Thäter entfloh sogleich; man hat bis fetzt noch keine Spnr von ihm. Die Leichen der vier Ermordeten gewähren eine» gräßlichen Anblick; sie wurde» sämtlich mit durchschnittenen Halskehlen, teilweise mit eingeschlagcnem Schädel anfgefunden. — Uebcr die granse Thal schreib! derJpf: Der verheiratete 38- jährige Schuhmacher Friedrich Brenner ermordete mittels eines Schnstcrskneipen und Hammers seine drei Kinder, ein Mädchen von 7 Jahren und zwei Knaben von 4 und 5 Jahren, sowie seine Frau, die sämtlich in der Stnbenkammer schliefen. Ein weiterer Knabe, Waise, welchen er znr Erziehung angenommen hatte, schlief in dem Wohnzimmer und ist dadurch entkommen, daß er sich in eine Nebenkammer zu dem Gesellen flüchtete und diesem auf sei» Fragen, was er wolle, antwortete, der Vetter wolle ihn schlagen. Kurze Zeit darauf rief der Meister in die Schlaskammer des Gesellen: er könne so nicht mehr leben, er gehe fort und mache seinem Leben ein Ende. Auf dieses hin stand der Geselle aus, wollte ihm nachgehen, fand aber keine Spnr mehr von ihm. Der Geselle legte sich, da er nichts Böses ahnte, wieder zu Bette. Morgens halb 5 Uhr fand er
die Meisterin, sowie die Kinder blutüberströmt ermordet im Bette liegen und machte hievon sofortige Anzeige. Der Mann, in guten Verhältnissen stehend, hat diese unglückselige That, da er schon längere Zeit an Schwermut litt, jedenfalls in einem derartigen Anfall ansgeführt.
Oberdorf bei Bopsingen, 24. Juli. Heute mittag wurde der Mörder Brenner, der seine Frau und drei Kinder in der Nacht vom Sonntag auf Montag umbrachte, auf dem sogenannten „Galgenberg" zwischen Bopsingen und Aufhausen an einem Tanncnbaum erhängt aufgcfundcn. — Die 4 Ermordeten wurden heute abend 5 Uhr unter großer Beteiligung von hier und der ganzen Umgegend znr Erde bestattet.
Ulm, 23. Juli. Heute abend vor 6 Uhr mußte das Fuhrwerk des Klostermüllers aus Söflingen an dem Uebergang an der Blaubeurer Bahnlinie unterhalb des Kienlesberges warten, da die Barriere wegen Ankunft des Blaubeurer Zuges geschlossen war. Der bei dem Fuhrwerk befindliche Knecht vermißte seinen Hut und war auf der Straße znrückgelanfen, um diesen zu suchen. Die sich selbst überlassenen Pferde wurden scheu,
druckten die Stange der Barriere ein und brachten so das Fuhrwerk mitten auf das Geleise, da die zweite Stange nicht nachgab. Der die Süutativn richtig erkennende Bahnwärter öffnete mit großem Kraftaufwand die geschlossene Barriere, so daß das Fuhrwerk gerade in dem Momente das Geleise freigemacht hatte, als der Blaubeurer Zug über dasselbe fuhr. Notsignale konnten nicht rechtzeilig gegeben werden, weil der Bahnübergang sich unmittelbar vor dem Festungs- tunnel befindet und das Zugspersonal das Fuhrwerk infolgedessen nicht rechtzeitig sehen konnte.
Kleinküchen, OA. Nercsheim, 25. Juli. Der ca. 50. Jahre alte verheiratete Gemeinde- eat Schuhmacher I. D. von hier, der sich vor 6 Tagen in einem Anflug von Geistesstörung von Hause entfernt hatte, wurde gestern im hiesigen Gemeindewald erhängt aufgefunden.
Weiteste WcrchricHten. Potsdam, 27. Juli. Die Kaiserin ist heute früh gegen 1'/-- Uhr von einem Prinzen entbunden worden.
Gebeugt, aber nicht gebrochen.
Erzählung von C. Cornelius.
Nachdruck verboten. 13.
Er war dann stets entweder so ermüdet, oder so sehr mit seinen Plänen beschäftigt, daß es ihm nicht auffiel, wie leidend Adele aussah. Die Aufregungen der letzten Monate halte sie furchtbar angegriffen. Ihr Wunsch war erfüllt, sie verlangte nichts weiter, aber cs wollte doch keine rechte Freudigkeit über sie kommen. Sie liebte daS Kind, welches ihr von Herzen zugetha» war, mit der Zärtlichkeit einer Mutter, aber, wenn sie inseine großen blauen Augen sah, so mußte sie immer an zwei andere Angen denken, denen diese glichen und die nun für immer geschlossen waren.
Es war ihr jedesmal eine angenehme und wohlthuende Zerstreuung, wenn Arnold Roden sie besuchte, was jetzt häufig der Fall war. Sie war ihm so dankbar für seine Bemühungen um ihretwillen und für sein taktvolles und zugleich offenes und unbefangenes Benehmen, welches kein peinliches Gefühl über sein Mitwissen ihrer Herzensangelegenheiten in ihr aufkommen ließ.
Arnold selbst war nicht ganz glücklich über sein Werk, trotzdem er an ihren wiederholt ausgesprochenen Dank glaubte. Er hatte erwartet, sie heiler zu sehen,- anstatt dessen schien sie krank und wehmütig. Wäre es nicht vielleicht für Adele» besser gewesen, er hätte die Einwilligung des Rittmeisters nicht herbeigeführr? Er hatte dann freilich manche schöne Stunde mit ihr entbehren müssen, hätte sic vielleicht nie wieder gesehen.
Eine Trennung von Adelen stand Arnold trotzdem bevor, als ihm eines Tages ei» Schreiben vom Oberforstamte seine Versetzung nach Ostpreußen anzeigle. Jetzt wurde ihm erst klar, wie lieb ihm der Umgang mit Adelen, wie lieb ihm letztere selbst sei.
Er mußte sich entschließen, ihr einen lctz-
tcn Besuch zu machen und ihr wahrscheinlich für immer Lebewohl zu sagen.
ES war ein stiller Sonntag-Morgen im Oktober, als sich Arnold auf den Weg nach Cattenhausen machte. Er war ärgerlich über sich selbst und seine „alberne sentimentale Stimmung." Nie war ihm das leise, langsame Fallen der Blätter so traurig vorgekommen, nie das Lächeln des blauen Himmels, an dem nun bald die Herbststürme schwarze Wolken hin- und herjagen sollten, so wehmütig, als wäre es zum Abschied. Früher hatte er beim Beginn des Herbstes stets an die Jagd gedacht, es war ihm ein Vergnügen gewesen, mit seiner jugendlichen Kraft jedem Wind und Wetter Trotz zu bieten und er hatte sich gewünscht, den trockenen Kanzlci- dienst mit dem praktischen Dienste in den wildreichen Forsten vertauschen zu können. Jetzt stand ihm die Erfüllung seines Wunsches bevor, aber sie hatte keinen Netz mehr für ihn.
Als er das Dörfchen vor sich liegen sah, eilte er nicht wie zu andern Maten beschleunigten Schrittes auf dasselbe zu, sondern ging langsam und nachdenklich.
Er traf Adelen nicht zu Hause an. Sie war mit der kleinen Hertha zum Joseph gegangen, das Kind sollte ihn selbst bitten, ihm im Garten, einen Sandhaufen aufzn- werfe».
Josephs Anblick hatte Adelen in Schrecken gesetzt. Er sah jammervoll aus und konnte sich kaum aufrecht erhalten. Sie fragte ihn, ob er krank sei und er antwortete in mattem Tone, er habe sich erkältet, als er den Frieder aus dem Wasser gezogen, und das fei immer schlimmer geworden. . „Was mir eigentlich fehlt, weiß ich nicht," sagte er, „aber ich glaube, ich muß bald sterlen. Wenn Sie mir einen Gefallen thun wolle» Fräulein Adele, so grüßen Sic die Lisbelh von mir und sagen ihr, sie möge gut gegen den Frieder sein und ich ließe sie bitten, ihn doch noch einmal zu mir zu schicken."
Adele versprach ihm, seine Bitte zu erfüllen und ihm den Arzt zu senden.
Als sie wieder draußen waren, fragte
die kleine Hertha in betrübtem Ton: „Will er mir keinen Sandhaufen bringen?"
„Das kann er nicht, Kind, der arme Joseph ist krank und muß ruhig im Zimmer bleiben."
Dann hol Du mir einen, liebe Tante Adele, bitte, bitte."
„Morgen soll es die Lisbeth thun," sagte Adele," entzückt in das reizende, btt» tende Kindergesicht uiederbtickeud.
Plötzlich machte sich Hertha von ihrer Hand los, lief ein paar Schritte zur Seite und fing an, ein Händchen voll Sand nach dem andern in ihr aufgehobenes Schürzchen zu werfen, als Adele sie fragte, was sie machen wolle.
„Einen Sandhaufen mitnehmen," sagte die Kleine glücklich lächelnd, ließ sich aber durch Adelcns frcnndtiche Worte bald bereden, davon abznstehen.
Arnold, welcher Ihnen entgegengegangen war, hatte ihr Gespräch gehört. „Wie sie das kleine wilde Ding zu leiten versteht," dachte er. Als sie nun um die Ecke des Weges bogen, die in ihren Blicken noch verborgen hatte, lief ihm die Kleine mit auS- gestrecktm Händchen entgegen und bol ihm als er sie aufhob, den kleinen roten Mund zum Kusse dar.
Zu Hause angekommen schickte Adele sogleich zum Arzt, um ihn zu bitten, den Joseph zu besuchen und sie wissen zu lassen, wie es um ihn stände.
Schon nach einer Stunde kam der Arzt und berichtete, Joseph liege im heftigen Fieber, es sei grotze Gefahr für ihn vorhanden und es müsse sogleich jemand zu seiner Pflege hinaufgesandt werden.
Adele bat Herthas Wärterin, einstweilen hinziigeheii, sie wolle, so bald sie könne eine andere Persönlichkeit schicke», um sie abzu- töse» und für Hcriha so lange selbst sorgen. Nachdem der Arzt der Wärterin die nötigen Anweisungen gegeben hatte, ging dieselbe zum Joseph hinauf.
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag gon Bernhard Hofmann in Wilddad.