Die Krankheit des deutschen Kronprinzen.

Aus der beste» Quelle" erfährt der Korrespondent des Fr. Journ. von Meldungen aus Sau Remo, welche in Kreise», die über jede Beunruhigung durch Seusationsverichte unzweifelhaft erhaben sind, die tiefste Niedergeschlagenheit erzeugen niußkeu. Nach Mitteilungen, die keineswegs enva einseitig von einem oder dem andern Arzt herrühre», wie sie auch in Beiliner Hofkreisen aufs Ernsteste gewürdigt werden, ist leider mit der erschütternden Annahme zu rechnen, daß das Leben des hohen Leidenden nur nach Wochen bemessen werden kann. D.er ganze Kehlkopf ist be­reits in weit vorgeschrittenem Maste von der tückischen Krank­heit zerfetzt und weiter unte» im Schlund hat sich eine neue Wucherung gezeugt, die jedenfalls die Gefahr der Katastrophe näher treten läßt. Die Redaktion desFrkf. Journ." bemerkt dazu: Ans naheliegenden Gründen haben wir längere Zeit die Mitteilungen unseres besonders gut unterrichteten Gewährsmannes unterdrückt. Doch glauben wir nun dem Publikum die volle Wahrheit schuldig zu sein, nachdem auch anderweitige Informati­onen uns die außerordentlich traurige Wahrscheinlichkeit gebracht habe», dast das Leben unseres theueren Kronprinzen lange Zeit nicht mehr dauern wird.

Nach einem Bericht der Agentur HavaS soll Professor Kuß- maul sich dahin ausgesprochen haben, daß die Krankheit des Kron­prinzen schnell um sich greife und daß der Köiper im Innern in Auflösung begriffen sei; Prof. v. Bergmann habe ein ähnliches Gutachten der Kronprinzessin mitgelcilk.

Rundschau

Aus Stuttgart: Seine Königliche Hoheit Prinz Wilhelm von Württemberg ist im Namen nnd Anstrag Seiner Majestät des Königs nach Karlsruhe abgereist, um der feierliche» Bestat­tung Sr. Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden beizuwohuen. Seine Königliche Hoheit ist begleitet von dem Hofmarschall Frhrn. v. Plato und dem persönlichen Adjutanten Premierleut. Bieber.

In Obertiirhkeim fiel das dreijärige Töchterlein eines Bürgers, während die Mutter sich einen Augenblick entfernt hatte, in das zum Reinigen des Fußbodens mit heißem Wasser angefüll­te Gefäß und starb an den Folgen der erhaltenen Brandwunden.

Freudeilstadt, 26. Feb. Der bei der Beerdigung des ver­storbenen Bezirksfeldwebels Maienbergcr am 19. Februar schwer­verletzte Tuchmacher Steininger hat Aussicht, am Leben erhalten zu werden. Bei dieser Gelegenheit bemerken wir, daß nicht der Betcranenvcrein, sondern eine Abteilung des Militärvereins die Salven am Grab abgab.

Sulz a. N., 28. Febr. Seit acht Tagen vermißt man die 20jährige Tochter des Bäckers Vollmer von hier. Dieselbe hatte sich in einem Schwermutsanfall von Hause entfernt und konnte bis jetzt trotz aller Bemühungen noch nicht anfgesunden werden.

Cannstatt, 28. Febr. Gestern abend gegen 10 Uhr wurde der frühere Kutschereibesitzer Schwer von hier auf dem Heimweg vou Stuttgart nach Cannstatt auf der Berger Insel von zwei Strolchen angefalle», welche ihn seiner Barschaft berauben wollten, die er in einer Geldtasche unter dem Ueberzieher bei sich trug. Auf seine Hilferufe kamen zwei Männer herbei, worauf die Angreifer die Flucht ergriffen und ihm nichts eniwenden konnten. Auß r zerissenen Kleidern hat er keinen Schade» genommen.

Welzheim, 27. Febr. Die Zigeunerplage ist bei uns wieder einmal größer als je. An einer solchen Gesellschaft, -die in der Nähe von Steinenberg lagerte, scheute gestern das Pferd des Bauern Georg Lindaucr von Greuthos, welcher mit seinem Schliilcnfuhr- werk vom benachbarten Gsckwend heimkchrte. Der Schlitten kam mit deni Fuhrmann nnd dem unbändig gewordenen jungen Pferde zu Fall und letzteres zertrat mit seinen srischbeschlagenen Husen den Bauern so jämmerlich, daß an dessen Aufkommen gezweifelt wird.

Ravensburg, 27. Febr. Seit gestern sind in unserer Gegend die Staren als erste Frühlingsboten augekommen. Der Schnee liegt aber noch fußtief auf den Feldern.

Leutkirch, 27. Febr. Der Gutsbesitzer Kinzelmann von Jr- gazhosen, Gemeinde Winterstetten, hiesigen Oberamts, war dieser Tage in Krenzthal in den Waldungen am Fuße des schwarzen Grats mit dem Abführen von Sägblöckcn beschäftigt. An einer abschüssigen Stelle parierte eines der Pferde nicht mehr, wodurch der schwerbeladene Schlitten ans dem Geleise gedrängt wurde und im Nu in dem an dieser Stelle sehr liefen Schnee versank. Un­glücklicherweise gerieten hiebei die Heiden Tiere unter den Schlitten

nnd die Sägstämine, so daß cs nach unsäglicher Mühe und nach­dem sämtliches fast neues Gcschirrwerk zerschnitten war, gelang, dieselben wieder frei zu mache». Leider stellte sich nun heraus, daß eines der zusammen zu 1500 Mark gewerteten Pferde, und zwar eigentümlicherimise das oben liegende bereits i»> Schnee er­stickt war. Das andere Pferd konnte noch lebend nach Hanse ge­bracht werden, verendete jedoch ebenfalls 2 Tage nachher. Der Fuhrknecht, welcher sich nock im letzten Augenblick durch einen Sprung von dem gefährdeten Schlitten vom sicheren Tode rettete, kam mit einer leichten Verletzung davon.

In Essingeil verunglückte die Eehcfran des Handelsmannes Rauh dadurch, daß dieselbe während des Backens von Küchelchen einen Anfall von Epilepsie erlitt, hinstürzte, den Ofen umwarf nnd sich dabei so fürchterlich verbrannte, daß sie kurze Zeit da­rauf durch den Tod von ihrem Leiden erlöst wurde.

Karlsruhe, 29. Febr. Die feierliche Beisetzung des Prinzen Wilhelm fand unter großer Beteiligung der Bevölkerung statt. Nach dem Trauergebct in der Schloßkirche wurde der Sarg in den Leichenwagen gehoben und in feierlichem Zuge, der sich um zwölf Uhr unter dem Geläute aller Glocken in Bewegung setzte, nach der Stadtkirche abgeführt. Eine Abteilung Leibgrenadiere eröffnten den Zug, hieran schlossen sich die Dienerschaft des Ver­storbenen, die Kammerherrn nnd Junker; die Generale der badi­schen Armee trugen vor dein Leichenwagen die Orden des Ver­storbenen. Zn Seiten des sechsspännigen Leichenwagens befanden sich Kammerherreu und 4 Stabsoffiziere, welche das Bahrtuch trugen. Der Großhcrzog nnd die übrigen fürstlichen Herrschaften folgten im Wagen. Diesen schlossen sich die Flügeladjutanten des Prinzen, die Oberhof- nnd die Hofchargen, die Abgesandten der fremden Fürstlichkeiten, die Mitglieder des Staatsministeriums, die Präsidien des Landtags als Stellvertreter des kommandierenden Generals Gcnerallieutenant von PeterSdorff, die Generalität, die Vertreter der Stadt an. Eine Grcnadierabteilung schloß den Zug, bei dessen Eintritt in die Stadtkirche die Orgel spielte. Nach dem Choralgesang hielt der Prälat Doll die Trauerrede. Die Groß- herzogi» und die fürstlichen Damen wohnten der Trauerfeier auf der Hoftribüne bei. Nach der Trauerrede wurde der Sarg unter Kanonendonner-- und Gesang in die Gruft versengt, wo in An­wesenheit der höchsten Herrschaften die Leiche eingesegnet wurde. Der größte Teil der Geschäfte ist geschloffen, die Balkone auf dem Tranerwege sind schwarz verhängt, auf dem Marktplatz findet Trauerparade statt.

Frankfurt a. M., 29. Febr. Der Franks. Zeitung meldet man ans San Remo: Gestern nachmittag trat beim Kronprinzen ein Erstickungsanfall ein. Die Gefahr ist durch sofortiges ärztliches Eingreifen beseitigt.

In letzter Zeit wurde in der Gegend um Lienz, Thurn, Grafendorf nnd am Gaimbcrge in Tirol sogenanterschwarzer Schnee" beobachtet, der bekanntlich einer Unzahl kleiner Insekten seine Entstehung Verdankt.

San Remo, 29. Febr. Nach gestrigem Erstickungsanfall war die Nacht relativ befriedigend. Das Befinden hat sich wesen- lich verschlimmert.

In dem Kriminalgerichtshof von London ist am Mon­tag während der Vereidigung der Geschworenen die Decke zum Teil eingefallen, cs wurde jedoch niemand verletzt.

Die deutsche BrigantineApollo" lief am 24. v. Mon. im Hafen von Dover ein, nachdem sie in einem Sturm im Kanal die Anker verloren halte nnd auch sonst stark beschädigt worden war. Der Kapitän meldete, daß ein Matrose auf der Fahrt wahn­sinnig geworden war und deshalb bei Deal ans Land gesetzt wer­den mußte. In seinem Irrsinn hatte er sich zwei Finger abge­bissen.

Nom Nyassasee in Zentral-Afrika wird eine fürchterliche Grenelthat arabischer Sklavenhändler gemeldet: Tausende von Ein­geborenen, welche aus den Sklavenlagern entronnen waren, suchten Zuflucht nächst einer Lagune, welche von Schilfrohr und anderem Gebüsch umgeben war. Die Araber steckten das Schilfrohr in Brand nnd Hunderte kamen in den Flammen um. Wer sich zu retten versuchte, wurde niedcrgeschosse» oder gespießt. Viele stürz­ten sich in die Lagune, wo sie ertranken oder eine Beute vou Krokodilen wurden. Nur ein kleines Häuflein entkam. Die Araber griffen alsdann die Beitenstcrtion in Karnuga an. Die dortigen Europäer leisteten in ihrer verschanzten Stellungen 5 Tage Wicderstand, worauf brittenfrcnndliche Eingeborene Entsatz brach­ten und die Araber abzogen.