die Reise ging. Sie schmachtete nur danach, andere Menschen und Gegenden zu sehen, einen

Memzug in einer andern Welt zu thun, als n der Kleinstadt, in welcher sie leben und atmen mußte.

Frau Schmidt war wenig gereist in ihrem Leben, ihre schönste und fast einzige Reiseerinnerung war ihre Hochzeitsreise, auf welcher damals ihr junger Gemahl sie nach dem Rhein geführt hatte. Den Rheinstrom wünschte die alte Dame nun noch einmal zu sehen, und so bestimmte sie zunächst Heidelberg als Reiseziel.

Dora war auf der Reise diesmal eine sehr liebenswürdige Gesellschafterin und voller Aufmerksamkeit für die Tante.

In Heidelberg jedoch änderte sich plötz­lich Dora's Stimmung auffallend; sie er­schien wieder eben so unruhig und aufge­regt, wie damals in Berlin. Der Name des Assessors Born, den sic im Fremden­buch des Hotels, in welchem sie logierten gefunden, hatte diese Wandlung hervorge­rufen. Der Oberkellner, den sie ausforschte, konnte ihr ziemlich genau die Reiscrouie BornS und Saldensangeben, da die Herren grade bei ihm sich nach mehreren schönen Gegenden, die sie aufzusuchen gedachte», er­kundigt, und als das Ziel ihrer Reise er­fuhr Dora jenen kleinen Badeort im Schwarz­wald, welchen die junge Dame sofort auch zu ihrem Reiseziel machte.

Der Tante schilderte sie denselben, trotz­dem sic ihn nicht kannte und nie vorher etwas von ihm gehört hatte, als ein wahres kleines Paradies, wo man jedenfalls länger» Aufenthalt nehmen müsse. Und so begann dann Dora, begleitet von der treuherzigen Tante, ihre unbesonnene Verfolgung Born's wieder. Aber im größeren Styl wie da­mals in Berlin geschah cS diesmal, nicht zn Fuß, sondern mit allen nur existierenden Fahrgelegenheiten, bald per Dampfschiff nnd bald per Bahn, bis sie dann endlich mit einem Lchnfuhrwerk an einem schönen Eom- merabend dem ersehnten Ziele entgegen- fuhren.

Je näher sie demselben kamen, je nach­denklicher und stiller wurde Dora; träume­risch blickte sic vor sich hin und hatte kein

Auge für die liebliche Sccnerie, die sich vor ihnen in der Abendbeleuchtung aufthat.

ES ist ganz nett hier," begann endlich die Tante die Unterhaltung wieder, nachdem eine Weile beide Damen stumm nebenein­ander gesessen.Nach Deiner Beschreibung aber muß ich gestehen, hätte ich mir es doch viel großartiger hier gedacht."

Dora blickte auf. Eine ächte Schwarz­waldlandschaft mit Tannendunkel und Hellem, saftigen Wiesengrün lag vor ihnen, durch ein liebliches Thal schlängelte sich ein kleiner Bach, freundliche Häuser standen inmitten wohlgepflegter Blumengärten und die Abend­sonne spiegelte sich in den Hellen Fenstern.

Es ist schön hier," sagte Dora,ein Hauch des Friedens liegt über Allem, wie malerisch dort die graziösen Birken sich in dem klaren Gewässer spiegeln, das Wiesen­grün leuchtet hier förmlich, und dazu die dunkel bewaldeten Berge, die das Ganze ein­schließen, als wollten sie diese Slätte des Friedens schützen, damit kein Ton der Weit hier herein dringt."

Wer weiß ob es eine solche Friedens­stätte ist," erwiderte die Tante,Menschen sind auch hier, und schwerlich lauter fried­liebende."

Der Wagen hielt jetzt vor dem Hotel und Menfchenstimmen, Lachen u. Jauchzen von Kindern, die auf den Rasenplätzen im Garten spielten, schallten zu ihnen heraus. Der schöne Abend hatte alle Bewohner des Hotels ins Freie gelockt und mit neugierigen Blickeu musterte man jetzt die neu Ankom­menden.

Anch Doras Augen flogen erwartungs­voll umher. Es war ja möglich, daß Bor» hier war und in einer der kleinen lauschigen Lauben verborgen saß. Aber Dora entdeckte überall nur Damen und Kinder und einige ältere Herren, die unter einer Veranda saßen und sich eifrig mit dem Kartenspiel hingegeben halten.

(Fortsetzung folgt.)

Heranlwortlicher Redakteur: Bernhard Hofmann.) Druck und Verlag von Bernhard Hofmann in Wildbad.