erfolge, und daß die Vorurteile der elsäs- sischen Bevölkerung mehr und mehr verschwinden. !
AlllsterdlNN, 2. März. Nack ärztlichem Gutachten zählt daö Leben des Königs nur noch nach Tagen.
— Bei den letzten Scbnceslürmen in Südrußland sind zahlreiche Menschen um- gekommen, besonders sind im Kreise Ber- »ilschew viele verschüttet und ersroren.
— Ein guter Tropfen, gebraut ans Malz und Hopfen, wird den Teilnehmern der Wißmann-Eppedilion unter d>r heißen Sonne Ostafrikas nicht phlen. Kommerzienrat Pschor hat Herrn Wißmann 1000 Flaschen seines Bieres zur Verfügung gestellt und von der Spatenbrauerci sind mehrere Tausend Flaschen nach Sansibar nbgegangen.
— Aus Madrid, wird geschrieben: Daß in Spanien ei» Verbrecher hingerichtet wird, gehört zu den größten Seltenheiten. .Nicht weil die Gesetzgebung besonders milde wäre; im G genleil! Noch weniger lieg! Milde im spanischen Volkscharakter; aber es gibt so leicht keine» Verbrecher hier, welcher nicht irgend einen einflußreichen Freund hätte, oder doch einen Freund, der seiner
seits einen ändern Freund besäße, der bei der Regierung etwas gilt. Letzthin sollte nun wirklich mit der Hinrichtung eines gemeinen Verbrechers, der gar keinen mächtigen Freund oder Frenntes-srennd halt-, Ernst gemacht werden. Der Scharfrichter ward von der Hauptstadt mit dem nötige» Handwerkzeug abgesandt — nach Amerika. Er triff: auch pünktlich dort ein; in seinem Reisegepäck aber fehlen die Werkzeuge. Wo sie geblieben sind, ist »och nicht ansg.klärt. Die Hinrichtung aber mußte vorläufig wenigstens unterbleiben.
- (Ein vermißter aus dem deutsch- tranzössischen Kriege.) In der Schlackt bei Wörth befand sich unler den Vermißten auch der Ulan August Pfeifer jaus Löbslätt bei Stadtsnlza in Sachsen-Weimar. Seine Eltern, begüterte Landlcute, haben bisher vergeblich auf ein Lebenszuchen von ihrem Sohne geharrt. Endlich haben sie einen Brief von dem verloren geglaubten Sohne aus Algier erhallen. In einem Sack Kaffee, der an das Betriebsam! Erfurt gelangte, fand sich nämlich der Brief vor, und das Betriebsamt hat ihn dann den trauernden Eltern zugcstellt. Der Sohn teilt ihnen darin mit,
daß er schon oft an sie geschlichen, daß aber die französischen Behörden in Algier seine Briefe vernichtet haben müßten, da er niemals Antwort erhalt,» habe. Der eigenartige Fall ist zur Anzeige gebracht worden und die deutsche Reichs»egierung soll sich mit einer Anfrage an die französische Regierung gewandt haben. Bisher haben die Franzosen immer alle Geschicblchen von ,.denltcheu Gefangenen in Algier" für Märchen erklärt; man ist daher gespannt, wie sich die Sache hier aufkläre» wird.
— Präsident Cteveland hat den Staatssekretär Bayard angewiesen, von dem vom Krongreß sür den Schutz .nnerckanischer Interessen zu Panama jüngst bewilligten Kredit von Doll. 2,0 000 soviel als notwendig zu verwenden, nm bedürtttge amen- kanische Arbeiter in den Stand zu setzen, nach ihrer Heimat znrückzukehren.
M e r k ' s!
Wer seine Part»! nur als nickende Kuh betrachtet,
Der sei von jener, von Gott und der Welt verachtet!
Künstlerbcchnen.
Novelle von Stöcke rt.
Nachdruck verboten.
15 .
Ach, sein ganzes Dasein war doch mit diesem Fleckchen Erde verwoben, und die hundert Banden die ihn daran knüpften ließen sich ohne bitteres Weh nicht lösen.
Der Wagen rollte jetzt die Dorsstraße entlang; hinter den Fenstern der kleinen Häuser sah Magnus überall bekannte Gesichter die ihm nachschauten. Jetzt hielten sie vor dem Herrenhause, Walter kam die breite Freitreppe herunter, und an der hohen Eichenthüre oben da tauchte ein holdes, blondes Köpfchen auf. „Ach Eveline!" rief Magnus, nachdem er Walter flüchtig begrüßt. Er eilte mit drei Sprüngen die Treppe hinauf, dem jungen Mächen beide Hände cntgegenstrcck.nd und es war ihm, als er in das süße erglühende Antlitz schaute, als müßte» all die bangn traurigen Gedanken weichen, die ihn auf dem Wege hierher gequält und beunruhigt.
Eveline sah ihn mit großen Augen an „Du bist so anders Magnus, so ganz anders," jagte sie leise als sie durch de» großen mit Hirsckgeweih-n geschmückt,» Hausflur nach dem Wohnzimmer gingen.
„Anders? wie meinst Du das?" fragte Magnus in selbem Moment aber wurde di> Thür der Wohnstube geöffnet, Herr und Frau von Sende» begrüßten den junge» Reisenden, und ans dem Hintergrund trat ihm Frau von Bork entg g n.
Dann gruppierte man sich nm den einladenden Kasseelisch, auf welchem die Weihnachtsstollen lieblich dufteten. Magnus saß neben Eveline und wiederholte seine Frage noch einmal im wcklschen Ton.
„Du bist nicht mehr dcr alte Magnus," crwiedcrte Eveline ernsthaft, „es liegt etwas Fremdes in deinen Zügen, womit ich mich erst befreunden muß."
Magnus lächelte „Du sichst sehr scharf Eveline, ein veräntnrns Leben gibt eben dein Menschen ei» anderes Gepiäge."
„Das Leben in Berlin gefäUt Dir wohl sehr?" fragte Walter jetzt.
„O es ist wunderschön," rief Magnus begeistert.
„Hoffentlich vernachlässigst Du bei den vielen Zerstreuungen, die daö Leben dort bietet, Deine Studien nicht! ei tönte plötzlich Herrn von Scndens harte Stimme.
Magnus wurde dunkelrot unter den scharfen prüfenden Blicken seines Onkels. „Ich kann dem Studium der Medicin bis jetzt noch schr wenig Geschmack abgewinnen," er widerte er dann freimütig.
Das wird und muß sich finden!" sagte Herr von Senden streng. „Es ist Deine Pflicht, den Hauptzweck Deines Ausen'.haltS in Berlin immer im Auge zu behalten!"
Frau v. Senden begann sich jetzt nach ihren Verwandte» zu erkundigen, MagnuS atmete erleichtert auf und erzählte mit vieler Weitschweifigkeit von diesen Verwandten, die ihm im Grunde alle s hr nnsympaiifch waren.
Man pries cs ei» cuoßes Glück sür ihn, in solcher Familie Zutritt zu habe», wo er seine freien Abende zubringcn könne, und Magnus hielt es nicht sür notwendig, Aufklärung zu geben, daß er seine Abende in ganz andere Kreisen zuznbringen pflegte, und bei den Verwandten nur die notwendigsten Pflichtbesnche macke. Daö waren im Grunde doch nur nebensächliche Dinge, im Vergleich zu den Gcständntsse», die er seinem Onkel machen wollte. Wie würden dieselben de» kleinen Kreis, in welchem sich das Leben nun schon seit Jahren so gleichmäßig und geordnet abspielte, in Unruhe zu versetzen! Würde es wohl einer von ihnen wagen, dem Onkel gegenüber sür ihn einzutretcn.
Eveline vielleicht! Sie hatte wenigstens als Kind den Mut dazu gehabt. Ob er sich ihr anvertrante? Dock min, wozu sie damit beunruhigen, ein V >s>ändnis konnte sie ja dock nicht haben für das große übermächtige Gefühl was bin G-sck>ck lenkte, was ihn aus den ihm vo»geschriebenen Bahnen auf die unsicher» W>ge e>r Kunst trieb.
Sinnend saß er ihr geg »über auf de»»
kleinen Sessel am Kamin, in welchem dte Holzscheite mnnler prasselten. Der Feuerschein warf unsichere flackernde Lichter auf ihr frisches Gestchtchen.
Ans diesen kleinen Polsterstühlchen am Kamin hatten sie schon als Kinder am heiligen Abend vor der Beschecrnng gesessen. Eveline batte erklärt: sie käme nicht in die richtige WeihnachtSstimmnng, wenn sie hier nicht säße und Nüsse knackte, und Walter und Magnus waren ihr nach diesem traulichen Plätzchen g,'folgt, während die Andern sich in de» anstoßenden Saal begeben hatte».
„So, nun käme die richtige Weinachtsstimmung über mich," sagte Eveltne, indem sie sich behaglich in ihren Sessel zurücklehnte, und die Nüsse verzehrte, die ihr Waller anf- knacktc. „Wenn ich auch nicht ganz so ungeduldig mehr bin wie in den Kinderjahren, ein guter Teil von der crwarlungsvollen Stimmung ist mir doch geblieben."
„Ja Deine Ungeduld war stets groß!" ruf Walter. „Ich sehe Dich »och in dem kurzen schottischen Kleidchen ungeduldig hin und her trippeln, oder an der Thür lehnen und dtnck das Schlüsselloch spähen, ob nicht endlich die Lichier am Baum angezündet würden."
„Ja, und wenn dann die Flügelthürc» g öffnet wurden, dann blieb»n wir geblendet und regungslos ans dcr Sckwelle stehe», und Tu lpähtcst stets zuerst nach dem Fenster, wo, wie Du behauptetest, der Weihnachtsmann noch eilten Augenblick rasllte, uns re Freute mit anznsh n."
Walter lackte. „Die a>te Um mit ihren knorrigen Aest>n genügt, m>>n > Phantasie vollständig, um mir das Bild daö Weihnachtsmannes vorznz rnber», bechndets wenn die Aeste mit Schnee bedeckt waren, und Bart und Haar d sjeUen Vorst Uten."
Magnus Höne, in tiefes Sinn.» verloren, dies in Geplauder zu, sein Gedanken- gang war wcniger harmlos und glücklich wie der seiner Jngenrg spiele. Vielleicht war es d>r letzte Weihnachtsabend, den er hier verlebte
(Fortsetzung folgt. ,
vrevainon, Lruck uno Benag von Bernhard H ul mann "> A-rlbvae.