— Die Telephonverbindung St. Gallen- Zürich-Basel ist dem Betrieb übergeben worden nnd soll sehr gut dienen.
— Im Gebiete Bandaisan, 50 Meilen von Yokohama, fand der Voss. Zig. zufolge ein sürchterlicherVulkanausbrnch statt. Nahezu 1000 Personen kamen um, darunter 100 Badegäste; mehrere Dörfer wurden zerstört. Ein neuer Krater hat sich gebildet, welcher fortgesetzt Felsgcstein und Lava auswirft.
— (Eine gestohlene Erbschaft.) Der „Pensiero" in Nizza erzählt: „Vor einigen Tagen starb hier der Rentier Daideri aus Wien, der bei einer Familie Ardoin eine Sommerwohnung bezogen hatte. Bald nach seinem Tode trafen dessen Sohn hier ein, um die Hinterlassenschaft seines Vaterö, der auch Baargeld und Papiere im Werte von 150,000 Francs mit sich geführt, zu übernehmen. Ader weder von den Papieren noch von dem Gelbe fand sich mehr eine Spur vor. Die Familie Ardoin wurde daher gefänglich ungezogen und auch eine Hausdurchsuchung bei ihr vorgenommen, die sogleich Papiere im Werthe von 57,000 Francs an's Tageslicht beförderte.
— (Weiler nichts?) In den Heirats-
Annoncen sprechen die Heiratslustigen oft ganz merkwürdige Wünsche aus, wie nachstehendes Inserat beweist: „Ein allerliebstes, feingebildetes junges Mädchen wünscht sich zu verheiraten. Bedingung : eine halbe Million, Equipage, Reitpferd und liebevolle Behandlung. Gefällige Offerten unter L. M. Postamt Zimmerstraße, Berlin. Anonym unberücksichtigt."
.'. Ein eigenartiges Jubiläum wird in Könitz (Westpreußen) am 28. Juli gefeiert werden. An diesem Tage begeht nämlick, wie das „Kon. Tagblatt." zu melden weiß, die dortige Hebamme Johanna Bleyer ihr 50jähriges Amtsjubiläum. Gegen 10 000(!) Personen, darunter eine ganze Anzahl ehrsamer Großmütter verdanken der Jubilarin die erste Pflege ihrer Kindheit,
.'. (Au!) Beim Abgeben einer Salve knattern einige Gewehre zu früh. „Euch soll der Teufel frikasstcren, Ihr Himmelhunde mit Eurem verfluchten Verschießen," schreit der Hauptmann, „glaubt Ihr Kerls denn, Ihr wäret hier in einem Vorschußverein?"
.'. (Sommer-Freuden eines Ehemannes.) Frau Schulze (bei ihrer Abreise in's Bad) : „Na, leb wohl, Fritz ! Sei recht brav, bleib'
nicht spät aus, gieb auf die Wohnung gut Acht — vergiß nicht, mir jeden Sonnabend pünktlich Dein Wochengehalt zu schicken!
— (Carnot uud die Putzmacherin.) Während seines Aufenthalts in Aix-les-Bains besuchte der Präsident Carnot auch das Krankenhaus. Als er auf seinem Rund- gange an das Lager einer allen Frau kam, wandte sich diese trotzig um, um ihn nicht zu sehen. Ucberrascht stand der Präsident still und fragte die Alte, was sie gegen ihn habe. Erbittert rief die Leidende: „Solange die Kaiserin Eugenik im Lande war, hatten wir glänzende Zeiten — ich bi» eine Putzmacherin —, die Republik hat mich arm und krank gemacht!" Carnot reichte der Alten fünf Goldstücke und sagte tröstend zu ihr: „Versöhnt Euch mit Verhältnissen, die dem ganzen Lande zum Heile sind, wenn sie auch manchem einzelnen unbequem scheinen. Wenn Ihr gesund seid, sucht meine Frau auf; sie wird Euch Arbeit geben."
.. (Vorahnung.) „Frau, gib mir den Souiitagsrock!" — „Wo denkst du hin? Es ist ja Samstag!" — „Macht nichts! Bis ich aus dem Wirtshaus komme, ist'S längst Sonntag!"
Gebeugt, aber nicht gebrochen.
Erzählung von C. Cornelius.
Nachdruck verboten.
16.
In der Hand trug er einen Strauß duftender Waldblumen, an der Mütze prankte ein grünes Tannenreiö.
„Ist mir doch jedesmal, wenn ich den neuen Oberförster sehe, als wäre er mir früher schon öfter begegnet," sagte Lisbeth, aber es muß schon lange her sein. Erlhur auch immer, als hätte er mich schon lange gekannt."
Der Oberförster hatte bald die Wohnung des Rittmeisters erreicht. Da er in der Wohnstube niemand fand, stieg er die kleine Treppe hinauf, welche zu Adelens Zimmer führte. Die Thür war nur leicht angelehnt. Auf sein Klopsen antwortete ein leises „herein" und er trat ein.
Adele lag mit geschlossenen Augen auf einem niedrigen Sopha. Auf ihren immer »och reizvollen Zügen ruhte ein sanfter, leidender Ausdruck. Ein lichtes Morgengc- wand umhüllte ihre zarte Gestalt, auf dem goldbraunen Haar trug sie ein duftiges Spitzen- häubcheu. Zu ihren Häuplen stand ein Blumentisch mit üppigen Blattgewächsen, welche, von der Sonne beleuchtet, einen zauberischen grünlichen Dämmcrschein über ihre ruhende Pflegereien ausbreiteten.
Der Oberförster stand einen Angenblick in ihren Anblick versunken. „Eine blasse Rose" , dachte er, „deren Duft nicht mit >hnr Schönheit vergehen wird."
„Ist Fräulein Hertha »och nicht zurück, Marie?" fragte sie jetzt, die großen geistvollen Augen öffnend. Da erblickte sie den Oberförster, der sich eben zurückziehen wollte.
„Ach, verzeihen Sie, lieber Arnold, guten Morgen," sagte sie, ihm die Hand entgegenstreckend. „Ich dachte, bas Mädchen wäre hereingekommen."
Sie sind doch nicht krank Adele? Sie sehen leidend aus."
' " Redaktion,
„O nein » ich bin nur matt und Hab ein bischen Kopfweh. Wollen Sie sich zu mir setzen?"
„Gern, wenn Sie es haben wollen. Ich habe Ihnen einen Strauß mitgebracht."
Adele betrachtete mit Wohlgefallen die dargcbotenen Blumen. „Haben sie wirklich mir diese Blumen mitgebracht, Arnold?" sagte sie dann lächelnd und mit dem Finger drohend, „aufrichtig, haben Sie sie für mich gepflügt und so schön geordnet?"
„Ihnen kann man doch wirklich gar nichts vormache». Wenn Sie es denn durchaus wissen wollen : als ich Sie eben so daliegen sah, entschloß ich mich, sie Ihnen zu geben und ich thue es auch gern. Ich habe Ihnen doch so oft Blumen mitgebracht, liebe Adele, wie wußten Sie, daß ich diese anfangs nicht für Sie bestimmt hatte?"
„Erst gestehen Sie, für wen sie sein sollten."
„Nun denn," sagte er langsam, „für das kleine Fräulein Hertha, aber die kann sich ja selbst genug Blumen holen. Wollen Sie mich heute hier behalten ? Es war mir so langweilig in meinem einsamen Hause, deswegen bin ich hergekommen."
„Das freut mich, Sie wissen Arnold, daß Sie uns immer willkommen sind. Jetzt lassen Sie uns hinuntergeben, ich glaube, tch höre den Vater und Hertha von ihrem Morgenritte heim kommen."
Man hörte den Hufschlag zweier Pferde, welche in den Hof gesprengt kamen. Arnold glaubte ein Bild aus der Rittcrzeit vor sich zu sehen. Auf einem zierlichen, weißen Roß saß eine schlanke Mädchengestalt im langen blauen Kleide, einen aufgeschlagcnen Sammethut mit weißer, wallender Feder auf dem blonden Lock-nhaar. Der Frohsinn leuchtete ihr auS den klaren, blauen Augen, auf den jugendlichen Wangen lag ein frisches Rot. Sie nickte Arnold freundlich zu und sprang, noch ehe er ihr seine Hilfe anbieten konnte, behend vom Pferde, streichelte es und gab ihm ein Stück Zucker.
Arnold half nun dem Rittmeister von seinem Braunen. Trotz seiner siebzig Jahre
drückte dessen ganze Erscheinung noch Festigkeit auS, wenn auch die Haare weiß waren und der Gesichtsausdruck gemildert.
Hertha eilte rasch an Adelens Seite.
„Wie geht eS dir, liebe Tante," fragte sie teilnehmend, küßte Adelen auf die Stirn und steckte ein paar frische Waldrosen ins Haar.
„Danke mein Liebling, mir ist besser, ich kann heute Nachmittag, wenn du es gern willst, mitgehcn und die Feier ansehcn."
Nachmittags um 3 Uhr bewegte sich ein bunter Zug durch die Gassen des Dörfchens. Der Bürgermeister, ein behäbiger Bierbrauer mit schwarz-mciß-rotcr Schärpe, schritt, die Fahne schwingend, an der Spitze. Ihm folgten drei weißgekleidete Ehrenjungfrauen. Mit aller ihnen zu Gebote stehenden Grazie legten sie eine lauge Eichcnguirlande um den Fuß des in der Milte des Dörfchens stehenden Kriegerdenkmals, nachdem der Bürgermeister eine sauer einstudierie Rede hervor- gcstammclt halte.
Hierauf begab sich der Zug nach dem Fischrascn, einer großen Wiese vor dem Orte, wo für eine würdige Feier gesorgt worden war. Hier winkten bunte Taschentücher jugendlichen Klettern zum Lohne, kort luden große Bierfässer die Durstigen zum Trinken ein.
In dem fröhlichen Gewühle waren zwei Menschen, welche ihre Festfreude erst teuer erkaufen mußten. Es war der Schulmeister Kupfrian, dem dieses Mal die hohe Ehre zu teil geworden, eine zweite Rede zu halten,
----und sein Lorchen,
deren Gesicht aus Angst für ihren Gatten um eine Schattierung bleicher auösah, als gewöhnlich. Der Schulmeister zog sich, um seine Gedanken zu sammeln, noch einige Minuten in die Einsamkeit zurück und überließ das bebende Lorchen seinen Bekannten, welche ihren Muth zu stärken suchten, indem sie ihr versicherten, daß ein so kluger Mann, wie der Kupfrian, unmöglich stecken bleiben könne.
(Schluß folgt.)
Druck und Verlag avn Bernhard Hosmrnn in WildSad.