Wir sind bereit! Habt Jhr's gehört?

Weh dem, der unsern Frieden stört!

Ihr Nachbarn drängt uns nicht zum Streit, Wir sind bereit! Wir sind bereit!

Und flammt der Weltschlacht Wettcrschein, Wir fürchten nichts als Gott allein!

Nie haben wir den Krieg gesucht,

Dem Frevelmute stets geflucht,

Doch unser Fluch von Wall zu Wall Dröhnt er wie Eisenglockcnschall.

Es donnern die Geschütze drein;

Wir fürchten nichts als Gott allein!

öereil!

Und wenn die Slurmesglocke klingt,

Den Knabe» ManncSkraft durchdringt Ihr Weckruf macht die Alten stark,

Es greift dem ganzen Volk in's Mark. Das ist der Deutschen Art und Sein, Sic fürchten nichts als Gott allein!

Es grünt und blüht das Vaterland,

Wir pflügten es mit starker Hand;

Doch wenn den Saaten Unbill droht,

Leiht seine Pflugschar uns der Tod;

Und führt er sie in uns're Reih'»,

Wir fürchten nichts als Gott allein!

Halt treue Wache, Deutscher Aar,

Dein Flug ist stark, Dein Aug ist klar, Halt Wache! Rufe, wenn cs Zeit,

Wir sind bereit! Wir sind bereit!

Ein SiegeSjauchzen soll es sein:

Wir fürchten nichts als Gott allein!

Wnter der Arccfenkrone.

Roman von H. von Ziegler.

(Nachdruck verboten.)

11 .

Ich vernahm das Unglück," erwiderte der Professor teil­nehmend,denn ich kenne Graf Posau von Sinlors her, wo ich im Sommer für einige Wochen wohne. An seinem Hochzeitstage gratulierte ich ihm noch; er besitzt einen jähzornigen, mißtrauischen Charakter."

Ja, das weiß ich," nickte der General grimmig;meine Tochter ist allein an dem ganzen Elend schuld, denn sie redete Eva so lange zu, bis diese Ja sagte und den Grafen heiratete. Mit Ihrem Bruder wäre mein Lwbliug glücklicher geworden, denn er liebte sie aufrichtig."

So war Graf Posau Viktors Nebenbuhler?" frng der Professor und er fühlte plötzlich eine eisige Kälte durch sein Herz ziehen, seine Hand hielt lrampfhast die Stuhllehne.

Ja," eulgegnete der General,am Tage vor der unseligen That ermutigte ich Oelzen »och, seine Bewerbung um Eva forl- zusctzen und versprach, ihm zu helfen, damit Graf Posau ihn nicht ausstcche. Was dann geschah, weiß Niemand, ausgenommen der Tote selbst."

Wer weiß, ob nicht auch noch ein Lebender in die un­selige That eingeweiht ist," murmelte Schönau lautlos vor sich hin, dann erhob er sich.

Wenn Sie erlauben, Herr General, suche ich Sie auf, so­bald meine Geschäfte erledigt sind."

Draußen schritt Friedrich Schönau wie ein Trunkener dahin; die Worte des allen Herrn waren wie ein Blitz tuieingefahren in das Dunkel, welches noch über Viktors Tode ver> reitet war.

War cS denn möglich? Sollte oer Professor durch einen Zufall Näheres erfahren über das Geheimnis, w lches er damals nicht berühren durfte!

Und außerdem hatte er heute von Neuem in jene Frauen­augen geblickt, die ihm schon damals die llhuhe geraubt! Sie war die Gemahlin eines anderen Mannes und vom Schicksal schwer geprüft.

Betäubender Syringenduft wogte um ihn her, lichte Sonnen­strahlen glitten über Wi,seu und Hecken; er sah es nicht, er hörte nicht den jubelnden Lerchensaiig droben in der Lust, unreine bren­nende Frage zerriß seine wunde Seele:

War er es, der meinen armen Viktor so feig und erbärm­lich mordete?"

Vor dem grausigen Verdachte hielt keine Beschwichtigung stand, Schönau mußte Gewißheit haben.

Er ging in das Ossizierscasino, um den Castellan auSzu- forschen über die unbedeutendsten Einzelheiten jenes verhängnis­vollen Tages, doch der Mann war gestorben und seit Neujahr ein neuer im Amte.

Auch Oelzens ehemalige Wirtin wußte nichts über die That zu berichten und so zerfielen die eben erst begonnenen Nachfor­schungen des Professors sogleich wieder in nichts.

Endlich wurde es Zeit, in die Villa Waldheims zurückzukehren.

Es zog den Professor mächtig nach jenen schönen Augen, die so viel geweint hatten und eben gerade deshalb gefährlich waren als andere, übermütig funkelnde.

Im Gartensalon trat ihm Gräfin Eva lächelnd entgegen.

In weichen Falten umgab ein fliederfarbenes Cachemirkleid ihr schlanke Gestalt Evc ließ sich nieder und bot dem Gaste eben­falls einen Sessel.

Haben Sie .ch di Stadl angesehen?" fuhr sie fort.

So viel ick Zeck hatte, Frau Gräfin; ich war aus dem Kirchhofe."

Sie erzählten, wenn ich nicht irre, ein Bruder von Ihnen läge hier begraben."

Gewiß, Frau Gräfin, Sie kannten ihn auch. Viktor von Oelzen war mein Stiefbruder."

Was Sie sagen, Herr Professor," siel die junge Frau ihm erstaunt ins Wort,ich haue Lieutenant von Oelzen sehr gern. Er tanzte viel mit mir und wir waren stets heiter zusammen. Er muß damals bald nach unserer Abreise gestorben sein; es war zu traurig!"

Schönau biß die Lippen zusammen, doch er schwieg. Wes­halb sollte er ihr sagen, daß der Tote als das Opfer eines Schur­ken, als Selbstmörder geendet hatte.

Eme Panse entstand, dann hob Eva die blauen Augen frei­mütig zu ihm auf und sagte:

Nun weiß ich weshalb mir schon damals in der Kirche Ihr Gesicht anfsiel, Herr Professor. Sie sind Ihrem Herrn Bruder ähnlich. O, nun freut es mich doppelt, Sie kennen ge­lernt zn haben, wir können dann von dem Toten reden und ich will Sie trösten."

Zögernd kamen die letzten Worte über ihre roten Lippen der seltsam leuchtende Blick des Professors machte sic bestürzt und doch wußte sie nicht weshalb,

Ich danke Ihnen, gnädige Frau. Nun freut es mich dop­pelt, Sie im Sommer wiedcrzusehen, wenn ich mit meinem Groß- mütterchen nach Sintorf komme. Glauben Sie mir, die gute, alte Frau ist mein einzigster Trost sonst stände ich ganz ver­lassen aus der Welt."

(Fortsetzung folgt.)

üicdakuon, Druck und Berlag von Bernhard Hojmann m Mlddao.