Hiesiges.

Wildbad, I. August 1888. Den bei­den Herren Einsender des Artikels in Nr. 38 des Badeblattes diene zur Nachricht, daß wir über einem solchen Unsinn, der aller­dings nicht Zeinen, sondern zwei Herren aus der Feder geflossen ist (einer hätte jeden­falls diesen Schmutz nicht zusammengebracht) keine Antwort geben. Die Reduktion.

Wildbad, 1. August. Mit trostloser Eintönigkeit bringt uns seit Wochen jeder Tag Regen und wieder Regen. In der letzten Zeit goß es fast unaufhörlich, und statt der sommerlichen Wärme haben wir eine Novembertemperatur. Seit gestern ist das Barometer indeß gestiegen und zeigt bereits auf Schön. Die Witternngsberichte stellen zeitweise aufheilerndes, kühles Wetter mit nur noch vereinzelten Regenfällen in Aus­sicht. Gebe Gott, daß es bald besser werde!

Rundschau.

Stuttgart. An einer Kaminerz im Hofe der hiesige» Waschanstalt finden sich zurzeit schon reife Trauben (Clevner), um minde­stens 3 Wochen früher als in andern Jah­ren. Im selben Hofe findet sich an einer Kammcrz ein Weinstock, dev über 1000 Trauben trägt.

Bietigheim, 26. Juli. In der hiesigen Bahnhofrestauralion 2. Klasse ist einer Dame, welche mit dem Schnellzug 111 von Crails­heim ankam und mit dem Knrierzug 16 nach Baden-Baden Weiterreisen wollte, ihre Hand­tasche abhanden gekommen ui d vermutlich gestohlen worden. Während des nur wenige Minuten dauernden Aufenthalts hat sie die Tasche neben sich hingestellt, vermißte die­selbe aber erst bei ihrem Einsteigen in den Zug. Die sofort angestcUtcn eingehendsten Nachsdr chungen blieben ohne Erfolg. Die Handtasche enthielt 500 in Hundert­markscheinen, verschiedenen Goldschmuck und diverse Reisearlikel.

Heilbronn, 27. Juli. Auf unserem Rathaus geht eS in letzter Zeit wieder sehr bewegt hei. Auf die von Gemeinderat Huber gegen den Stad:banmeister Wenzel erhobene gerichtliche Klage wegen unrichtiger bezw. falscher Beurkundung hin hat jetzt der letz­tere selbst Klage gegen Huber erhoben wegen falscher Anschuldigung bezw. Verleumdung. Huber hat überdies in der Presse heftige Angriffe gegen den Oberbürgermeister Hegel­maier eröffnet, den er in der gestrigen Sitz­ung der bürgerlichen Kollegien wiederholt scharf interpellierte und während der Mit­teilung einer von Stadtbaumeister Wenzel eingereichten schriftlichem Verwahrung durch mehrmalige Zwischenrufe unterbrach, so daß der Vorsitzende sich veranlaßt fühlte, die Sitzung zu schließen, ehe der Gegenstand er­ledigt war. Heute veröffentlichen 15 Mit­glieder des Bürgerausschusses in der Ncckar- zeitung eine Erklärung, in welcher sie über das Gebühren des Herrn Huber ihre vollste Entrüstung aussprechen und den Oberbürger­meister ersuchen, Maßregeln gegen ähnliche die Würde der Kollegien gefährende und die Ehre der Stadt bloßstcllende Vorkom­mnisse zu treffen. Huber erklärt gleichzeitig in derselben Nummer, daß der Vortrag des Oberbürgermeisters formell unrichtig gewesen und er darauf aufmerksam machen wollte, indem er zweimal um das Wort zur Ge­schäftsordnung gebeten, dasselbe aber nicht erhalten habe. Die Zwischenrufe entschuldigt

er als parlamentarischen Gebrauch. Des weiteren erklärt er, daß er, um einmal volle Klarheit über das System Hegelmaier-Wcnzel zu fchaffen", bei der zuständigen Behörde ein Gesuch um Suspendierung des Stadtvor­stands eingercicht und solches mit Vorkomm­nissen neuesten Datums motiviert habe. Man darf begierig sein, welchen AuSgang die Sache nimmt.

Tübingen, 26. Juli. Ein Bild über den vom letzen Gewittersturm verursachten Schaden gab Pomolog Fritzgärtner von Reutlingen in einer Versammlung der hie­sigen Obftbauscklion. Derselbe wurde nach dem Sturm vom 17. ds. durch den Vor­stand des landwirtschaftlichen Vereins, Prof. Dr. v. Weber, ungeladen, den Bezirk zu bereisen. Der Schaden stellt sich nachträg­lich als viel größer heraus, als ursprüng­lich angenommen wurde. Prof. Dr. von Weber schätzt denselben" im Bezirk Tübingen auf 180,000 ^; ^4 der gefallenen Bäume sind unrettbar verloren. Am schwersten wurden die Orte Wcilheim, Kusterdingen, Jmmcnshauscn, Wankheim, Jcttenburg, Degerschlacht, Sickenhausen, Altenburg, Ofer­dingen, Pliezhausen, Gniebel und Walddorf betroffen.

Buchau, 27. Juli. Ein 40jähriger Knecht des Bierbrauereibcsitzers Menett hier, ein fleißiger, solider Mann, der gestern Fässer in Warthausen abholen sollte, wurde heute früh bei Oggelshausen schwerverletzt anfgefunden und ins hiesige Spital verbracht. Da der Verletzte noch nicht zum Bewußt­sein gekommen ist, so ist die Ursache der schweren Verwundung noch nicht aufgeklärt. Gestern verunglückte ein 17jähriger Knecht beim Güllenführen, indem er vom Wagen stürzte, der so lange auf seiner Brust lastete, bis Hilfe kam.

Ravensburg, 29. Juli. Von der Kgl. preußischen Gesandtschaft in Stuttgart ist an den Stadtvorstand für die vom Gemeindc- rat eingeschickte Beileidsadresse anläßlich des Hinscheidens des Kaisers Friedrich ein Dank­sagungsschreiben eingelaufen.

Kaiserslautern, 30. Juli. Ein trau­riger Unglücksfall ereignete sich heute Vor­mittag gegen 11 Uhr in der Mühlstraße. Gerade vor der Zimmermann'schen Druckerei fuhr ein 16 Jahre alter Maurerlehrliug mit einem Karren auf dem ein schweres mit Speiß gefülltes Faß stand, als das 6 jährige Töchterchen des Fabrikarbeiters Dick vor das Gefährte lief. Der Lehrling wollte den Karreu anhalten, derselbe kippte um und das herabfallende Faß traf das Kind so un­glücklich, daß demselben der obere Teil des Kopfes und die Schulter zerquetscht wurde. Der Tod der Kleinen trat in Folge der ent­setzlichen Verwundung sofort ein. Inwie­weit den Transporteur des Karrens ein Ver­schulden trifft, wird die Untersuchung klar stellen.

Berlin, 30. Juli. Aus dem Marmor­palais wird von Sonnlag abend 6 Uhr ge­meldet : Die Kaiserin und der neugeborene Prinz befinden sich andanernd wohl. Bei dem heutigen Rennen in Eharlottenburg kam der Rittmeister v. Osten von dem Garde- kürassier-Negiment so unglücklich zu Fall, daß er sofort verschied; das Pferd war eben­falls sofort tot.

Der Entführer und Mörder des Kindes Bertha Brunner ist zur Zeit in Basel verhaftet, muß jedoch nach Freiburz

i. B. zurückgeliesert werden. Derselbe heißt Lorenz Bilger, ist von Neuwciler (Elsaß), seines Berufes Gipser und Maurer. Er wohnte früher in Basel an der oberen Rhcin- gasse, im gleichen Hause, in welchem die Familie Bruckner wohnte, so daß das Kind ihn von jener Zeit her kannte. Nachdem er schon vor drei Jahren in Basel wegen un­züchtiger Handlungen mit einem Kinde in Untersuchung geraten und nur infolge Ver­zichts der Stellung eines Strafantrages einer Strafe entgangen war, wurde er vor einiger Zeit wegen eines ähnlichen Verbrechens ckn Freiburg i. B- festgenommen. Di: dortigen Behörden setzten sich mit den Behörden in Basel in Betreff des FallesBertha Brun­ner" in Verbindung, worauf die vorgenom- mcnen Erhebungen derart schwerwiegende Indizien gegen Bilger zu Tage förderten, daß der letztere von Freiburg behufs Neko- gnition vorübergehend nach Basel ausgeliefert wurde. Eine erwachsene Zeugin erkannte ihn bestimmt und auf Grund dieses Zeug­nisses legte Pilger ein Geständnis ab. Bil­ger wird sich als Angehöriger des deutschen Reiches wegen der in Basel und in Basel­land begangenen Verbrechen der Entführung und des Mordes vor den deutschen Gerich­ten zu verantworten haben. So hat sich binnen Jahresfrist das über dieser grauen­vollen That lagernde Dunkel erhellt.

Die Kassetten-Dicbstahls-Affaire, durch welche, wie bereits gemeldet, ein Frankfurter Zahnarzt um 40,000 ^ geschädigt sein will, findet jetzt eine sehr einfache Lösung. Die Frau des Zahnarztes hat nämlich unter Beihilfe ihrer Mutter alle Mobilien zusam- mengepackt und sortschaffen lasten. Sie ist seitdem mit dem angeblichen Verluste ihres Mannes spurlos verschwunden.

Stockholm, 28. Juli. Gestern abend um 10 Uhr nahmen der König und der Kronprinz an Bord des Hohenzollern vom Kaiser herzlichen Abschied. Von der Marine­werft wurde ein prachtvolles Feuerwerk ab­gebrannt, auf welches vom Hohenzollern her ein Brillantfeuer antwortete. Tausende von Zuschauern an den Ufern jubelten dem Kaiser, sowie dem Könige und Kronprinzen fort­während zu. Heute früh um 6 Uhr dampfte der Hohenzollern aus dem Hafen.

Stockholm, 28. Juli. Das kaiserliche Geschwader ohne den Hohenzollern passierte heute morgen um 8 Uhr 40 Min. Sand­hamm. Der König verlieh den Grafen Herbert Bismarck das Großkreuz des Nord­sternordens in Brillanten. Sämtliche Blätter der verschiedensten politischen Richtungen be­sprechen äußerst sympathisch den Besuch Kaiser Wilhelms. Der Postijdningar schreibt: Der herzliche Empfang, der hier dem ersten Re­präsentanten des mächtigen Kaiserreiches und des deutschen Volkes begegnete, wird von der Sympathie zeugen, die der Kaiser sich und seiner Nation zu gewinnen verstanden hat.

.-. (Immerhin etwas.) Reisender: Uebcrnachten kann man hier nicht, zu essen giebt's auch nichts mehr, woran erkennt man eigentlich, daß hier ein Wirtshaus ist?" Wirt:Eine Rechnung könnt ich Ihnen aufsetzcn, wenn Sie wollen."

Wetterprognose.

Gestern hat's g'regnet Und heut regncts a,

Morgen regneis wieder

Und übermorgen a,