Las neue Wehrgesetz.

DaS neue Wehrgesetz warte von dem Kaiser am I I. d. Mts. vollzogen und ist »»»mehr i» Kraft getreten.

Obwohl der wisertliche Inhalt desselben durch die erst kürz­lich statigefnnoene» Neichstagsverhaudlnugen bekannt sei» dürfte, so teile» wir doch bei der Wichtigkeit desselben lür einen große» Teil unserer Lcs r in Nachstehendem eine anSzüglichc Zusam- mensicllnug des Gesetzes und der militärischen AuSführnugsbc- sliuiutunge» hier mit.

Während bislrr j der wehrfähige Dmtsche 7 Jahre laug dem stehende» Heere und 5 Jahre der Landwehr anzng'hören, also im ganzen 12 Jahre z» diene» hatte, ist dies nach dem Gesetz vom II. d. Mts. dahin erweitert worden, daß er 5 Jahre der Landwehr I. Aufgebots und sodann bis zur» 31. März des Jah­res, in wilchem er das 39. Lebensjahr vollendet, der Landwehr II. Aufgebots anzugehören hat; die Dienstzeit ist sonach aus wei­tere 6 Jahre, im ganzen also auf 18 Jahre verlängert worden. Die Landstnrmpflicht, welche seither mit dem 42. Lebensjahr en­dete, währt jetzt bis zur Vollendung des 45. Lebensjahres.

Der Eintritt in die Landwehr I. Aufgebots erfolgt nach ab- geleistcter Dienstpflicht in der Landwehr II. Aufgebots; für Er­satzreservisten, welche geübt haben, nach abgeleisleter Ersatzreserve- Pflicht, also nachdem sie lat Jahre lang der Ersatzreserve ange­hört haben.

Die Angehörige» der Landwehr II. Aufgebotes dürfen im Frieden zu Hebungen und Kontrollversammlnngen nicht herunge­zogen werde», sie könne» alle Meldungen beim Verziehen u. s. w. auch von den Familienangehörigen erstatten lasst». Zur Aus­wanderung gebrauchen sie im Frieden keiner Erlaubnis, sind je­doch verpflichtet, von ihre' bevorstehenden Auswanderung der zu­ständigen Militärbehörde Anzeige zu machen.

Die Versetzung aus der Landwehr I. Aufgebotes bezw. ans der Ersatzreservc in die Landwehr II. Aufgebotes erfolgt im Frie den bei den Frühjahrs-Kontrollversammlnngcn. Diejenigen Mann­schaften, deren Dienstzeit in der Landwehr I. Aufgebotes in der Zeit vom 1. April bis 30. September ablänft, treten bei den Herbst-Kontrollvcrsammlungen des betreffenden Jahres zur Land­wehr II. Aufgebotes über.

Die Trennung der Ersatzreserve in I. und II. Klasse hört auf. Die' bisherigen Angehörigen der Ersatzreservc II. Klasse werden nunmehr Angehörige des Landsturmes I. Aufgebotes; die­selbe» treten mit dem 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie das 39. Lebensjahr vollenden, zum Landsturm II. Aufgebotes über. Die bisherigen Ersatzreservisten I. Klasse ge­hören nunmehr zu den Mannschaften des Beurlaubtenstandes; die­selben werden von jetzt ab alljährlich einmal und zwar im April zu den Kontrollversammlnngen herangezogen werden. Sic sind im Frieden nur noch zu 3 Hebungen verpflichtet, von denen die erste 10 Woche», die zweite 6 Woche», die dritte 4 Wochen dauert, und soll die Heranziehung zur ersten Hebung in der Regel inner­halb eines Jahres vom Tage der Ueberwcisung zur Ersatzreserve statlfindcn, auch soll der Gestell nngstag zur ersten Uebung ihnen bis zum 15. Juli bekannt gemacht werden.

(Fortsetzung folgt.)

N uAd s ch a u.

Die letzten Nachrichten über das Befinden Seiner Maje­stät des Königs lauten: Die vergangene Nacht war wiederum un­ruhig; das Fieber geringer, der Kräftcznstand indessen noch nicht besser.

Stuttgart, 17. Febr. Gestern nachmittag richteten zwei Ar­beiter in einem Hause der Guttenbcrgstraßc hier ein elektrisches Läutewerk ei», wobei einer derselben aus einem Zimmer eine gol­dene Uhr mit Kette im Wert von 240 stahl. Der Thäter wnrde gestern abend noch festgenomme»; die Uhr ist beigebracht.

Aalen, 15. Febr. Gestern nachmittag wnrde zum Schluß des Faschings durch die hiesigen Vereine öffentlich anfgeiührt: Allgemeiner Völkerkongrcß oder der Wcltfriede. Der imposante Festzng bestand aus 21 Gruppen, darunter auch die verschiedenen Friedensstörer (Louise Michel, Schnäbelc, Most, Kaulbarsch), welch letztere vom Schiedsgericht zu komischen Strafen verurteilt wurden. Obgleich die Znschancrmcnge von hier und auswärts außerordentlich groß war, verlief das Ganze ohne jegliche» Unfall.

Von der Eyach, 16. Febr. Der 80 Jahre alte Maurer Konrad Stingel von Dürrwangen wurde am Aschermittwoch früh im Mühlkanal in Dürrwangen ertrunken ausgefunden. Der Ver­sterben? ist bei Nacht barfuß aus der Taglöhner Christian Kreti­

schen Wohnung fortgegangen, in welche er von der OrtSarmen- behörde eingewiesen war, und hat den früher zum öfter» kundge- gebcnen Entschluß, sich das Lebe» zu nehmen, ansgeführt.

Langenburg, 15. Febr. Ein aus seinem bisherigen Dienst znrückgekehrtcr Bauernsohn von Dünsbach wnrde von seinem Vater wegen Geldverschwendung etwas hart angelasscn. Der Sohn ging abends mit der Erklärung: Ihr seht mich heute znm letztenmal! ans und davon, kaufte sich im nächsten Laden einen Strick und war und blieb seither verschwunden. Man streifte nach ihm, aber bisher vergeblich.

Oderdorf bei Bopstngen, 16 Febr. Gestern mittag besuchte ein Handwerksbursche eine hiesige Wirtschaft, wo außer dem Wirt nnmand anwesend war. Während letzterer auf einige Minuten das Zimmer verlnß, nahm der Handwerksbursche eine aus einer Cigarrcnschachtel Heraushängenge goldene Kette mit der daran be­findliche» Uhr. Als er die Wirtschaft verließ, war die Kette noch teilweise an ihm sichtbar, so daß cs ein eben vorüberfahrender Mann gewahr wurde, der den Wirt alsbald darauf aufmerksam machte. Dieser Sprang auf den Strolchen los, faßte ihn am Kragen und überbrachte ihn dem Schnltheißenamt, wo man bei ihm auch den schon vor einigen Woche» vermißten Ortsstempel von Etimpfach, eine silberne llhr, niedrere Papiere, auch einen Versatzschein von einer silbernen Uhr aus Dinkelsbühl und mehrere goldene Ringe vorfand. Nachdem man ihm die Gegenstände ab- genommcn, wurde er gefesselt dem Oberamtsgericht NereSheim zugeführt.

Eine Witwe in Hcldcnfingen bei Heidenheim saß eine Arreststrafe wegen Bettels ab. Wahrend dieser Zeit wurden dem armen Weib 2000 aus ihrer Wohnung gestohlen.

Chemnitz wird seit einigen Tagen von einer Typhusseuche hcimgesucht. Von dem dort garnisonierenden Infanterieregiment sollen etwa 150 Mann erkrankt sein, auch wurden innerhalb der Bürgerschaft zahlreiche Erkranknngsfälle an Typhus festgestellt.

Wie aus Freistadt (Bayern) gemeldet wird, machte ein ehemaliger Ziegelmeister seinem Leben dadurch ein Ende, daß er ein altes Gewehr lud und hierauf seinem 4 Jahre alten Söhnchen befahl, da ihm ein Zündhütchen fehlte, ein brennendes Licht an den Zündstijt der Flinte zu halten. Als das Kind dem Gewehr mit der Flamme des Lichtes nahe kam, »ahm der Mann die Mün­dung des Laufes in de» Mund, der Schuß ging los und mit zer­schmettertem Kopfe siel der Mann zum Entsetzen des Kindes tot nieder.

In dem eine Stunde von Wildbad-Gastein entfernten Böck- stein sind infolge des außergewöhnlichen Schneefalls furchtbare Schneelawinen von den Bergen herabgerollt und habe» nebst mehr­eren Heustadeln auch drei Häuser ganz verschüttet. In dem Hause des alte» Böcksteiner Briefträgers Schaltauer saßen dessen Weib und Kinder bei Tische, als sich die Lawine mit furchtbarer Wucht über das Haus stürzte und dasselbe ganz verschüttete. Das Weib und die Kinder wurden durch den Luftdruck unter den Tisch ge­schleudert und konnten nachher gerettet werden.

Mittwoch vormittag kam von Basel, nach Leipzig bestimmt, eine Kiste, angeblich niit Kuchen gefüllt, im Zollhof in Frank­furt a. M. an. Die Kiste erregte Verdacht, und als man sie öffnete, fand man in derselben allerdings oben einen Kuchen, aber unter und in demselben eine große Menge ZeitschriftenSozial­demokrat",Freiheit" re. Die Sendung wurde beschlagnahmt-

In Mönchenstein (Baselland) legte in einer der letzten Nächte ein Brand eine Anzahl Häuser in Asche. Der Schaden wird ans 100 000 FrcS. geschätzt.

Letzten Samstag abend wurden oberhalb des Dorfes Trimbach (Solothurn) zwischen dem Hauensteintnnnel und dem Steaßendnrchbruch unmittelbar vor dem Durchfahren des von Basel um 10 Uhr 25 Min. kommenden Zuges drei dicke Bretter von verbrecherischer Hand auf das Geleise gelegt. Glücklicherweise gelang das beabsichtigte Verbreche» nicht, indem der Zug die Bret­ter zerschnitt, statt ^u entgleisen.

Ein schrecklicher Unfall ereignete sich am 14. ds. am Broadway in Brooklyn gegenüber von New-Aork. In dieser Straße wird gegenwärtig eine Hochbahn gebaut, und während einige eiserne Balken mittels eines schweren DampfkrahnenS hinauf­gezogen wurden, stürzte letzterer sowie die Balken mit fürchterlichem Krachen auf einen darunter vorbeifahrendcn Tramwagen, der fast gänzlich zerschmettert wnrde. Von den 25 Insassen des Wagens wurden 4 auf der Stelle getötet und 15 trugen Verletzungen davon, einige so erhebliche, daß ihr Wicderanfkommen bezweifelt wird. Die Pferde des Wagens wurden ebenfalls getötet,