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Stuttgart. Die Ferien an der hiesigen technischen Hochschule währen vom 1. August bis 4. Oktober. Die Vorlesungen werden mit dem morgigen Samstag geschlossen. Bereits ist schon eine große Anzahl Studie­render von hier abgcreist und wieder ein großer Teil hat sich in Begleitung von Pro­fessoren auf mehrtägige wissenschaftliche Ex­kursionen begeben.

Nagold, 27. Juli. Bei der gestern stattgefuudencn Stadtschnltheißenwahl waren es 431 Wahlberechtigte. Gerichtsschreiber Brodbeck von Nagold erhielt 224, die Ver- waltnngsaktuare Rapp von da 116 und Haar von Ebingen 89 , Ratsschrciber Mehl von Cannstatt 84 Stimmen.

Willsbach, OA. Weinsberg, 26. Juli. I» der vergangenen Nacht schlug der Blitz in die den Bauern Fleiner und Ries gehö­rende Doppelschcuer neben dem Gasthaus zum Ochsen. Das Gebäude brannte auf den Grund nieder; mehrere kleinere Neben­gebäude wurden beschädigt, auch sollen durch Einstürzen eines Giebels zwei Feuerwehr­leute verletzt worden sein. Der Gebäude­schaden beträgt etwa 3000 der Schaden an Mobilien und Vorräten konnte noch nicht ermittelt werden. Die Hanptbeschädigtcn sind versichert.

Leutkirch, 26 Juli. Infolge des Bahn­baues von hier nach Memmingen sind die Mietpreise für Wohnungen gestiegen. Die bürgerlichen Kollegien haben ans diesem Grunde den Lehrern, welchen seither Dienst­wohnungen nicht zur Verfügung standen, statt wie bisher 170 ^ nunmehr 210 ^ bewilligt.

Wiesen, OA. Leutkirch, 26. Juli. Ges­tern abend hatten wir hier mehrere heftige Gewitter, in deren Verlauf der Blitz in das Hans des Alois Saler schlug, seinen Weg durch die Stallung nahm und 5 Stück Vieh tötete. Die weiteren im Stall befindlichen 12 Stück wurden zwar betäubt, aber, nicht beschädigt. Das Fleisch der gelöteten Stücke wurde ganz schwarz, ist ungenießbar und wurde verscharrt. Der Blitz hat sonst noch kleinere Beschädigungen am Hanse verursacht, aber ohne zu zünden.

Ebingen, 23. Juli. In der Nähe des Postens 58 zwischen Ebingen und Laut­ungen wurden heute die Passagiere des st-I-Uhr-Zuges durch Notsignale in nicht geringe Aufregung versetzt. Es hatte sich nämlich der 19sährige Sohn des verstorbenen Polizeidiencrs Nieder chuf die Schienen gc- gelegt, was vom Lokomotivführer bemerkt worden war. Der betreffende wurde von dem daherbrausenden Zug aber erfaßt und übel zugerichtet auf die Seite geschleudert. Einige Zeit nachher erlag er den erhaltenen tiefen Wunden. — Gestern nachmittag fand die Jahresfeier der hiesigen Augusteuhilfe statt. Aus dem von Stadtpfarrer Jehle er­statteten Rechenschaftsberichte ergab sich, daß die Anstalt derzeit 34 Kinder beherbergt und die Schuldenlast um 400 abgenommen hat. Die Festpredigt hicltDekan Hsffmanu von Balingen.

Ulm, 24. Juli. Heute vormittag mach­ten sich 2 Kinder, ein 9jähriges Mädchen und ein 3jährigesKnäbchen, mit einer Pup- penkleider-Wäsche auf dem Fährefloß beim GänSthor zu schaffen. Dieselben sielen hie­bei in die Donau und wären sicher ein Opfer der Wellen geworden, wenn nicht zufällig

unterhalb der UnglückSsiätte ein Badaufscher, der Donauzollcr und ein in die Militär­schwimmschule kommandierter Unteroffizier, in einem Nachen befindlich, das Mädchen stromabwärts hätte treiben sehen und das­selbe hcrauSgezogen hätten. Das Kuäbchen war bereits unter 3 Flößen durchgekommeu und kam nicht mehr an die Oberfläche des Wassers, wurde aber doch noch bemerkt nud konnte wieder ins Lebe» zurückgerufen wer­den. DaS Befinden des Knaben ist heute abend ein zufriedenstellendes. — Ans An­laß des 25jährigen Amtsjubiläums des Ober­bürgermeisters v. Heini findet am Donners­tag vormittag in dem festlich dekorierten Rathaussaale eine öffentliche Festsitzung statt.

Franeuthlll, OA. Mergentheim, 24. Juli. Gestern abend um 9 Uhr schlug der Blitz während eines heftigen Gewitters in die Scheuer des Schultheißen Jakob und zün­dete, wodurch Scheuer und Schopf mit sämt­lichen darin aufbewahrten Futter- u. Stroh- vorrälen, sowie Maschinen, Holz rc. Ver­brannten. Das angebaute Wohnhaus des Schultheißen, sowie eine angebaute Nachbar- scheuer waren in großer Gefahr und brann­ten stellenweise; es gelang aber der ange­strengten Thätigkeit der hiesigen und zwölf auswärtiger Feuerwehren, welche mit 10 Spritzen auf dem Platze waren, beide Ge­bäude, allerdings etwas beschädigt, zu retten.

Berlin, 27. Juli. Die Nationalzeitung nimmt mit allem Vorbehalt von der Nach­richt Kenntnis, daß die Antrittsbesuche, welche Kaiser Wihelm den befreundeten Höfen ab­stattet, durch eine gemeinsame Monarchenzu­sammenkunft auf deutschem Boden erwidert werden sollen. — Entgegen mehrfachen Ge­rüchten beunruhigender Art wird hervorge­hoben, daß Fürst Bismarck in Friedrichsbuhe eines sehr günstigen Befindens sich erfreut und einen sehr kräftigen und frischen Ein­druck macht.

-- In Frankfurt a. M. sind, wie das Jnt.-Bl. meldet, einem Zahnarzt, welcher ins Seebad gereist war, während seiner Abwesen­heit Wertpapiere im Werte von 40,000 ^5. und Wertsachen in Höhe, von 30,000 -/A gestohlen worden. 'Der Polizeibericht meldet über den Fall: Die Sachen sollen von einem Droschkenführer aus der Bergerstraße in der Nacht vom 20. zum 21. d. M. fort­geschafft worden sein und wurden auch teil­weise — außer der Kasctt? und den Bildern — bet einer in der Baustraße wohnenden Frau vorgefnnden, welche dieselben von einer am Meriauplatze wohnenden Frau zum Preise von 100 -/As erstanden haben will. Die cingcleitete Untersuchung wird hoffentlich auch die fehlende Kasette und die wertvollen Oel- gemelde wieder ans Tageslicht befördern.

— AnS dem Dortmunder Amtsgcrichts- gefängnisse sind in der Nacht zum Montag 4 Gefangene: 2 Straßenräuber, 1 Einbrecher und 1 Totschläger, ausgebrochen und nur mit Hemd und Hose bekleidet entkommen. Die Verbrecher haben den Fußboden ihrer Zelle durchbrochen.

— Ein Dynamit-Attentat ist in der Nacht zum Montag von Bergleuten aus dem „Glückauf" beiMySlowitz(Obcrschlesicn) gegen du: Gastwirt Brochmann verübt wor­den. Derselbe halte sich die Gunst einiger seiner Besucber dadurch verscherzt, daß er sie, weil sic bei der Tanzmusik mit jeder­mann Händel anfingen, aus seinem Gast­lokal entfernt hatte. In der Nacht erfolgte

hierauf eine furchtbare Detonation. Die zweite Dynamilpatrouen — drei andere waren nicht explodiert —, welche an das zum Schanklokal gehörige Wirtschastslokal gelegt worden waren, hatten eine fürchter­liche Wirkung geübt. Große Mauerstücke waren in die Luft geflogen und das ganze Haus demoliert. Eiu Dienstmädchen war aus ihrem Bett in die Luft geschleudert wor­den, hat indes nur geringen Schaden erlitten.

— Auf der Elbe bei Altona versank Dienstag abend ein Pulvcrfahrzeug. Von der Besatzung ertranken 3 Personen.

— Der Flensburger Dampfer Ellida ist am Kreidefelsen Hansholm, im Nord­westen der Küste von Jütland, gestrandet.

— Aus Wady Halfa (Ober-Aegypten) kommt die Nachricht, daß drei mit Flücht­lingen besetzte Boote, welche das Dorf un­weit der Dabcusa-Jnsel am 20. ds. während des Angriffes der Derwische verließen, ge­sunken sind, wobei alle Insassen, etwa 150, ertranken.

— Die 13jährige Tochter des Reichs- bank-Direktors Baetge in Cassel hat in Rothenkirchen bei Einbeck (Hanover), wo sie sich mit ihrer Familie in der Sommer­frische befand, auf entsetzliche Weise das Le­ben cingebüßt. Sie war in einer nahege- legenen Mühle demTreibriemen eincsSchwung- rades zu nahe gekommen und in das Räder­werk hineingerissen worden. Nach mehreren Stunden qualvollen Leidens wurde das furcht­bar zugerichtete unglückliche Mädchen von dem Tod erlöst.

— Am Freitag hatten sich 2 reisende Handwcrksburschen aus Norddeutschland im Walde unterhalb Rigi-Klösterli verirrt: sie wollten vom sogen. „Heidelbccr-Plätz" über die Felswand nach der Eisenbahn hinuntcr- stcigcn, welche sie dort am Fuße hoher Fels­wände, teilweise im Tunnel hinzieht. Dem einen gelang es, über die Felswand her­unter auf den über dem Tunnel liegenden Grat zu gelangen, der andere glitschte auf dem nassen Terrain aus und siel über die mehr als 50 Meter hohe Felswand hinunter auf die Bahn, und zwar so unglücklich auf die Zahnstange, daß er daselbst vom Bahn- personal mit gräßlich zerschlagenem Kopfe, gebrochenen Beinen und Armen aufgehoben wurde. Er wurde in die nahe Station Fruttli gebracht, woselbst er nach 2'/« Stun­den verstarb. Der verunglückte ist der 20jährige Buchbinder Wilhelm Sander von Kappel», Oldenburg.

Petersburg, 25. Juli. Dem Grashdanin zufolge verabschiedeten sich Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich von dem russischen Kaiserpaar auf das herzlichste. Die Kaiser umarmten und küßten einander mehr­mals. Kaiser Wilhelm verlieh dem Hof- minister Woronzoff-Daskoff seine Düste, an­deren Hofwürdcnträgeru Geschenke oder Orden.

— Aus Petersburg wird gemeldet, daß daselbst über die deutschen Kriegsschiffe und deutschen Sccsoldaten nur eine Stimme loben­der Anerkennung herrsche. Namentlich ist die Disziplin der deutschen Mannschaften be­wundert worden.

London, 27. Juli. Mackenzie erklärt öffentlich, daß, falls eine Ucbcsetzung des Berichts der deutschen Aerztc über die Krank­heit Kaiser Friedrichs in London erscheinen werde, er die Verleger verklagen werde.