Gott will eS so! Das sei Dein Trost In allen schweren Schicksalöschlägen, Und wenn das Unglück noch so hart Und fest auf Dich die Hand mag legen.

Gott will es so!

Gott will es so! Das sei Dein Hort, Der Dich durch Nacht und Dunkel leitet Und der Dich weiht und der Dich feit, Daß Deine Seele mutig streitet.

Gott will es sol Dein Glaube sei's, Der nimmer, nimmer von Dir scheide; Wie's nach dem Winter Frühling wird, So folgt ein neus Glück dem Leide!

Gebeugt, aber nicht gebrochen.

Erzählung von C. Cornelius.

Nachdruck verboten.

17 .

Jetzt bestieg der Schulmeister seine Rcd- nerbühne, eine zur Hälfte mit hohen Wach­holderbüschen unigcbene Tonne. Sein Kollege hatte die hoffnungsvolle Schuljugend zu bei­den Seite» aufmarschicren lassen. Im Hin­tergründe harrten die Musikanten, ihres Zeichens vom Redner gewärtig. Die ersten Donnerschläge eines heranziehenden Gewitters versahen die Stelle mangelnder Kanonen­schüsse. Der Brave auf seiner Tonne ließ sich dadurch nicht schrecken. Er begann die Rede mit den frechen Franzosen, welche die Gelegenheit zu einem Kriege, den ihnen ihr Neid und ihre Habgier wünschenswert ge macht, vom Zaune brachen. Mächtige Don »erschlüge begleiteten seine Worte und grelle Blitze beleuchteten sein zornfunkelndes An gesicht. Je heftiger das Gewitter wurde, desto wütender schimpfte der Schulmeister auf die Franzosen. Schwere Tropfen fielen auf sein entblößtes Haupt und manche Zu­hörer entfernten sich leise, doch alles das störte Kupfrian nicht und die wahren Patrio­ten standen auch unerschütterlich bis der Red­ner zu einem .dreimaligen Hoch auf den Kaiser aufgefordert und die Jugend, von der harrenden Musik begleitet, dieWacht am Rhein" angestimmt hatte. Erschöpft stieg der Kupfrian von seiner Tonne, sein trief­endes Haar hing in langen Strähnen vom Haupt herunter, rauschender Beifall war sein Lohn.

Herr Kupfrian," sagte die mutwillige Hertya, welche in Adelens und Arnolds Be­gleitung die Rede zugehört hatte,Sie haben eine sehr schöne Rebe gehalten."

Ja Fräulein die habe ich früher schon einmal gehalten, es freut mich, wenn sie Ihnen gefällt," erwiderte der Geschmeichelte, während das glückliche Lerchen ihm die Haare aus dem Gesicht strich.

Das Gewitter war vorüber und der Tanz begann. Adele flüsterte Arnold zu, er möge den Dorfbewohnern den Gefallen thun, eine oder die andere ihrer geschmückten Töchter zum Tanze auszusordern. Dieser verbeugte sich austatt dessen vor Hertha und fröhlich schwebte das leichte Paar über den Wicsen- grund dahin. Wie glücklich waren aber Kantors Lehnchen und Apothekers Lischen, als sie bald daraus auch von dem schönen neuen Oberförster zum Tanze aufgefordert wurden. Aber als er nun wieder mit Her­tha dahin flog, flüsterten doch die Zuschauer einander zu, die beiden paßten am besten zusammen. Die schwarze Lisbeth, welche auch mit ihrem Joseph hergekommen war, wußte nun auch auf einmal, für wen der Strauß bestimmt gewesen war, den der Ober­förster am Morgen in der Hand gehabt.

Endlich konnte Abele den Lärm nicht

mehr ertragen, deswegen gingen alle drei nach HauS.

Als Adele sich auf ihrem Zimmer nie­dergelegt hatte, hörte sie durch das offene Fenster das muntere Lachen Herthas, welche mit Arnold unter den alten Kastanien saß Sie gedachte eines stillen Herbsttages, an welchem vor Jahren Arnold an derselben Stelle von ihr Abschied genommen, wo er jetzt mit Hertha weilte. Der feurige Jüng­ling von damals war zum Manne gereift Sie hatte es vorausgesehen, seine Liebe zu ihr würde sich in eine lebenslängliche Freund­schaft umwandeln und so war es nach man chcm schwerem Kampfe auch gekommen. Beide waren jetzt zufrieden u. aufs freudigste überrascht, als Arnold in der Umgegend von Cattenhausen eine Anstellung erhielt. Adele war mit ihrem Schicksale ausgesöhnt; sie hatte Hertha nach bestem Willen und Wollen erzogen und genoß jetzt in Heiterkeit die Früchte ihrer Arbeit. Vor Jahren hatte ihr das Leben ein langes Dulden geschienen, jetzt war eS ihr durch eigene Kraft zum Ge­nüsse geworden.

Arnold mochten ähnliche Erinnerungen gekommen sein, wie Adele«. Es fiel ihm plötzlich schwer aufs Herz, daß sie schon über eine Stunde allein sei und sich vielleicht ein­sam fühlte. Er ließ daher Hertha mit dem herbeikommenden Rittmeister allein und ging zu ihr.

Es ist ein Opfer, welches Sie mir bringen," sagte sie heiter,leugnen Sie nicht. Ich fühle mich jetzt wieder wohl u. komme mit hinunter."

Adele, Sie thun mir weh, glauben Sie, daß es mir zu schwer werden könnte, zu Ihnen zu gehen? Ich komme, um Ihnen etwas auzuvertraueu. Ich sehe, Sie durch­schauen mich, Sie kennen meine Gefühle, Sie meinen, ich wäre jetzt lieber bei Hertha geblieben Adele, wenn Sie wüßten, wie lieb Sie mir sind und was ich an Ihnen habe! Ich fühle es jetzt doppelt, wo sich ein Ge­fühl in mir regt, welches ich Ihnen nicht länger verbergen kann und will. Daß ich Hertha, so jung sie ist,-herzlich liebe, ist Ihnen nicht verborgen. Fürchten Sie nicht, daß ich es dem Kinde gesagt habe, ich habe unter Ihrer Leitung und durch ihr Beispiel gelernt, meine Gefühle zu beherrschen. Ich glaube, Hertha ist auch mir gut, aber ich sehe ein, daß es thöricht wäre, sie jetzt schon durch ein Versprechen zu binden. Ich will geduldig sein. Wenn aber nach einem oder zwei Jahren das herzige Mädchen meine Gattin werden will, würden Sie, liebe Adele, sie in meine Hände gäben?"

Adele blickte ihn innig an.

Niemanden lieber als Ihnen, Arnold, meinem Glücke wäre durch das Eurig: die Krone aufgesetzt," sagte sie und drückte ihm warm die Hand.Als Sie mir vor Jah­ren Lebewohl sagten und noch etwas anderes dazu, habe ich da nicht recht gehabt mit meiner Erwiederung?"

Arnold konnte nichts antworten, sie saßen eine Weile stumm bei einander.

Leiten Sie Hertha zu der Höhe hinan, auf der sie stehen, einzige, geliebte Freundin," sagte er mit bewegter Stimme.Schon jetzt ist es manchmal, als spräche aus dem Kinde Ihr Geist und das war es anfangs, was mir Hertha so wert machte und mich meine Liebe zu ihr Pflegen ließ. Ein Geist, der, wie der Ihre von den Stürmen des Lebens wohl gebeugt, aber nicht gebrochen werden kann, ist das Ideal, welches allen Menschen, Männern wie Frauen, vorschweben sollte. Sie haben sich durch eigene Kraft zu einer edlen Zufriedenheit hindurch ge­rungen, Sie haben Ihren Vater, Hertha, mich selbst glücklich gemacht, das Gefühl muß eine Seligkeit in sich schließen, welche höher ist, als die Befriedigung aller persönliche» Wünsche.

Tante Adele," tönte jetzt HerthaS Stimme herauf,der Onkel will mit mir zum Fisch- rascn gehen."

Warte Kind, ich komme herunter." Die kleine Hexe hat mich gebeten, mit ihr den Fackelzug anzusehen, welcher den Fluß entlang stattfinden soll und ich konnte ihr die Bitte nicht abschlagen," sagte der Rittmeister.

Arnold und Adele, welche Arm in Arm herbeikamcn, konnte ihre freudige Ueberrasch- ung kaum verbergen. Adele versicherte, sie könne auch milgehen und beide gingen noch einmal ins Haus, um sich bereit zu machen.

Was mochten die Tante und der Ober­förster nur haben?" sagte Hertha unbe­fangen, sie sahen beide so feierlich aus.

Ich weiß es nicht, Kleine, wir wollen sie auch lieber nicht danach fragen," sagte der Rittmeister.

Alle vier gingen dann mit einander fort. Daß die Leute ihn in der Dunkelheit nicht sogleich erkennen konnten, war dem Rittmeister sehr lieb. Anstatt der angc- kündigten Fackeln, trug der singende Zug arbige BallonS, welche sich prächtig im Wasser spiegelten.

Wie schön ist jener vielfarbige Schein," sagte Arnold zu Adelen, welche sich auf seinen Arm stützte,schade, daß er so schnell fortgeht."

So vergeht auch wohl mancher schöne Schein in unserem Leben," erwiderte sie, aber trauert» wir nicht darum, das wahr­haft Schöne und Gute ist unvergänglich."

Ende.

Unser Herz.

'Redaktion, Druck und vertag von Bernhard Hofmann in Mldbad.

Unser Herz ist eine Harfe,

Eine Harfe mit zwei Saiten,

In der einen jauchzt die Freude,

Und der Schmerz weint in der zweiten.

Und des Schicksals Finger spielen Kundig drauf die ew'gen Klangs Heute frohe Hochzeitsliedcr,

Morgen dumpfe Grabgesänge