Stuttgart. (Krankcnhauslotterie.) Der Hauptgewinn von 20,000 ist, wie aus Ulm geschrieben wird, dem dortigen Lazaret- gchilfen Göz im Grenadierrcgimen! König Karl (5. Würlt) Nr. 123 zugctallen. Der dritte Gewinn mit 5000 fiel auf Joseph G-Hweiler in Grüniugen, OA. Ried­lingen, welchem vorigen Sommer einige St. Vieh und 2 Pferde zu Grunde gingen.

Cannstatt, 19. Jan. In den hiesigen Sonntagsdtättern findet sich eine von etwa 44 Herren Unterzeichnete Anzeige:Von heute ab grüßen wir nur noch' .militärisch oder durch Zuwinken mit der Hand. Diese neue BegrüßnugSart findet gegenüber dem lästigen Hutabziehen hier überall Anklang, und man darf sicher sein, daß den Unter­zeichneten demnächst weitere folgen werden.

Marbach, 17 Jan. Gestern abend lie­ferte Ctaiionskommandant Hirschmann zwei 13jährige Buben von Steinheim ins Amls- gcrichtSgefängnis ein. Der eine derselben, der sich durch größere Gcldausgaben auffal­lend machte, hatte in letzterer Zeit den Opscr- stock der dortigen Kirche mehrfach geleert, der andere die Beute mitverpraßt.

Grobottwar, 17. Jan. Eine in enge­ren und weiteren Kreisen unter dem Namen Feuerreiter bekannte Persönlichkeit, Schuh­macher Peter von hier, kam auf höchst tra­gische Weise ums Leben. Derselbe war be­sonders als Läufer in d>r ganzen Umgegend bekannt. Er fehlte deshalb bei keiner Ge­legenheit, wo seine Dienste in Anspruch ge­nommen werden konnten. Gestern nachmit­tag unternahm derselbe wiederum e. Schnell­lauf nach dem 6 bin entfernten Kleiuaspach. Unterwegs mußte den Mann ein Scklagau- fall betroffen haben; den» diesen Morgen um 8 Uhr traf ihn ein Klcinaspacher Bür­ger »och lebend im Straßengraben. Nach Kleiuaspach verbracht, starb er am Nach­mittag.

Ebingen, 18. Januar. Gestern abend brach in dem Hause des Trikotfabrikantcn Conzelmanu in Thailfingen Feuer aus, das so schnell um sich griff, daß auch .daS an­stoßende Haus des Schuhmachers Bolay er­griffen wurde und beide Häuser nieder- brannten. A» Fahrnis konnte nur wenig gerett t werden.

Ehingen, 17. Jan. Das neue Projekt einer Eisenbahnlinie Laupheim Ehingen Münsinzen findet hier begeisterten An­klang, um so mehr, als zwischen diesen Städten keine Postverbinduug besteht und man deswegen nur mit großen Kosten in dieselben gelangen kann.

Von der Eyach, 18. Jan. Jn Haiger. loch starb heute morgen im kräftigsten Manncsalter Amtsrichter Brodmann. Der­selbe war noch gestern nachmittag i» Amts- geschäsien auswärts. In der Nacht mußte ärztliche Hilfe gerufen werden. Etwa vor einer Woche au Influenza erkrankt, schenkte er der Krankheit wenig Beachtung und ging fast unausgesetzt seinem Berufe nach, schien auch wieder hergestellt zu sein. Gestern abend ist sicherem Vernehmen nach ein Halsübel hinzugetreten und der sonst io kräftige Mann in wenigen Stunden seinen Leiden erlegen.

Sulz a. N, 17. Ja». Letzten Mitt­woch abend verunglückte Zimmermann Michael Katz von Bergfelden auf dem Heimwege da­durch, daß er in einen Steiubruch hinab­stürzte. Gestern morgen wurde seine Leiche aufgefunden.

Niederstetten, 16. Jan. Auf recht be­dauerliche Weise ist ein hiesiger Idjähriger Mann verunglückt. Derselbe, welcher in der Schneidemühle dahier im Dienst stand, wollte des Nachts Futter für das Vieh vom Scheuern- bodeu herunterwerfen; er lhat dabei einen Fehltritt, stürzte herunter und blieb bewußt­los einige Stunden liegen, bis man ihn vermißte und mit schweren Verletzungen fand. Der Verunglückte war mehrere Tage besinnungslos und ist heute noch nicht außer Lebensgefahr.

In Ladenburg wurde der Brief­träger, welcher die Post des von Frank­furt gegen 10 Uhr kommenden Zugs ab­holt, angefallen. Er erhielt von hinten einen fürchterlchen Schlag auf den Kopf, sodaß er sofort bewußtlos niedersank. Gegen 11 Uhr wurde er von Passanten ausgefunden, und als man zusah, entdeckte mau, daß der Postbeutcl mit ^ 2800 fehlte. Genaue Angaben vermag der Beraubte nicht zu ma­chen, und so hat man bis jetzt über den Thäter nicht den geringsten Anhaltspunkt.

Der Kaiser Franz Josef übersandte, wie nachträglich verlautet, dem Kaiser zum Jahreswechsel 10 000 Virginiazigarren feinster Güte, die gleiche Festgabe erhielten der Kaiser Alexander von Rußland und der König Humbert von Italien.

Nach der Post erneuerte der Reichs­kanzler seinen früheren Erlaß, der sämt­liche Beamte ersucht, die herrschende Unsitte der unlesbaren Unterschritten zu unt-rlassen.

Das Schwurgericht in Berlin hat den 19jährigen Cartsbnrg, welcher am 1. Dez. seine Tante, die Witwe Emilie Stehl, in der Grünauerstraßc ermordete, zum Tode verurteilt.

Nachrichten aus Kreta zufolge haben alle Präsidenten der kretischen Gerichte ihre Entlassung gegeben. Schakir Pascha hat den Präsidenten des Gerichtshofes in Canea ins Gefängnis werfen lassen. Es herrscht darüber eine lebhafte Aufregung auf der Insel.

Zwischen dem Neudorfcr und dem Straßburger Zentralbahnhcf ist am Donners» tag abend ein von Kehl kommender Gütcr- zug entgleist; ein Neviermeister, der allabend­lich mit diesem Zug von Kehl nach seinem Wohnort Schiltigheim fuhr, wurde als gräß­lich verstümmelte Leiche unter den Trüm­mern hervorgezogen. Drei Bremser des Zuges wurden schwer verletzt.

Eine furchtbare Explosion, die mehrere Menschenleben vernichtete, ereignete sich in Döbschütz bei Arnsdorf (Oberlausitz) in einer Brennerei. Der in Reichenbach (Obcr- lausitz) erbaute und erst im letzten Herbst nachgcsehene Wcidenkochapparat zersprang Plötzlich. Der den Apparat bedienende Bren­ner wurde mitsamt dem Dach der Brennerei fortgeschleudert. Man fand ihn später tot liegen. Ebenso wurde ein lOjährigcr Knabe auf der Stelle getötet und ein anderer so stark verbrüht, daß er tags darauf seinen Wunden erlegen ist. Schwer Verletzt wur­den mehrere andere Personen. Die Knaben hatten trotz strengen Verbots den über dem Raume, in welchem der Kochapparat stand, befindlichen Boden betreten und dort Weiden geschält. Das Unglffck selbst ist jedenfalls durch übermäßige Spannnng des Dampfes erfolgt.

Münster (Westfalen), 18. Januar. Das Schwurgericht verurteilte heute den Schuh­

macher Schulte aus Waderloh wegen Tot­schlag, verübt an der 13jährigen Anna Naer- manu, zu 15 Jahren Zuchthaus.

Der deutsche Kaiser nimmt zur Zeit a» einem Unterrichte im Florettfechten Teil. Die Kaiserin Friedrich reist nicht nach Italien zurück, sondern bleibt den Winter über in Berlin.

In den größten Teil des sieben Mil­lionen nicht übersteigende» Vermögens der verstorbenen Kaiserin August« teilen sich laut derPost" die Großherzogin von Ba­den und Prinz Heinrich von Preußen.

Der Gerichtsvollzieher Schott in Beutben (Oberschlesien) wurde in Deutsch- Pinkar, wo er eine Zwangsvollstreckung vor­zunehmen hatte, in einem Wasserbotlich er­mordet aufgefunden. Geld und Akten sind bei der Leiche gefunden worden, nur die goldene Uhr fehlt. Es scheint ein Racheakt vorzuliegen.

Aus Dresden meldet man dem B. Tgbl.: Edisons Tochter, die auf der Reise von Wien nach Berlin begriffen war, er­krankte hier an den Pocken und wurde in­folge dessen ins StadtkrankcnhauS unterge­bracht. Das königliche Gymnasium ist wegen UcberhandnehmenS der Erkrankungen an Augenbindehant-Entzündung unter den Schülern bis Ende Jan. geschlossen worden.

Aus Kllffstein, 14. Jan., wird ge­schrieben: In Kirchbichl spielte der 14jährige Sohn eines Fabrikarbeiters mit einem Re­volver. Der Junge ging mit den Worten: Ich muß tich jetzt erschießen!" ans seine Mutter zu. Er drückte los, uud der Schuß drang der Unglücklichen ins Herz. Dieselbe war sofort tot.

Auf dem Vierwaldstättersee hat das Dampfschiff Dtadt Basel Samstag morgens 6 Uhr 30 Minuten ein von Weggiö kom­mendes Marktschiff, welches trotz Nebels keine Laterne mitsührle, durchschnitten. Vier­zehn Personen sielen in den See, konnten aber gerettet werden.

Ein von Chesterfield in Derbyshire abgklassener Bahnzug mit über hundert Gru­benarbeitern stieß wenige Minuten nach seiner Abfahrt mit einer Anzahl Güterwagen zu­sammen, wodurch letztere, sowie der größte Teil der Wagen des Personcnzugs zertrüm­mert wurden. Zwischen 60 uud 70 Arbei­ter trugen mehr oder weniger erhebliche Ver­letzungen davon.

Graz, 17. Jan. Dem Grasen Harte­nau, als Prinz Alexander einst Fürst von Bulgarien, welcher mit Gemahlin, dem- ehe­maligen Fräulein Loisinger, hier lebt, wurde heute nacht ein Sohn geboren.

Brüssel, 18. Jan. Die Zeche in Char- leroiNord" hat alle Bergleute, die nicht aufahren wollten, entlassen. Es feiern über 12 000. Die Lage ist ernst.

Der schauervolle Racheakt einer Ver­führten mach: gegenwärtig in Warschau viel von sich reden. Daselbst hatte der Sohn des Fabrikanten R. mit einem hübschen Stu­benmädchen seiner Mutter Beziehungen au­geknüpft und dem Mädchen die Ehe ver­sprochen; doch wurde d^r Sohn in das Aus­land geschickt und das Mädchen unter dem Vorwände daß es eine Diebin sei, des Dien­stes entlassen. Es fand zwar eine Zeit lang Unterkunft bei einer ander» Familie in dem­selben Hause, irrte aber in letzter Zeit, ihrer Entbindung entgegensetzend, obdachlos in Warschau umher, und jo entstand in beiz