An die KeimccL!
In die Ferne, ach! So gerne In die Heimat möcht ich zieh'n. Wolken! Die ihr eilt von dannen, Laßet mich mit Euch entflieh'«.
O! Ihr Winde leiht mir Flügel, Tragt mich nach den Hügeln fort; Wo der Elternliebe Walten Einzig schmückt, den thenren Ort.
Ruft der Lenz die Vögel wieder Zieh'n sie nach der Heimat fort. Ach! Wie gern zög' ich mit ihnen In die scel'ge Ferne dort.
Was ist aller Glanz hinicden, Trauter Ort, gen Deine Zier? Alles gab ich, könnt' ich träumen, Eine Stunde noch bei Dir.
Doch umsonst! Die Wolken eilen Und die Winde zieh'n vom Strand. Schmerzlich bleibt mir nur zu klagen: „Lebe wohl! Mein Heimatland!"
Gebeugt, aber nicht gebrochen.
Erzählung von C. Cornelius.
Nachdruck verboten.
11 .
Aber weil wir häufig in späteren Jahren wenig Gelegenheit dazu haben, sollte die Erziehung dafür sorgen, daß wir richtige Anschauungen von der Welt von uns selbst und unseren Pflichten erhalten, dann werden wir um so besser imstande sein, dieselben zu erfüllen."
Arnold hatte Adele» mit Aufmerksamkeit zugehört.
»Ich gebe Ihren Worten meinen vollen Beifall," sagte er, „eS wäre nur zu wünschen, daß alle Frauen die Sache so ansahen wie Sie."
Das Gespräch wurde durch die Dazwischen- kunft des Rittmeisters unterbrochen. Derselbe nahm erfreut Arnolds Vorschlag, mit ihm jagen zu wollen, an. Nach kurzer Zeit entfernten sich beide, Adele sah ihnen mit ängstlicher Spannung nach.
Der Rittmeister hatte heute etwas Nachdenkliches. Er trug sich seit einigen Tagen mit einem wichtigen Plane herum. Sein Oberaufseher, ein tüchtiger Ingenieur, hatte ihm gezeigt, daß die Granitader, welche er ausbcuten ließ, nur mehr für kurze Zeit Arbeit liefern würde, da sie nach einer Strecke von wenig Fuß Länge plötzlich aufhörte. Zugleich hatte aber der junge Mann bei einer sorgfältigen Untersuchung eine neue, wahrscheinlich weit ergiebiger Ader entdeckt, welche sich wagrecht unterhalb des Bergrückens entlang zog. Dem Rittmeister wäre das Versiegen seiner Erwerbsquelle sehr verdrießlich gewesen, doch eS stand unvermeidlich bevor, wenn er nicht in der oberen Schicht einen neuen Schacht anlegte und dies erforderte wieder einen beträchtlichen Kostenaufwand. Dazu kam, daß der Transport von der ansehnlichen Höhe aus ein sehr beschwerlicher gewesen wäre, wenn nicht mehrere Geleise für besonders dazu verfertigte Rollwagen von der Höhe bis zum Fuße deS Berges gelegt wurden. Zu allem diesem fehlte es dem Rittmeister an Geld, es zu leihen konnte er sich nicht entschließen. Der Gedanke daran beschäftigte ihn fortwährend und da er es nicht über sich gewinnen konnte, von anderen Dingen zu reden, teilte er Arnold die Angelegenheit mit und forderte ihn auf, mit ihm den Berg zu ersteigern und den Ort des neu anzulegenden Schachtes in Angenschein zu nehmen. „Als angehender Oberförster," sagte er, „müssen Sie doch
auch gewiß davon etwas verstehen. Die jetzige Regierung verlangt ja so vieles von ihren Beamten. Früher war es genug, wenn ein Förster ordentlich schießen, ein Offizier ordentlich kommandieren und ein Pastor ordentlich predigen konnte und wir befanden uns wohl dabei, aber was wird jetzt nicht alles von diesen Leuten verlangt! Besser ists dadurch wahrscheinlich nicht geworden!"
„Es mag beim ersten Anblick scheinen, als ob es genügte, wenn wir „ordentlich schieße» können," aber um das Handgreiflichste zu erwähnen, es muß doch auch dafür gesorgt werden, daß das Jagdrecht den Jagdliebhabern gegenüber vertreten wird, daß das Abholzen alter, und das Anpflanzeu neuer Waldungen planmäßig betrieben wird und dies erfordert wieder eine gründliche Kenntnis der verschiedenen Arten des.Bodens und der darauf gedeihenden Holzarten, samt deren Behandlung."
„Früher aber ging das ohne Gelehrtenkram," brummte der alte Rittmeister.
„Es ging freilich, aber nur so gut oder so schlecht es eben gehen wollte. Es ist doch nicht zu verkennen, daß auf dem Gebiete der Forstwirtschaft, so wie auf vielen anderen Gebieten in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht sind."
„Fortschritt?" sagte v. Hcimdahl erregt, „reden Sie mir nicht davon , nennen Sie es etwa auch einen Fortschritt, daß die Welt schlechter wird?"
Ein Glück, daß sie jetzt an der Stelle angekommcn waren, wo Ingenieur ein Merkzeichen gesteckt hatte. Arnold war somit der Antwort auf die herausfordernde Frage überhoben. Arme Adele, dachte er, wie schwer muß für dich ein Zusammenleben mit einem Vater sein, dessen Ansichten so gänzlich verschieden sind von den deinigen I
Arnold lobte den Plan des Rittmeisters so weit er etwas davon verstand und wünschte ihm Glück zu seinem Unternehmen. Dieser schien jedoch kein rechtes Behagen dabei zu empfinden, und Arnold merkte aus einigen Andeutungen, welche er machte, daß es ihm an Geldmitteln fehlte.
Da kam ihm plötzlich ein schlauer Gedanke.
„Bei diesen kostspieligen, aber gewiß sehr ergiebigen Anlagen," sagteer, „kommt Ihnen gewiß das kleine Goldfischchcn, das Kind des verstorbenen Hauptmanns Waldemar ganz gelegen. Es wird gewiß zum Dank für seine Aufnahme gern einige Schuppen hergeben."
„Hat das Kind ein Kapital ? fragte von Heimdahl freudig erschrocken. „Sie kennen also die näheren Verhältnisse desselben ? Aber
woher wissen Sie denn, daß mich das Kind etwas angeht?"
„Das geht ganz natürlich zu. Durch meine zufällige Bekanntschaft mit Ihnen u. Ihrer Tochter wurde es meinem Vater ermöglicht, letzterer einen ihm anvertrauten Brief des Hanptmanns zuzustellen."
Es währte einige Minuten, che dem Rittmeister der Stand der Dinge klar wurde. Sein Zorn kämpfte mit dem Gedanken an den Vorteil, der ihm aus der Aufnahme des Kinoes erwachsen könnte. Er begann wieder: „Sie sagten, das Kind besäße ein Kapital? Hm, ist eS bedeutend?"
»Ich glaube. Das Testament deS Haupt- mauns kenneich nicht genau, aber ich glaube, er hat auch Ihrer Tochter, falls sic sein Kind zu sich nimmt, eine große Summe vermacht ?"
Der Rittmeister schwieg einige Zeit betroffen still.
. „Ich hatte meine Bedenkensagte er „als meine Tochter mir ihre Absichi mil- teilte, düs Kind zu sich nehmen zu wollen. Die Sache schien mir etwas abendteuerlich. Wie leicht konnte der Brief des Hauptmanns ein gefälschter sein und das Kind ein solches das man gerne irgendwo unterbringen wollte! Nun ich aber weiß, daß er durch die Hände Ihres Vaters gegangen ist, mag Adele ihren Willen haben."
Arnold jubelte innerlich. Daß der Rittmeister das Kind aus einem weniger edlen Grunde in sein Haus ausnehmen wollte, fiel Arnold gar nicht ein und, wenn er auch daran gedacht hätte, er würde doch keine Bedenken gehegt haben, da dem Kinde ja in Adelens Händen kein Leid geschehen konnte.
Der kleine Frieder, der schwarzen Lis- beth rothaariger Sohn, war mit zwei andern Knaben an den Bach gegangen. Es war derselbe, in welchem Joseph vor mehreren Wochen die weißen Mäuse hatte ersäufen wollen. Schuhe und Strümpfe auszuziehen hatten die Knaben, weil sie stets barfuß liefen, nicht nötig, ehe sie ins Wasser gingen. Sie suchten mit den Händen kleine Fische zu Haschen, welche im Sonnenschein spielten und beachteten in ihrem Eifer nicht, daß sie immer tiefer ins Wasser hinein gerieten, eben wollte Frieder nach einem silberglänzenden Fischlein greifen, da stieß er an einen Stein und siel rücklings zu Boden. Die Freunde schrieen und suchten ihn in die Höhr zu ziehen, aber vergebens, das Wasser war zu hoch." Das Hilfegeschrei drang bis zu den Ohren Josephs, welcher gerade auf seinem kleinen Acker arbeitete.
(Fortsetzung folgt.)
AiHaktion, Druck und Verlag.von Bernhard Hojmann in Wildda».