Rundschau.

Stuttgart , 5. Februar. Dem Dr. Ctiegele, Lnbarzt I. Dt. der Königin, wurde laut St-Anz. der Titel und Rang eines Geheimen Hofrats verliehen.

Wie mir hören, ist die Stelle des Kommandeurs der Forst- und Steuerwache dem Oberförster Keller in Dörzbach unter Ernennung desselben zum Finanzrat über­tragen worden.

Ludwigsburg, 5. Febr. Die Trensen­besichtigung der alte» Mannschaft des Dra­goner-Regiments Königin Olga Nr. 25 dnrck den RegimentsKommandeur, Oberst v. Sick, hat heute ihren Anfang genommen und wird bis nächsten Samstag beendet sein. Gleich früheren Jahren werden auch Heuer wieder 5 Preise von der Mylius Stiftung an Un­teroffiziere und Gemeine ixr hiesigen Gar­nison zur Verteilung kommen.

Köngen, 2. Febr. Gestern vormittag wurde ein hiesiger ca. 30jähriger Schuh­macher, welcher abends zuvor, auf dem Heim­weg von Eßlingen begriffen, wahrscheinlich infolge eines ScklagaufallS nicht mehr weiter konnte, auf freiem Felde unweit des Weges erfroren aufgeiunden.

Sulz a. N-, 3. Febr. Heute mittag wurde der 10jährige Sohn des Schäfers Schöuleber von Geroldscck beerdigt, der auf gräßliche Weise sein Leben lassen mußte. Letzten SamStag mittag begab sich derselbe in die Sturmsche Sägmühle, kam in einem unbewachten Augenblicke dem Räderwerk zu nahe, wurde vou einem Riemen erfaßt, mehreremal im Kreis herumgeschleudert und dadurch auf so entsetzliche Weise verstüm­melt, daß der Tod augenblicklich eintrat.

GlNÜnd, 4. Febr. Kommerzienrat I. Spohn in Ravensburg machte dem Verfas­ser des Mauch-Buche« , Seminaroberleihrer E. Mager, die Uhr !zum Geschenk, welche Manch auf seinen Reisen in Afrika mit sich geführt und bis zu seinem Tote getragen hat.

Schrambcrg, 4. Febr. Heute »ackmit- tag ereignete steh laut Schw. B. zwischen hier und Schiltach ein schweres Unglück. Ein Fuhrmann vou letzterem Ort, der Steinkohlen hierher brachte, nahm auf der Rückfahrt leere Kisten mit. Im Lehen- gericht, in der Nähe der Kunstmühle von Wölber, fiel er vom Wagen, kam unter den­selben und wurde vou dem überfahrenden Wagen so schwer verletztdaß, er alsbald den Geist aufgab.

Von der Jagst, 5. Febr. Gestern wurve in einem See unweit Crailsheim die Leiche eines neugeborenen KiudeS aufgefuuden.

Crailsheim, 5. Febr. Auf dem Wege von hier nach Artenmünster wurde gestern bei dem Bahndurchlaß in einem Graben von ei» paar Frauen ein neugeborenes Kind tot aufgefuuden.

Ricdlingen, 5. Feb. Wie gegenwärtig so häufig, so kam vorgestern abend auch eine Messeraffaire in Binzwaugcn vor Schäfer- Maier kam mit Bürger Dürr, auch Schäfer, in dessen Haus wegen eines Hundes in Streit. Als ihn derselbe zur Thüre hinausdräugte, ergriff jener sei» großes Messer u. brachte dem Hauseigentümer eine tödliche Stichwunde in die Seite bei. Hienach flüchtete er sich, wurde aber vou 2 mit Prügeln versehenen Männern auf der Douaubrücke eiugcholt; er drohte; seine Verfolger zu erstechen, diese aber schlugen ihn nieder. Noch auf dem Bote» zog er ein anderes Messer bekam

aber keine Zeit mehr zum Stechen. Ein drittes kleineres Messer hatte er im Stiefel verborgen. Gestern wurde der Vcrbrechcr anS hiesige Amtsgericht eingelieferl.

Friedrichshofen, 5. Febr. Seit dem strengen Winter 197980 hat das Eis dem Seeufer entlang in jder Richtung nach Manzell nicht mehr in der Weise angesetzt, als wie dieses in den letzten Tagen vor sich ging. Dem Auge bietet sich ein großes, ausgedehntes Eisfeld mit Spiegelglatter Decke, wie solche für den Eissport nicht besser be­schaffen sein kann

Waldsee, 3. Febr. lieber den bereits gemeldeten Raubmord berichten wir nach dem O- A. noch folgendes: Der ledige, sehr- große und kräftige, 56 Jahre alte Bene­dikt Stüble, Mitbesitzer der Ziegelei und eines beträchtlichen Oekonomieanwesens in Hopfeuweilcr, wurde nach 9 Uhr abends auf dem Wege von der Stadt nach dahin, kam 5 Minuten von seinem Heim entfernt, von 3 Männern tot aufgefuuden. Nach ge­nauer Besichtigung stellte es sich heraus, daß der Unglückliche seiner Barschaft be­raubt war. Man vermutet, Stühle habe viel Geld bei sich getragen. In einer hies. Wirtschaft, in welcher er kurz zuvor gewe­sen, batte er den Geldbeutel gelegentlich der Bezahlung seiner Zeche in einer Weise ge­öffnet, daß ziemlich viel Gold sichtbar wurde. Ein Fremder, welcher dasselbe gleichfalls gesehen und sofort nach Stühle sich eben­falls schnell aus der Wirtschaft entfernte, wurde als der That verdächtig verhaftet. Entwendet wurden ein Cigarren-Etui und ein schwarzlcderneS Portemonnaie mit 45 Zwanzigmarkstücken und einigen Thalern. Stühle hat zwei Stichwunden, in den Hals bekommen, die absolut tödlich waren, weil sie die sofortige Verblutung herbciführen mußten. Die That zeugt von ungewöhn­licher Frechheit, da sie bei tagheller Nacht und zu einer Zeit, wo die von allen Seiten sichtbare Straße noch begangen und befahren wurde, verübt worden ist.

In dem Dorfe F. im Odenwald hat die Frau eines Metzgers ihren Ehemann mit dem 19. Kinde, einem kräftigen Kna­ben, beglückt. Zwölf sind männlichen Ge­schlechts, alle sind wohl.

Berlin. An der Sitzung des Staats- ministeriums, welche am Freitag unter dem Vorsitz des Fürsten Bismarck im Reichs­kanzlerpalais stattfand, nahm auch der Kaiser teil.

Wie dieN>ue Ztg." aus Charlot­tenburg meldet, wäre der Kaiserin Friedrich am letzten Mittwoch nachmittag beinahe ein Unfall zugestoßen. An der Ecke der Kant- und Schlüterstraße wurden die Pferde ihres Wagens scheu und gingen durch. Die Pferde liefe» mit der Deichsel an einen Baum, so daß der Kutscher ui weitem Bogen von seinem Sitz geschleudert wurde, ohne Schaden zu nehmen.

In Freiburg (Schweiz) sind letzten Sonntag abend 3 Personen, ein alter Mann, seine Haushälterin und deren kleines Kind, durch Kohleugas erstickt. Der Ofen, den mau wegen der Kälte stärker als gewöhn­lich geheizt hatte, war zu früh geschlossen worden.

Eine schauerliche Mordthat macht gewaltiges Aufsehen in Crewe (England). Ein wohlhabender Tuchhändler, Namens Richard DavieS, 51 Jahre alt, der in Crewe

ein Geschäft hatte, aber in dem Dorf Hough wohnte, fuhr am Samstag Nacht zwischen 10 und 11 Uhr mit seinem 16jährigen Sohne Georg in einem Pony-Wägelchen nach Hause. Um 11 Uhr erschien Georg allein im Wohn­haus in Hough und schlug Lärm: sein Vater und er seien in der Dunkelheit von zwei Strolchen eingefallen worden. Der Vater sei aus dem Wagen gefallen und er habe sein Leben durch die Flucht gerettet. Thatsächlich fand man die Leiche des Tuchhändlers mit schrecklich zerschmettertem Sckädel in einiger Entfernung von dem Dorf. Die Polizei stellte sofort Nachforschungen an, aber konnte mehrere Tage lang keine Spur eines Mörders finden. Nun sind die beiden Söhne des Ermordeten, der 16jährige Georg und der 20jährige Rich­ard verhaftet, des Mordes augeklagi und vor den Polizeirichter gestellt worden. Es hat sich nämlich herausgestcllt, daß Richard wenige Minuten vor seinem Bruder Georg zu Hause ankam, mit Blutflecken an seinen Kleidern. Außerdem fehlte ein Holzbell, das im Laden in Crewe noch am Samstag Morgen gebraucht war und von den Mördern wahrscheinlich benützt worden ist. Der Er- morderte pflegte Samstag abends gewöhnlich eine bedeutende Summe Geldes mit sich nach Hause zu nehmen, soll aber am betreffenden Abend nur Lst. 10 in der Tasche gehabt haben, die sich nicht mehr bei ihm fanden. Die neun Wunden am Kopf waren mit einem Werkzeug beigebracht worden, wie das im Laden in Crewe gebrauchte halb Beil, halb Hammer. Die Aufregung in Crewe über diese neue Entwicklung der bisher ge­heimnisvollen Mordthat ist gewaltig.

Bei der Staatsanwaltschaft in Lüt­tich lief ein anonymes Schreiben ein, nach welchen ein Bewohner der Ruhe Natalis in einem Anbau seines Hauses 2000 Klg. Pat­ronen auf Lager haben sollte, welche aus der Cvrvilainschen Fabrik in Antwerpen her­rührten. Die polizeilichen Ermittelungen er­gaben, daß diese Angaben auf Wahrheit be­ruhten. Der Inhaber wollte die Patronen von einem Antwcrpener Händler unter der Versicherung gekauft haben, daß dieselben sämtlich entladen seien. Die Polizei unter­warf jedoch die Geschosse einer genauer» Untersuchung, und cs wurden aus denselben mehr als 150 Klg. Patronen mit voller Ladung ausgcsondert. Die gerichtliche Un­tersuchung in dieser Angelegenheit ist hier wie in Antwerpen cjngeleitet.

Aus Buffalo wird berichtet: Ueber 2000 polnische Weiber rotteten sich am Sonn­tag zusammen, um einen katholischen Prie­ster, welcher der Nachfolger eines sehr be­liebte» Geistliche» gewesen war, öffentlich zu beschimpfen. Es bedurfte 200 Polizisten, um den Priester zu beschützen. Die wüten­den Weiber streuten den Polizisten Salz u. Pfeffer in die Augen. Auch viele Zivilisten, welche dem Priester beistanden, wurden thät- lick angkgriffen. Ein Weib ergriff einen Polizisten beim Halse und versuchte ihn zu erwürgev. Diese wurde verhaftet, nachher aber von ihren Genossinnen nach hitzigem Kampfe befreit.

Aus Ostende, 1. Febr., wird berichtet: In der vorgestrigen Nacht brach in einem stark bevölkerten Stadtviertel von Dover Feuer aus. Fünf Personen, sowie zwei Feuerwehrleute fanden ihren Tod. Mehrere andere Mannschaften der Feuerwehr trugen Verletzungen davon,