Rundschau

Stuttgart, 28. Febr. Heber das Be­finden des Königs besagt der heutige Hof- bcricbt aus Nizza: Die katarrhalische Er­krankung hat bisher einen normalen Ver- lanf gez igt. Die Syniptoine sind in all- mählichem Rückgang begriffen, das Allge­meinbefinden ivird durch den Kaiarrh kaum inehr beeinträchtigt. Nur die nervösen Beschwerden lassen die ersehnte Besserung, welche in früheren Jahren der Wmleraufenl- halt im Süden mit sich gebracht hat, bis jetzt nicht erkennen.

Die Bcrwillignngen der wünteuibergi- schen Amisversammlungen sür die Jubi- läninsspende haben insgesammr die Summe von 389 100 ^ ergeben.

Ehlingen, 28. Febr. Bei der heute zu Ende gegangenen zweiten Stadlschullheißen- wahl haben 2301 Wahlberechtigte abgestimint (eas vorigemal 2340) , hievon erhietten Sradipstg^r Weuh 1388 Stimmen (das letzl>mal 1295), di. beiden mit ihm auf dem Wahlzettet flehende» Herren Schalle, 1397, Gnnzmhostr 1346, socann der Gegen- kaiidieal von W Nh, Annmauu ^ ätz, 904 (das letziema, 930).

Plochillgcn, 25. Febr H Nie vor»:ilta>, kainen l»nl E. Zig. vier Tranopcrtgesangeue hier an und wurden bis zun, Weuertrons- port durch de» Landjäger vom Baynhvl nach dem unser» gelegenen Orlsgelängnis verbracht. Ans dem Wege dah>» entsprang einer derselben; er wurde jedoch rasch ver­folgt und in der Nähe der Sonne von dem Bäckermeister Stimm durch einen wuchtigen Schlag in den Schnee geworfen, woraui seine Fesselung und Zurückoringnng zu seinen Kameraden erfolgte.

Nagold, 27. Febr. Traubeilwirt Harr von hier wollte heule nachmiltag ein Pferd, das er zu kaufen beabsichtigte, an einem Schlitten probieren; im Schlicken saßen mehrere Kinder. Das Pferd ging durch, schleifte Harr eine ziemliche Strecke und rannte in der Nähe des Spitals in eine Wagendeichsel, so daß cs bald darauf ver­endete. Bon den Jnsaßeu ist niemand ver­letzt worden.

Von der Tauber, 28. Februar. Der fürstliche Revierjäger Schießer von Bronn­bach hat kürzlich mit großem Geschick ein Pracht,xcmplar von einer Wildkatze einge­fangen. Dieselbe ist nun von der zoologi­schen Garlenverwaltnng in Berlin für den Preis von 85 erworben worden.

Berlin, 28. Febr. Auf Anregung der Kaiserin Augusta findet am 9. März, dem Sterbetage des Kaisers Wilhelm, im Palais ein TrauergotleSdienst statt, welchem die ge­samte kaiserliche Familie anwvhne» wird, soweit sie in Berlin weilt. Wahrscheinlich finden sich auch die Kaiserin Friedrich und die Großherzogin von Baden ein, welche am 7. März ankvmmt, sowie zahlreiche Per­sonen, weiche dem verewigten Kaiser nahe- standcn, und dessen gesamte Leibdienerschafl.

Graf Herbert Bismarck, der soeben vom Kaiser zum Oberstlieutenant besolden Worden ist, hat dadurch ungefähr 73 Vor- männer übersprungen, wodurch die ihm zu teil gewordene Auszeichnung um so be­merkenswerter erscheint. Wie Graf Herbert Bismark, so ist auch sein Bruder Wilh.lm Osfizur ä. In suiro der Ar-, ee, letzterer; der bisher Rittmeister war, ist jetzt zum Major beordert worden. Beide Brüder

! sind 1870 als Einjährig-Freiwillige in das I. Carde-Dragonerregimeiit getreten, bei dem sie auch den Feldzug mitgemacht haben.

Fcldinarschall Moltke verreiste nach der N- Z. Ztg spurlos, um der Stra­paze» seines Jubiläums zu entfliehe».

Das große Loos der Kölner Dom- banlolterie, 75,000 M, ist einem Bäuerin Ralingen bei Düsseldorf zugefallcn.

Vom Glücke begünstigt wurde ei» Briefiräger in Köln, dem Fortuna den zweiten Hauptgewinn der Dombanlotterie von 80 000 ^ in die Hände spielte.

- Der Mörder des Dekans Förderer in Lahr, Adda ist der N. B-L.-Zig. zu­folge nach Heidelberg in die Jrreuklinik be­hufs Beobachtung seines Geisteszustandes ge­bracht worden.

In Lünen i. W- haben fünf Ar­beiter ibre Ersparrnisse zusammengcirorfen und eine Eis'iuck'ßerei erlichtet, bie bei der j tzigeS regen »acbfrage über Mangel an Aujiräge» »ich! zu klage» hat. Die Gieße­rei hat zwar noch einen bescheidenen Umfang, die Eiaenlümer hoffen aber, das W<rk n di Höhe zu bringen.

Kiel, 28. Febr Die Kaiserin Friedrich traf mit ihr » Töchtern um 11 Ubr 25 Min. hier ei>, nnc wurde vom Prinzen Heinrich am Bahnhof empfange».

Ceillae (Haupt s Alp sj wurde von einer furchtbaren Feuersbrunst henngefuckil. 51 Häuser braniilen ab und 250 Slück Buh kamen in den Flammen um. Alle Vorräte sind verbrannt und die Bewohner sind bei einer schrecklichen Kälte ohne Obdach.

In Avorne (Kanton Waadt in der Schweiz) starb letzten Freitag Rudolf Borloz als Opfer eines Brudermordes. Sein Bruder Eugen, ein liederlicher Wirtshaus- mensch, dem die Familie nie genug Geld geben konnte, sprach ihn am Mittwoch nach­mittag um Gelb an; als er den Bescheid erhielt, man wolle mit ihm nichts mehr zu lhun haben, zog er einen Revolver hervor und gab 2 Schüsse, aus Rudolf ab. Der eine ging in die Luft, der andere traf in die rechte Brustseite. Einige Augenzeugen des gräßlichen Auftrittes konnten den Thä» ter festnehmc», der sich nicht widersetzte und sogar behauptete, er hätte sich selbst gestellt, wenn man ihn nicht verhaftet hätte. Man nimmt an, daß dieThat mitVorbedacht geschehen sei.

lieber die Beraubung der Post in einem Eilenbahnzuge bringt das Bert. Tgbl. aus New-Iork folgende Meldung: Als der New-Aorker Schnellzug die Station Plxtly (Kalifornien) verließ, schwangen sich füns Männer auf du Lokomotive, zwangen den Lokomotivführer, den Zug mitten auf der Strecke anzuhalten, drangen in den Post­wagen er» und raubten dort die Wertsen­dungen. Passagiere, welche hinzueilten, wur­de» von den Räubern erschossen. Die von denselben gemachte Beute wird auf hundert­tausend Dollars geschätzt.

Untergegangene Stadt. Eine solche, ehemals vom 'Meere hinabgespült und länger als 1000 Jahre verschollen, ist jüngst wie­der zum Vorichnn gekommen. Die Stadl Haigon in China, nöidUch vo» Niug-po ge­legen, wurde während ter Sung-Dynastie vollständig don den Wogen verichluugen; ihre Ruinen traten durch ein Zunickwcichen

des Meeres wieder zu Lage. Man fand

in diesen Ü berresten große Mengen von Vasen und Hausgeräten, welche für die Altertumsforscher lehrreich sind.

Der freie Kosak Aschinoff soll bei Sagacko 60 'Mann verloren haben.

.'. (Schmuggel in Särgen.) Wir cr- zälten neulich von einer grausigen Art des Schmuggelbetriebs, wie er an der belgischen Grenze öfters versucht wird. Aehnliches wird nun von der russischen Grenze berich­tet. I» Magdeburg wurde kürzlich auf der Bahn ein Sarg mit einer Leiche nach Rußland anfgcgebe». In der Nähe von Thorn Hörle nun plötzlich ein Schaffner in dem Wagen, in welchem der Sarg stand, ein rätselhaftes Gepolter und gab deshalb das Nolzeichen. Als der Zug hielt und man nach der Ursache des Gepolters forschte, fand man jedoch nichts Verdächtiges. Bald aber wiederholte sich das G>polter und der Zug wurde abermals zum Stehen gebracht. Als man nun den D ckel des Sarges ab- hob, um nach der Leicke zu scheu, und diese an der Hgud faßte, fühlte man, daß die Hand warm war In demselben Augen­blick sprang dir vermeintliche Leiche aus und wiluchte sich aus dem Staube zu machen, wurde festgech-ckten und in Haft genommen. Man hatte einen Schmuggler erwischt, denn als cur Sarg weiter untersucht wurde, fand man unter den Hobelspänen verborgen Gold- tachen im Werte von etwa 24,000 die nach Rußland hatten eingeschmuggelt werden sollen.

(Das neue Kutschke-Lied.) Wer er­innert sich nicht deö famosen Liedes des sagenhaften Füsiliers Kutschke ans der Zeit des deutsch-französischen Krieges, welches anhub:

Was kraucht dort in dem Busch herum? Ich glaub', es ist Napolium!

Der fast verschollene Dichter taucht jetzt in de» Lustigen Blättern wieder auf mit folgendem zeitgemäßem Reim:

Was kraucht dort in dem Busch, herrjeh, Ich glaub', es ist der Boulanger!

(Falsch verstanden.) Hauptmann: Einjähriger, was ist Ihr Civilverhältniß? Einjähriger (errötend): . . Dieselbe, wie beim Militär, Herr Hauptmann.

Von der Bergstraße, 24. Febr. In der Gemeinde S. des Amtes H fand kürz­lich Ortsbereisnng statt. Nach der ersten formellen Begrüßung erkundigte sich der Brzirksamtmann nach den finanziellen Ge- ineindeverhältniffen, worauf der Herr Bürger­meister ziemlich verdrießlich antwortete: Herr Schtadtdirekter, mr hol'S hott nit leicht, die Fasset und die Schullehrer koschte alleweit heidemäßig viel Geld!"

(Nur gute Bekannte.)Du sollst gestern mit einem fremden Herrn auf der Promenade gesehen worden sein."

Aber Papa, ich kenne ja gar keinen fremden Herrn."

.'. (Abgetehnt.) Gast, nach dem Essen dem Kellner fünf Pfennig Trinkgeld gebend: Hier, mein Freund, eine Vergütung für Sie. Kellner: Danke, ich war früher selber arm.

.'. (Immer im Dienst.) Die Frau Telegiaphenassistent (nach einer längeren Gardinenpredigt):So, du grundschlechter Mensch, was fagscht jetzt?"der Mann : Wann tui Red nach Ulm telegraphiert worde wär, thäts grad 213 ^ 40 kojchte!"