An die Redaktion der Wildbader Chronik.

Wir fühlen uns gedrungen Ihnen einige Erwiederungen betreffs Ihrer in Nr. 51 ausgeschriebenen Abonnements-Einladung zn machen.

Was die Inserate anbelangt so finden im Wildbader An­zeiger keine Ausfüll-Jnsemte Aufnahme wie es von anderer Seite immer geschieht, sondern nur größlcnteits von hiesigen Ge­schäfts- und Gewerbetreibenden sind Inserate im Wildbader An­zeiger zu lesen, cs werden Inserate auch nicht umsonst oder sagar von anderen Zeitungen heraus ausgenommen sondern nur bestellte Aufträge werden vollführt. Die Redaktion der Wildbader Chronik hingegen erlaubt sich Ausschnitte aus dem Wildbader An­zeiger zu machen (wo bleibt da die Würde der Redaktion der Wildbader Chronik) um ans den sogenannte» Inseraten- Bettel auözugehen. Es wurde uns am 29. März ds. Js. ein solcher zur Ansicht gebracht und ist um der Wahrheit zu huldigen heute noch bei uns zu sehen.

Was die Abonncntenzahl beider Zeitungen anbelangt so ist unbestreitbar der Wildbader Anzeiger das verbreileste Blatt, denn die Auflage der Wildbader Chronik ist uns aus sicherer Quelle be­kannt bezüglich dieser Versicherung dürfen wir mit vollstem Rechte sage», daß der Wildbadcr Anzeiger mehr als die doppelte Abonnentenzahl besitzt die die Wildbader Chronik hat um­stellen aber auch die Beurteilung jedem unserer Leser anheim.

In welcher Größe wir unsere Abonnements-Einladung bringen, lassen wir uns von der Redaktion der Wildbader Chronik nicht vorschreiben denn sonst wären wir übel angeführt.

Wenn aber die Redaktion der Wildbadcr Chronik vor einigen Wochen zu den vielen Mitteln, als: Kehlkopfkatarrh, Magen- leiden, Brnchleiden, Trunksucht, Bettnässen u. s. w. noch einige Mittel für Schwach- oder Tiefsinnige gebracht Härte, würde Ihrer­seits nichts geschadet haben, denn oft und vielmal führt ein solches Leiden den Tod herbei.

Wir sind zu weiteren Erwiederungen zu jeder Zeit gerne bereit.

Redaktion u. Expedition

desWildbcrder: Anzeiger."

Rundschau.

ObertiirkheiM, 27. Juni. Die Schutz- und Aussichtshütte bei der Kathariucnlinde ist demnächst fcrtiggestellt. Dieselberuht auf einem steinernen Sockel und ist zweistöckig gebaut. Zur ebenen Erde befindet sich die eigentliche Schutzhütte; außen an derselben gelangt man auf einer 3 m hohen Treppe zum Aus- sichtsboden, der mit einer Brüstung umgeben ist. Der ganze Bau ist sehr geschmackvoll und in solider Weise aus rohem Tan­nen- und Eichenholz hergestellt und macht einen freundlichen Ein­druck. Die Einweihung soll demnächst stattfinden.

Pfullingen, 27. Juni. Minister v. Schmid besuchte heute in Begleitung von Regierungsdirektor von Rüdinger und Obcr- regierungsrat Geßlcr die Heil- und Pflege-Anstalt für psychisch Kranke von Hofrat Dr. Flamm. Der Minister sprach sich in höchst befriedigender Weise dem Direktor der Anstalt gegenüber über die Einrichtungenen und Leistungen aus. Von hier begab sich derselbe über die Alp nach K. Pflege-Anstalt Zwiefalten.

Mahlstetten, OA. Spaichingen, 24. Juni. Gestern abend zog ein furchtbares Hagelwetter über unsere Markung hin. Nach­dem schon nachmittags einige Gewitter mit etwas Regen nieder­gegangen, türmten sich im Süden und Weste» schwarze Wolkcn- massen auf, die nichts Gutes ahnen ließen. Um *i?8 Uhr brach, wie der Heub. B. meldet, plötzlich ein orkanartiger Sturm los und nach wenigen Augenblicken fiel der Hagel in der Größe von Taubeneicrn 8 Minuten lang ans die Fluren nieder und richtete an Dinkel und Roggen bedeutenden Schaden an.

Niederstetten, 26. Juni. Infolge einer Untersuchung dcS Trinkwassers von den verschiedenen Brunnen hiesiger Stadl sehen Wir seit einigen Tagen an mehreren Brunne» eine stadt- schultheißenamtiiche Warnung angeschlagen, dahin lautend, daß das Wasser aus den betreffenden Brunnen bei Strafe weder znm Trinken noch zum Kochen verwendet werden darf, weil es gesund­heitsschädlich ist.

Göppingen, 24. Juni. Einen interessanten Fall von Heil­ung berichtet das Göpp. Wochenblatt: Der 14jährige Sohn eines hiesigen Arbeiters verlor im September vorigen Jahres an den Folgen von Diphtherie die Sprache und konnte seither keinen Laut hervyrbringen. Die Kunst der Acrzte, dem Kranken wieder zur

Sprache zu verhelfen, erwies sich als fruchtlos. Eine wöchent­liche Kur in Tübingen blieb ebenfalls ohne Erfolg. Als nun der Knabe vor etwa 8 Tagen sich nach Hause begeben wollte, standen demselben einige andere junge Leute auf den Weg, um ihn durckzuprügeln. Infolge der dadurch bei dem Knaben er­folgten Aufregung erlangte derselbe die Sprache wieder.

Widerlich, 26 Juni. Aus der Fabrik des Herrn Otto Schlee hier ging nach dem Ableben des Kaisers Friedrich ein wunderbar- schöner Kranz aus Metallblättern und Porzellanblumen nach Pots­dam ab. Heute traf ein Schreiben des Ober-Hofmeisters der kkai- serin Viktoria bei dem Geber des Geschenkes ein, in welchem die Kaiserin demselben den aufrichtigsten Donk für den prachtvollen Kranz aussprcchen läßt.

Backnang, 25. Jnni. In letzter Woche kam die hiesige Obere Apotheke von Meurct um den Preis von 102,000 ^ in ven Besitz von Apotheker Roser aus Stuttgart.

Brackenheim, 25, Juni. Die Amtsversammlung beschloß, einen Amtsschaden von 50,000 ^ umzulcgen, sich mit an den Kosten einer Straße zwischen Botenheim und Meimsheim zu beteiligen und von Wiedereinführung der Naturalverpslcgung für- arme Reisende abzustehen.

Köln, 26. Juni. DieKöln. Ztg." erfährt aus guter Petersburger Quelle, Großfürst Wladimir meldet bei seiner Rück­kehr aus Berlin, Kaiser Wilhelm gedenke im Monat Juli den Zaren besuchen.

Paris, 27. Juni. Heute nachmittag 2 Uhr ging nach der Str. P. Graf Münster mit General von Alvenslebcn zu Fuß in das Auswärtige Amt, wo sie von dem Minister des Aus­wärtigen, Goblet, empfangen wurden. Die Unterredung dauerte 20 Minuten. Nach Empfang des päpstlichen Nuntius begab sich der Minister des Aeußern zur deutschen Botschaft und gab seine Karte ab.

Aus HugSweier, Amt Lahr, wird geschrieben: Der im September 1876 geborene Andreas Lang, welcher sich als Brand­stifter in 4 Fällen bekannte, hat nun auch dem Gendarmen Wind auö Lahr eingestanden, vor 6 Wochen sein 6 Monate altes Schwester­chen, welches er während der Abwesenheit der Eltern hüten sollte, erstickt zu haben, indem er demselben Mund und Nase zuhielt, bis es wie der jugendliche Verbrecher sich ausdrückte nicht mehr zappelte. Als Beweggrund zu diescr schrecklichen That gab er an, daß er dcS Kinderhütens satt ge­worden sei und sich auf diese Weise von dieser Last befreien wollte. An der Leiche des vor 6 Wochen ans dem Leben geschiedenen un­schuldigen Geschöpfes Ware» nicht die geringsten Spuren einer Gewallthat bemerkbar, weshalb dieselbe ohne Anstand zur Erde bestattet werde.

Ein Vorfall, welcher sich am Dienstag abend in einer Mainzer Badeanstalt ereignete, hat hier peinliches Aufsehen er­regt. Zwei Frauen begaben sich am Montag nachmittag in eine Badeanstalt am Rhein und waren seit dieser Zeit spurlos ver­schwunden. Die Polizeibehörde, welche von diesem Verschwinden Kenntnis erhielt, nahm am selben Abend eine Revision der Bade­anstalt vor; man fand eine der Badezellen von innen verschlossen, so daß sie gewaltsam geöffnet werden mußte. In dieser Zelle fanden sich auch sämtliche Kleidungsstücke der verschwundenen Frauen vor, gleichzeitig wurde aber auch festgestellt, daß die eiserne Zelle selbst, in welcher gebadet wird, untergesunken war. Daß die beiden Frauen, welche sich zusammen im Bade befanden, mit dieser Zelle untcrgesunken sind, steht ganz außer Zweifel, Die Nachforschungen nach den Leichen der Verschwundenen haben bis jetzt noch zu keinem Resultat geführt. Die Badeanstalt ist vor­läufig polizeilich geschlossen.

Uebcr ein schweres Schiffsunglück, dem zahllose Menschen­leben zum Opfer gefallen sind, wird der Voss. Ztg. aus London berichtet: Der am Montag in Plymouth vom Kap angekommcne PostdampfcrDrummond Castle" meldet: Bei Kap Agulhaö ging am 3. Juni ein großes Fahrzeug, mutmaßlich ein AuSwanderer- schiff, mit allen Personen an Bord unter. Das Schiff hißte Notsignale, ober wegen eines furchtbaren Sturmes und des hohen Wogenganges konnte der Dampfer nicht Hilfe leisten. Das Schiff sank schließlich unter entsetzlichem Angstgcschrei der Passagiere. Der Name des Schiffes ist unbekannt. Kap Agulhas liegt an der südlichsten Spitze Afrikas, südöstlich vom Kap der guten Hoffnung.

Hiezu eine Beilage.