Hiesiges.

Wildlllld, 2. Juli. Gestern Hallen wir die Ehre den jungen Grafen Friedrich von Nhena, Sohn Sr. Großherzogl. Hoheit des Prinzen Wilhelm von Baden, mit dem jungen Prinz Löwenstein, mehreren Studiengenosse» und 2 Erziehern in unserm Wildbad zu sehen.

Nach eingenommenem Diner im König!. Bad-Hotel machten die jungen Herrschaften einen Spaziergang durch die Stadt und sichren 8 Uhr 15 Mi», nach Karlsruhe zurück.

Wildbad, 30. Juni. Die Familie Krafft in Paris hatte die Summe von 5000 FrcS. seiner Zeit behufs einer Stiftung als An­denken an ihre im Jahre 1880 hier ver­storbene Mutter, eine geborene v. Mumm aus Frankfurt a. M., an den sie behandeln­den Arzt Dr. Haußmann sen. hier über­geben. In der letzten Pfarrgemeinderats- sitznug wurde beschlossen, die Summe zur Anschaffung einer neuen Orgel für die hiesige »v. Stadtkirche zu verwenden. Die Kosten beziffern sich ans 7000 ^ Die Summe ist inzwischen ans 6000 angewachsen, die Familie Krasst, welcher die Verwendung mitgeteilt wurde, hat in großherzigster Weise noch weitere 1000 hinzugefügt. Die Firma Gebr. Walker in Ludwigsburg wurde mit der Anfertigung der Orgel betraut.

Rundschau.

Untertürkhcim, 29. Juni. Heute mit­tag wurde, wie man dem N.-B. schreibt, in der Gartenstraße beim Graben eines Funda­ments in einer Tiefe von 6'/s Fuß das Skelett eines Mannes gefunden. Derselbe scheint dem Militärstande angehört zu haben, denn »eben ihm lag noch eine Waffe, die jedoch bereits bis zur Unkenntlichkeit ver­rostet war.

Eßlingen, 80. Juni. Der im Staats­eigentum befindliche Bauplatz am hiesigen Bahnhof im M- ßgehalt von 13 Ar ist heute von Bierbrauereibesitzer Kolb ans Stuttgart um 27,100 ersteigert worden.

Vaihingen a. E., 29. Juni. Heute früh hat sich, wie der E.-B. berichtet, ein Knecht Namens Schilling von Kleinglattbach zwischen Ensingen und Kleinglattbach ans die Schienen gelegt, wobei ihm von einem Eisen­bahnzug der Kopf vom Rumpfe getrennt wurde. Motiv: Lebensüberdruß.

Oehnngen, 1. Juli. In Mittklstein- bach, einem 6 Kilometer von hier Hall zu gelegenen Weiler, fiel am Abend des 29. Juni der zweijährige Knabe eines Oekono- men in das unbedeckte Jaucheloch. Als cs von seinem Großvater hcrausgezogen wurde, zeigte das Kind noch schwache Spuren von Leben; kaum war es aber auf den Kopf ge­stellt worden, damit die eingedrungcne Jauche heranölaufe, so verschied es. Bei der gestern vorgcnommenen gerichtlichen Sektion fand sich im Magen und in der Lunge gar keine Jauche, dagegen war Blut ins Gehirn ge­treten, wahrscheinlich infolge der Atemnot und der unrichtigen Behandlung nach dem Heransziehen.

Langenbnrg, 1 . Juli. Heute ist die Frau Fürstin Leopoldine mit der jüngeren Prinzessin Feodora von Bad Ems zu ihrem Sommcranfcnthalt wieder eingetroffen.

Aus Franken, I. Juli. In Mönchs- deggingen schlug dieser Tag der Blitz in das Wohnhaus des Bäckers Arnold, verletzte die

Mutter im Rücken und betäubte den ältesten 17jährtgen Sohn, während die übrigen im Zimmer anwesenden Personen mit dem Schrecken davonkamen. Der Boden wurde entzündet, konnte jedoch, bevor der Brand weitere Dimensionen angenommen hatte, ge­löscht werden.

Gaildorf, 1. Juli. Heute beginnen im hiesigen Bezirk die Sammlungen für ein Kaiser Wilhelm-Denkmal in Stuttgart. Für ein Denkmal auf dem Hohenstaufen hat sich hier kein Konnte gebildet.

Von der Eyach, 30. Juni. In Hart, OA. Haigcrloch, hatte der Bauer Lukas Bieger vor einigen Tagen ein Paar Stiere und ein Schwein verkauft, wodurch sein Kasscnvorrat auf 1300 ^ stieg. Als er gestern nach dem Gclde sehen wollte, war es verschwunden. Irgend welche Spur von dem Diebe hat der Bestohlene nicht.

Göppingen, 29. Juni. Der seit einiger Zeit im nahen Bad Voll weilende Kandidat der Theologie Wilhelm Lutz von Böckingen bei Heilbronn har sich vor 14 Tagen von Voll entfernt und ist seit dieser Zeit spur­los verschwunden. Da man an Lutz schon längere Zeit Spuren schwerer Melancholie beobachtete, so wird befürchtet, daß er frei­willig den Tod gesucht habe. Der Vermißte ist 27 Jahre alt.

Vom Bodensee, 29. Juni. Der Hcn- bergbote berichtet: Vorgestern mitrag wur­den in Sipplingen die Kinder des Straßen­wärters Ehrle vermißt, ein 3'/-jähriger Knabe und ein 2 '/-jähriges Mädchen. Mau eilte zum Secufer und sah die beiden Kinder in der zurzeit starken Strömung dahinlreiben. Sofort stürzte sich der Vater, unterstützt von einem braven Nachbarn, dem Postagenten Benrer, in die Flut, und es gelang ihren vereinigten Anstrengungen, unter Einsetzung des eigenen Lebens dem See seine Opfer wieder zu entreißen. Leider aber war das Mädchen bereits tot, dagegen waren bei dem Knaben die Wiederbelebungsversuche nach fast 3stündigen Mühen von glücklichem Erfolg gekrönt.

Berlin, 1. Juli. Der Kaiser und die Kaiserin begaben sich heute vormittag gemein­schaftlich nach der Friedenskirche, wo diesel­be» in stiller Andacht verweilten. Später nahm der Kaiser Vorträge und militärische Meldungen entgegen.

Der Kaiser hat dem Grafen Stol- berg auf Ansuchen von der Verwaltung des Ministeriums des Königlichen Hauses ent­bunden und den Regierungspräsidenten von Wcdell-Piesdorf zum Minister des König­lichen Hauses crannt.

In Mainz ist die Aufregung über den Unfall in der Badeanstalt eine an­dauernde , und es wird allseitig eine ener­gische Untersuchung des ThalbestandeS ver­langt, um, wenn eine Leichtfertigkeit vorliegt, den Urheber derselben zur Verautwvrnmg ziehen zu können. Der gesunkene eiserne Badebehälter, in welchem die beiden Frauens­personen badeten, ist am Mittwoch morgen aus dem Rhein anfgesischt worden, und die Untersuchung hat ergeben, daß von den vier eisernen Trägern, durch welche der Bade- behälter befestigt ist, zwei infolge des mangel­haften , Materials gebrochen waren; die Träger waren so schwach, daß sie nicht im stände waren, den schwere» Badebehältcr samt den darin Badenden zu tragen. Da nun nur Commission besteht, welche die

Badeanstalten alljährlich einer gründlichen Revision auf ihre Sicherheit zu prüfen hat, so sind die beiden Mitglieder dieser Kom­mission, welche aus Sachverständigen besteht, bereits gerichtlich vo> geladen worden, um über obigen Thatbestand verantwortlich ver­nommen zu werden.

Die diesjährige Kaiser-Regatta in Ems findet nun bestimmt am 8. Juli nach­mittags 4 Uhr statt. Seitens der Eisen« bahnverwaltnng wird an diesem Tage auf Fahrkarten nach EmS 50 Prozent Ermäßig­ung gewährt. Auch werden besondere Züge eingelegt.

Ein 11 jähriges Mädchen aus Möh­renbach im Thüringer Walde, welches von einer Kreuzotter in das Bein gebissen wor­den war, ist trotz alsbald vorgenommencr Operation unter großen Schmerzen gestorben.

Aus Pest kommt die Kunde von einem Mord und Selbstmord. Der Feld­webel Zsellcy vom 69. Infanterie-Regiment stürzte ein unbekanntes, anscheinend dem dienenden Stande «»gehöriges Mädchen aus dem Fenster des dritten Stockes der Karls- kascrne ans die Straße hinab. Das Mäd­chen war auf der Stelle tot. Sodann machte Zsellcy vermittelst eines Dienstgewehrs durch einen Schuß seinem eigenen Leben ein ge­waltsames Ende.

Am Donnerstag abend um 11^/« Uhr stürzte in Paris in der Straße Bondy ein dreistöckiges Hans ein. Fünf Personen wurden schwer verwundet, den übrigen Per­sonen gelang es, sich zu retten. - Das Un­glück entstand dadurch, daß man neben dem cingestürzten Hanse ein neues Gebäude auf­führen wollte und den Grund gegraben hatte, ohne das Nachbarhaus zu stützen.

Ein großartiger Schwindel wurde im Postbureau von Cremona entdeckt. Da­selbst wurden, wie man dem Berk. Tagbl. schreibt, von einem Beamten innerhalb kur­zer Zeit nicht weniger als 900,000 Francs unterschlagen. Der saubere Vogel ist über die Grenze geflogen.

In der Pfarrkirche der Münchener Vorstadt Giesing wurde einmal eine Trau­ung mit einer heiteren Episode cing!leitet. Braut und Bräutigam Leute aus der Arbeiterklasse standen vor dem Altar und beantwortete verschiedene Fragen, die der Priester vor der Einsegnung an sie richtete, unter anderem auch, wie viel Personen in der Gottheit gebe? Rasch antwortete der Bräutigam:Eilf Personen und drei Musi­kanten." Er hatte nämlich Hochzeit statt Gottheit verstanden. Die Umgebung konnte sich natürlich bei dieser fatalen Verwechsel­ung des Lachens nicht enthalten und es dauerte eine ganze Weile, bis die Versamm­lung wieder denjenigen Ernst zu zeigen ver­mochte, welcher der Heiligkeit des Ortes und der Handlung angemessen war.

Ans Algier laufen furchtbare Nach­richten über Verheerungen durch Heuschrecken­schwärme ei»: Aus Guelma wird gemeldet, daß die Heuschrecken sich in kompakten, 20 Kilometer langen und 10 Kilometer breiten Massen nähern; dieselben haben in drei Tagen 34 Kilometer zurückgelcgt; die Um­gegend von Aigregada ist schon vollständig ruiniert.

Zeitgemäß.Aber mein verehrtes Fräulein, ich begreife nicht, weshalb Sie nicht heiraten!"Die Sache ist einfach genug: ich kann keinen Mann ernähren si'