Dem Kaiser kam die Kunde, Durch raschen Botcnlauf:

ES heilt des Sohnes Wunde, Und Hoffnung leuchut auf." Da dringt zu feinen Ohren, DcS Unglücksraben Sang:

Auf immer ist verloren,

Der Stimme Heller Klang."

A

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H

K

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Der Kaiser spricht ergebenst Du Herr bist über mir;

Laß mir den Sohn am Leben,

Des Thrones künft'gc Zier.

Und bleibt der Fritz auch heiser,

Drum wantt das Reich noch nicht,

Mau hört den drntschen.,Kaiser,

Auch wenn er leise spricht."

Gedicht von Rudolph Baumbach.

WnLev dev Krnfenkwne.

Roman von H. von Ziegler.

(Nachdruck verboten.)

13 .

Er ergriff die Hand seiner Verlobten, welche es ruhig ge­schehen ließ doch es seinen ihr, als lege sich eine Bergeslast aus ihre stolze Seele. Weshalb halte sie zum zweiten Male zu einer Heirat ohne Liebeja" gesagt.

Vor dem Schlosse standen die festlich geschmückten Dorfbe­wohner nebst der Dienerschaft und alle schauten erstaunt auf das Paar, welches soeben mit einander in den Kreis trat.

Auch Professor Schönau war anwesend, er lehnte seitwärts an einem Baume, um den Empfang gleichfalls anzusehen, denn er hatte wiederum für die Sommerzeit Quartier in Sintorf ge­mietet.

Tief in Gedanken verloren starrte der Professor vor sich hin. Er sah abermals jene blauen Augen vor sich auftanche», die ihn damals in der Kirche bezaubert; er wußte, daß er vor ihnen hätte fliehen müssen bis ans Ende der Welt.

Und Graf Posau war ihr Gemahl? Jene Worte, die der Graf im Wutanfall des auSbrechenden Wahnsinns gerufen, klan­gen roch in SchönanS Herzen und wurden zum weithin leuchten­den Kainszeichen auf des Grafen Antlitz doch er war der Gatte jenes schönen und unglückliche» WeibcS!

Sie kommen," rief der Schullehrer,wer wird denn aber die Blumen überreichen?"

Die Nothofsbäuerin," erwiderte eine Stimme,sie hat den größten Hof und ist die reichste im Dorfe."

Nun denn, Frau Anna, nehmt rasch, hier sind die Gen- zianen," drängte der Lehrer,und dein Ueberreichen müßt Jlr sagen:Ihre Gnaden"

Schon gut, Herr Lehrer. Wert»' schon wissen, wie ich spre­chen soll, Eure Belehrung ist überflüssig."

No, das muß ich sagen, grob könnt Ihr sein, Frau, und führt Euren Namen nicht mit Unrecht," sagte der Lehrer verblüfft, den» seine Autorität hatte noch Niemans im Dorie anzugreifcn! gewagt.

In dein Auch Nbi'ck g ick ah t was h. sondertaxeS. Pro­fessor Schönau sah mchtulligeno zu der g.münden Bäuerin hin­über und diese wandte sich, rot und verlegen, zn dem Lehrer.

Nehmt's nickt übel, Herr Lehrer, rch bin nur zu einfältig, UM Eure schönen Worte zn sprechen," bat die wilce Anna sehr freundlich."

Jetzt wurde der Lehrer verlegen und sah s hr verblüfft ans bei der eigentümlichen Abbitte; aber die anderen Bauern ftuß u sich verstohlen an, weil fie noch nie erlebt Hallen, daß die witde Anna so freundlich sprach. Sie konnten jene» Blick des fremden Herrn nicht gesehen haben.

Immer lauter und jubelnder erklangen jetzt die Hochrufe der Versammlung; von der Straße her brauste ein leichter Landauer heran, gezogen von feurigen Isabellen, obenauf saßen Kutscher und Diener in der Posau'jche» Livree und aus dem Innern deS Wagens wehte ein Heller Dameuschleier.

Der Graf schien sehr befriedigt und meinte, zu seiner Ge­mahlin gewendet:

Morgen sollen die Leute ein Fest heben, Eva, dos ist guter, alter Brauch in. Sintorf!" Die junge Frau nickte beklommen;

es war ihr sehr ernst zn Mute bei dem Einzug. Die Zukunft erschien ihr recht trübe »nb nur mir vollster Selbstbeherrschung hielt sie den Mut ansrecht; daun schlug ste den Schleier zurück, nahm den Arm ihres Gemahls und stieg neben ihm die Freitreppe zum Schlosse hinan.

Ei» Murmeln der Bewunderung ging durch die Leute. So schön und mädchenhaft lieblich hatten sie sich die neue Herrin kaum gedacht und im Sturme nahm sie aller Herzen für sich ein.

Dann trat die wilde Anna zu den Herrschaften und über­gab den Blumenstrauß nur einigen schlichten Worten, wofür ihr die junge Gräfin die Hand reichte und so sreuudlich danlte, daß die Bäuerin ganz verwundert aufsah.

Da ist ja auch Professor Schönau," rief jetzt der Graf er­freut,willkommen in Sintorf; das freut mich wirklich, daß Sie schon hier sind.Liebe Eva, erlaube, Dir Herrn Professor Schöna» vorzustelle» meine Gemahlin."

Der Gelehrte verneigte sich tief, doch drüben sah ein schar­fes Fraucnauge wie er plötzlich erbleichte und die Lippen fest aus­einander preßte. Frau Anna war die scharfe Späherin. Ihr Blut drängle jäh zum Herzen, ein unerklärliches Angstgefühl pochte in den Schläfen uno preßte ihr die Kehle zusammen, denn Professor Schönau und die Gräfin grüßten sich mit einem ein­zigen laugen Blicke.

Graf Posau dankte nun den Leuten in einigen Worten für den herzlichen Empfang, sprach die Hoffnung aus, daß man auch ferner freundlich zusainmenhalten wolle und lud das ganze Dorf für den nächste» Tag zu einem frohen Feste ein, worauf nicht cnoendwollender Juoetruf die Herrschaften überschüttete, bis fie endlich im Innern des Schlosses verschwände».

Ach, mein verehrter Herr Prosessvr," hatte sich inzwischen der Graf an Schönau gewandt,Sie müssen unser erster Gast in Sintorf sein, nicht wahr, Eva? Wir bitten in einer halten Stunde um das Vergnügen."

Eva schritt am Arme ihres Gatten nun durch die Reihen der Gemächer, bis fie endlich in dem für sie selbst bestimn - ten Boudoir anlangten, w lchcs mit dem größten LuxuS ausgc- stattet war.

Von den Wänden fchimmerte blaßblaner Atlas hernieder, überall waren Erystalttue.wr angeerachl, Spiegel in gleichen Rah­men u.w eu. in o.n Fae,.cu d.s Reg, »Vogens schinnneruder Kron­leuchter sünuück.c» beit sec.lhaltlU Raum, in welchem die neue Her­rin sprachtos vor Staunen flille stand.

Egon," stammelte sie last scheu und griff dankbar nach der Hand des Galten,ich sah noch niemats etwas so Schönes >n meinem Leben."

Es ist für Dich, Eva, ,ür Dich ganz allein," ries er, zärt­lich ste au stch ziehend,Du bist die Herrin hier, aber Du sollst mich lieben, wie ich Dich liebe."

Seine heißen, zuckenden Lippen preßte» sich auf die ihrige» und wieder übertam sie jene seltsame Angst, welche das Vögel­chen vor der Schlange empfindet; regungslos lag sie in seinen Armen und nur ein schwaches Lächeln amworlete seinen Lieb­kosungen.

Endlich blieb Eva allein zurück, bitterlich schluchzend glitt sie in einen der blaue» Fauteuils; sie fühlte daß sie den Grafen fürchte seit jenem Ausbruch seiner Krankheit, als er sie wütend von sich gischleuderi. Aber dennoch mußte sie an seiner Seite ausharren, still und geduldig in Glück und Leid, wie sie damals am Altäre, geschworen. . . (Fortsetzung folgt.)

üteoakrion, Druck und Bertag von Bernhard Hofmann m Aütdba».