R il n d s ch a tt.

Schmiden, OA. Cannstatt, 3. August. Als gestern mittag der 44jährige Frohnmeistcr und Gemeinderat G. tllürkle mit dem Abräumen des oberen Bodens seiner Scheuer beschäftigt war, stürzte er so unglücklich ans die Tenne herab, daß er, kaum in seine Wohnung verbracht, seinen Geist aufgab.

Laudenbach, 3. August. Vor einigen Tage» wurde im hiesigen Walde in einer hohlen Eiche ein Hamsternest mit einem Hamstcrpaare und 18 Jungen gefunden.

Heideuheim, 5. August. Die Frau des Glascrmeisters und Stadtrats Keller holte am Freitag abend Milch im Gasthof zur Traube. An der Ecke des betreffenden Gast­hofes sprang ein großer sogenannter Mctz- gerhund ans sie zu; sie kam zu Fall und zwar so unglücklich, daß die Scherben des Milchtopfes ihr das Gesicht jämmerlich zer­schnitten, daß die Wunden zugenäht werden mußten. Der Mann der verunglückten kam hierdurch so in Aufregung, daß er einen Schlaganfall erlitt, von welchem er nicht mehr zum Bewußtsein kam und heute Sonn­tag früh 8 Uhr verschieden ist.

Altensteig, 4. August. Seit nunmehr 3 Wochen sind hier die unteren Klassen der Volksschule wegen Massenerkrankung der Kinder an roten Flecken geschlossen. Leider ist die Krankheit bösartig und in manche Familie hat der Tod der Lieblinge schmer­zende Lücken gerissen. Zum Bau der schmalspurigen Eisenbahn von hier nach Nagold sind nunmehr die staatlicherseits verlangten 125,000 ^ gezeichnet und erscheint hie­durch die Ausführung der Bahn als gesichert.

Bibcrach, 3. Aug. Die Ueberschwemm- nng, eine Folge der zahlreichen Regengüsse, nimmt riesige Verhältnisse heute an. Das ganze breite Rißthal sieht mehrere Fuß hoch unter Wasser, aus welchem nur der Eisen­bahnkörper sich hcraushebt. Das Wolfen­thal ist durch sein sonst so stilles Bächlein in einen breiten, reißenden Strom verwandelt, dessen Flntten in die Häuser der Reutener Vorstadt vergangene Nacht eindrangen und deren Bewohner in die Flucht trieb.

Von der hoheuzollerschen Grenze, 4. Aug. Dieser Tage starb in Hcchingen der Vater des vielfachen Millionärs Nelson Morris in Chicago, Herr Salomo Baisinger, in einem Alter von 83 Jahren. Als Kind armer Eltern in dem kleinen Städtchen ge­boren , hatte er lange mit Mißgeschick zu kämpfen, so daß er seine zahlreiche Familie nur dürftig ernähren konnte, obwohl er sich ehrlich und redlich durchzuschlagen suchte. Im Jahre 1852 schickte er seinen ältesten Sohn Moriz, der damals 13 Jahre alt war, nach der neuen Welt. Doch hatte dieser 10 volle Jahre nichts von sich hören lassen, denn es ging ihm nicht nach Wunsch. Während des Sezessionskrieges aber wurde er von den Wellen des Glücks auf einmal in die Höhe gehoben, und von da an gelang cs ihm, durch seinen eisernen Fleiß, durch Umsicht und Kühnheit eine Position zu er­ringen, die ihn in den Kreis jener Großen brachte, die man mit dem üblichen Ausdruck Eisenbahnkönige" zu bezeichnen pflegt. Sein Vermögen wird auf fünfzig Millionen und darüber geschätzt. Wie einst Joseph in Aegypten, so war Herr Nelson Morris wie er sich nennt die Stütze und der Versorger des Vaters und der Familie ge­worden, Letzterer besuchte seilten reichen Sohn

erst vor neun Jahren noch als 74jährigcr Greis, während Herr Morris hin und wie­der seine dentscke Heimat aufsucht. Wie verlautet, will derselbe anläßlich des Ab­lebens seines Vaters seiner Vaterstadt Hechingen nahmhafte Stiftungen zu Gunsten der Armen, ohne Unterschied der Konfession, zuwenden.

Man schreibt aus Wiesbaden: Am 1. d. M. geschah eine unerhört freche Un- that in unmittelbarer Nähe der Stadt ans einer belebten Chaussee zwischen 6 und 7 Uhr abends. Ein schwedischer Husaren­offizier , Baron Gyllenstierna, kehrte mit einem anderen Schweden, Herrn Hosfmann- Bagny, von einer Fußtour nach Schlangen­bad zurück. Kurz vor Wiesbaden wurden sie von 4 Kerlen mit Steinwürfen angegrif­fen. Die Herren, nur mit Spazierstöcken versehen, suchten sich so gut wie möglich zu wehren. Baron Gyllenstierna erhielt einen schweren Steinwnrf vor den Mund, welcher die Lippe spaltete und mehrere Zähne voll­ständig mit der Wurzel ansriß. Das Ge­sicht des jungen hoffnungsvollen Herrn wird für sein ganzes Leben entstellt sein. Als Baron Gyllenstierna seinem im Graben von zwei der Strolche festgehaltenen Begleiter beistchen wollte, erhielt er einen gefährlichen tiefen Messerstich in den Unterleib und Herr Hoffmann-Bagny mehrere Stichen in den Rücken. Nachdem die Verwundete vergeb­lich Bauern anfgcfordert hatten, man möge sie nach Wiesbaden in ihre Wohnung fahren, verstand sich hierzu erst nach energischer Aufforderung ein Bauer, sie bis zur Stadt zu fahren. Unerhört ist es, daß mehrere Wagen, welche r ährend des Streites vor- beifnhren, auf die Hilferufe der Angegriffenen nicht hören wollten, sondern weiter fuhren. Wenn man bedenkt, daß die Umgegend von Wiesbaden täglich von Hunderten von Spazier­gängern ausgesucht wird, so ist es bedauer­lich, daß für Bewachung der Wege, großen­teils Kurwege, nicht besser gesorgt zu sein scheint. Man Hort zwar immer, es gingen Waldwärter und andere Schutzorgane pa­trouillieren; aber die Fremden sagen, man sieht sie nicht. In dem berühmten, so be­suchten Kurorte Wiesbaden sollte man bessere Vorkehrungen treffen, daß die Fremden, welche zur Kur dort weilen, ohne Sorge ihre Spaziergänge machen können. Das Interesse der Kurstadt allein erfordert dieses. Jene beiden überfallenen Herren liegen an ihren Wunden schwer darnieder und sind die Folgen noch nicht abzusehen.

Berlin, 6 . August. Aus Wien wird milgeteilt, daß dort ein Herr Assing ver­haftet worden ist, weil er verschiedenen Leuten durch einen Plan, wie man in Monte Carlo viel Geld gewinne» könne, mehr oder weniger erhebliche Beträge herausgelockt hat. Der Verhaftete ist hier in Berlin, wo er kürz­lich zu gleichem Zwecke, aber anscheinend ohne Erfolge zu erzielen, weilte. Aber auch in Stuttgart ist Aising bekannt. Dort be­gnügte er sich, nachdem er für seine Ver­heißungen und Offerten nirgends williges Gehör gefunden, zuletzt mit der Funktion eines Stadtreisendcn. Er selbst, der eigent­lich v. Assing heißt, Offizier und sehr reich war, hat zuerst an sein System geglaubt und damit sein ganzes Vermögen verspielt.

In Liechtenstein (Sachsen) brach ein Haus zusammen, wobei zehn Arbeiter ver­schüttet wurden. Ein Arbeiter wurde ge-I

tollt, zwei andere sind verletzt. Gleichfalls fand in einer Kohlengrube bei Zwickau ein Einsturz statt. Ein Arbeiter tonnte bis jetzt durch die eifrig betriebenen Ausräumungs­arbeiten noch nicht wieder frei gemacht wer­den und dürfte wahrscheinlich tot sein.

Koblenz, 4. August. Die mit der Feier des Geburtstages der Kaiserin August« in Verbindung gebrachten Gerüchten von hohen Besuchen, welche dieserhalb in Baden-Baden eintrcfsen sollen, entbehren schon insofern jeder Begründung, als die Kaiserin den 30. Sept. in stiller Zurückgezogenheit zuzubriugen und nicht, wie früher, in Baden-Baden zu ver­leben gedenkt.

Die vorsichtige Sängerin. Aus Paris berichtet man: Ein junger Mann, der sich seit einiger Zeit hier aufhällt, schrieb an die Sängerin Van Zandt einen Brief, in wel­chem er ihr sagte, er habe sie schon während ihres Wiener Konzertes lieben gelernt und sei eigens hierher gekommen, um sie um ihre Hand zu bitten. Die Künstlerin gewährte dem Bewerber Zutritt in ihr Haus, er miß­fiel ihr keineswegs, und nachdem er ihr mit- geteilt, daß er der Sohn eines bekannten Wiener Bankiers sei, war die Hciratsange- legenheit auf bestem Wege. Ehe sie sich aber verlobte, nahm MUe. Van Zandt eine Photographie, die ihr der junge Mann ge­schenkt, und sandte sie nach Wien, um die Identität" feststellen zu lassen. Vor einigen Tagen kam die Antwort, und zwar lautete dieselbe dahin, daß der genannte Bankier wirklich so viele Millionen habe, als der junge Mann angegeben, daß aber Niemand die eingesandte Photographie kenne; der Bankier besitze keinen Sohn. Als der Lieb­haber zu Besuche kam, empfingen ihn statt der Sängerin zwei Polizisten.

Eine Hochzeit zu Pferde.) In einer Stadt in Texas kam jüngst folgender, nur auf amerikanischem Boden mögliche Fall vors: Ein junges Pärchen halte sich in einander verliebt und trotz der Opposition der Eltern und Verwandten den Entschluß gefaßt, sich zu heiraten. Ein befreundeter Geistlicher sagte seine Mitwirkung zu, und alle drei bestiegen ihre Pferde, um nach der Behaus­ung eines einige Meile entfernt wohnenden Freundes zu reiten, wo die Vermählung statt­finden sollte. Sie waren jedoch noch nicht weit gekommen, als ihre Flucht entdeckt wurde. Die Väter, Brüder und Schwäger der Entflohenen bestiegen ihre besten Pferde, um die Flüchtigen zu verfolgen. Bald ver­nahmen die Liebenden u. ihr getreuer Pastor das Geräusch der herannahenden Verfolger und gaben ihren Pferden die Sporen. Als jedoch nicht mehr daran zu zweifeln war, daß die Flüchtlinge binnen zehn Minuten gefangen sein würden, verfiel das Mädchen auf einen rettenden Gedanken:Können Sie", rief sie dem geistlichen zu,u»S nicht im Reiten trauen?" Der Pastor hatte nichts dagegen einzuwenden und begann sogleich die Cercmonie, und eben, als der Vater der Braut ihr in die Zügel griff, erklärte der Pastor die Flüchtlinge für Mann und Frau.

(Ueberzeugt.) Ein Herr stürzt in den Kursaal am Strand.Unmensch", ruft er seinem Freunde zu, der dort ruhig Whist spielt,Du sitzest hier und Deine Frau hat soeben beim Muschelsammeln die Fluth überrascht und mitgenommen." Sei unbesorgt", sagte der Gatte ruhig, sie bringt sie wieder!"