"V Werscherztes Otück.
Ein bitt'res Weh fürs Menschenherz, Wie's bitt'rer kaum zu finden,
Das ist ei» selbst verscherztes Glück, Verweht von flüchl'gen Winde».
Nun fühlst du, daß durch eig'ne Schuld Dein Glück von dir geschwunden,
Und von der Seele taucht empor Das Glück gsücksel'ger Stunden.
Ob tausend and're Blumen blühen, —
Die blaue Wunderblume,
.Die einst sich dir am Wege bot Zu süßem Eigentume:
Sie bleibt für dich die schönste doch;
Du kannst sic nicht vergesse»,
Magst du die Hand auch noch so fest Auf's wunde Herz dir pressen.
Doch sei's! Auch Kann Segensfrucht Und war' es nur, l Dem Erdenglück en
Doch sichst tu auch im Traume noch Die blaue Blume blühen,
Daß rascher dir die Pulse gehen,
Die Wangen höher glühen.
/ Sie selbst ist längst verwelkt, verweht, s Und nimmer blüht sie wieder,
f Dir blieben herbe Thräneu nur
f Und schmerzgebornc Lieder.
solch ein bitt'res Weh )ir tragen, as still du lernst sagen!
Hinter dev Ovccfenkvone.
Roman von H. von Ziegler.
(Nachdruck verboten.)
24. Schluß.
Tiefe Wehmut erfüllte ihr Herz, heiße Thräneu strömten in die blauen Augen:
„Behür' Dich Gott, cs wär so schön gewesen,
Behüt' Dich Gott, cs hat nicht sollen sein."
Noch einmal begann die Gräfin die einleitenden Akkorde, sie wollte sich sammeln und ihre trübe Stimmung bekämpfen; draußen rollte ein Wagen vor, doch sie beachtete cs nicht, unter dem Zauber der Erinnerung au jene Vergangenheit, die doch jo viel schmerzliches barg, begann sie nvcheinmal den Text und es war wie das keusche LicbeSgeständnis eines Mädchens.
Heute feierte man ja wieder Johannisabt nd, doch kein Gewitter lag in der Luft, sondern klarer, warmer Sonnenschein lag aus den Schnecgipfeln der Berge und dem grünen Thale.
Wie traumverloren sang sic weiter, halb jubelnd, halb schluchzend:
„Doch wcnd' es sich zum Guten oder Bösen,
Geliebter Mann, voll Sehnsucht denk ich Dein."
Sie hatte nicht vernommen, wie seit einer Weile jemand ins Zimmer getreten war, jetzt drang ein Laut an ihr Ohr — und sekundenlang setzte ihr Herzschlag aus: „Eva!"
„Nein, cs war kerne Täuschung. Noch einmal und jetzt leidenschaftlicher klang cs: „Eva, meine Eva!"
Da sprang sie auf und stand ihm gegenüber, den sie in weiter Ferne geglaubt und welcher nun seine beiden Arme wortlos öffnete.
„Friedrich I" rief sic in freudigem Schreck und lag an seinem Herzen, als habe sic erst jetzt nach langem Umherirren den Schutz gefunden, dessen sie bedurfte; es bliebe stille bei cem ernsten Liebes- ^ bunde, den sie schlossen, denn das echre Glück läßt sich nicht in Worte kleiden. s
Nun waren die letzten Wolkenschleicr der finstren Sonnenwende zerronnen und das Glück leuchtete rosig hernieder auf diese beiden schwergeprüften Menschen, die nun endlich vereint worden.
„Waren jene Worte vorhin für mich bestimmt, »reine Eva?" frug der hohe, sonnengebräunte Mann und hob das schöne Gesicht der Geluvten z» sich empor, „willst Du mich liebe» in guten und böse» Tage» und nie, nie aushören?"
Sie nickte leise: „Ich habe nie aufgchört es zu thu» die langen, einsamen Jahre hindurch, Friedrich. Die Liebe zu — Dir gehört Mein Leben auf ewig."
„Was wird aber die Welt sagen, wenn die Gräfin Posau ihre Kiafenkronc dem bürgerlichen Gelehrten opfert?"
"Sie hat mir die Slirn oft wund gedrückt, Friedrich, Ich habe kein Glück gefunden unter der Krafcnkrone. Nimm sie hin — und habe mich nur lieb."
„Eva, Geliebte, Gott fegne Dich für diese Liebe, sic macht mich zum glücklichste» Manne. Ich verdiene sie kaum und eö soll sorla» meines Lebens einzigster Inhalt sein, Dich auf den Händen zu tragen.
Das neue Brautpaar ward auch vom General und Frau Ahne freudig begrüßt; sie hauen es längst gewünscht und ge-
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hofft und das Glück der geliebten Kinder machte sie noch einmal jung.
Wieder stammten die Johannisfeier, von den Bergen hallte der Jnbel der Dörfler bis zum Schlosse, aber mit ganz andrem Empfinden standen Eva und Schönau droben auf dem Balkon.
Kein Gewitter drohte am Horizonte, kein Schranke hob sich furchtbar zwischen ihnen; nun halbscbimmernde Sterne schauten auf die blonde, lächelnde Frau und den hohen Mann, welcher so glückselig aussah.
„Ich kann es noch gar nicht glauben, Eva, daß Du wirklich eine Frau Professorin werden willst, welche sich von ihrem Manne historische Abhandlungen vorlesen läßt," sagte der Professor.
„Du wirft sehen, wie prächtig das sein wird, Friedrich. Und im Sommer kehren wir dann in Sintorf ein beim lieben Großpapa und der Frau Ahne "
Er schlang den Arm um sie und in wortlosem Gebete schauten sic empor zum dunklen Himmel. Da siel schimmernd aus der Hohe eine Sternschnuppe h-rnieder!
„Friedrich," sagte Eva leise, das blonde Kövfchen von seiner Schulter erhebend, „was man sich wünscht beim Fallen eines Sternes vom Himmel das wird erfüllt — und so wird auch unser Flehen zum Himmel erhört werden. Gott schütze unser Glück I"
Vermischtes.
— Liebestragödre ük Harem. Aus Konstantinopcl wird dem Mäiländer Secolo berichtet: Infolge des plötzlichen Todes eines Großwürdeniräger am türkischen Hofe, Hamdi Pascha, wurde eine strenge Untersuchung angestellk, die schließlich zur Verhaftung eines ans Malta stammenden Apothekers führte. Derselbe unterhielt mit einer Odaliske des Harems zährtliche Beziehungen, und von wahnsinniger Eifersucht gegen den Pascha gequält, wußte er seine Geliebte zu bestimmen, diesen, ein Pülverchen in den Morgentrunk zu schütten. Durch einen Eunuchen, der die heimliche Zusammenkünfte des Paares begünstigte, kam das Verbrechen ans Tageslicht. Der Apotheker wurde verhaftet und mit der Odaliske verfuhr man nach türkischem Brauch: sie wurde in einen Sack genäht und ins Meer geworfen.
(Unerwartete Antwort) Lehrer: Nun hoffe ich, Ihr werdet die Begriffe „fleißig" und „faul" verstanden haben. Also Karl, wen» die ganze Klasse tüchtig arbeitet, schreibt oder rechnet, und einer sieht blos zu und lhut nichts dabei, was ist der? Karl: Das ist der Herr Lehrer!
— (Die gute alte Zeit.) Der derbe und energische Vater Friedrichs des Große» schrieb um 1717 an den Kriegsralh Gottlob Christian v. Happe: „Ich habe aus Eurem Schreiben ersehe», daß Ihr abermals Willens scyd, einige Bücher drucken zu lassen. Ich will Solches durchaus nicht habe». Werdet Ihr cs Euch dennoch unterstehen, will ich Euch auffheugken und Eure Schriften durch den Büttel verbrennen lassen." Das Original dieses seltsamen Schreibens btsindel sich im Dresdener Archiv.
— Straßennamen. Die Berliner Musikzeitung rügte neulich, daß man in der Reichshauptstadt eine Straße nach Richard Wagner getauft habe, während Mozart und Bach noch diese Ehre entbehren. Die französische Hauptstadt besitzt nicht weniger als 34 Straßen, welche »ach hervorragenden Tondichtern benannt sind, darunter Beethoven, Gluck, Herold, Mozart.
ernhard Hosmann in AMh,o. ' > >