(Er fühlt sich.) „Herr Lieutenant, waren Sie schon mal in der Schweiz ?" — „Nein, meine Gnädige! Schweizer sollen nach Potsdam kommen, wenn sie mich sehen wollen
Ein reizender Jnnge. Mama (am Strande zu ihrem Sohne): „Sieh' nur, Karlchen, wie viel Steine hier liegen.,, — Karlchen (indem er sich rund umsieht): „Ach ja und nicht ein einziges Fenster zum Cinschmeißen!"
Stoßseufzer eines Strohwitwers. „Liebe Carline, schreib' mir doch, bitte, dann und wann 'ne Gardinenpredigt! Ich kann sonst nicht einschlafen."
Selbstverständlich. „Ob nicht endlich 'n anständiger Mensch kommt, der mir zu diesem — Streichholz 'ne Cigarre giebt?"
— (Zeitgemäß). Hausfrau (beim Engagement der Köchin): „Sie sind also engagiert." Köchin : „Ja, aber eins muß ich mir noch bedingen." Hausfrau: „Nun, das wäre? — Lesen Sie vielleicht Romane?" Köchin: „Nein, das nicht — aber ich schreibe welche."
Anzüglich. Zwei Herren sitzen im Eisen-
Seelen-Adel.
Novelle von Th. Hempel.
Nachdruck verboten.
1.
Ein scharfer Ostwind fegte durch die Straßen der Stadt, verhinderte aber nicht, daß eine große Menschenmenge sich vor einem Hause versammelte, dessen glänzend erleuchtete erste Etage erraten ließ, daß hier eine Festlichkeit stattstnde. Trotz der zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgestellten Diener, drängten sich die Neugierigen in die Einfahrt, ja bis an die teppichbelegten Stufen der Treppe, um die eleganten Umhüllungen, oder einen Teil des hinter der Trägerin nach- schleppendcn Ballkleides mustern und kritisieren zu können.
Während dieses Gedränges wollte eine Frauengestalt in langem Mantel, den Kopf und das Gesicht unter einem dichten Schleier verborgen, schnell durch die Menge nach der zum Hofe des Hauses führenden Thür gelangen, als ein Wagen rasch von der Straße her in die Thorfahrt einbog. Durch die gastende Menge am Ausweichen gehindert, wurde die Dame von einem der Pferde unsanft zu Boden geworfen, zum Glück ohne eine Verletzung davon zu tragen. Der Wagen hielt, zwei Heeren entstiegen demselben, von vcnen der eine sich der umgesunkenen Dame näherte und sie aufrichtete.
Obwohl der heftige Schreck sie für einen Augenblick betäubt hatte, so kam sie doch Wieder rasch zu sich, zog schnell die zurück- gefallene Hülle wieder über das Gcsicht und wandte sich dem Hausgang zu; aber sic halte ihre Kräfte überschätzt, sie mußte sich an eine Säule lebnen und mit anhören, wie cer junge Osficur, welcher ihr beim Aui- stehen behülfllch gewesen war, zu seinem Gefährten sagte:
„Beim Himmel, Baron, ein herrliches Gesicht! Das hätte Raphael als Modell dienen können, so schön ist cs, trotz der Schreckensbleiche, welche sich darüber aus- breitete. Schabe Baron, daß Sie die junge Dame keines Blickes würdigten!"
bahnwagen. Der Zug nähert sich der Haltstelle. „Wie spät ist eö bitte?" — „Ich weiß nicht." — „Aber Sie haben doch soeben nach der Uhr gesehen?" — „Ja, um mich zu überzeugen, ob ich sie noch habe!"
Das Ende vom Lied.
Es liebt sich ein Pärchen so innig und treu, Es wechselt nur Msse und Grüße,
Er heiratet sie, und tausendfach neu,
Nennt er sie sein Liebchen, das süße.
Auf einmal da streiten und raufen sie sich Und werden mit Keilen nicht müd',
Bis daß vom Gericht wird die Scheidung verfügt.
Das ist dann das Ende vom Lied.
Es trug einst ein Roß aus dem reinsten Geblüt
Mit Stolz seinen Reiter zur Schlacht,
Der Reiter, er fiel, und sein herrliches Roß Ein And'rer zu eigen sich macht.
Dann wandert es weiter, von Hand geht's zur Hand,
Vom Schuappkarr'n zum Metzger es zieht,
„Eine junge Dame, die nicht an der Ballfestlichkeit i» diesem Hause teilnimmt, hält sich wohl nicht hier auf, auch finde ich es wenig angenehm, beim AuSstcigen vom Pöbel umdrängt zu werden. Ich wäre wohl kaum zu einem vorurteilslosen Urteil über das Aussehen einer dieser Personen geneigt. Aber kommen Sic, wir wollen uns in anderen Regionen von dem fatalen Eindruck erholen. Dir aber," — fuhr er zu seinem Kutscher gewendet fort, „rate ich, künftig vorsichtiger zu fahren, ich wünsche nicht, durch Deine Ungeschicklichkeit in Conflict mit der Polizei zu geraten."
Der Sprecher blickte mit dunklen Augen hochmütig über die Menge hinweg und stieg neben seinem Begleiter, welchen er fast um Kopfeslänge überragte, die Stufen des Hauses empor.
Die Leute verliefen sich, auch das junge Mädchen hatte sich von seinem Schreck erholt. Sie schlüpfte durch das Hintere Thor, ging langsam zwei Treppen im Hinterhaus hinauf und blieb aufatmend an einer Vorsaalthür stehen.
„Ich muß mich erst noch etwas beruhigen," — begann sie in leisem Selbstgespräch, — „ich will Marie nicht durch die Schilderungen meines Abenteuers beunruhigen, es hat ja nichts auf sich. Am Widerwärtigsten dabei war mir der hochmütige Herr, nach dessen Ansicht die Menschen erst beim Baron anfange», wenn mir auch sein Begleiter kaum weniger unliebenswürdig erschien, der sich für berechtigt hielt, mir dreist in das Gesicht zu blicken."
Sie bemühte sich, ihren durch den Fall bestaubten Anzug zu reinigen, zog daun einen Schlüssel hervor, öffnete die Flurthür und stand bald in einem behaglich erwärmten und erleuchteten Zimmer.
War dessen Einrichtung auch äußerst einfach, so zeigte doch alles in demselben von dem guten Geschmack der Bewohner. Die Stellung der Möbel, die blendende Sauberkeit der Gardinen, ein wohlgefüllter Bücherschrank und ein Pianiuo ließen vermuten,
Als „Roßbeaf", wenn's nicht gar der Schinder scharrt ein,
Das ist dann das Ende vom Lied.
Dort drunten im schönen Bulgarien, ach, Sitzt wackelnd am Thron Ferdinand.
Auf einmal bucht aus ein ganz riesiger Krach, Daß Alles aus Rand geht und Band.
Da schleicht sich „der Mann mit der Knute" herbei,
Und eh' sich's der Ferd'l versieht,
Jst's aus mit dem Rummel, Ui jeckerl, o weh,
Das ist dann das Ende vom Lied.
Gerüstet wird rastlos, bei Tag und bei Nacht, Zur Probe macht man gar mobil,
O weh, wenn es losgeht, au weh, wenn eS kracht,
Dann mischet der Teufel daö Spiel,
Dann mähet als Schnitter der Tod wie noch nie,
Daß man nichts wie Leichen mehr steht, Mordwaffen nur schmiedet, nur plant das Genie,
Das ist dann das Ende vom Lied.
daß Leute von Bildung sich in den bescheidenen Hoflagis angesiedclt hatten.
Das eintrcteude junge Mädchen warf die warmen Hüllen auf den nächsten Stuhl, und eilte mit herzlicher Begrüßung auf die sich vom Schreibtisch erhebcndc.Schwester zu.
Zwei ungleiche Erscheinungen standen sich gegenüber, die eine war klein und zart, kaum von Mittelgröße, den zierlichen Kopf von dunklem glatigescheiteltem Haar umgeben, mit krankhaft blassem Gcsicht, auf welchem ein schwermütiger Zug von manchem Leid, von still getragenem Kummer sprach, die andere war eine schlanke, imponierende, ja säst fürstliche Erscheinung, das schöne Haupt von üppigen blonden Locken geziert, hoch aufgerichtct, auf dem Gesicht die frischen Farben der gesundhcit, in den blauen glänzenden Augen noch einen Nachklang der an ihr vorbeigegangenen Erregung über die soeben erlebte Scene. Trotz des schlichten dunklen Anzugs und der einfachen Umgebung hatte wohl Jedermann das schöne, junge Mädchen für eine Dame von Stande angesehen, die nur ein seltsamer Zufall hierher in das einfache Wohnhaus geführt habe, ein Urteil, welches auch der eine Besucher des Balles im Vorderhaus seinem Freunde, dem stolzen Baron, gegenüber gefällt hatte.
Nun bist Du glücklich heimgekehrt, liebe Helene?" fragte die Schwester, — „bist jedenfalls recht erfroren. Mau fühlt den scharfen Wind bis herein in's Zimmer. Nun sollst Du aber gleich eine Tasse Thee haben."
„Giebts heute bei uns ein so feines Abendbrod?" erwiderte das schöne Mädchen mit einem verstohlenen Lächeln.
„Ja ausnahmsweise, da aber Paul noch nicht da ist und ich eben eine Arbeit vollendet habe, so erzählte mir, wie es Dir im Theater gefiel."
Ein Schatten flog über Heleneus Gesicht, als sie neben der Schwester sich niederlassend, erwiderte:
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von Bernhard Hosmann in Wildbad.