Hiesiges.

Wildbad, 1l. Juli. Wie wir ver­nehmen gibt morgen Donnerstag der Musik­specialist I. Allfeld von München mit zwn Kindern ei» Concert im Kgl. Kursaale.

Berichten verschiedener Zeitungen entneh­men wir, daß die Leistungen der Gesellschaft insbesondere der Kinder zu den gediegensten in diesem Genre gehören und insbesondere der 12jährige Siegfried ein unübertrefflicher Virtuose auf dem Xylophon zu sein scheint. Wir glauben deshalb einem verehrl. Pub- likum einen genußreichen Abend versprechen zu können.

Rundschau.

Stuttgart, 7> Juli. Am 3. ds. Mts. hat ein Frauenzimmer 1 Paar kalblederne Herrenzugstiefel mit breiten Sohlen bei einem Pfandleiher hier zu veräußern gesucht; als letzterer Zweifel über den rechtlichen Erwerb dieser Zngstiefcl äußerte, hat das Frauen­zimmer unter Zurücklassung der Stiefel die Flucht ergriffen und ist entkommen. Die fragliche» Stiefel find wahrscheinlich gestoh­len und wurden von der Polizei zur Hand genommen. Der rechtmäßige Eigentümer ist bis jetzt nicht bekannt.

Ans einem Stockwerk des Katharinen- Hospitals hat sich unlängst ein Patient zum Fenster herausgestürzt und ist andern Tags seinen Verletzungen erlegen.

Vorgestern geriet ein 12jähriges Kind in der Eßlingerstraße unter ein Stein­fuhrwerk und erlitt dadurch bedeutende Ver­letzungen an den Armen und der Stirne.

Stuttgart, 9. Juli. In letzter Nacht wurde ein bis jetzt noch unbekannter Mann von dem aus Stuttgart absahrenden Zug Nr. 1 beim Rosensteiutunnel überfahren und noch lebend ins Kalhariuenhospital verbracht. Alle näheren Anhaltspunkte über den Vor­gang fehlen bis zur Stunde.

Am 7. d. M. nachmittags hat sich ein 16 Jahre alter Weingartncrssohn in einem Wasserloch im Vogelfang ertränkt.

Der Zirkus Hagenbeck hat sich bisher eines großen Zulaufes zu erfreuen gehabt und stets vor auSverkauftem Hause gespielt. Die größte Anziehung üben immer die 8 Elefanten aus. Die Abreise des Zir­kus nach Ulm erfolgt unfehlbar am näch­sten Freitag früh.

Eßlingen, 7. Juli. Zugleich mit dem Landesfeuerwehrtag (25.27. August d. I.) soll auch eine große Hundeausstellung hier abgehalte» werden. Die Räumlichkeiten, welche dazu vorgesehen sind, liegen außerhalb der Stadt südlich von der Maille, so daß die Einwohnerschaft durch das Bellen und Gekläffe der Tiere in ihrer nächtlichen Ruhe nicht gestört wird.

Schwieberdingen, OA. Ludwigsburg, 7. Juli. Gestern nachmittag zog ein schweres Gewitter über unsere Gegend. Der Blitz fuhr gegen 5 Uhr in einen Baum an der Landstraße, unter welchem der 36 Jahre alte ledige Karl Krämer mit seinen Geschwis­tern Schutz suchte. Letztere eilten zeitig der Heimat zu, Krämer aber wurde von der Strahle getroffen, an der linken Seite des Körpers furchtbar verbrannt und sofort ge­tötet.

Großbottwar, 7. Juli. Ein von Weber Entcnmann entlassener 60jähriger Arbeiter, gebürtig von Ottenhausen, OA, Neuenbürg, begab sich gestern abend, statt an dem Abend­

essen teilzunchmen, in die oberen Räumlich­keiten. Dasalbst zündete er das Bett seiner Meisterin an und ergriff hierauf schleunigst die Flucht. Nach dem Essen wollte der zweite Geselle in einem oberen Gelasse Pa­pier im Aufträge seines Meisters holen, um dem entlassenen ein Zeugnis ausstellen zu können, und bemerkte nun das Feuer. Das­selbe konnte im Entstehen gelöscht werden.

Gmünd, 7. Juli. Einer Nachricht der R.-Z- zufolge betragen die Sammlungen für das Nationaldenkmal auf dem Hohen­staufen in Göppingen bis jetzt nicht weniger als 41,000 ^

Weingarten, 6. Juli. Die 30 Schul­amtskandidaten, welche vom 28. Mai ab zur Absolvierung ihrer gesetzlichen 6wöchigen Waffcnübnug beim hiesigen Regiment cinge- rückt waren, werden morgen zur Entlassung kommen, nachdem heute ihre Vorstellung vor­dem Regimentskommandeur Oberst v. Alberti stattgefundcn hatte.

Vom Bodensee, 7. Juli. Donnerstag vormittag wurde im Sec in der Nähe von Klein-Venedig" bei Konstanz ein männ­licher Leichnam bemerkt und beim Kanal an der Werste geländct. Nach den bei sich ge­führten Papieren war eS Johann Jakob Fehsle von Weil, OA. Böblingen, 58 Jahre alt, derselbe hat bis 20. Juni bei Uhren­fabrikant Karrecker in Konstanz in Arbeit gestanden. Bei der Auffindung war die Leiche in stehender Stellung, hatte den Stock in der Hand, den Hut auf dem Kopfe und 57 ^ 7 ^ im Portemonnaie. Dem Vernehmen nach hat Graf Mercandin, ehe­mals Kapitän der Habsburg, seine wegen des Lindauer Schiffszusammcnstoßcs erkannte ^monatliche Arreststrafe in der Fronfeste zu Feldkirch angetreten.

Berlin, 7. Juli. Dem Vernehmen nach reist der Kaiser am 13. Juli abend nach Kiel und verweilt daselbst einen Tag, worauf er die Seereise nach Petersburg antritt, wo er am 18. Juli abends ankommen wird. Auf der Seereise wird ei» nur ganz kleines Gefolge den Kaiser begleiten: Graf Herbert Bismarck, Generaladjutant Wittich und die Flügeladjutanten; auch der hier attackierte russische General Kutusoff soll sich anschließcn. Das übrige Gefolge begiebt sich am 17. Juli morgens mittels Hofzuges über Eydtkuhnen nach Petersburg.

Berlin, 8. Juli. Der Kaiser empfing gestern den Minister Lucius, den General­intendanten der königlichen Gärten Grafen Perponcher, Generalstabsarzt Dr. Lauer, General Caprivi, Oberstlieutenant Gotibcrg und Grafen Rantzau. Nach der Tafel, an welcher die erbprinzlich meiningschen Herr­schaften teilnahinen, machten der Kaiser und die Kaiserin eine Ausfahrt. Am Thce nah­men der Herzog Ernst Günther von Schles­wig-Holstein und der Hausminister v. Wc- dcll-Piesdorf teil. Heute vormittag wohn­ten der Kaiser und die Kaiserin dem Gottes­dienste in der Friedenskirche bei.

Oie Kaiserhegegnimg. Mil Rück­sicht auf die eminente politische Bedeutung der Reise Kaiser Wilhelms nach Petersburg soll der denkbar größte Pomp bei derselben entfaltet werden. Die JachtHohenzollern" wird von einem stattlichen Geschwader be­gleitet sein. Es versteht sich von selbst, daß das Hofmarschallamt unter diesen Umständen alle Hände voll zu thun hat. Doch ist auch speziell der Hbersthosmarschall dcö Kaisers,

Herr v. Liebenau, ein selten befähigter und umsichtigter Kavalier. Er war schon in Bonn in der Begleitung des damaligen Prinzen Wilhelm und gewann, wie die Rhein.-Wcstf. Ztg. schreibt, durch seine ruhige Besonnenheit und sein fein gemessenes Wesen seinen Einfluß auf den heutigen Kaiser. Ohne Frage wird auch ein großes militä­risches Gefolge mitgchen. Man versichert bestimmt, daß General v. Werder und Gene­ralquartiermeister Graf Waldersee sich in Kaiser Wilhelms Begleitung befinden dürften.

Waö den Ort der Begegnung anlangt, so heißt es neuerdings wieder, nicht in Peters­burg, sondern in Peterhof oder in Gatschina finde der Besuch statt.

Mit wachsender Bestimmtheit tritt das Gerücht auf, es werde anläßlich des Besuchs von einer Verbindung einer Schwester des Kaisers Wilhelm mit dem Großfürsten- Thronfolger die Rede sein, welcher der Zar bereits zugestimmt habe. Dies sei, so meldet der Standard aus Petersburg, stetsein Haupt­grund der Haltung des Fürsten Bismarck gegen den Battenberg'jchen Heiratsplan ge­wesen, weil dessen Ausführung die Verbin­dung einer Schwester der Prinzessin Vik­toria mit dem Sohne Zaren unmöglich ge­macht hätte.

Nachdem der Zustandsvormund Hasen- clevers nunmehr augezeigt, daß der Kranke sein Reichstagsmandat nicdergelegt, ist die Vornahme einer Neuwahl angeordnet. Mit der Aufstellung einer neuen Wahlliste für den 6. Berliner Reichstagswahlkrcis wird sofort begonnen.

Bekanntlich hat Dr. Mackenzie er­klärt, daß er dem Redakteur deö Haager Dagblad gegenüber nicht gesagt habe, die Einsetzung einer Regentschaft wäre wahr­scheinlich gewesen, wenn er zugcstimmt hätte, daß Kaiser Friedrich an Krebs litt. Das Dagblad hält dennoch die Mitteilung seines Redakteurs in ihrem ganzen Umfange auf­recht.

Karlsruhe, 6. Juli. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden treten mit Rücksicht auf den bevorstehenden Besuch des Königs und der Königin von Sachsen in Stockholm morgen nachmittag die Rück­reise an.

Ludwigshafen, 6. Juli. Ein verhei­rateter Sackträger von Schiffcrstadt fiel heute abend gegen 6 Uhr als er mit einer Last von Centner auf dem Rücken aus dem Schiff ging, zu Boden und brach ein Bein. Mittelst einer Chaise wurde er in seine Heimat verbracht. Das etwa 7 Jahre alte Töchterchen der Schaffnerswitwe und Produktenhändlerin Jsrang hier wurde heute abend von einer Chaise überfahren, erlitt aber, zum Glück nur ganz leichte Verletzungen an einem Bein.

Paris, 9. Juli. Bei dem gestrigen Bankett zu Rennes griff Bvulanger die Kam­mer aufs heftigste an. Es sei höchste Zeit, dieser Kammer, dieser unheilvollen Verfass­ung ein Ende zn machen. Die Stimme des Volkes müsse sich jetzt hören lassen zum Wohle der Republik und bei den vorbe­reitenden Wahlen bestätigen, daß die Auf­lösung der Kammer und die Revision der Verfassung der einzige Wunsch jedes Franzosen sei.

Rom, 7. Juli. Es heißt, der Papst bereite eine Encyclica über die Trennung der Kirche vom Staat vor.